Previous Page  8 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 24 Next Page
Page Background

Ehrenamtlicher Einsatz für das Handwerk: das Interview

8

Nr. 185

6. Dezember 2014

www.handwerk-special.de

Engagiert für Berufsbildung im Handwerk

Zum Themen- und Verant-

wortungsbereich des Be-

rufsbildungsausschusses

der Handwerkskammer

(HwK) Koblenz zählen

insbesondere Ausbil-

dungsmarkt und Beschäf-

tigungsperspektiven,

Qualitätssicherung der

Berufsbildung, Gleichwer-

tigkeit und Durchlässig-

keit der Bildungswege,

Bildungsangebote für

besondere Zielgruppen

sowie internationale Qua-

lifizierungen und europä-

ische Transparenz.

Der Berufsbildungsausschuss

der Kammer ist in allen wich-

tigen Angelegenheiten der

beruflichen Bildung zu hören.

Er gibt der Vollversammlung

zu Berufsbildungsvorschriften

und Berufsbildungshaushalt

Beschlussempfehlungen. Seit

1984 – beziehungsweise seit

1980 – gehören Jürgen Günster,

Ehrenkreishandwerksmeister

der Kreishandwerkerschaft

Rhein-Nahe-Hunsrück, und

Reiner Göbel, der frühere Erster

Bevollmächtigter der IG Metall

Koblenz, dem Berufsbildungs-

ausschuss der HwKKoblenz an.

Als alternierende Vorsitzende

leiteten Göbel und Günster über

Jahrzehnte erfolgreichdieArbeit

des Ausschusses. Im Interview

ziehen sie Resümee und geben

einen Ausblick auf zukünftige

Herausforderungen.

Mit dem Berufsbildungsge-

setz 1969 wurde der Schritt

zu einem Berufsbildungs-

ausschuss aus Arbeitgeber-,

Arbeitnehmer- und Berufs-

schullehrervertretern mit

wichtigen Befugnissen unter-

nommen. Hat sich Ihrer Mei-

nung nach dieses Konzept

der „Drei Vertretergruppen“

für die gemeinsame Berufs-

bildungsarbeit bewährt?

Günster:

Ja, die Drittelparität

in Berufsbildungsfragen ist

ganzwichtig.DieBerufsbildung

wird von den für die Ausbildung

verantwortlichen Partnern aus

jeweils eigenen Blickwinkeln

gesehen. Mit demgemeinsamen

Ziel einer optimalen Berufsbil-

dungfürdasHandwerkwurdeim

Berufsbildungsausschuss immer

ein Kompromiss gefunden. Im

Ausschuss gab es stets eine

konstruktiveundvertrauensvolle

Zusammenarbeit.

Jürgen Günster und Reiner Göbel ziehen nach 30 Jahren im HwK-Berufsbildungsausschuss Bilanz

Göbel:

Ja, ich glaube die direkt

beteiligten Arbeitgeber- und

Arbeitnehmervertreter sowie

die Vertreter der Berufsbilden-

den Schulen sind am ehesten in

der Lage, die Regeln und die

Grundlagen für einequalifizierte

Ausbildung zu diskutieren, zu

beraten und zu beschließen.

In den vergangenen gut drei

Jahrzehnten wurde die Be-

rufsbildung des Handwerks

mit zahlreichen und immer

geänderten politischen

Rahmenbedingungen und

Herausforderungen kon-

frontiert. Was waren für Sie

die wichtigsten Themen der

Berufsbildung, die im Aus-

schuss zur Lösung anstanden

und gemeistert wurden?

Göbel:

Eine ausreichende Zahl

von Ausbildungsplätzen und

eine qualitativ gute Ausbildung

standen zu jeder Zeit im Mittel-

punkt unsererDiskussionen.Am

meisten verwunderte mich die

ideologisch besetzte Diskussion

um eine gerechtere Beteiligung

aller Betriebe an den Kosten der

beruflichen Bildung. Betriebe

die ausbilden, bilden auch den

Nachwuchs für die „Nicht-Aus-

bildungsbetriebe“.Wiesodie In-

nungen und die Arbeitgeber hier

nichteinegerechtereBeteiligung

aller Betriebe befürworten kön-

nen, ist nicht nachvollziehbar.

Wer nicht ausbildet, soll sich

beteiligen. Wer ausbildet, soll

nicht alleine auf den Kosten

sitzen bleiben.

Günster:

Wichtig war und

bleibt, dass das Handwerk stets

Vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, dass das Handwerk 140 spannende Berufe bietet. Der Landmaschinenme-

chaniker ist da nur ein Beispiel. Und der Berufsbildungsausschuss trägt dazu bei, dass die Lehre immer wieder

weiterentwickelt sowie den aktuellen technischen und arbeitspädagogischen Entwicklungen angepasst wird.

Nach drei Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit im Berufsbildungsausschuss wurden

Jürgen Günster (2. von links) und Reiner Göbel (3. von links) kürzlich von Hauptge-

schäftsführer Alexander Baden (rechts) und Geschäftsführer Dr. Bernward Eckgold

verabschiedet.

auf einequalifizierteAusbildung

setzt. Dies zeigt sich beispiels-

weise in der überbetrieblichen

Lehrlingsunterweisung (ÜLU),

die nach anfänglicher Skepsis

der Ausbildungsmeister heute

von ihnen nicht nur akzeptiert,

sondern begrüßt wird. Der

Berufsbildungsausschuss sorgt

für den ständigen Aktualisie-

rungsprozess der ÜLU. Und in

der aktuellen Diskussion um

eine moderne Berufsbildung

in Europa hat der Berufsbil-

dungsausschuss frühzeitig klar

Position für die gleichwertige

Verankerung von Meister- und

Bachelorabschlüssen sowohl

national wie auch grenzüber-

schreitend bezogen.

Fortsetzung auf Seite 9

Foto: Heinrich Pick