Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 3

Theater, Theater ...
Up to date
Handwerk bedeutet im-
mer auch Wandel, Vor-
antreiben technischer
Entwicklungen, Anpas-
sung an die Wünsche
und Bedürfnisse der
Kunden. Besonders
deutlich wird das beim
„Handwerk rund um
Gedrucktes“:
Zwischen dem Schrift-
setzer aus Gutenbergs
Zeit und heutigem
Drucken liegen die
Welten von Di-
gitaltechnik, Aus-
belichtung, Offset- oder
Siebdruck
(links)
. High-
tech mit schwindelerre-
gender Geschwindig-
keit, entstanden, weil
Handwerker immer
daran weitergearbeitet
Johannes Gutenberg,
dessen 600. Geburtstag
in diesem Jahr gefeiert
wird, machte Gedruck-
tem richtig Dampf durch
die Erfindung des Buch-
druckes mit beweg-
lichen Lettern.
„Handwerkskiste“ heißt ein
Buch mit Holzschnitten der
Bildhauerin und Holzschnei-
derin Editha Pröbstle, das
unter alten und neuen Hand-
werksberufen auch die
Buchbinder vorstellt.
als Jahrgangsbester zum Leistungswett-
bewerb der Handwerksjugend auf Lan-
desebene weiter. Dort marschierte er
gleichfalls auf der Siegerstraße und ernte-
te beim Bundeswettbewerb mit dem 5.
Platz einen beachtlichen Erfolg. Gegen-
wärtig hat er die Druckerkluft für ein paar
Monate abgelegt, verrichtet in einem
SeniorenheimseinenZivildienst. „AmAn-
fang dachte ich, das sind verlorene Mona-
te, aber mittlerweile sehe ich das anders,
man sammelt dabei doch eine ganzeMen-
ge wichtiger sozialer Erfahrungen.“ An
diesem Abend ist er zum Fototermin in
seinen Lehrbetrieb zurückgekehrt. Fo-
tografenmeisterin
Petra Camnitzer
hat al-
les für die Aufnahmen vorbereitet, und
dann heißt es: Lächeln, insgesamt zwan-
zigmal: einmal als historischer Buchdruk-
ker mit Setzschiff und Winkelhaken, ein-
mal als moderner Sieb-
drucker mit Keyboard.
„Das artet ja echt in Arbeit
aus!“
Dann ziehen wir weiter in
die nun stille Druckhalle. Ob-
jektfotografie: die große Sieb-
druckstraße, schließlichdie gute alte
Heidelberger Kniehebel-Presse
(rechts)
, heute in der Werkstatt v.a.
zum Stanzen kleiner Formen ge-
braucht.
Wer die Zeiten Gutenbergs für das Titel-
foto von
HANDWERK SPECIAL
zum
Leben erwecken will, muss nicht Theater
machen, aber doch dorthin gehen, genau-
er: im Theaterfundus nach den rechten
Ausstattungsstücken suchen. Ein wenig
dämmrig ist’s in der großen Halle im
Koblenzer Industriegebiet, fast ein
bisschen unheimlich und gespenstisch.
Sind es Puppen, die da in der Ecke lehnen,
oder menschliche Gestalten, die darauf
warten, lebendig zu werden? Die (Thea-
ter-)Geschichte(n) nacherleben könnten?
Vielleicht als römische Legionäre, mittel-
alterliche Landsknechte, schmucke Offi-
ziere aus k.u.k.-Zeiten? Die als Carmen
oder Königin der Nacht bezaubern? Der
Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Trug ein Buchdrucker vor 500 Jahren
Kniebund- oder Pumphose?Wer dieWahl
hat, hat die Qual. Das trifft hier ganz
besonders zu. Wir entscheiden uns für ein
aufwendig gearbeitetes „Kleid“ mit üppi-
gen Ärmeln, repräsentativ und doch nicht
so fein gemacht, dass ein Drucker nicht
darin gearbeitet haben könnte. Der Druk-
ker, der sich mit Hilfe des Kostüms Jahr-
hunderte zurückverwandeln wird, ist so
jung wie erfolgreich:
Stefan Heuser
aus
Kammerforst. Im vergangenen Jahr
schloss er seine Lehre als Siebdrucker bei
Kreye Siebdruck
in Koblenz ab und reiste
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...24
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