Handwerk Special Nr. 62 vom 5. Juni 1998 - page 25

Gestern & Heute
WillyWerner(80)Speiseeis-
hersteller aus Diez an der Lahn,
blickt auf 50 Jahre in seinem
Beruf zurück: „Als ich 1947 aus
der Gefangenschaft kam, habe
ich mit Eiscreme für die Fran-
zosen den
Grundstein
meiner Exi-
stenzgelegt.
Das Eisgeschäft liegt bei uns in
der Familie. Meine Frau Erna
verkaufte bereits als zehnjährige
Eis auf der Dorfstraße inHagen-
bach in der Pfalz. Sie war immer
das AundO imGeschäft und ich
bin stolz auf sie. Von meinem
Schwiegervater habe ichdieEis-
maschine übernommen und die
französischen Soldaten in der
Kaserne in Diez beliefert. Und
wenn das Eis im Winter nicht
ging, habenwir einfachPommes
Frites verkauft. Die knusprigen
Kartoffeln fanden nicht nur bei
den Soldaten reißenden Absatz
und wurden so auch der deut-
schen Bevölkerung nahege-
bracht.“
Ein Tütchen Eis für zehn Pfen-
nig bot Willy Werner am Bahn-
hof an, „immer wenn die Züge
InAnwesenheitvonBundes-
bildungsminister Dr. Jürgen
Rüttgers werden langjährige
Prüfungsausschußmitglieder
von der HwK Koblenz am 30.
Juni im Zentrum am Park in
Emmelshausen geehrt. Mehr als
600 Ausschußmitglieder, die
sich länger als zehn Jahre enga-
gieren und diese für das Hand-
werk und die Ausbildung Ju-
gendlicher wichtige Aufgabe
erfüllen, werden in einem Fest-
akt ausgezeichnet.
„Meine Frau war immer das A und O im Geschäft“
heißeste Rhythmen ab. Aber wir
haben auch mit einer eigenen
Kapelle gespielt und mit dem
MGVGermania geprobt. Meine
Instrumente sind Violine, Klari-
nette undSaxophon.“Auch heu-
te noch ist die Disko ein belieb-
ter Treffpunkt.
Die Novelle der Handwerks-
ordnung 1965 anerkannte den
BerufdesSpeiseeisherstellersals
selbständiges Gewerbe, Willy
Werner war von Anfang an ein-
getragen. Heute wird der Be-
triebmit Gast- undHotelräumen
von der Tochter weitergeführt.
„Bis vor vier Jahren waren mei-
ne Frau und ich noch aktiv, jetzt
will die Gesundheit nicht mehr
so recht. Die Musikbox aus den
ersten Tagen der Disko habe ich
übrigens noch.“
Phantasie und Genuß:
Lehre im Konditorenhandwerk
„Wirverwöhnen
Naschkatzen“,
freuen sich Eva
Gries (18) und
Sven Bungard
(17). Sie sind begeistert von ihrer Lehre im
Konditorenhandwerk. Beide hatten gerade Zwi-
schenprüfung
und wissen, wie
es nach der Leh-
re weitergehen
soll: „Na klar,
weiterbilden, auch mal im Ausland Kollegen
über die Schulter schauen ...“, „... und später als
Meister in der eigenen Firma unsere Gäste mit
immer neuen Kreationen überraschen.“
Sie lernen bei Café Hallgarten in Dausenau und
Café Baumann in Koblenz. Spaß am kreativen
Gestalten ist der Grund für ihre Berufswahl. In
der Konditorenwerkstatt der HwK geht’s für sie
um erlesene Vielfalt mit Raffinesse und Ge-
schmack: Cremetorten, Plunderteilchen, die
Rundgarnierung eines Marzipandeckels oder
Stückgarnierung.
Informationen
zur Lehre in einem Hand-
werksberuf bei der Ausbildungsberatung der
HwK Koblenz,
Tel.: 0261/398-323, Fax: -989,
e-mail:
Internet:
kamen, stand unser Eiswagen
parat. Unser Eis, acht bis neun
Sorten, enthielt nur echte Früch-
te,Milch, Sahne undZucker. Ich
habe auf Qualität gesetzt, das
warwichtig.“DasEisvom‘Wer-
nerWilly’war bald in allerMun-
de. An Kirmessen und Volksfe-
sten nehmen sie teil und ver-
wöhnen ihre Kunden und die
erste Eisdiele von Diez entsteht
aus der Waschküche des Hauses
von Erna und Willy Werner.
Mit tatkräftiger Unterstützung
seiner Frau baute Willy Werner
denKeller aus und eröffnet 1952
eine Gaststätte mit Kegelbahn,
hieraus entsteht später das Hotel
Lahnperle.‘WernersKeller’hieß
dann auch die erste Diskothek in
Diez, sie fand großen Zulauf:
„Mit einerMusikboxgingenhier
Prüfungsausschußmitglieder:
Engagement im Ehrenamt
HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag, MdB, und Landrat
Bertram Fleck begrüßen die
Mitglieder, die zumTeil über 25
Jahre ehrenamtlich in Gesel-
len-, Ausbildungsabschluß-,
Fortbildungs- oder Meisteraus-
schüssen Initiative zeigen. Das
Berufsbildungswesen imdualen
System könnte ohne das Ehren-
amt in den Prüfungsausschüs-
sen nicht funktionieren.
BundesbildungsministerDr.Jür-
genRüttgers überreicht gemein-
sam mit HwK-Präsident Karl-
Henz Scherhag, MdB, die Eh-
rennadeln an die Prüfungs-
ausschußmitglieder, die bereits
20 bis 25 Jahre diese bedeutende
Funktion imHandwerkausüben.
Weitere Ehrungen werden von
den Vizepräsidenten Werner
BommundUlrich Ferber vorge-
nommen.
Informationen beim
HwK-Berufsbildungsreferat,
Tel.: 0261/398-223, Fax: -994,
„Handwerk
ohne Ehren-
amtliches
Engagement
ist nicht denkbar“,
betont HwK-
Präsident Karl-
Heinz Scherhag,
MdB.
Mit der Ehrung
der Ausschußmit-
glieder am 30. Juni
drückt die HwK
Koblenz ihre
Anerkennung aus.
Nachgefragt bei HwK-Präsident
Karl-Heinz Scherhag, MdB
Bundesminister
Dr. Jürgen Rüttgers
Wie wird man Mitglied in einem Prüfungssausschuß?
Kompetente Fachleute von Innungen, Fachverbänden und Berufs-
schulen stellen sich ehrenamtlich für diese Aufgabe zur Verfügung.
Sie werden vorgeschlagen und gewählt. Ihrer Initiative ist es zu
verdanken, daß das Handwerk die Prüfungen, die zunächst eine
staatliche Aufgabe sind, als Selbstverwaltungsaufgabe durchführen
kann. Dadurch entlastet das Handwerk den Staat.
Wie groß ist das Engagement?
Allein imKammerbezirk Koblenz sind etwa 2.500 Handwerker und
Berufsschullehrer in rund 230 Prüfungsausschüssen tätig. Zahlrei-
che Mitglieder erfüllen diese Aufgabe seit vielen Jahren und mit
bemerkenswertem Einsatz.
Welche Perspektiven hat die Tätigkeit in Prüfungsausschüssen?
Junge tüchtige Meister und Fachkräfte sind heute gefragt, Initiative
zu zeigen. Die Ausschußmitglieder sichern das hohe Niveau der
beruflichen Qualifizierung im Handwerk. So kann die Qualität von
handwerklichen Leistungen auch in Zukunft gewährleistet werden.
Blick in die Geschichte:
Diez in den 80er Jahren
auf der Postkarte und der
Eiswagen aus den 50ern.
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