Handwerk Special Nr. 171 vom 29. Juni 2013 - page 16

Metallgestaltung gestern und heute
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Nr. 171
29. Juni 2013
Vorgestellt
Eisen wie vor 2.800 Jahren
Mit einem „Renn-
ofen-Symposium
in Herrstein“
vermittelt das
HwK-Zentrum für
Restaurierung
und Denkmalpfle-
ge historische
Verfahren zur Ei-
sengewinnung.
Die Geschichte
des Eisens be-
gann in Europa
vor etwa 2.800
Jahren, als es
d e n Ke l t e n
gelang, metal-
lisches Eisen
aus Erz zu ge-
winnen. „Wir
können heute
Von der Mosel in die Welt
Das Team umMetallbauer­
meister Markus Dax aus
Faid bei Cochem baut
Stahlkonstruktionen, die
weltweit zum Einsatz
kommen. So vergab ein
Kunde, der Maschinen für
Hygieneartikel nach Me-
xiko liefert, den Auftrag
für die 16 mal 12 Meter
großen Stahlbühnen an
den Faider Betrieb.
Markus Dax arbeitet überwie-
gend für gewerbliche Kunden.
Er hat den Betrieb im Jahr 2000
von seinem Vater übernommen
und kontinuierlich ausgebaut.
Aus der ehemaligen Schmie-
de, die in der Moselgemeinde
Bruttig ansässig war, hat sich im
Gewerbegebiet von Faid unter
seiner Leitung ein innovativer
metallverarbeitender Betrieb
mit 17 Mitarbeitern entwickelt.
„Die Affinität zum Werkstoff
liegt in der Familie. Schon mein
Urgroßvater hat sich mit der
Verarbeitung von Metallen be-
schäftigt und sich selbstständig
gemacht“, erzählt Dax. Wann
genau „metallDax“ gegründet
wurde, ist ihm nicht bekannt.
Jedoch bis heute ist der Name
Dax mit der Metallverarbeitung
verbunden. Die Geländer und
die Fassade für die Tiefgarage
am Kurfürstlichen Schloss zu
Koblenz und die Balkone und
Metallbaubetrieb aus Faid fertigt für internationale Märkte
Steckbrief: metallDax GmbH, Faid
4. Generation | 17 Mitarbeiter | Metallverarbeitung, Schweißerar-
beiten | Tel.: 02671/ 3466 |
I
nfos
Geländer an mehreren Häusern
des Koblenzer Wohngebiets
„Am Luisenturm“ kommen aus
seiner Werkstatt.
50 Tonnen Stahlkonstruktionen
verlassen monatlich die Werk-
statt von Markus Dax für einen
Auftraggeber aus Rheinbrohl,
der sich auf Planung, Bau und
Betrieb von Parkhäusern, Park-
decks und Parkpaletten spezia-
lisiert hat und zu den Besten in
Europa gehört. „Wir liefern bei-
spielsweiseFassaden, Geländer,
Treppen und Anprallschutz für
Fahrzeuge“, erklärt Dax. In der
SchweißtechnischenLehranstalt
derHandwerkskammerKoblenz
hat er sich dafür zum Internatio-
nalenSchweißfachmannqualifi-
ziert. Die Fortbildung berechtigt
ihn, die Schweißaufsicht bei der
Herstellung geschweißter Bau-
teile aus Stahl sowie die Prüfung
geschweißterKonstruktionen zu
übernehmen.„DieseQualifikati-
on ist für den Kunden die Basis
der Auftragserteilung“, weiß
Dax. Parkhäuser aus Rheinbrohl
mit der Handschrift des Metall-
bauermeisters von der Mosel
sind bundesweit, aber auch in
England und den Niederlanden
zu finden.
Darüber hinaus arbeitet der
Handwerksbetrieb seit 2005
mit einem Fertighaushersteller
zusammen und baut Geländer
mit verschiedenen Füllungen
sowie Stahlbalkone. „Wir sind
durch die feste Kooperation mit
den gewerblichen Kunden gut
ausgelastet“, freut sich Dax.
Metallbauermeister Markus Dax in der Werkstatt sei-
nes Faider Unternehmens.
Das Spektrum der Metallarbeiten aus Faid
reicht von ganz moderner Gebäudegestal-
tung ...
... bis zu Arbeiten an historischer Bau-
substanz wie in Koblenz bei den Durch-
gängen des Schlossgartens zum Rhein.
diesen Prozess, der damals ein neues Zeitalter begründete, expe-
rimentell nachvollziehen, indemwir dieRennöfennachbauenund
Eisen ‚machen‘“, so Schmied Jean Collin aus Herrstein.
„Der Rennofen ist ein Schachtofen, der vorwiegend aus Lehm
gebaut und in einem je nachGröße unterschiedlich langenProzess
mit Holzkohle beheizt wird. Das gemahlene und zuvor geröstete
Eisenerz wird in kleinen Anteilen von oben gemeinsam oder in
abwechselnden Chargen mit Holzkohle in den gut vorgewärmten
Rennofen gegeben. Über einen bestimmten Brennprozess bildet
sich metallisches Eisen, das am Grund des Ofens zusammensin-
tert. Als Nebenprodukt entsteht eine Schlacke, die durch eine
kleine Anstichöffnung abgelassen wird und aus der sie dann
herausrinnt. Dieser Vorgang gibt der Ofenkonstruktion ihren
Namen“, erklärt er.
Mit einem Team von Archäologen, Chemikern, Schmieden
und Experimentalarchäologen hat sich Jean Collin der Aufgabe
verschrieben, die Prozesse der Eisengewinnung im keltischen
Rennofen nachzustellen und so Erkenntnisse über das Leben und
Arbeiten der Vorfahren zu gewinnen. „Auch wenn wir heute die
im Inneren des Verhüttungsofens ablaufenden Vorgänge wissen-
schaftlich analysieren und verstehen können, bleibt die Suche
nach den handwerklichen und technologischen Wurzeln unserer
Gesellschaft eine spannende Sache“, betont er.
In Form der experimentellen Archäologie werden in einem Sym-
posium am 3. und 4. August von 8 bis 18 Uhr Rennöfen gebaut,
um anschließend Eisen in ihnen zu erzeugen und es schmiede-
technischweiter zuverarbeiten. Für SpezialistenundHandwerker,
die täglichmit Stahl umgehen, eröffnet die persönliche Erfahrung
desRennofenprozesses einen neuenZugang zu derMaterieEisen.
Das Symposium findet im HwK-Zentrum für Restaurierung und
Denkmalpflege in Herrstein statt.
... und Anmeldung, Tel.: 06785/ 9731-761,
Fax: -769, E-Mail:
Eisengewinnung im keltischen Rennofen, wie man
sie bei einem Symposium am 3. und 4. August im
HwK-Zentrum in Herrstein erleben kann.
Foto: privat
Foto: privat
Foto: Jean Collin
Foto: P!ELmedia
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