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Nachgefragt

zu aktuellen Themen

636 Meisterbriefe

werden am 25. März

in der Rhein-Mo-

sel-Halle an Hand-

werkerinnen und

Handwerker aus 21

Gewerken überge-

ben. Hinter jedem

einzelnen Abschluss

stehteinepersönliche

Erfolgsgeschichte,

die ab sofort mit dem

Meisterbrief weiter-

geschrieben wird.

HwK-Präsident Kurt

Krautscheid geht im

Interview auf die be-

sonderen Leistungen

der jüngstenMeister-

generation ein und

erklärt, warum der

Meisterbrief nach

wie vor so hoch im

Trend liegt.

Herr Krautscheid, historisch gesehen kann der Meisterbrief

auf eine beeindruckende Vergangenheit verweisen. Warum

verbindet sich mit ihm so viel Zukunft?

DieFrage könnendie über 600 Jungmeisterinnenund Jungmeister

sicherlich am besten beantworten, die sich auf die Große Mei-

sterfeier freuen. Denn den Meisterbrief gibt es nicht geschenkt.

Dahinter stehen hoher zeitlicher, persönlicher und auch finanzi-

eller Aufwand. Für viele bedeutet die Meistervorbereitung auch,

parallel zur beruflichen Tätigkeit und familiären Verantwortung

die Schulbank zu drücken, bis tief in die Nacht hinein zu lernen.

Wir alle, die den Aufwand kennen und unsere Meister auf die-

sem Weg begleiten, zollen höchsten Respekt für diese Leistung.

Doch der Einsatz lohnt sich, denn die Meisterqualifikation zählt

etwas. Damit verbinden sich Aufstiegsmöglichkeiten in den

Betrieben, das selbstständige Führen eines Unternehmens oder

eine akademische Anschlussqualifikation. Gerade weil sich

mit ihm eine lange und beeindruckende Geschichte verbindet,

genießt er in der Öffentlichkeit hohes Ansehen und Vertrauen.

Das wird besonders deutlich in den zulassungsfreien Berufen.

Als Fliesenleger beispielsweise muss ich heute keine Meister-

prüfung ablegen, um einen Betrieb zu gründen. Doch gerade in

diesen Berufen legen die Abschlusszahlen zu, weil der Markt

seine eigenen Gesetzmäßigkeiten schreibt. Und beim Kunden

zählt die Meisterleistung etwas. Die sucht er gezielt und ist auch

bereit, für gute Arbeit gutes Geld zu zahlen. Das schlichte Fazit

lautet also: Der Meisterbrief steht für Qualität, für Leistung. Die

deutsche Wirtschaft basiert auf diesen Werten, die Verbraucher

erwarten sie vom Handwerk – heute und in Zukunft.

Wenn Sie die aktuelle Meistergeneration beschreiben –

welche Kernaussagen verbinden sich mit ihr?

Blicken wir zunächst auf die Zahlen: Seit Jahren liegen die Ab-

schlüssebei über 600.DerTrendzumMeisterbrief ist alsoungebro-

chenundmit 636bestandenenPrüfungen in21Handwerksberufen

steht derMeisterjahrgang 2016 sehr gut da. Der langfristige Trend

zum weiblichen Meisterbrief wird fortgesetzt. Auch ganz ohne

gesetzliche Quotenregelung schafft es das Handwerk, Frauen für

Führungspositionen zu gewinnen. Aus den Befragungen wissen

wir, dass unsere Handwerksmeisterinnen sehr präzise mit dem

Brief planen, auch in technischen Berufen. Der Meisterbrief steht

für das Erreichen von beruflichen und persönlichen Zielen. Und

natürlich möchte ich die wirtschaftliche Bedeutung hervorheben.

Auf der einen Seite sehen wir eineWelle von Unternehmensüber-

gaben, die in den kommenden Jahren aus Altersgründen auf das

Handwerk zukommt. Auf der anderen Seite sind da die gut aus-

gebildeten, hochmotivierten Jungmeister. Wenn wir es schaffen,

Angebot undNachfrage optimal zu kombinieren, ist das einwich-

tiger Beitrag zum Versorgungsauftrag und zur Wirtschaftskraft.

HwK-Präsident Kurt Krautscheid.

200 Jahre Zweiräder

GalerieHandwerkwidmet ab23.MärzdemFahrradeineAusstellung

Foto: Fotostudio Reuther

Mit einer Jubilä-

umsausstellung in

der Galerie Handwerk

in Koblenz greift die

Handwerkskammer

(HwK) Koblenz den

200. Geburtstag des

Fahrrades auf. Vom 23.

März bis zum 12. April,

mittwochs bis sonn-

tags, von 12 bis 17

Uhr, sind historische

Schätze wie auch mo-

dernste Carbon-Bikes

zu sehen.

Für eine Fahrrad-Ausstellung

gibt es gute Gründe: 1817 ver-

wirklichte der Forstbeamte Karl

Freiherr von Drais seine Idee

von einer zweirädrigen Lauf-

maschine und fährt am 12. Juni

1817 in Mannheim von seinem

WohnhauszumsiebenKilometer

entfernten Posthaus.

Für die Strecke benötigte Karl

Freiherr von Drais mit seinem

22KilogrammschwerenGefährt

einehalbeStunde.Das entspricht

der damals fabelhaften Durch-

schnittsgeschwindigkeit von 14

Kilometern in der Stunde. Nach

Meisterbefragung / Interview mit HwK-Präsident Krautscheid

Nr. 207

18. März 2017

www.handwerk-special.de

3

heutigen Maßstäben ist das ein

gemütliches Tempo, doch 1817

war dies eine Sensation … und

der Auslöser einer Erfindung,

die ihren Siegeszug um dieWelt

antreten wird.

200 Jahre später hat sich aus sei-

ner Idee eines der alltäglichsten,

praktischsten und vielfältigsten

Fortbewegungsmittel unserer

Zeit entwickelt. Das Fahrrad

und die Anforderungen an den

Handwerksberuf des Zweirad-

mechanikers haben eine rasante

Entwicklunggemacht, die durch

den Siegeszug der Fahrräder mit

Elektromotor weiter beflügelt

wird.Auchdas ist –nebenallerlei

Fahrradkuriositäten–Themader

Ausstellung ...

Weitere Infos bei der HwK

Koblenz, Tel. 0261/ 398-277,

galerie@hwk-koblenz.de, www.galerie-handwerk.de

200 Jahre Fahrrad: Die Galerie Handwerk feiert das Ju-

biläum mit einer Ausstellung.

Meister: Motive & Pläne

636 Meisterbriefe: Das

steht auch für 636 indivi-

duelle Motive und Pläne.

Die Handwerkskammer

(HwK) Koblenz befragt

traditionell die Jungmei-

sterinnen und Jungmei-

ster nach Hintergründen,

die sich mit dem Meister-

titel verbinden.

DieErgebnissederMeisterbefra-

gungsindbeeindruckend: Gutein

Viertel der Befragten planen mit

dem Meisterbrief die Gründung

eines eigenen Unternehmens, 63

Prozent können sich grundsätz-

lichvorstellen, einenHandwerks-

betrieb zu übernehmen.

Für die heimische Wirtschaft

sind Unternehmensgründungen

und Betriebsübernahmen ent-

scheidend für den Fortschritt,

das Wachstum und die Wettbe-

werbsfähigkeit. Hierbei leistet

die jüngste Meistergeneration

einen wichtigen Beitrag. Mit

den Antworten der aktuellen

Befragung der HwK Koblenz: 25 Prozent planen Selbstständigkeit

Befragung wird auch klar: Die

handwerkliche Leistungsstärke

im nördlichen Rheinland-Pfalz

wird durch den Meisternach-

wuchs mitgetragen, was auch

konjunkturelle Stabilität auf ho-

hemNiveaubedeutet. 26Prozent

allerMeisterabsolventenkönnen

sichvorstellen, denBetrieb ihres

Arbeitgebers zu übernehmen.

Wie in den Vorjahren ist der

Frauenanteil hoch: 122 Mei-

sterbriefewechseln inweibliche

Hände. Das entspricht einem

Anteil von 19 Prozent. Die

höchsten Frauenanteile findet

man bei den Friseuren (94%),

Konditoren (89%) und Augen-

optikern (70%).

Das Durchschnittsalter der Ab-

solventen liegt bei 27 Jahren.

Im Schnitt wird die Meisterprü-

fung nach sechs Gesellenjahren

abgelegt.

VerbesserteFörderbedingungen

beimBAföGsteigerndieAttrak-

tivität der Meisterausbildung.

Drei Viertel der Jungmeister

haben Meister-BAföG in An-

spruch genommen. 22 Prozent

der Befragten werden von ihrer

Familie, 11 Prozent von ihrem

Arbeitgeber in der Weiterquali-

fizierung unterstützt.

84 Prozent aller Meisterabsol-

venten verteilen sich im Jahr

2016 auf die zehn beliebtesten

Handwerke, die Top-Drei sind

Augenoptiker (121 Meisterab-

schlüsse), Kfz-Techniker (107)

und Dachdecker (83).

AlsHauptmotiv für denMeister-

brief stehen die damit verbun-

denenWertewie fachlicheQuali-

fikation, technischesKnow-how,

Führungswissen und soziale

Kompetenz. Bildungspolitisch

ist er dem Abschluss eines

Bachelorstudiums europaweit

gleichgestellt.

Mehr Infos zur Meisterbefra-

gung:HwK-Tel. 0261/398-257.