Handwerk Special Nr. 171 vom 29. Juni 2013 - page 5

Mit deutscher Ausbildung in die Welt – Bildungszentren feiern
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Nr. 171
29. Juni 2013
30 Jahre
Liebe zum Bauhandwerk
18 Bauhallen
mit 288 Werk-
stattplätzen
und drei Theo-
rieräume mit 58
Plätzen sowie
jede Menge
Hightech – das
ist das HwK-
Bauzentrum in
der Koblenzer
August-Horch-
Straße 6-8.
Auf zu neuen Ufern
„Eine solide handwerk-
liche Ausbildung öffnet
berufliche Chancen auf
der ganzen Welt“, ist
Fleischermeister Stefan
Wiersch aus Landkern bei
Cochem überzeugt.
Der 33-Jährige bricht im Juli zu
neuen Ufern auf: nach Vernon,
einer 40.000 Einwohner zäh-
lenden Stadt in der kanadischen
Provinz British Columbia. Hier
wird er für die nächsten zwei
Jahre mit seiner Familie leben
und in einer Fleischerei arbeiten.
Seine Eintrittskarte in die „Neue
Welt“ ist der Meisterbrief.
Der Fleischerberuf liegt bei Ste-
fanWiersch in der Familie. Sein
Großvater und sein Vater haben
vor über 50 Jahren eine Flei-
scherei mit eigener Schlachtung
gegründet. Auch der Bruder ist
Fleischermeister. Stefan schloss
zunächst eine Ausbildung zum
Kommunikationselektroniker
erfolgreich ab und absolvierte
später im elterlichen Betrieb die
Fleischerlehre. Es schloss sich
die Meisterschule an.
„IneinerFleischerfachzeitschrift
habe ich die Anzeige eines deut-
schenFleischermeisters gelesen,
der vor 38 Jahren nach Kanada
ausgewandert ist und jetzt Fach-
kräfte für seinen Betrieb sucht.
IchhattegeradedenMeisterbrief
in der Tasche und suchte eine
beruflicheHerausforderung.Die
Fleischermeister Stefan Wiersch wandert nach Kanada aus
I
nfos
Seit seiner Eröffnung 1983 ist es das „Herzstück“ für die harten
Jungs undMädels vomBau undArbeitsplatz von 27Mitarbeitern.
Die überbetrieblicheLehrlingsausbildung in denBauhandwerken
nach den Richtlinien der Stufen-
ausbildung Bau für insgesamt 15
Ausbildungsberufe gehört zu den
Schwerpunkten im Bauzentrum.
1.000LehrlingeproJahrdurchlaufen
hier ihre Ausbildung. In 30 Jahren
waren es über 30.000. Ihnen vermit-
teln die HwK-Ausbildungsmeister
Berufsethos. „Auf dem Bau muss
man trotz Hightech hart mit den
Händen arbeiten. Traditionelle Techniken sind ebenso gefordert.
Die Jungs und Mädels sollen stolz sein, auf dem Bau zu arbeiten.
Aufstiegschancen gibt es für jeden, der will“, so das Motto der
Ausbilder. Viele Betriebsinhaber haben das Bauzentrum in der
eigenenLehr- undMeistervorbereitungszeit kennengelernt.Heute
führen sie erfolgreiche Unternehmen.
Das Bauzentrum war in den 30 Jahren seines Bestehens auch Ort
internationaler Fachkongresse. Es beteiligte sich aktiv an allen
Handwerksmessen der HwK ab 1987. Der Auf- und Abbau von
Ausstellungsständen sowie LebendeWerkstätten bei Großveran-
staltungen gehören dazu. Kurzzeitexperten aus dem Baubereich
haben im Rahmen der Projektarbeit der HwK in Südosteuropa,
Asien und Afrika ihre Spuren hinterlassen.
... Infos zum Bauzentrum, Tel.: 0261/ 398-601,
E-Mail:
Option, nach Kanada zu gehen,
war eine von mehreren mög-
lichen“, erzählt er. Er räumt ein,
dass da auch „ein gewisser Reiz
war, eine fremdeKultur nicht als
Tourist sondern als Kosmopolit
zu erleben“.
Schnell wurde der Kontakt her-
gestellt. Um die Regelung der
Formalitäten,wieEinreisevisum
undArbeitserlaubnis, kümmerte
sich der zukünftigeArbeitgeber.
StefanWiersch erzählt, dass sein
ChefzuerstdenNachweiserbrin-
gen musste, dass er in Kanada
keine passenden Fachkräfte für
seinenBetriebgefundenhat.Der
deutsche Fleischermeister hatte
gute Karten. „Eine fundierte
Lehre nach dualem System, wie
es inDeutschland üblich ist, gibt
es dort nicht. Der Meisterbrief
ist dann noch das i-Tüpfelchen
und war sicher entscheidend für
die Anstellung.“ Er weiß, dass
deutscheHandwerker aufGrund
ihrer fundierten Kenntnisse im
Ausland begehrt sind.
Abschied,
aber nicht Ende
Stefan Wiersch bereitete sein
„neues Leben“ intensiv vor.
„Zunächst bin ich mit meiner
Lebensgefährtin und unserem
knapp zwei Jahre alten Sohn
für zehn Tage nach Vernon ge-
fahren. Wir haben uns mit den
Mit seiner Ausbildung im Fleischer-
handwerk (l.) und dem gerade erwor-
benen Meisterbrief in der Tasche (o.)
sucht Stefan Wiersch aus Landkern
an der Mosel eine neue berufliche
Herausforderung in Kanada.
Fotos: privat
Gegebenheiten vor Ort vertraut
gemacht undviele sachdienliche
Informationen erhalten. Die
Familiemuss bei derAuswande-
rung zu 100 Prozent mitziehen.
Wenn sich die Frau in der neuen
Heimat nicht wohl fühlt, nützt
das beste Jobangebot nichts“,
sagt er. „Ich habe mir einen
Monat Bedenkzeit erbeten und
das Für und Wider abgewogen.
Schließlich ist die Entscheidung
für Kanada gefallen. Das ist
kein endgültiger Abschied von
Deutschland, aber der Beginn
eines neuen, spannenden Le-
bensabschnittes, auf den wir uns
sehr freuen.“
Das Flugticket hat der Fleischer-
meister allerdings erst bestellt,
als ihm der unterschriebene
Arbeitsvertrag vorlag. Jetzt
werden Umzugskisten gepackt
und per Post verschickt. „Etwas
vonder altenHeimatmuss sein.“
Ein Container wurde nicht ge-
mietet: „Zu teuer und für unser
Vorhaben nicht angemessen.“
Stefan Wiersch bricht zunächst
alleine auf und will ein Nest für
die Familie bauen. Spätestens
zuWeihnachten wollen die Drei
wieder vereint sein.
15 Jahre
bundesweite Umweltvernetzung
1998 wurde das
HwK-Zentrum
für Umwelt und
Arbeitssicher-
heit im Koblen-
zer Industriege-
biet eröffnet.
I
nfos
Es ist eins von zehnUmweltzentren desHandwerks und nimmt im
bundesweitenNetzwerkeineherausragendePositionein.Durchdie
direkte Nähe zum Bau- sowie zum Metall- und Technologiezen-
trum und zum Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und
Kommunikation ist die Vernetzung von der Lasertechnik bis hin
zur Solartechnik, demEinsatzvon innovativenBaustoffenundden
Themenfeldern Energie- und Ressourceneffizienz gewährleistet
undbereichert dasServiceangebot derHwK.Die sechsMitarbeiter
engagieren sich in zahlreichen Projekten undWeiterbildungsver-
anstaltungen. Auch in den HwK-Partnerschaftsländern ist das
Know-how der Umweltspezialisten gefragt. Jüngst wurde im
rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda in einer technischen
Schule ein Solarlabor eingerichtet.
... Infos zum Umweltzentrum, Tel.: 0261/
398-651, E-Mail:
Gruppenbild mit Damen – das Team
aus dem HwK-Bauzentrum.
Foto: Baumann
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phone zum Filmbei-
trag aus HwK-TV
vom 26. Juni 2013
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