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Tischlerei im Möbelbau und bei der Förderung Jugendlicher Spitze!

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Nr. 196

30. Januar 2016

www.handwerk-special.de

HwK-Lehrlingsaustauschprogramm

Die Handwerkskammer

(HwK) Koblenz bietet,

eingebunden in ein Netz-

werk, vielfältige Möglich-

keiten für Berufspraktika

im Ausland.

Savo Vocacional School ist

ein Berufsbildungszentrum

in Kuopio und liegt in der

mittleren Region Finnlands. In

sieben Berufsfeldern werden

ca. 6.000Teilnehmer beschult,

es zählt 900Beschäftigte. Savo

ist als Konsortium geführt und

finanziert sich aus staatlichen

und regionalen Geldern. Der

Kontakt der Mobilitätsbera-

tung der HwK Koblenz ist

über dasNetzwerk InnMainzu-

stande gekommen. Die Schule

hat einen Geschäftsbereich

„Internationale Beziehungen“

und damit ist eine professionelle

Betreuung der Lehrlinge und

einekontinuierlicheZusammen-

arbeit gewährleistet.

In folgendenBerufsgruppensind

Austausche geplant: Metallbau,

Anlagenmechaniker, Elektro,

Holz, Maler und Lackierer,

Raumausstatter und andereBau-

und Ausbaugewerbe.

Wege ins Ausland

Teilnahmevoraussetzungen für

Berufspraktika im Ausland

sind: Ausbildung in einem

Handwerksberuf,Einverständnis

von Ausbildungsbetrieb und

Berufsschule, Mindestalter 18

Jahre.Teilnehmerkosten: ca. 200

bis 300 Euro, abhängig von der

Aufenthaltsdauer.

Kuopio, Finnland

4. bis 23. April

Wien, Österreich

3. bis 16. April

Norwich, England

10. bis 31. Oktober

Carqueiranne, Frankreich

2. bis 24. April

Cork, Irland

3. bis 24. April

Valencia, Spanien

2. bis 23. April

Infos bei der HwK-Mobi-

litätsberatung unter Tel.:

0261/ 398-331 und-337, mo-

bira@hwk-koblenz.de

Die Mobilitätsberatung wird

gefördert vom Bundesminis-

terium für Wirtschaft und

Energie über das Programm

Berufsbildung ohne Grenzen.

Viel Licht bei wenig Sonne

„Eigentlich wurde es nie

richtig hell und die Sonne

habe ich während der drei

Wochen vielleicht nur

einmal gesehen. Trotz-

dem hat es sich gelohnt

und ich bin mit vielen

positiven Eindrücken und

Sonne im Herzen zurück“,

lacht Jonas Altenhof

aus Hundsangen im

Westerwald. Über die Mo-

bilitätsberatung der HwK

Koblenz absolvierte er ein

dreiwöchiges Berufsprak-

tikum in der Kuopion

Woodi Oy in Kuopio, einer

Stadt in Ostfinnland.

Der dort 1994 gegründete Be-

trieb produziert und vertreibt

hochwertiges Mobiliar aus

massiver Birke, insbesondere

für öffentliche Einrichtungen

wie Kindergärten, Schulen oder

Wohn-und Altenheime.

Jonas erzählt, dass der Produk-

tionsprozess voll automatisch

verlief und zahlreiche Roboter

eingesetzt waren. „Ich hätte

gern in einer etwas kleineren

Firma etwasmehr handwerklich

gearbeitet“, räumt er ein. Das

Angebotsspektrum hingegen

war für ihn nicht neu. Sein Aus-

bildungsbetrieb, die Tischlerei

Haas in Salz/Westerwald, hat

sich auf die Einrichtung von

Praxisräumen spezialisiert.

Tischlerei schafft

Welt der Räume

„Jede Praxis trägt eine eigene,

individuelle Handschrift und

unterscheidet sich in Stil, Farbe

und Form“, so Georg Haas. Der

57-JährigeDiplom-Designerund

Innenarchitekt führt den 1950

von seinem Vater, Tischlermei-

ster Josef Haas, gegründeten

Betrieb zusammenmit Christian

Weber-Laudage.

Sohn Dominik ist Tischler und

arbeitet ebenfalls im Betrieb.

Haas, entwirft dieEinrichtungen

imeigenenPlanungsbüro, produ-

ziert die entsprechendenMöbel,

koordiniert alle Gewerke und

Einbauten von den medizi-

nisch-technischen Geräten bis

zu den Elektro- und Sanitärin-

stallationen, kümmert sich um

Licht, Fußböden und Anstri-

Tischler Jonas Altenhof über sein Berufspraktikum in Finnland

che. Er arbeitet dabei auch mit

HandwerkernamOrt zusammen.

Für Haas bedeutet Exklusivität,

Individualität. Dazugehört, dass

der Chef für jeden Auftraggeber

Ansprechpartner ist. „Jeder

Arzt behandelt anders und die

Praxisräume müssen dies unter-

streichen.“ Willkommen in der

Welt der Räume, vom Empfang

bis zum OP, heißt das Motto der

beiden Firmenchefs.

Berufliche Erfahrungen,

menschliche Begegnungen

„Ich begrüße das Angebot der

HwK, jungen Handwerkern

bereits während der Lehre be-

sondere Angebote zu machen.

Obwohl in unserem Betrieb

zum Jahresende besonders viel

Arbeit anstand, habe ich Jonas

freigestellt. Die im Ausland

gesammelten Erfahrungen prä-

gen ihn“, ist Haas, der Mitglied

im Gesellenprüfungsausschuss

der Tischler-Innung Wester-

waldkreis ist, überzeugt. Jonas

möchte seinAuslandspraktikum

nichtmissen, zumal er dabei auch

seineEnglischkenntnisseverbes-

sern konnte. „Um Finnisch zu

lernen, reichte dieZeit nicht.“Er

erinnert sichgern andiemensch-

lichen Begegnungen in seinem

Gastland. So hat er gemeinsam

mit anderen Praktikanten ein

Eishockeyspiel angeschaut und

für die Mannschaft aus Kuopio

Daumen gehalten. „Leider hat

Helsinki gewonnen.“

Jonas plant nach abgeschlos-

sener Lehre das Fachabitur zu

machen und später Holztechnik

zu studieren.

Integration ist Herzenssache!

Für Aljmaljan Malekjan

aus Afghanistan ist die

Mitarbeit in der Wester-

wälder Tischlerei Haas

mehr als ein Job. Mit dem

Betrieb und der Arbeit

verbindet er Hoffnung

und Perspektiven.

Der 20-jährige Afghane hat

nach einem Bombenangriff

in seiner Heimat nicht nur

die Eltern, sondern auch 11

Geschwister verloren. Er wur-

de als einzig Überlebender

geborgen. Sieben Jahre war

er auf der Flucht. Die Türkei,

Griechenland, Bulgarien und

Serbien waren Stationen sei-

ner Odyssee in ein friedliches

Leben. Er arbeitete für Essen

undUnterkunft, saß imGefäng-

nis, wurde zurück geschickt.

Seinen Lebensmut hat er nie

verloren. Jetzt hofft er auf einen

Ausbildungsplatz als Tischler

und eine damit verbundene

glückliche Zukunft. „Ajmal-

jan ist hochmotiviert. Es ist

eine Herzensangelegenheit,

ihm die Möglichkeit zum Ler-

nen und Arbeiten zu geben“,

betont Georg Haas. Er fühlt

sich mitverantwortlich für das

Wohlergehendes leidgeprüften

jungen Mannes.

Aljmaljan Malekjan zusammen mit Betriebsinhaber Ge-

org Haas in der Hundsangener Tischlerei. Nach einer

Odyssee als Flüchtling ist der Handwerksbetrieb nicht

nur eine berufliche, sondern auch private Heimat.

Jonas Altenhof (links) mit Chef Georg

Haas an einer CNC-Verarbeitungsma-

schine in der Westerwälder Tischlerei,

der sich auf den Ausbau von Arztpraxen

spezialisiert hat.

Foto: privat

Andere Länder, andere Sitten: In

Finnland arbeitete Jonas Altenhof

in einer Tischlerei, die vollautoma-

tisch und mit vielen Robotern Mö-

bel – im Bild Hocker – herstellt.

Haas Einrichtungen, Hundsangen (Ww.)

Gegr. 1950 | 18 Mitarbeiter | Einrichtung von Praxisräumen, Möbelbau

Tel. 06435/ 1525 |

www.praxiseinrichtungen.com