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Handwerk vermittelt Wirtschaftswerte / internationales Projekt

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Nr. 185

6. Dezember 2014

www.handwerk-special.de

Vorbildlich

Lehrlingsaustauschprogramm

Bundesministerin

Andrea Nahles infor-

mierte sich jüngst

bei der HwK Koblenz

über internationale

Lehrlingsaustausch-

programme, die fort-

gesetzt werden.

Das Lehrlings-Aus-

tauschprogramm

MobiPro EU der

Bundesregierung ist

ein voller Erfolg.

Davon zeigte sich

Andrea Nahles bei

ihrem Besuch im

Kompetenzzentrum

Handwerk im EU-Parlament

Für die Wirtschaft ist

Europa wichtig – aber

wie wichtig ist für Europa

die Wirtschaft? Welchen

Einfluss haben Wirt-

schaftsvertreter, so aus

dem Handwerk, auf Ent-

scheidungen im EU-Par-

lament? „Mit unserem

Besuch in Brüssel haben

wir diese Fragen auf deut-

liche Weise beantwortet“,

geht Mark Scherhag, vor

wenigen Tagen durch die

konstituierende Vollver-

sammlung zum neuen

Vizepräsidenten der

Handwerkskammer (HwK)

Koblenz gewählt, auf eine

Veranstaltung in Brüssel

ein.

750 Vertreter mehrerer Wirt-

schaftsbereiche nutzten die

Gelegenheit, um sich mit Ab-

läufender EU-Politikvertraut zu

machen,aberauch,uminBrüssel

ihre Interessen und Sichtweisen

darzustellen. Einwichtiges The-

maistfürdasdeutscheHandwerk

dabei die Sensibilisierung im

Umgang mit dem Meisterbrief,

und Mark Scherhag nennt eine

wichtige Erfahrung, die bei der

Darstellung der Vorzüge des

Gütesiegels Meisterbrief im

EU-Parlament angesprochen

wurde. „Die EU ist ein sehr

komplexes Gebilde. Allein die

vielen Vertretungen der Staaten

oder auch die der Bundesländer

zeigen die vielschichtigen Inte-

ressenslagen.“

Koblenzer Wirtschaftsvertreter bringen sich in Brüssel ein

I

nfos

für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation der Handwerks-

kammer (HwK) Koblenz überzeugt. Die Bundesministerin für

Arbeit undSoziales führt dies auf einebreiteUnterstützungzurück,

dieüber dieParteigrenzenhinausreicht.Und für dasHandwerkgab

es ein Sonderlob. Denn besonders in der Region Mittelrhein wird

Pionierarbeit geleistet – die Ausbildung von jungen Spaniern in

heimischenBetriebenhatModellcharakter für dieganzeRepublik.

„Das Projekt hat uns am Anfang Kopfzerbrechen bereitet“,

räumte die Ministerin beim Erfahrungsaustauch ein, zu dem die

Koblenzer Kammer eingeladen hatte. Sie fügte hinzu, dass es

ohne Kooperationspartner diese gute Entwicklung nicht gegeben

hätte. Aus ihrer Sicht stimmt die Richtung, Korrekturen seien

nur noch im Detail erforderlich. Das bestätigten auch Gespräche

mit den jungen Spaniern und den Betriebsinhabern, die an dem

Projekt teilnehmen. Handlungsbedarf gibt es vor allem bei den

Sprachkenntnissen.

Seit 2013 werden elf junge Spanier imBereich der HwKKoblenz

nach dem dualen Ausbildungssystem ausgebildet. 2014 haben

weitere zehn junge Spanier ihre Lehre begonnen. Eine Vorrei-

terstellung übernahm dabei das Koblenzer Autohaus Scherhag

(siehe auch Bericht links auf dieser Seite), das bereits imOktober

2012 den ersten spanischen Lehrling einstellte: Rodrigo Tena ist

nicht nur nach wie vor mit Spaß bei der Sache, sondern er spricht

inzwischen fast perfekt deutsch. Entwicklungenwie diese sindnur

möglich, wenn die Förderung über den Arbeitstag hinausreicht.

Wie das funktionieren kann, machte Genoveva Bleser deutlich.

DieInhaberineinesHandwerksbetriebsfürSanitär-,Heizungs-und

Klimatechnik in Plaidt berichtete, wie man dem neuen Lehrling

bei der Wohnungssuche half und viele Bürger Einrichtungsge-

genstände stifteten. Für die Mobilitätsberater der HwK gab es

ein Dankeschön und ein Sonderlob in Sachen Flexibilität und

Schnelligkeit. Dass hörteHauptgeschäftsführerAlexander Baden

gern wie auch die Ankündigung von Andrea Nahles, das Projekt

MobiPro EU langfristig weiterzuführen. Das bedeutet: Für die

„Rundumbetreuung“von jungenLehrlingenaus demEU-Ausland

wird es weiterhin Zuschüsse geben, wobei das Projekt keine Ein-

bahnstraße sein soll. Zwarwill dieBundesregierung einenBeitrag

leisten, die Jugendarbeitslosigkeit besonders im südeuropäischen

Raum zu bekämpfen, andererseits will sie Verbündete gewinnen,

umdiedualeAusbildungauch imAuslandzueinemErfolgsmodell

zumachen

.DasZiel:Die

dauerhafteVersorgungvonDeutschland

und den EU-Partnern mit gut ausgebildeten Fachkräften.

... zum Austauschprogramm bei der HwK,

Tel. 0261/ 398-337,

mobira@hwk-koblenz.de

Das Handwerk oder auch der

deutsche Meisterbrief sind ein

Aspekt unter vielen. „Nur wenn

wir es schaffen, transparent und

verständlich Hintergründe und

Vorzüge darzustellen, werden

andere verstehen, warum der

deutsche Meisterbrief für Wirt-

schaftskraft steht.“ Das setzt die

Vermittlung von Basiswissen

voraus „und wir müssen über

breite Kanäle nachdenken,

unsere Sichtweise anderen zu

vermitteln“. Scherhag nennt

dabei beispielhaft Lehrlings-

austauschprogramme wie das

mit spanischen Jugendlichen,

in die sich sein Familienbetrieb

sehr früh eingebracht hat. Mit

RodrigoTena bildet dasKoblen-

zerKfz-UnternehmenseitHerbst

2012 einen Spanier aus, „der

sicherlich der beste Botschafter

des deutschen Handwerks auf

der internationalen Bühne ist“.

Tenas Erfahrungen überzeu-

gen – auch und insbesondere in

Spanien, wo das duale Ausbil-

dungssystem nach deutschem

Vorbild als mustergültig für

Furore sorgte.

„Die EU gewinnt über sol-

che Beispiele an Erfahrungen.

Gleichschaltung hilft uns nicht

weiter und man sollte nationale

Stärken berücksichtigen und in

ein Gesamtkonzept einbezie-

hen“, nennt Scherhag Erkennt-

nisse des jüngsten Wirtschafts-

treffens in Brüssel, bei dem sich

das Handwerk auch über Hans

Peter Wollseifer, Präsident des

Zentralverbands des Deutschen

Handwerks, nachhaltig positi-

onierte.

Fast 50 Handwerker aus

Deutschland nahmen Platz im

Parlament und diskutierten

über eine zukunftsorientierte

europäische Wirtschaftspolitik.

Eine außergewöhnliche und

erfolgreiche Veranstaltung, die

man fortsetzen wird. „Das be-

deutet zwar für uns Teilnehmer

viel Aufwand und Zeit. Aber

nur so werden wir mit unseren

Wertenüberzeugen“, beschreibt

der neue HwK-Vizepräsident

diesen Weg internationaler

Wertevermittlung.

Diskussion unter Wirtschaftsexperten im EU-Parla-

ment: Kernaussagen werden „live“ auf eine Anzeige

am Plenum projiziert – eine Möglichkeit, von der auch

der Koblenzer Mark Scherhag Gebrauch machte.

Mark Scherhag (rechts) mit Rodrigo Tena (Mitte). Der

Spanier wird seit 2012 im Betrieb ausgebildet und „ist

der beste Botschafter für das deutsche Handwerk auf

der internationalen Bühne!“

Foto: privat

Andrea Nahles (3.v.l.) mit spanischen Lehrlingen

und Projektpartnern bei der HwK Koblenz.