Handwerk im Sommer vom 14. Juni 2000 - page 11

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Sommer - Die Sonne lacht vom Himmel und
gerade jetzt merkt man, wieviel Energie in
ihr steckt. Sie zu nutzen liegt nah.
Solarthermie und Fotovoltaik machen´s
möglich.
Belohnt wird der Entschluss zu umweltfreund-
licher Technik auch finanziell: je nach Vorha-
ben schießt Vater Staat einen Teil zu. Auf
Solartechnik spezialisierte Handwerksbetrie-
be helfen bei Anträgen zur Förderung ebenso
wie bei der Planung und Installation von An-
lagen.Wertvolle Informationen dazu gibt auch
das Zentrum für Umwelt und Arbeitssicher-
heit der HwK Koblenz.
88% Energieeinsparung
Markus Exenberger aus Bad Neuenahr ist ei-
ner von vielen Handwerkern im nördlichen
Rheinland-Pfalz, der seinen Kunden die Mög-
lichkeiten der Solarenergie nicht nur in der
Theorie aufweist. In Kooperation mit einem
Architekturbüro und einem Holzbauunter-
nehmen hat er Passivhäuser entwickelt. Diese
sind u.a. mit thermischen Solaranlagen aus-
gestattet. Bei der Solarthermie wird die wär-
mende Wirkung der Sonne im Gegensatz zur
Fotovoltaik, die zur Stromgewinnung einge-
setzt wird, unmittelbar genutzt. Trinkwasser
oder die Heizung können beheizt werden. Im
Vergleich zu herkömmlicher Bauweise wird
so rund 88% Primärenergie eingespart. „Wir
wollten einfach einmal zeigen, dass Passiv-
häuser standortunabhängig und auch aus öko-
nomischer Sicht realisierbar sind“, kommen-
tiert Markus Exenberger das Projekt. Die Ge-
bäude können übrigens im Rahmen der
„Bauherrentage“ am 17. und 18. Juni im Bad
Neuenahrer Stadtteil Heimersheim genau un-
ter die Lupe genommen werden.
Vielfältige Fördermöglichkeiten
Bei „Viva Solar“ in Andernach ist man zu-
frieden mit der staatlichen Förderung der
Solartechnik. Die Gründe dafür: „Durch das
Gesetz über erneuerbare Energien vom 1.April
dieses Jahres hat sich die Auftragslage im
Die „Selbstversorgung“ mit Strom und Warmwasser gewinnt an Bedeutung - Handwerker helfen
Bereich der Fotovoltaik erheblich verbessert“,
erklärt Jock Schmitz-Rech vonViva-Solar, „es
lohnt sich für den Kunden einfach, die Anla-
gen zu installieren, wenn man pro ins Netz
eingespeiste Kilowattstunde Strom 99 Pfen-
nige erhält“. Zusätzlich kann man über lang-
fristige Kredite in den Genuss der Förderung
durch das 100.000-Dächerprogramm der Bun-
desregierung kommen. Weil sich die Anlagen
durch Förderprogramme rentieren, ergeben
sich auch für Handwerksbetriebe wieViva-So-
lar neue Möglichkeiten: „Wir kooperieren be-
reits mit der Stadt Andernach. Vor allem auf
brachliegenden Dächern öffentlicher Gebäu-
de sollen demnächst Großanlagen Strom lie-
fern“, so Jock Schmitz-Rech.
Entwickelt in Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern und Architekten via Computer das
energiesparende Passivhaus: Markus Exenberger in seinem Bad Neuenahrer Handwerksbe-
trieb setzt auf Energiesparkonzepte im Hausbau.
aktuelle Weiterbil-
dungsangebote
der
HwK Koblenz zum
Thema:
„Gebäude-Energie-
berater im Handwerk“,
„Fotovoltaik“, Zertifikat „Solarteur“-
Fachkraft für umweltschonende Energie-
technik. Info-Tel.:0261/398-655 oder
Infos zur
Förderung
durch das Land
Rheinland-Pfalz
gibt auch das
Ministeri-
um für Wirtschaft, Verkehr, Landwirt-
schaft und Weinbau
, Tel.: 06131/162110,
e-mail:
Kein Stab, sondern ein 2,30 Meter hoher Marmorblock fungiert bei der großen Sonnenuhr am
Diezer Lahnufer als „Gnomon“, als Zeiger und Schattenwerfer.
Ein schöner vorsommerlicher Tag. Auf den
Wiesen an der Lahn tummelt sich eine Schul-
klasse. „Spielgerät“ sind im Halbkreis ange-
ordnete Steinwürfel. Hocker aus Stein? Nein,
denn eigentlich sind die steinernen Quader
Teile einer großen Sonnenuhr, die sich 1979,
zu ihrem 650. Geburtstag, die Stadt Diez sel-
ber schenkte, entworfen und ausgeführt von
Karl-Ludwig Schang, Steinmetz- und
Bildhauermeister, dessen Familie seit 1912
hier Steine bearbeitet.
Mathematik und Handwerkskunst
Die Sonnenuhr am Lahnufer ist der größte,
aber nicht der einzige “solarbetriebene” Zeit-
messer aus der Werkstatt Schang. “An den
Sonnenuhren hat mich gereizt, Mathematik
mit künstlerischer Gestaltung und handwerk-
licher Ausführung zu verbinden”, erzählt der
Steinmetzmeister und erläutert, während wir
zu einigen seiner Sonnenuhren fahren, die in
privaten und öffentlichen Gärten von Diez Zeit
anzeigen (eine steht gar im isländischen
Rejkjavik, hoch in Europas Norden), fachkun-
Die Sonnenuhren aus der Diezer Steinmetzwerkstatt von Steinmetzmeister Karl-Ludwig Schang
dig deren Konstruktionsprinzipien.
Auf den Grad gebracht
Damit eine Sonnenuhr genau funktioniert,
muss sie exakt auf den Längen- und Breiten-
grad ihres Standortes zugeschnitten sein. 15
Längengrade entsprechen einer Stunde (der
Erdumfang = 360 º : 24 Stunden, ein Längen-
grad = 4 Minuten). Die Mitteleuropäische Zeit
beginnt beim 15º östlicher Länge (= Görlitz);
in Diez, also 7º westlich davon, erreicht die
Sonne um 12.28 Uhr ihren Höchststand, we-
gen der Mitteleuropäischen Sommerzeit muss
eine Stunde hinzugerechnet werden. Auf dem
Diezer Friedhof zeigt Schang eine Würfel-
sonnenuhr aus kristallinem Marmor, seinem
Lieblingsstein. 16 Uhr? Ein Blick auf dieArm-
banduhr beweist, dass die „sonnenbetriebene”
steinerne Schwester richtig geht. Geringe
Abweichungen ergeben sich durch die ellip-
senförmige Bahn der Erde um die Sonne. Aber
wer wird schon mit Minuten geizen, wenn ihn
der Stein von Schangs Uhren an die Ewigkeit
gemahnt!
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