Handwerk Special Nr. 160 vom 26. Mai 2012 - page 15

Das Fachhandwerk und seine Organisation in der Region
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Nr. 160
26. Mai 2012
Welche Aufgaben hat . . . eine Kreishandwerkerschaft?
Eine Kreishandwerk-
erschaft (KHS) ist der
Zusammenschluss aller
Handwerksinnungen,
die in einem bestimmten
Stadt- oder Landkreis ih-
ren Sitz haben.
Sie ist eine Körperschaft
des öffentlichen Rechts und
untersteht der Rechtsaufsicht
der Handwerkskammer. Die
KHS wird geleitet von einem
gewähltenKreishandwerksmeis­
ter, der meist aus dem Kreis der
angehörigen Innungsobermeis­
ter kommt.
Die Aufgabe der KHS besteht
darin, die Gesamtinteressen der
selbstständigen Handwerker
zu wahren und die Handwerks­
innungen in ihren Aufgaben
zu unterstützen. Ihr Dienst­
leistungsangebot für die Mit­
gliedsbetriebe der Innungen
reicht vonderBeratung in allen
arbeits- und sozialrechtlichen
Fragen über die Organisation
und Durchführung von Gesel­
len- und Zwischenprüfungen
bis zur Planung und Koordina­
tion der Öffentlichkeitsarbeit.
Engagiert im Beruf und im Ehrenamt
Sie eint ihr gemeinschaftliches Engagement für das Hand-
werk in der Region. Sie bringen ihr Fachwissen ein und da-
zu eine ganze Portion persönliche Leidenschaft. Sie führen
gemeinsam die Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald
(KHS RWW): Dachdeckermeister Kurt Krautscheid, Maler-
und Lackierermeister Hans Peter Vierschilling, Zentralhei-
zungs- und Lüftungsbauermeister Werner Zöller, Betriebs-
wirt Udo Runkel und Elisabeth Schubert, Fachwirtin für
kaufmännische Betriebsführung im Handwerk.
Im Blickpunkt: Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald für die Kreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald
haben, und der Tourismus
sowie dieKreisverwaltungen
mittlerweile ebenfalls eng
zusammen arbeiten.
Dienstleister
statt Verwalter
„Durch die Fusion haben
wir an Stärke gewonnen. Es
ist schon ein Unterschied,
ob eine Organisation mit
Handwerk!“, unterstreicht der
Hauptgeschäftsführer.Ersiehtin
derKHSeinen„Ansprechpartner
und Mittler des Handwerks für
das gesamte Wirtschaftsleben“.
Eines istRunkel dabei besonders
wichtig: „Auch wenn wir eine
Körperschaft des öffentlichen
Rechts sind, wollen wir keine
Verwaltung, sondern einDienst­
leiter für dieHandwerksbetriebe
sein.“
Die wirtschaftliche Situation
ist ein Stichwort für Hans Peter
Vierschilling. Der Kreishand­
werksmeister ist besorgt, dass
der Bevölkerungsrückgang im
LandkreisAltenkirchennegative
Folgen für dieWirtschaftsstruk­
tur haben wird. „Die fehlende
Anbindung zur Autobahn und
der schlechte Zustand der ört­
lichen Straßen erschwert es den
ansässigenFirmen,anAufträge
zu kommen. Die aktuelle Lage
der unterschiedlichen Unter­
nehmen spiegelt dies zum Teil
wieder“, ist er sicher. Werner
Zöller dagegen weiß, dass „der
ICE-Bahnhof inMontabaur dem
Handwerk im Westerwald gut
getan und sogar Arbeitsplätze
geschaffen hat“.
Cluster als
Innovationschance
Alszukunftsweisendbezeichnen
die drei Kreishandwerksmeister
den Innovationscluster Metall-
Keramik-Kunststoff (IMKK).
Er ist eine Austauschplattform
und orientiert sich an den in
den jeweiligen Landkreisen
vorhandenenBranchen.„Metall,
Maschinenbau,Keramik, Feuer­
festtechnologie,Kunststoff- und
Oberflächentechnik sind die
„Der Rückgang von vier Pro­
zent an Lehrlingen in unseren
Kreisen gegenüber demVorjahr
lässt sich nicht von der Hand
weisen“, soRunkel. „Wir stehen
im Wettbewerb mit anderen
Wirtschaftszweigen und Ver­
waltungen und können nicht
mehr aus einer Vielzahl von Be­
werbern wählen. Das muss allen
Kollegen bewusst sein“, betont
Krautscheid. Gemeinsam wer­
bensieaufSchulveranstaltungen
für eine Lehre imHandwerk. Sie
sprechenauchdieElternan,denn
„die Weichen für die berufliche
Laufbahn der Kinder werden
oft in deren Kopf gestellt. Ein
Umdenken in der Haltung zum
Handwerk ist erforderlich. Mit
der Imagekampagne ‘DasHand­
werk. Die Wirtschaftsmacht.
Von nebenan.’ sind wir dabei
auf einen gutem Weg“, sind sie
überzeugt.
Imagepflege kommt
vom Herzen her
InderKHSRWWsindalleAutos
der Kollegen mit den Aufkle­
bern der Imagekampagne des
Handwerks versehen. An allen
drei Geschäftsstellen fallen die
großformatigen Plakate ins Au­
ge. „NurwenndasHandwerkge­
schlossen auftritt und dies nach
außenauchdemonstriert,wirdes
in der Öffentlichkeit die ihm zu­
stehendeBeachtung finden.Wie
man an den Fahrzeugen sieht,
sind unsere Mitarbeiter dabei“,
so der Hauptgeschäftsführer.
UndderVorsitzendeKreishand­
werksmeister Kurt Krautscheid
bekräftigt: „Auch Imagepflege
muss vom Herzen kommen.“
Udo Runkel und Elisabeth
Schubert arbeiten hauptamt­
lich als Hauptgeschäftsführer
und Geschäftsführerin der Ge­
schäftsleitung, während sich
Krautscheid, Vierschilling und
Zöller als Kreishandwerksmei­
sterehrenamtlichengagieren.Sie
sindFührungsspitzeimVorstand
und Ansprechpartner für die
Kreise Neuwied, Altenkirchen
und den Westerwaldkreis. Kurt
Krautscheid ist als Vorsitzender
Kreishandwerksmeister der
„Chef“. Die KHS RWW führt
die Geschäfte von 29 Innungen
und ist die zweitgrößte Kreis­
handwerkerschaft inRheinland-
Pfalz.
Aus drei
mach eins
2001 war für die bis dahin
eigenständigen Kreishandwerk­
erschaften inNeuwied,Altenkir­
chen und Montabaur ein beson­
deres Jahr. Sie haben zur KHS
RWW fusioniert. Wichtigstes
Ziel des Zusammenschlusses
war es, wirtschaftlich und ins­
besondere kosteneffizient zu
arbeiten. Was hat sich in elf
Jahren verändert? Wie drückt
sich das in Zahlen aus?
„Die Arbeit der Handwerksor­
ganisation hört nicht an Kreis­
grenzen auf. Auch die regionale
Wirtschaft und insbesondere
das Handwerk arbeiten kreis­
übergreifend“, antwortet Udo
Runkel. Er betont, dass sich die
Kreise Altenkirchen, Neuwied
und Westerwald in den letzten
Jahren zum Wirtschaftsgebiet
„Rhein-Westerwald“ entwickelt
Die Spitze der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald (v.l.): Elisabeth Schu-
bert, Hans Peter Vierschilling, Kurt Krautscheid, Werner Zöller und Udo Runkel.
Hier geht’s mit
dem Smartphone
zum Internetauftritt
der KHS Rhein-Westerwald:
300 Betrieben eine Forde­
rung an die Kommunal- und
Landespolitik formuliert oder
eine Kreishandwerkerschaft mit
1.700Betrieben“,istUdoRunkel
überzeugt. „UnsereKHS ist eine
starke Kraft innerhalb der regi­
onalen Wirtschaft. So sind wir
eingebunden in alle wichtigen
Entscheidungen der Region.
Nichts geht ohne das
Schwerpunktarbeitsgebiete der
mehr als 250 Fachbetriebe mit
rund 250.000 Arbeitsplätzen in
den Kreisen Altenkirchen, Neu­
wied und Westerwald“, so Kurt
Krautscheid. „Mit dem IMKK
wurde vom Land eine Möglich­
keit geschaffen, die Unterneh­
men einen schnellen fundierten
Zugriff auf Forschungsergeb­
nissevonHochschulensowieauf
neue Produktionsverfahren und
Hightech-Werkstoffe ermögli­
cht. Diese Zusammenarbeit ist
eine Chance, die Wettbewerbs­
fähigkeit des Mittelstands am
Markt zu stärken“, erklärt er.
Die Spitze aus Haupt- und
Ehrenamt der KHS beschreibt
die Zusammenarbeit für das
Handwerk als „hervorragend“.
„Das spüren die Betriebe und
die Außendarstellung profi­
tiert“, so ihr Fazit. Runkel und
Krautscheid nennen in diesem
ZusammenhangdieMitwirkung
beiVeranstaltungen, sodieWirt­
schaftsempfängederKreiseoder
der jährlicheEmpfangdesHand­
werks mit Ehrung der besten
Prüflinge und die Verleihung
des Silbernen Meisterbriefes
für 25 Jahre Meisterschaft. Der
Informationsvermittlung unter
den Innungsbetrieben dient das
Magazin „Brennpunkt Hand­
werk“, ein von der KHS RWW
herausgegebenes Medium. Es
erscheint viermal im Jahr.
Nachwuchsgewinnung
ist Schwerpunktthema
EineSchwerpunktaufgabesehen
GeschäftsführungundEhrenamt
in der Nachwuchsgewinnung.
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