Jungmeister im Porträt / Kariere im Handwerk für Studienabbrecher
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Nr. 187
7. März 2015
www.handwerk-special.deRichtige Wahl
Vom Geologiestudium zur Filialleiterin
Herz für Landmaschinen
Wenn ein Notruf vom
Weinberg kommt, ist
Christoph Ebert aus
Piesport an der Mosel
zur Stelle. Er kennt das
komplizierte Innenleben
von Raupenfahrzeugen,
Traktoren und anderem
landwirtschaftlichen
Gerät genau.
Der 28-Jährige ist Landmaschi-
nenmechaniker mit Leib und
Seele. In seinem Handwerk hat
er es zurMeisterschaft gebracht.
Das ist jedoch nicht der einzige
Meisterbrief, der ihm von der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz zur Meisterfeier am 8.
März überreicht wird. Christoph
Ebert ist auchKraftfahrzeugme-
chnikermeister.
Zwei Handwerke
mit ähnlicher Theorie
„Mein Herz schlägt für Land-
und Baumaschinen. Ich habe
aber das Angebot der HwK
Koblenz, parallel zum Meister-
brief als Landmaschinenmecha-
niker auch den Meisterbrief im
Kfz-Handwerk zu erwerben,
sehr gern genutzt. Vor allem
die Theorie für beide Gewerke
Christoph Ebert, 28 Jahre, hat gleich zwei Meisterbriefe
Piesporter Landmaschinen, Piesport
Gegr. 2009 | 15 Mitarbeiter | Reparatur, Wartung, Steillagenmechani-
sierung | Tel.: 06507/ 992 096 |
www.piesporter-landmaschinen.deZwei Meisterbriefe und hervorragende Englischkenntnisse: Christoph Ebertz ist auf
die Herausforderungen der Zukunft bestens vorbereitet.
Christine Lehnen aus Beuren ist Fachverkäuferin im
Lebensmittelhandwerk, Bäckerei. Die 27-Jährige hat
im Familienunternehmen „Die Lohner´s“ gelernt und
leitet inzwischen eine Filiale in Cochem. Die Filiallei-
tung wurde ihr nach firmeninterner Schulung auch als
Anerkennung ihrer sehr guten Leistungen während
der Lehre übertragen.
„Ich bin sehr stolz auf meinen beruflichen Erfolg und erfülle
meine Aufgaben mit viel Herzblut und Freude“, schätzt die jun-
ge Frau ein. Sie koordiniert unter anderem die Arbeitsabläufe,
schreibt die Arbeitspläne für die sechs Mitarbeiter in der Filiale,
kontrolliert das Warensortiment und steht auch selbst gern hinter
der Ladentheke. Ihr freundliches Wesen und ihr Fachwissen
kommen bei den Kunden gut an. Christine Lehnen sieht für sich
noch weitere Perspektiven im Unternehmen. „Engagement zahlt
sich aus.“
Ursprünglich wollte sie Geologin werden. Nach dem Abitur
begann sie ein Geologiestudium an der Universität in Mainz.
„Die Entstehung der Maare und Vulkane in unserer Region hat
mich sehr interessiert und den Ausschlag für die Studienrichtung
gegeben“, sagt sie. Nebenbei hat sie als Aushilfe bei „Die Loh-
ner’s“ gearbeitet.
Vor allem die zahlreichen zum Lehrplan der Geowissenschaften
gehörenden Exkursionen waren für Christine Lehnen der Grund,
nach zwei Jahren das Studium abzubrechen. „Es ging beispiels-
weise nach Schottland, Irland und Italien. Diese Sonderausgaben
sprengten mein Budget.“ Das Angebot der Lohners, eine Aus-
bildung zur Fachverkäuferin zu beginnen, hat sie gern angenom-
men. „Ich kannte durch den Aushilfsjob die Abläufe und wollte
mir fundierte Kenntnisse aneignen.“
Rückblickend bereut sie die Studienerfahrungen aber nicht.
„Man kann sich in den Berufswahlvorstellungen auch vertun,
aber alles, was man macht, trägt zur Entwicklung der Persönlich-
keit bei.“ Sie ist sicher, dass sie jetzt den „richtigen Berufsweg
eingeschlagen hat“.
Christine Lehnen ist stolz auf das, was sie erreicht
hat. Als Filialleiterin koordiniert sie unter anderem
Arbeitsabläufe und schreibt Arbeitspläne.
war ähnlich. Die Kenntnisse im
praktischen Teil, vor allem im
Pkw-Bereich, musste ich mir
alle von der Pike auf erarbeiten
und viel lernen. Landmaschi-
nen sind nun mal keine Pkws“,
schmunzelt Christoph Ebert. Er
hat sich durchgebissen und ist
nun zu Recht stolz darauf, zwei
Meistertitel führen zu können.
Dennoch bleibt er vorerst den
Landmaschinen treu.
Eigene Entwicklung
hilft Winzern
Die Lehre als Landmaschi-
nenmechaniker hat Christoph
im Betrieb seines Bruders,
„Piesporter Landmaschinen“,
absolviert. Landmaschinenme-
chanikermeisterMartinEberthat
diesen 2009 gegründet und sich
neben Reparatur und Wartung
von Landmaschinen auf Steilla-
genmechanisierungspezialisiert.
„Viele Winzer müssen ihre
WeinbergeinSteillageaufgeben,
da sie die anfallenden Arbeiten
imHangnichtmehr durchführen
können. Hier greift unsere Ent-
wicklung und Konstruktion von
Raupenmechanisierungssyste-
men. Die speziell angefertigten
Anhängerwerdenindividuellauf
den Kunden und den jeweiligen
Einsatz abgestimmt. Je nach
WunschundBedarfwirdaufdem
AnhängereinSteuermodulange-
bracht, über das der anhängende
Schlepper elektrisch oder über
Funk fortbewegt werden kann“,
erklärt der Jungmeister.Winzer,
Landwirte undBauunternehmen
imUmkreis von 100Kilometern
zählen zu den Kunden.
Englischkenntnisse
lohnen sich richtig
„Wir haben ein superVerhältnis.
BeimBruder zu lernen und dann
auch imLehrbetrieb zu arbeiten,
war eine gute Entscheidung“,
schätzt Ebert ein. Er ist im Be-
trieb für die Auftragsannahme
und Arbeitseinteilung in der
Werkstatt zuständig und bringt
seineimMeisterkurserworbenen
Kenntnisse imRechnungswesen
ein. ChristophEbert spricht flie-
ßend Englisch. Er hat die Spra-
che nach dem Abitur während
eines einjährigen Aufenthalts
in Ohio/USA gefestigt. Jetzt
kommt ihm dies auch beruflich
zugute. „Ersatzteilbestellungen
für Land- und Baumaschinnen
laufen weltweit. Viele Bedie-
nungsanleitungen sind in eng-
lischer Sprache.“
„Ich freue mich über die dop-
pelte Meisterschaft und bin für
kommende Aufgaben gerüstet.“