Tischlernachwuchs im Portrait: Erfolgreich und zielorientiert
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Nr. 203
8. Oktober 2016
www.handwerk-special.deIch und mein Holz ...
Der „257ers“ Song „Ich
und mein Holz“ ist im
Internet ein Quotenkönig
– und längst die „Natio-
nalhymne“ der Tischler.
Die tiefsinnige Beschreibung
im Lied zu Möglichkeiten der
Holzbearbeitung- und Verwen-
dung hat zwar mit dem, was
die fünf Nachwuchstischler im
Leistungswettbewerb des Deut-
schen Handwerks auf Kammer-
ebene zeigten, nicht viel gemein,
aber gute Laune und ein Gespür
für den Naturrohstoff brachten
auchdieNachwuchstischlermit.
Tischler Max Busch aus Hatzenport ist Kammersieger!
Zwei ganz unterschiedliche Lebensentwürfe, eine Klasse, ein Beruf
Schule aus, Abitur in der
Tasche, und nun?
Johanna Müller aus Polch
hat die Antwort für sich
selbst schnell gefunden:
Eine Ausbildung zur
Tischlerin zog sie dem
Biologie-Studium vor.
„Ich habe mich informiert und
auch auf die Zeit in fünf, zehn
Jahrengeschaut.DiePerspekti-
venmit einemabgeschlossenen
Biologiestudium sind schwer
vorhersehbar.Eineabgeschlos-
sene Ausbildung bietet da
weit mehr Möglichkeiten und
Entwicklungschancen“ erklärt
sie ihreEntscheidung. Seit einem
Monat ist sie nun Lehrling in der
Dieblicher Tischlerei Doré.
„Die Arbeit mit Holz macht viel
Spaß und das Team im Betrieb
hat mich gut aufgenommen.“
MitBeginnderüberbetrieblichen
Lehrlingsunterweisung (ÜLU)
in den Ausbildungswerkstätten
der Handwerkskammer (HwK)
Koblenz gab es eine neue
Konstellation. Johanna ist die
einzige jungeFrauunterdenzehn
Er will hier seinenWeg gehen.
Beeindruckend gut beherrscht
er die deutsche Sprache, die er
nach seiner Ankunft in einem
mehrmonatigen Kurs erlernte.
Nun ist er Tischlerlehrling und
wird in der Schreinerei Nollen,
direkt amWinningerFlugplatz,
ausgebildet.
„In Syrien habe ich bereits als
Tischler undFriseur gearbeitet.
Die Umstände waren natürlich
andere und ich bin froh über
meinen Ausbildungsplatz“,
schildert Hannan.
Tischlerlehrlingen ihrerGruppe,
äußert sichüber ihremännlichen
Mitstreiter aber ausnahmslos
positiv. „Das ist ein sehr netter
Umgangston“. Gemeinsam
erlernen die Jugendlichen un-
ter HwK-Ausbildungsmeister
Christoph Wolf zunächst das
Grundwissen und entwickeln
dann ihre Fähigkeiten weiter.
Wie es nach der Ausbildung
weitergeht? Auch da hat die
19-jährige Johanna klare Vor-
stellungen. „Ein Studium in
Holztechnik oder Innenarchi-
tektur ist möglich. Dabei kann
ich auf praktische Erfahrungen
zurückgreifen. Das ist nie ver-
kehrt“. Eine Meinung, die das
Elternhaus teilt. „Meine Eltern
haben mich bestärkt in meiner
Berufsplanung. Und nach den
ersten Ausbildungstagen denke
ich: Alles richtig gemacht!“.
Im gleichen ÜLU-Kurs greift
der 20-jährige Hannan Julid zu
Säge und Hammer. Seit zwei
Jahren lebt der gebürtigeSyrer in
Deutschland. Schon allein seine
Sprachkenntnisse machen klar:
MaxBuschausHatzenport siegte
schließlich in einem „Foto-Fi-
nish“, denn die Leistungsdichte
beim Anfertigen eines Eckho-
ckers war extrem hoch.
Aus Holzelementen musste in
sechs Stunden ein Sitzmöbel
gefertigt werden – vom Anzei-
chen über das Sägen, Verleimen
undPutzenwieauchAbschleifen
der Elemente. Dabei wurden
auch Maschinen eingesetzt,
und die Teilnehmer mussten
ihre fachlichen Fähigkeiten im
Umgang mit Kreissäge oder
Fräse nachweisen.
MaxBusch, der imBetriebTheo
Nollen inWinningenausgebildet
wurde, konnte sich am Ende
durchsetzen und zieht nun ein
in die nächste Runde.
Der 19-Jährige wird den Kam-
merbezirkbeimLandesentscheid
vertreten. Sollte er dort auch
siegen, löst er damit das Ticket
für das Bundesfinale.
Mehr Informationen zum
Leistungswettbewerb gibt die
Handwerkskammer Koblenz,
Tel. 0261/ 398-419,
anja.wallwey@hwk-koblenz.deMax Busch siegte im Leistungswettbewerb der Tisch-
ler und tritt nun auf Landesebene an.