Handwerk Special Nr. 62 vom 5. Juni 1998 - page 24

Politisches Handwerk
Welche Aufgabe verbindet
Handwerk und Politik? „Auf al-
len Ebenen Kontakt zur örtli-
chen Basis zu halten, ist in Poli-
tik und Handwerk wichtig“, be-
antwortetderElektromeisterund
Landtagsabgeordnete die Frage.
Noch eine Gemeinsamkeit sieht
er: Das höchste deutsche Parla-
ment will Spiegel der Gesell-
schaft sein, „deshalb müssen
mehr Praktiker, gerade aus dem
Handwerk, in die Politik.“ Der
Kreishandwerksmeister des
Kreises Neuwied, Werner Witt-
lich, MdL, ist seit Jahren Prakti-
ker und Politiker.
Der Elektriker
Meist ist er als erster in seinem
Elektrobetrieb, erstellt die
Arbeitspläne für die vier Mitar-
beiter, schreibt Angebote und
Abrechnungen. Hier zahlt sich
Elektroinnung Koblenz
macht Nägel mit Köpfen
Informationen
Interessantes zu Handwerk
und Politik im Internet:
Handwerkskammer Koblenz
und Handwerk special:
Kreishandwerkerschaft
Neuwied u.a.:
Zentralverband des deut-
schen Handwerks:
Landtagsabgeordnete und
ihre Parlamentsarbeit:
Bundestagsabgeordnete und
ihre Parlamentsarbeit:
Kreishandwerksmeister Wittlich kandidiert für den Bundestag
dieQualifikation zum‘Betriebs-
wirt des Handwerks’ aus, die er
vor 15 Jahren erwarb. Seit 1996
ist sein Mitarbeiter, Elektroin-
stallateur Norbert Lück, auch
Mitgesellschafter. Selbständig
gemachthatsichWernerWittlich
1972 nach Ablegen der Meister-
prüfung. Ein Lehrling gehört in
seinemBetrieb immer dazu: „Je-
der Handwerker hat die sozial-
politische Aufgabe der Ausbil-
dung. Wir brauchen qualifizier-
te junge Leute, die unsere Arbeit
einmal weiterführen“, lautet
Wittlichs praktiziertes Bekennt-
nis. Die Chance des Handwerks
sieht er in Flexibilität und Inno-
vationskraft: „Das Fachwissen
entwickelt sich immer schneller
weiter. Das Handwerk kann
Neuerungen in allen Zweigen
schnell umsetzen.“ Für ihn ist
klar, daß auch das Elektrohand-
werk die Fühler in viele Berei-
che ausstrecken muß. Die jüng-
ste Novelle der Handwerks-
ordnunghabe dafür neuenSpiel-
raum eröffnet.
Der Kreishandwerksmeister
Gleich drei Schwerpunkte setzt
derKreishandwerksmeister (seit
1986) in seiner Arbeit für die
Kreishandwerkerschaft (KHS)
Neuwied. Zu oberst: die Schaf-
fung von Lehrstellen. In diesem
Jahr tun sich die Neuwieder mit
der KHS Altenkirchen zusam-
men, um die Betriebe zur Aus-
bildung zu motivieren - erfolg-
versprechend: Schon letztes Jahr
konnten sie die Lehrlingszahlen
im Nordosten des Kammerbe-
zirks steigern.
In den nächsten drei Jahren gilt
es, das Handwerk fit für den
Euro zu machen. Wittlich ist
überzeugt, daß die neue Wäh-
rung so stabil sein wird wie die
D-Mark. „DieHandwerksbetrie-
be partizipieren zunächst nur in
Grenzbereichen an den Vortei-
len des Euro, langfristig aber
wird der Markt auch für sie um-
fassender und übersichtlicher.“
Beikeiner Innungsversammlung
läßt er das Thema aus, motiviert
das Handwerk, frühzeitig Euro-
Bereitschaft zu signalisieren.
Noch ein ‘Neues’ ist ihm wich-
tig: die Nutzung des Zukunfts-
mediums Internet. Hier zählt die
KHS Neuwied mit zu den Vor-
reitern, ist mit anderen unter
fin-
den. DasOnline-Branchenbuch,
in dem der Betrieb ‘Elektro
Wittlich-Lück’ selbstverständ-
lich enthalten ist, oder die Ar-
beitsplatz- undLehrstellenbörse
bieten den schnellen Zugriff auf
aktuelle Informationen aus dem
regionale Handwerk.
Der Politiker
An der Basis: Vom Gemeinde-
rat seines Geburtsortes Kurt-
scheid, in den er 1974 für die
CDU einzog, über Verbands-
gemeinderat und Kreistag bis
zum Landtag, dem er seit 1989
angehört, istWernerWittlichauf
allenpolitischenEbenenzuHau-
se. Seine Fachgebiete: Umwelt,
Wirtschaft, Verkehr, Forschung
und Technologie. Seit 1994 sitzt
er dem Landtagsausschuß für
Wirtschaft und Verkehr vor.
Standort Deutschland: Er stellt
klar, daß die Lage nicht so nega-
tiv ist, wie sie geredet wird: „Wir
jammern auf hohem Niveau“.
Umdenken ist angesagt, das der
Abgeordnete mit John F. Ken-
nedy formuliert: „Fragenicht da-
nach, was der Staat für dich tun
kann. Frage, was Du für den
Staat tun kannst!“ ThemaRefor-
men: „Wir reagieren inDeutsch-
land in vielen Fragen erst, wenn
wirmitdemRückenanderWand
stehen.“Neben der großen Steu-
erreform mit Nettoentlastung
sieht er Handlungsbedarf bei
Tarif- und Arbeitsverträgen:
„Mit Arbeitszeitkonten reagie-
ren wir flexibel auf die Auf-
tragslage imBetrieb, was v.a. im
HandwerkSpielräumeeröffnet.“
Die Basis wählte ihn zumCDU-
Spitzenkandidat im Wahlkreis
146 (NR/AK); für Wittlich Ver-
trauensbeweisundAnerkennung
seines Engagements auf vielen
Ebenen des alltäglichen Lebens.
Bewegt
sich sicher
auf dem
Bundes-
parkett:
Landtagsab-
geordneter
Werner Witt-
lich im Ge-
spräch mit
Bundeskanz-
ler Dr.
Helmut Kohl.
Elektromeister Werner
Wittlich: Internet gehört
zum Handwerkszeug.
Staatsmini-
ster Rainer
Brüderle,
HwK-Präsi-
dent Karl-Heinz
Scherhag,
Kreishand-
werksmeister
Werner Wittlich
(v.l.) bei der
Einweihung des
neuen Berufsbil-
dungszentrums
Rheinbrohl.
„LautVorstands-
und Mitglieds-
beschluß erhält
jedes Innungs-
mitglied, das ‘98
einen Lehrling einstellt, einen Zuschuß von 100
Mark zur Förderung der Ausbildung“, erklärt
Gerhard Pretz, Obermeister der Elektroinnung
Koblenz. Bei ihrer Jahreshauptversammlung
machte die Innung damit deutlich, daß sie in der
Ausbildung ein Zeichen setzt. Sie folgt mit ihrem
Engagement demAufruf der HwK an alle Hand-
werksbetriebe, verstärkt auszubilden. Von 55
Vollmitgliedern in der Elektroinnung bilden zur
Zeit 39 Betriebe insgesamt 133 Lehrlinge aus.
Bei derHwKgin-
gen bereits 44
freie Lehrstellen
für das Elektro-
handwerk ein.
Dabei ist berücksichtigt, daß aus ehemals sechs
Handwerksberufen jetzt der Elektromaschinen-
bauer, derElektrotechniker undder Informations-
techniker geworden sind. Die HwK begrüßt die
Initiative der Innung.
Zur Zeit lernen 1030 junge Leute, darunter sie-
ben Mädchen, im Kammerbezirk ein Elektro-
handwerk.DiehochqualifiziertenLeutevonheute
sind dieMeister, die in einigen Jahren die Betrie-
be in die nächste Generation führen.
Nachgefragt
im Deutschen Bundestag:
Wieviel aktive Handwerks-
meister finden sich unter
den Abgeordneten?
Unter den 672 Abgeordne-
ten des Deutschen Bundes-
tages gehören nur elf (1,6
Prozent) zur Gruppe der
selbständigen Handwerker.
Aus unserer Region vertritt
Kfz-Meister Karl-Heinz
Scherhag, Präsident der
HwK Koblenz, den Wahl-
kreis 148 Koblenz .
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28
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