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Handwerker sorgen für gutes Klima / Ausbildung

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Nr. 201

16. Juli 2016

www.handwerk-special.de

SHK-Handwerk ist weiblich

Sechs Mädchen haben

das gleiche Berufsziel:

Anlagenmechaniker für

Sanitär-, Heizungs- und

Klimatechnik (SHK). Zwei

von ihnen können sich

bereits über die erfolg-

reich bestandene Gesel-

lenprüfung freuen.

Vier testen inderZwischenprü-

fung ihren Kenntnisstand nach

zwei Lehrjahren. Alle eint das

gleiche Motiv in einem immer

noch typischen„Männerberuf“

durchzustarten: Es sollte kein

Bürojob, sondern ein tech-

nischer Beruf mit Zukunfts-

perspektiven sein. Dass immer

noch überwiegend Männer im

SHK-Handwerk arbeiten, hat

sie eher motiviert zu zeigen,

was Frau kann.

Carmen Mertes aus Bad Hön-

ningen und Lea Thran aus

Großmaischeid haben den

Gesellenbrief in der Tasche.

LeawirdnocheineAusbildung

anschließen, weil sie später

im SHK-Großhandel arbeiten

möchte.Carmen ist zuversicht-

lich, einen neuen Arbeitsplatz

zu finden. „Arbeitslose Anla-

genmechaniker gibt es nicht,

sagt man. Facharbeiter sind

gefragt.“

FranziskaBohl ausHerdorf hat

den ersten Teil der Ausbildung

hinter sich. Die 20-jährige

Abiturientin plant einmal den

elterlichen Betrieb zu über-

nehmen. Vorher möchte sie

eventuell ein BWL-Studium

machen und so betriebswirt-

schaftliches Führungswissen

erwerben. „Ich bin noch jung

und weiß nicht genau, wohin

die Reise geht. Das Handwerk

ist aber eine tolle Basis.“

Janina Reuter aus Neuwied

bleibtwie ihreMutter, eineFri-

seurmeisterin, dem Handwerk

erhalten und deckt ein neues

Berufsfeldab.DasSHK-Hand-

werk hat sie während eines

Schulpraktikums für sich

entdeckt. Auch Natalie Hof

aus Betzdorf und Anna-Lea

Gross aus Höhn fanden über

ein Praktikum zu ihrem Aus-

bildungsberuf.

„Es gibt keine Beschäftigung

eigens für eine Frau; weil sie

eine Frau ist und keine für den

Mann,weil er einMann ist.Alle

Berufe im Handwerk können

von Beiden ausgeübt werden“,

räumt Dirk Lichtenthäler,

Obermeister der Sanitär-Hei-

zung-Klimatechnik-Innung

Rhein-Westerwald, mit Vor-

urteilen auf. „Frauensache,

Männersache – das kann in der

Berufswelt nichtmehr gelten“,

stimmt der Vorsitzende im

Gesellenprüfungsausschuss

Heiko Olk zu.

Die sechs jungen Frauen wis-

sen: „Die meisten finden es

einfach gut, dass wir diesen

Beruf lernen. Man muss sich

durchsetzen. Das ist alles.

Wenn die Leistung stimmt,

wird man auch respektiert.

Informationen zur Lehre im

Handwerk, Tel. 0261/ 398-

333, aubira@hwk-koblenz.

de,

www.hwk-koblenz.de

Immer cool zur Sache

Das Telefon steht nicht

still. Gerade hat die Ju-

gendherberge in Cochem

einen Ausfall der Tief-

kühlung gemeldet. Der

Insulinkühlschrank einer

belgischen Touristin ist

defekt. In einem Wohnmo-

bil ist die gesamte Kühl-

anlage nicht mehr in Takt.

Für Kälteanlagenbauermeister

Torsten March aus Bullay an

der Mosel gehören SOS-Rufe in

SachenKühlanlagenzumTages-

geschäft. Manchmal häufen sie

sich, dochderFachmannbewahrt

coolen Kopf und reagiert am

Ort schnell und flexibel. Dieses

Motto hat er sich auf die Fahnen

geschrieben.

„Als Einzelunternehmer setze

ich in meinem Handwerk voll

auf den Kundenservice“, so

March. Der 47-Jährige hat sich

auf Reparatur- undWartung von

Kälte-, Klima- und Schankan-

lagen sowie Wärmepumpen

spezialisiert. „Man muss nicht

alle Stuten reiten, die im Stall

stehen“, erklärt er die Spe-

zialisierung. Seine Kunden

sind Bäckereien, Metzgereien,

Supermärkte, Krankenhäuser,

Hotels in Gaststätten. Wenn Pri-

vatleute eine neue Klimaanlage

eingebaut haben möchten, ist

derHandwerksmeister ebenfalls

Ansprechpartner. Großaufträge

fallen hingegen nicht in sein

Metier.

Torsten March ist in Thüringen

aufgewachsen und hat eine Leh-

re als Elektroniker absolviert.

Nach der Wende zog es ihn in

den Westen Deutschlands. Als

Fernfahrer tourteder jungeMann

durch Europa, bis er der Liebe

wegen sesshaft wurde.Während

eines Schnupperpraktikums

entdeckte er sein Interesse für

die Kälte- und Klimatechnik.

Eine Umschulung zumKältean-

lagenbauer folgte. Sein Wissen

als Elektroniker kam ihm dabei

zugute. 1998 legte er den Mei-

sterbrief ab und sammelte Er-

fahrungen in unterschiedlichen

Betrieben, 2002 machte er sich

selbstständig. Nach acht Jahren

nahm er eine neue Herausfor-

derung als Kundenkoordinator

in einem großen Unternehmen

mit mehr als 70 Mitarbeitern an.

Kälteanlagenbauermeister Torsten March sorgt für gutes Klima

March Kälte Klima, Bullay/Mosel

Gegr. 2015 | 2 Mitarbeiter | Wartung und Reparatur von Kälte-, Klima-

und Schankanlagen sowie Wärmepumpen |

www.march-kaelte-klima.de

Die Betriebsberatung

der Handwerkskammer

Koblenz unterstützt Grün-

der kostenfrei mit persön-

lichen Beratungen, um

eine erfolgversprechende

Geschäftsidee in ein aussa-

gefähiges Konzept umzu-

setzen. Ebenfalls kosten-

freie Ausarbeitungen wie

Finanzierungsvorschlag,

Ertragsvorschau, Liquidi-

tätsplan ergänzt durch einen

Beratungsbericht helfen bei

der Entscheidungsfindung

bzw. Beantragung eines

Darlehens.

Infos bei der HwK:

E-Mail

beratung@hwk-koblenz.de

HwK-Beratung

für Existenzgründer

Info-Tel. 0261/ 398-251

Engagiert in Beruf und

Ehrenamt

„Nach vier Jahren habe ich ge-

merkt, dass ichweniger Schreib-

tischarbeiter, aber Handwerker

mit Leib und Seele bin. Ich

brauche den Kundenkontakt

und die praktische Arbeit. Die-

se Erkenntnis musste reifen“,

schmunzelt er. 2015 startete

Torsten March erneut in die

Selbstständigkeit. Dabei hat er

auf dieExistenzgründerberatung

der Handwerkskammer (HwK)

Koblenz zurückgegriffen (Infos

dazu im Kasten „HwK-Bera-

tung“).

Heute gehört unter anderen

das Krankenhaus in Zell an der

Mosel zu seinen Stammkunden.

March wartet die Klimaanlage

im Operationssaal und achtet

darauf, dass derKühlschrank für

Blutkonserven immer inTakt ist.

Seit vielen Jahren engagiert sich

Torsten March ehrenamtlich im

Gesellen-und Meisterprüfungs-

ausschuss der HwK Koblenz in

seinem Handwerk und ist als

Dozent in den überbetrieblichen

Lehrgängen für Lehrlinge tätig.

Außerdem ist er Mitglied im

Bundesbildungsausschuss des

Bundesinnungsverbandes des

Deutschen Kälteanlagenbauer-

handwerks.

Torsten March am „Einsatzort“: Fällt die Klimatech-

nik aus – so bei der Kühlung von Blutkonerven – ist

schnelles Handeln gefragt ...

... aber auch dann, wenn Touristen auf der Durchreise

sind und die Klimatechnik im Wohnmobil ausfällt.

Foto: privat

Anna-Lena Gross, Janina Reuter, Heiko Olk, Franzis-

ka Bohl, Dirk Lichtenthäler, Natalie Hof (hinten v.l.),

Carmen Mertes und Lea Thran (vorne v.l.).