Handwerk Special Nr. 160 vom 26. Mai 2012 - page 11

Existenzgründer beschreitet den Königsweg im Handwerk
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Nr. 160
26. Mai 2012
Stichwort
Mit BaE zum Berufsabschluss
Die HwK Koblenz bietet die Berufsausbildung in außerbetrieb-
lichen Einrichtungen (BaE) in Zusammenarbeit mit den und
Förderung durch die örtlichen Agenturen für Arbeit und Job-
center in ihren Berufsbildungszentren in Koblenz, Rheinbrohl,
Bad Kreuznach, Herrstein, Simmern und Cochem an.
Wolsings „LebensArt in Holz“ erfüllt kreative Wünsche für Garten und Terrasse
Hinter dem Betriebs-
namen „LebensArt in
Holz“ verbirgt sich Klaus
Wolsing aus Birken-
Honigsessen im Kreis
Altenkirchen. Der 63-Jäh-
rige baut faszinierende
Accessoires für Gärten
und Terrassen. Blick-
fang ist beispielsweise
eine Brunnenanlage mit
Pflanzbecken.
„Ich bin zu jung, um alt
zu werden“, lacht Klaus
Wolsing. In die Handwerks­
rolle der Handwerkskam­
mer Koblenz ist der rüstige
Handwerker für das Zim­
mererhandwerk, Teilgebiet
„Erstellung von Balkonge­
ländern, Carports, Pergolen,
Wintergärten und ähnliches“
eingetragen. Aufgrund seiner
langjährigen Erfahrungen im
Holzbau fertigt der gelernte
Es gibt bei
Klaus Wolsing
keine Massenware. Jedes
Stück wird mit dem Kunden ge­
plant und dann für ihn gebaut.
Verarbeitet wird sibirische
Lärche, weil sie besonders wit­
terungsbeständig ist und durch
Aus der BaE zum Meister
Jeder vierte Koblenzer
ist laut Statistik Auslän-
der oder hat zumindest
fremde Wurzeln. Stucka-
teurmeister Ihsan Simsek,
inzwischen deutscher
Staatsbürger, zählt dazu.
Geboren ist er auf kur-
dischem Gebiet in der
Türkei. Seit 1993 lebt er in
Koblenz. Er ist 31 Jahre,
verheiratet und Vater
des zehn Monate alten
Sohnes Kiyan.
Seit drei Jahren ist er selbststän­
dig, beschäftigt einen Gesellen
und wird im Sommer den ersten
Lehrling einstellen. Begleiter
der ersten Schritte von Ihsan
Simsek ins Berufsleben war
die Handwerkskammer (HwK)
Koblenz und die Möglichkeit
der Berufsausbildung in außer­
betrieblichen Einrichtungen
(BaE). Simsek erzählt (s)eine
Erfolgsgeschichte.
„Mein Vater kam 1990 nach
Deutschland und hat hier als
Lkw-Fahrer gearbeitet. Meine
Mutter folgte mit uns fünf Kin­
dern drei Jahre später nach.“ Er
sagt auch, dass es als Kind für
ihn schwer war, dass zu Hause
kein Deutsch gesprochen wur­
de. „Ich hatte keinen Spaß an
der Schule, weil ich einfach zu
wenigverstandenhabe“,erinnert
er sich. „Kinder müssen zuerst
die deutsche Sprache lernen,
da sie in diesem Land wichtig
und Basis für Integration ist“,
betont er. Simsek verließ damals
ohneAbschluss undmit unzurei­
chendenDeutschkenntnissendie
Schule. Seine Bemühungen um
eine Lehrstelle scheiterten. „Du
bist der schlechteste Bewerber,
wurdemir immer wieder gesagt.
Das hat sehr an meinem Ego
gekratzt. Als Ältester wollte ich
doch auch ein Vorbild für meine
Geschwister sein“, so Simsek.
Über die Agentur für Arbeit
wurde er dann zurHwKKoblenz
in eine BaE vermittelt.
Dank an die
HwK Koblenz
„Hier habe ich Wertschätzung
erfahren. Die Ausbilder haben
mich rundum fit gemacht. Es
war eine gute Zeit, in der ich
auch menschlich gereift bin“,
bedankt sích der 31-Jährige im
Nachhinein bei der Handwerks­
kammer. Die Gesellenprüfung
im vermittelten Ausbildungsbe­
trieb schloss er im praktischen
Stuckateur Ihsan Simsek schreibt seine Erfolgsgeschichte
Steckbrief:StuckateurmeisterI.Simsek,Koblenz
Gegr. 2009 | 2 Mitarbeiter (1 Meister) | Stuckarbeiten, Trocken­
putz, Restaurierung | Tel.: 0173/ 3420466 |
I
nfos
Die BaE wird als Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung
gezielt für Jugendliche mit Lern- sowie sozialen oder sprach­
lichen Defiziten angeboten. Die jungen Leute beginnen eine
Lehre bei der HwK in einem der acht angebotenen Handwerks­
berufe. Ausgebildet werden: Friseure, Fachverkäufer im Nah­
rungsmittelhandwerk (Fachrichtungen Bäckerei und Fleische­
rei), Maler und Lackierer, Straßenbauer und Stuckateure, Anla­
genmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Tischler
und Metallbauer. Ziel der BaE ist die mögliche Übernahme in
eine betriebliche Ausbildung.
... zur BaE, Tel.: 0261/ 398-301, E-Mail: pa@
hwk-koblenz.de,
Teil mit der Note Eins ab und
wurde übernommen. Nach ei­
nigen Gesellenjahren bereitete
sich Simsek in Teilzeit auf die
Meisterprüfung vor. Auch hier
überzeugt er vor allem im fach­
praktischen Teil mit sehr guten
Ergebnissen. „Theoretisch lief
es nicht ganz so rund“, sagt er
in perfektem Deutsch. 2009
wagte der damals 28-Jährige den
Schritt in die Selbstständigkeit.
Überwiegend private, aber auch
kommunaleAuftraggeber gehö­
Stuckateurmeister Ihan Simsek aus Koblenz bei
seiner täglichen Arbeit.
ren zu seinen Kunden. So tragen
die Stuckarbeiten im restau­
rierten Koblenzer Schloss seine
Handschrift. Dabei profitierte
der Stuckateurmeister bereits
von seiner Fortbildung zum
Restaurator im Handwerk, die
er aktuell im HwK-Zentrum für
RestaurierungundDenkmalpfle­
ge in Herrstein absolviert.
Mit Beginn des neuen Lehrjahrs
möchte Simsek einen Lehrling
einstellen. „Er soll aus einer
BaE-Maßnahme der HwK kom­
men“, sagt er. „Die Chance, die
ich bekommen habe, möchte ich
auch einem jungen Menschen
mit Startschwierigkeiten geben.
Jeder, der den Willen hat, kann
sein Leben meistern, beruflich
und privat“, ist er überzeugt.
Mit seiner deutschen Frau und
seinem Sohn lebt er gelungene
Integrationvor.„Ichlebefreiwil­
lig hier und akzeptiere deshalb
auch die früher einmal fremde
Kultur.“
ihre schöne Farbe besticht.
Damit es nicht zu unschönen
Verfärbungen kommt, verwen­
det Wolsing ausschließlich
Verschraubungen und Befes­
tigungen aus Edelstahl. „Ich
spreche mit meinen Kreationen
Menschen an, die das Be­
sondere mögen und Wert auf
handwerkliche Arbeit legen“,
betont er.
Steckbrief: LebensArt inHolz, Birken-Honigsessen
Gegr.1998 | Einzelunternehmer | Balkongeländer,Carports,Accessoires
fürGartenundTerrassen | Tel.:02742/6205 |
Wer handgefertigte Garten­
accessoires von Klaus
Wolsing möchte, muss eine
Wartezeit einplanen. Der
Handwerker arbeitet nur auf
Bestellung, nicht auf Vorrat.
Einige Schaustücke stehen
aller­dings in seiner Werk­
statt. Die zeigt er auch auf
Messen, so kürzlich im Köl­
ner Rheinpark oder im Juni
auf einer Freilandausstellung
im hessischen Dillenburg.
Maschinenschlosser ausge­
fallene Gartendekorati­
onen aus Holz. In sei­
ner Werkstatt entste­
hen unter anderem
rus­tikale Tische,
gemütliche Sitzschaukeln
oder wetterfeste Garten­
theken.
Klaus Wolsing verarbeitet
bevorzugt sibirische Lärche.
Funktio-
nal und
deko-
rativ
– ein
Beitrag
zur schö-
nen Le-
bensart.
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