Als wär’s ein Stück von mir
Sein Meisterstück ist ein
Collier mit auswechsel-
barem Mittelteil und Boul-
deropal. Zurückhaltend,
grafisch, puristisch und
von faszinierender Anzie-
hungskraft. Goldschmie-
demeister Ryan Sohne-
mann aus Idar-Oberstein
hat es mit viel Herzblut
gestaltet. Seine Freundin
trägt es ab und an. Sonst
liegt es im Safe.
„InmeinemBeruf kannman von
Selbstverwirklichungsprechen“,
bekennt der 26-Jährige. Im
Sinne des Wortes sind es seine
künstlerischen Ideen, die er mit
handwerklichem Know-how in
die Tat umsetzt. Hier kann er
auch seineLiebe zurMalerei und
zum Gestalten von Skulpturen
einfließen lassen. „Begabung
und Können“, nennt er als Kri-
terien für einen erfolgreichen
Berufsweg. Mit beidem ist der
Jungmeister ausgestattet undmit
dem Erwerb des Meisterbriefs
hat er eine fundierte Basis. Ryan
Sohnemann ist in seinem Hand-
werk angekommen.
Schon sehr früh stand für ihn
sein Berufswunsch fest. „Auf
einemHandwerkermarkt hat ein
Goldschmied kleine Plättchen
für ein Schmuckstück gesägt.
Ich war so fasziniert davon,
dass ich es auch versucht habe.
Kreativität und handwerkliches
Fingerspitzengefühl sind genau
mein Ding. Ich mag es zu sehen,
was ich mit meinen Händen
Goldschmiedemeister Sohnemann verwirklicht brillante Ideen
geschafft habe“, sagt er. Nach
Abitur undZivildienst entschied
sich Ryan Sohnemann für eine
Goldschmiedelehre an der Mei-
sterschule für Handwerker in
Kaiserslautern.
„Ein Studium stand nie zur
Disposition. Allerdings habe
ich mich bewusst für die drei-
jährige Ausbildung an einer
KREATIVITÄT UND HANDWERK-
LICHES FINGERSPITZENGEFÜHL
SIND GENAU MEIN DING.
Ryan Sohnemann, Jungmeister
Goldschmiedehandwerk mit Herz / Leidenschaft für Instrumente
Nr. 207
18. März 2017
www.handwerk-special.de“
“
Berufsfachschule entschieden,
umein umfassendes technisches
Spektrum in meinemHandwerk
kennenzulernen.Darüber hinaus
wollte ich meinen eigenen Stil
finden und nicht firmenspezi-
fisch geprägt arbeiten.“
ZweiGesellenjahreverbrachteer
in der Diamant-Schmuckmanu-
faktur Giloy & Söhne in seinem
Wohnort. „Eine interessante
Zeit, aber für mich keine Le-
bensstellung.“NachdemBesuch
der Meisterschule bei der Hand-
Jungmeister Ryan Sohnemann aus Idar-Oberstein ge-
staltet seinen Schmuck mit viel Herzblut.
werkskammer Koblenz fand er
eineStellemit Perspektive inder
Goldschmiede Kuhlemann- von
der Twer in Emmelshausen.
„Die Selbstständigkeit ist mein
Ziel. ImMoment finde ichesaber
gut, ander Seite eines erfahrenen
Handwerksmeisters zu arbeiten.
Wennman denMeister in einem
zulassungsfreien Handwerk
erwirbt, macht man das zuerst
für sich selbst.DerBefähigungs-
nachweis ist ein Stück von mir
und ich bin sehr stolz darauf“,
betontRyanSohnemann. Er lässt
beim Gestalten von Schmuck-
stücken seiner Phantasie freien
Lauf. Vor allem die Arbeit mit
unterschiedlichen Materialien
hat es ihm angetan. Werte zu
schaffen, die viele modische
Trends überstehen oder durch
RestaurierenundUmarbeitener-
halten, entsprechen der Philoso-
phie desGoldschmiedemeisters.
Das Meisterstück, ein Collier mit auswechselbaren
Mittelteil, darf nur die Freundin tragen.
Können mit Klang: Sebastian Croneiß aus Mainz ist Metallblasinstrumentenmachermeister
Unter den 636 Jungmeistern, die von der Handwerkskammer
Koblenz ihren Großen Befähigungsnachweis erhalten, sind
auch zwei Metallblasinstrumentenmacher. Einer von ihnen
ist Sebastian Croneiß aus Mainz.
„Ich habe meine Liebe zur
Musik und mein handwerk-
liches Talent in meinem Beruf
vereint. Es ist ein erhebendes
Gefühl zu hören, welch tolle
Klänge aus einem Instrument
herausgeholt werden können,
das man gebaut hat“, so der
28-jährige Metallblasinstru-
mentenmacher.
Ihm hat es besonders das Horn
angetan, das er selbst seit sei-
nemzehntenLebensjahr spielt.
„Ich habe viel ausprobiert und
mich dafür entschieden, weil
der warme Klang und der ge-
waltige Tonumfang des Horns
mich fasziniert haben“, sagt er.
Als „Sechser imLotto“ bezeich-
net Croneiß seine Lehrstelle, die
er nach dem Fachabitur in der
1782 gegründeten Musikinstru-
mentenfabrik der Gebr. Alexan-
der in Mainz antrat. „Hier hat
man sich international beimBau
vonBlasinstrumenten einenNa-
mengemacht.Alexander-Hörner
werden höchsten Ansprüchen
gerecht.RenommierteOrchester
wie die Berliner Philharmoniker
oder das FestspielorchesterBay-
reuth bringen sie zumKlingen“,
weiß er. Nach Lehre und Gesel-
lenzeit nahm Sebastian Croneiß
denMeisterbrief ins Visier. „Ich
hatte das Gefühl, dass ich noch
etwas tunmuss, ummeineKennt-
nisse zu vervollkommnen. Eine
Meisterstelle wurde mir nicht
in Aussicht gestellt, trotzdem
habe ich nach der Arbeit gelernt
und mich auf die Prüfungen vor
dem Prüfungsausschuss der
Handwerkskammer Koblenz
vorbereitet“ sagt er.
Für den Bau seines Meister-
stücks „natürlich ein Horn“
hat Sebastian Coneiß weit über
250 Arbeitsstunden verwendet.
„Ich bin froh, dass ich den
Meisterbrief erworben habe.
Mein Meisterwissen kann mir
niemand nehmen. Ich sammle
gern weiter Erfahrungen bei
meinem Arbeitgeber, schließe
aber die Selbstständigkeit nicht
aus“, verrät er seine Zukunfts-
pläne. Jetzt spielt er privat gern
immer noch auf dem Horn,
dem Instrument, dass bereits
Robert Schumann als „Seele
des Orchesters“ bezeichnete.
Sebastian Croneiß.
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Foto: P!ELmedia