Handwerk im Sommer vom 14. Juni 2000 - page 4

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Es ist tatsächlich „eine Mühle am rauschenden Bach“, die idyllisch vor dem kleinen Ort Weiters-
bach bei Rhaunen imHunsrück liegt. Man fühlt sich in die gute, alte Zeit zurück versetzt. Dass sich
hinter der Idylle eine gehörige Portion Arbeit verbirgt, erfährt man, wenn Müllermeisterin Karin
Müller-Lorenz von ihrem Berufsalltag erzählt. Sie arbeitet in einem von 23 Meisterbetrieben im
Kammerbezirk.
Daniela Müller-Lorenz ist eine der wenigen Müllermeisterinnen in Deutschland
Müller in der 5. Generation
„Seit meiner Kindheit wollte ich die Familien-
tradition fortführen undMüllerin werden. Und
nun sind „die Müllers“ schon in der 5. Gene-
rationMüller“, erzählt die Meisterin. Ihre Leh-
re absolvierte sie von 1984-86 im elterlichen
Betrieb und in der größeren Rumpfmühle in
Gensingen. 1989 legte sie vor der HwK in
München ihre Meisterprüfung ab. „Die Aus-
bildung ist vielseitig und interessant“, sagt
Karin Müller-Lorenz. Sie erinnert sich noch
genau an die Vorbehalte, die einige hatten, als
sie die Lehre begann: „Viele waren der Mei-
nung, dass es sich um einen Beruf ohne Zu-
kunft handele, nur noch große Mühlen sich
behaupten können“. Die Zweifler hat die Mül-
lerin längst eines Besseren belehrt, ihre Wahl
hat sie nie bereut.
Direktverkauf im Mühlenladen
„Da eine kleine Mühle (unter 200 t Jahres-
vermahlung) wie unsere natürlich nicht mit
den Großen konkurrieren kann, haben wir uns
auf einen anderen Kundenkreis als jene kon-
zentriert“, erklärt die Müllermeisterin. „Die
Abnehmer sind nicht Großhändler sondern
ortsansässige Bäcker und Privatleute.“
Nach der Meisterprüfung begann Karin Mül-
ler-Lorenz deshalb stärker diese Klientel ins
Blickfeld zu fassen: ihren Vater Paul Müller
und Ehemann Ulrich Lorenz konnte sie vom
Trend hin zu vollwertiger Ernährung überzeu-
gen. Und sie behielt recht.
Produkte aus ökologischem Anbau
Die Bäckereien Jung in Simmern und Jost in
Idar-Oberstein beispielsweise backen heute u.
a. mit Vollkornmehlen „made by Müller-Lo-
renz“. Auch auf Bauernmärkten, bei Privat-
kunden, erhalten die Mehle reichlich Zu-
spruch. Heute bietet die Müllermeisterin in
ihrem „Mühlenladen“ Weizen, Roggen, Din-
kel und Hafer aus kontrolliertem Anbau an,
und das durchaus preiswert. Auch zahlreiche
Fertigmischungen, etwa fürVollkornbrötchen,
werden direkt in der Mühle verkauft – inklu-
sive Rezept. Vollwertnudeln und verschiede-
ne Müslisorten runden das gesunde Angebot
ab. Der Erfolg wird durch die Kunden bestä-
tigt: nicht wenige kommen aus Saarbrücken,
Frankfurt oder Mainz und verbinden den Ein-
kauf mit einem Ausflug in eine wundervolle
Landschaft.
Müllermeisterein Karin Mül-
ler-Lorenz hat mit ihremAnge-
bot genau den „gesunden Zeit-
geist“ getroffen. Zu den Kun-
den zählen nicht nur Bäcker
der Region Rhaunen im Huns-
rück, auch Privatleute aus Saar-
brücken oder Frankfurt.
Direkt vom Feld, aus kontrollier-
temAnbau, landet das Getreide in
der Mühle von Karin Müller-Lo-
renz, die „natürlich wasser-
betrieben wird“. Das Endprodukt
ist ein handwerklich hergestelltes
Mehl, dessen Herkunft auch auf
den Mehlsäcken zu lesen ist.
Dass selbstgebackenes Brot nicht unbedingt mit großem Arbeitsaufwand ver-
bunden ist, zeigt dieses Rezept für “Schnelles Dinkelvollkornbrot”; laut Karin
Müller-Lorenz “äußerst schmackhaft und ein wahrer Dauerbrenner”:
Zutaten:
1 kg Dinkelvollkornmehl, 1 Liter lauwarmes Wasser, 1 Pä. Frisch-
hefe, 3 Essl. Obst- oder Weinessig, 3 Teel. Salz, ½ Tasse Sonnenblumenkerne,
½ Tasse Sesam, ½ Tasse Leinsaat
Zubereitung
: Alle Zutaten in einer Schüssel gut verrühren, in zwei Kastenformen (30 cm) geben
und in den kalten Backofen schieben (keine Heißluft). Backofen auf 250°C einschalten, nach ¼
Stunde Backzeit Brot mit einem spitzen Messer einschneiden und Backofen auf 210°C herun-
terschalten.
Backzeit:
¼ Stunde 250°C, 1 Stunde 210°C
Genießen ohne Reue: Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes.Wie
können Bäckereien und Konditoreien die besonderen Wünsche von Diabeti-
kern noch besser erfüllen? Die Handwerkskammer Koblenz bietet Bäckern
und Konditoren am 6. September ein Weiterbildungsseminar zum Thema
„Diabetiker-Backwaren“ an. Von 18 bis 21 Uhr werden Lösungsansätze
beim Backen mit Zuckeraustauschstoffen und Süßstoffen erörtert.
Lebensmittelrecht und Kennzeichnung von Diätgebäcken sind weitere Schwerpunktthemen.
Es gibt Tipps zu Ansprache und Pflege der Kunden mit Diabetes.
Informationen und Anmeldung bei der HwK Koblenz, Tel. 0261/398-113, Fax: -990,
ternet:
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12
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