Handwerk Special Nr. 62 vom 5. Juni 1998 - page 22

Nachrichten der
Handwerkskammer Koblenz
5. Juni 1998
Seite 3
Ein großer Tag für die
Stadt Sarajevo, der denWie-
deraufbauunddieBelebung
der Wirtschaft in Bosnien-
Herzegowina voranbringt:
Carl-Dieter Spranger, Bun-
desminister für wirtschaft-
liche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ), eröff-
nete in Gegenwart des deut-
schen Botschafters Graf
Hennecke von Bassewitz
und der Präsidenten der vier
Kantone Mosta, Tuzla,
Zenica und Sarajevo das
Projektbüro von HwK Ko-
blenz und Allgemeinem
Verband selbständiger Un-
ternehmer von Bosnien und
Herzegowina.
In seiner Ansprache hob
Bundesminister Spranger
die langjährige guteZusam-
menarbeit mit der HwK in
Bulgarien und mehreren
asiatischen Staaten hervor.
Ihr verläßliches Engage-
ment für die mittelständi-
sche Wirtschaft komme
nicht nur den Menschen in
den Entwicklungsländern
zugute, sondern wirke sich
auch positiv auf das deut-
sche Handwerk aus. Diese
Kooperation werde auch in
Zukunft weitergeführt.
Die Sonne lachte über
demFlughafenHahn/Huns-
rück, als sich fast 150 Un-
ternehmen aus Rheinland-
Pfalz im Seminarzentrum
„Hahn Campus“ zum Au-
ßenwirtschaftsforumRhein-
land-Pfalz trafen. Sonnige
Aussichten verhieß Staats-
minister Rainer Brüderle,
der die Wirtschaftsregion
Lateinamerika als die große
Zukunftschance für die ex-
portorientierte Wirtschaft
des Landes empfahl. Von
Konjunkturschwäche oder
Krise amStandort Deutsch-
land war an diesem Tag
nichts zu spüren.
Der rheinland-pfälzische
Wirtschaftsminister beton-
te, daß die Länder Latein-
amerikas ein stärkeres En-
gagement Deutschlands ge-
rade im Bereich Umwelt-
technologiewünschten. Die
Vereinigung Deutschlands
und das Engagement Rich-
tung Osten habe Kräfte der
Wirtschaft gebunden; jetzt
gelte es wieder Boden gut-
zumachen. Der heimischen
Wirtschaft stehe das För-
derinstrumentarium für die
Außenwirtschaft zurVerfü-
Planung und technische
BauleitungdesProjektbüros
in Sarajevo lagen bei der
HwK Koblenz.
Zur Feier, die vier nationale
Fernseh- und mehrere Ra-
diosender übertrugen, wa-
ren mit dem Minister Ver-
treter aus Bundesinnenmi-
nisterium und BMZ ange-
reist. Auch eine Bundes-
wehreinheit der SFOR-
Friedenstruppe nahm daran
teil. Junge Menschen aus
Sarajevo, die in ihrer Lan-
destracht erschienenwaren,
überreichten Spranger ein
Gemälde der historischen
Brücke von Mosta.
DasHwK-Projektbürodient
als Anlauf- und Koordinie-
rungsstelle für den Einsatz
von Kurzzeitexperten in
Bosnien und Herzegowina.
Sie unterstützen und stär-
ken den Allgemeinen Ver-
band selbständiger Unter-
nehmer beimAufbau seiner
Bundesminister Spranger eröffnet HwK-Projektbüro in Sarajevo
Organisationsstruktur, da-
mit er zu einem leistungs-
starken Interessenvertreter
und Dienstleister für Hand-
werk und Kleinunterneh-
men in Bosnien und Herze-
gowina wachsen kann.
Informationen
bei der
Ost-West-GmbH der
HwK, Tel.: 0261/398-126,
Fax: -997, e-mail:
Internet:
Das öffentliche Interesse war überaus groß, als Bundesminister
Carl-Dieter Spranger (4.v.r., neben HwK-Mitarbeiter Hans-Joachim
Benner) das Prjektbüro in Sarajevo eröffnete.
Außenwirtschaftsforum: Zukunftschance Neue Medien und Umwelttechnologie
gung,vonDelegationsreisen
und Symposien bis hin zu
Messeförderungs-, Bera-
tungs- und Exportgarantie-
programmen.Minister Brü-
derle: „WirRheinland-Pfäl-
zer müssen in Lateinameri-
ka dabei sein!“ Konkret
wurde dieser Appell in den
Foren.ImMittelpunkt:Neue
Medien und deutsche Um-
welttechnologien.
Wer auf den Märkten der
WeltFußfassenwill,kommt
am Internet nicht mehr vor-
bei. Schon heute erfolgen
Ausschreibungen über den
Daten-Highway, Firmen su-
chen ihre Zulieferer online
im weltweiten Datenbe-
stand. Umgekehrt lassen
sich hier wichtige Informa-
tionen über ferne Wirt-
schaftsräume und die An-
Delegation aus Vietnam bei HwK
Während seines Studiums
hat er an der Entwicklung
von Teleskopen für die
Raumfahrtgearbeitet,heu-
te ist er Generaldirektor
beimvietnamesischenMi-
nisterium für Wissen-
schaft, Technologie und
Umwelt: Dr. Nguyen Huu
Thien. Mit einer Delegati-
on des Direktorats für
Zertifizierung und Stan-
dardisierung (STAMEQ)
besuchte er die HwK.
Für Dr. Thien ist die HwK
mit ihren Kompetenz-
zentren längst eine Top-
Adresse, geht es um For-
schung und Einsatz von
High-Tech in mittelstän-
dischenBetrieben.Mit der
HwK arbeitete er beim
Aufbau eines Ausbil-
dungszentrums in Hanoi,
seiteinemJahrwerdendort
vietnamesische Metall-
bauer ausgebildet. Die
HwK unterstützt mit die-
ser Bildungseinrichtung
denAufbaudeswirtschaft-
lichen Mittelstandes. Ge-
fördert wird das Projekt
durch das Bundesministe-
rium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Ent-
wicklung.
„Besonders beeindruckt
mich das Laserzentrum
unddieWasserschneidan-
lage imMetall- und Tech-
nologiezentrum. Bei der
Materialbearbeitung wird
hier technisches Neuland
beschritten, andas vor kur-
zer Zeit noch nicht zu den-
ken war“, so der vietna-
mesische Experte.
AufVermittlungder HwK
stand außerdem ein erster
Kontakt zum Fachbereich
Informatik an der Univer-
sitätKoblenz auf demPro-
gramm. Dort stießen The-
men wie Videokonferen-
zen, Internet-Roboter und
Verkehrsleitsysteme auf
reges Interesse. Dr. Thien
begrüßte denKontakt:Der
Besuch gebe ihm zahlrei-
che Anregungen für die
weitere Entwicklung von
STAMEQundfürdasvom
Partnerschaftsprojekt ein-
gerichtete Handwerks-
center in Hanoi.
Informationen
zum
Partnerschaftsprojekt der
HwK in Vietnam, Tel.:
0261/398-121, Fax: -
sprechpartner vor Ort ein-
holen. Die eigene Präsenz
im Internet, auch wenn sie
zunächst mit Kosten und
ohne schnell erkennbaren
Nutzen verbunden ist, lohnt
sich zunehmend für diemit-
telständische Wirtschaft.
FrühzeitigeInformationund
Planung sind angesagt. Wer
sich jetzt in die neuenMedi-
en einarbeitet, hat imgloba-
Im Branchenforum
„Markteinstieg imAusland“
berichtete Friseurmeister
Robert Kilian aus Ludwigs-
hafen von seinen Erfahrun-
gen. Seit Jahren beschäftigt
ersichmiteinemSchulungs-
konzept für sein Gewerk,
denn: „Es dauert einfach zu
lange und ist uneffizient, bis
einFriseurlehrlingseinener-
sten Haarschnitt eigenstän-
dig gemacht hat.“ Mit sei-
ner „Gebrauchsanweisung“
macht der Lehrling schon
nach dem ersten Kurs sei-
Markteinstieg imAusland:
Chinesische Köpfe für Friseurlehrlinge
nen ersten Schnitt. Und da-
für braucht Kilian Übungs-
köpfe, drei proLehrling, die
sowohl einem Anforde-
rungsprofil genügen als
auch kostengünstig herzu-
stellen sind.
Nach langem Suchen und
Verhandeln - eingeschaltet
war u.a. das Hongkonk
Trade Council, das Firmen-
adressen recherchierte und
bei der „Entschlüsselung“
der Korrespondenz half -,
ist nun der richtige Partner
aus China in Sicht. Kilians
Weg: „Versuchen, sich in
die Mentalität des Partners
hineinzudenken, dessen
Können und Wissen akzep-
tieren und mit dem eigenen
ergänzen.“Denn gerade das
Wie der Verhandlungen ist
oft entscheidender als das
Was. Ist der Vertrag über
die Herstellung von Ü-
Köpfen mit modifiziertem
Naturhaar perfekt, kann das
Projekt auf Gegenseitigkeit
ausgebaut werden. Kilian:
„MeinSchulungskonzeptist
aufjedesLandübertragbar.“
len Markt später die Nase
vorn.
Wichtiges Exportgut deut-
scher Unternehmen ist
Know-how, besonders im
Bereich Umwelttechnolo-
gie. Im Rahmen des Infor-
mationsstandes der Hand-
werkskammern Rheinland-
Pfalz gab die HwKKoblenz
mit ihrem neuen Umwelt-
mobil, das vor Ort Messun-
gen von Umweltdaten und
AnalysenvonGefahrstoffen
ermöglicht, einen Einblick
in den Stand heutiger Um-
welttechnologie.
In SachenUmwelt muß glo-
bal gedacht werden, trotz
hoherKostengehendieLän-
der Lateinamerikas dieser
Frage kontinuierlich nach.
Auch hier gilt es, früh den
Fuß in der Tür zu haben.
Berichtet von seinen Außenwirtschafts-
erfahrungen: Friseurmeister Robert Kilian
mit HwK-Exportberaterin Janet Kölschtzky.
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