Handwerk Special Nr. 156 vom 28. Januar 2012 - page 12-13

Wärmende Schmuckstücke fürs Haus: Alte Öfen frisch restauriert
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Nr. 156
28. Januar 2012
Heiße Unternehmensstrategien mit hochwertigen Kachelöfen
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Nr. 156
28. Januar 2012
Brennend interessant
„Ich hab Dich so lieb! Ich
würde ohne Bedenken
eine Kachel aus meinem
Ofen dir schenken“,
schwärmte schon der
deutsche Lyriker und
Erzähler Joachim Ringel-
natz.
Auch Ofen- und Luftheizungs-
bauermeister Daniel Göbel aus
Müllenbach in der Eifel setzt
auf Kachelöfen, die für ihn
„einen ganz besonderenCharme
entwickeln“.
Zeitlose
Investition
EinhandwerklichgefertigterKa-
chelofen ist für den 28-jährigen
Existenzgründer keine Modeer-
scheinung, sondern zeitlos. „Er
ist ein dekoratives Möbelstück,
das heimelige Atmosphäre und
behagliche Wärme vermittelt“,
sagt er. Erst seit Februar 2011
ist derMeister selbstständig.Auf
dieExistenzgründunghat er sich
langevorbereitet.„DieserSchritt
musswohlüberlegtsein.Ichhabe
viele Fachzeitschriften gelesen
und mich schlau gemacht, wie
es um die Branche steht und
wie viele Mitbewerber es in der
Gegend gibt“, so Göbel.
„Die Gaspreise sind kontinu-
ierlich gestiegen. Viele Leute
steigen auf Holz als Feuerungs-
mittelum.Holzisteinnatürlicher
Energielieferant und überall
zu haben. Die Auftragslage
Existenzgründer Göbel kombiniert Technik mit Gestaltung
Steckbrief: Ofenbau Daniel Göbel, Müllenbach
Gegr. 2011 | 1 Meister | Neubau und Reparatur von Kachelöfen |
Tel.: 02692/ 9339270 |
Für Installateure und Hei-
zungsbauer beginnt am 26.
November (mo-fr von 8.15
bis 15.30 Uhr) ein Vollzeit-
Meisterkurs in Koblenz.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurs
Heizungsbauermeister
Info-Tel.: 0261/ 398-415
für Kachelöfen ist steigend. Er
heizt nicht nur lange, sondern
kann auch mehrere Räume oder
ein ganzes Haus erwärmen. Das
gab für meinen Schritt den Aus-
schlag“, fügt er hinzu.
Wärmelehre
praktiziert
Göbel erzählt, dass er bei jedem
Auftrag zum Kunden fährt, um
sich die Architektur des Hauses
unddieEinrichtungdesRaumes,
in dem der Ofen stehen soll,
anzusehen. „Ich gestalte den
Ofen immer wieder neu“, sagt
er. Der Klassiker unter den Ka-
chelöfenwird vonGrund auf aus
Schamottesteinen gemauert. Er
speichertdieWärmewirdjenach
Ausführungzehnbis15Stunden.
Der Handwerksmeister em­
pfiehlt, den Ofen mit nachge-
schalteten Heizgaszügen aus
Metall oder Keramik ausrüsten
zu lassen. „In der Heizkammer
zwischen Heizeinsatz, Heizgas-
zug und Kachelmantel wird die
Raumluft erwärmt. Durch Lüf-
tungskachelnoder Luftgitter tritt
sie aus und sorgt für eine schnelle
Erwärmung des Raumes. Sind
die Heizgaszüge aus Schamott,
dann wird ein Teil der Wärme in
diesen gespeichert und nach und
nach als Strahlungswärme über
die Kachelfläche abgegeben“,
erklärt der Fachmann.
EinNachheizkastensorgtebenso
fürwohligesKlimaundeffektive
Wärmespeicherung des Kachel-
ofens.„DerNachheizkastenistin
derRegel ausGuss.DasMaterial
ist prädestiniert für Wärmespei-
cherung und Langlebigkeit.
Der Kasten wird im Abgasrohr
oder im Verbindungsrohr zum
Schornstein montiert. Er wird
vom heißen, abziehenden Heiz-
gas durchströmt und gibt die
Ablufttemperatur an die Raum-
luft ab. Durch das Gussmaterial
gibt der Nachheizkasten auch
noch nach Erlöschen des Ofens
eine konstante Temperatur ab“,
weiß Göbel.
Ofenbauermeister Daniel Göbel
fertigt für seine Kunden indivi­
duelle Öfen, die für wohlige
Wärme im ganzen Haus sorgen.
Wo ein Feuer brennt,
möchte man sich gleich
niederlassen und zur Ru-
he kommen. Kamine und
Öfen sind Wärmespender
mit Wohlfühlgarantie und
stehen deshalb in der
Wunschliste ganz oben.
Die Werkstatt von Ofen-
bauer Stefan Dehn im
idyllischen Fachwerkhaus
im Hunsrückdorf Leisel
bei Idar-Oberstein, lässt
das Herz jedes Feuerlieb-
habers höher schlagen.
Hier, im „Mekka der Wärme“,
stehen an die 400 Exemplare:
von antiken, mit aufwendigen
Verzierungen versehenen guss-
eisernen Öfen, über alte Kü-
chenherde mit Backröhre, bis
hin zu kleinen Kohleöfen und
anderen kuriosen transportablen
Konstruktionen.Dehn, der indie
HandwerksrollederHandwerks-
kammer Koblenz für das Ofen-
und Luftheizungsbauerhand-
werk im Teilgebiet „Anschluss
undWartungvorgefertigterÖfen
und Restaurierung alter Öfen“
eingetragen ist, sammelt und
restauriert die Wärmespender.
Er holt sie aus Abbruchhäusern,
spürt Tipps vonBekanntennach,
und modernisiert die alters-
schwachenFeuerstelleneffizient
und ökologisch.
Rettung vor
dem Verfall
Stefan Dehns Leidenschaft für
Öfen begann, als er vor über
Innendämmung
Am 19./20. April zeigt
ein zweitägiger Kurs im
Zentrum für Restaurie-
rung und Denkmalpflege
in Herrstein die Innen-
dämmung bei histo-
rischer Bausubstanz.
Gerade die ökologischen
Baustoffe erweisen sich in
dem sehr komplexen System
der Gebäudesanierung als
substanz- und umweltscho-
nendeAlternativen.DerKurs
zeigt bauphysikalisch ver-
trägliche Dämmsysteme wie
die Leichtlehminnenschale.
Der Kurs findet amDonners-
tag & Freitag von 8.30 bis 17
Uhr in Herrstein statt.
Infos-Tel.: 06785/ 9731-761,
Im Mekka der Wärme
Ofenbauer Stefan Dehn ist Ansprechpartner für Feuerliebhaber
Steckbrief: Öfen Stefan Dehn GmbH, Leisel
Gegr. 1980 | 6 Mitarbeiter | Instandsetzung, Reparatur von Holz-
feueröfen | Tel.: 06787/ 8789 |
Für Gesellen und Führungs-
kräfte aus dem SHK-Be-
reich, die sich zum Spezi-
alisten auf dem Gebiet der
Öl-/Gasfeuerung sowie in
der Steuerungs- und Rege-
lungstechnik qualifizieren
möchten, beginnt am 17.
August ein Lehrgang zum
„Monteur in der Haustech-
nik“. Der Kurs findet frei-
tags von 17 bis 21 Uhr und
samstags von 8 bis 14 Uhr
in Koblenz statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Weiterbildung:
Tel.: 0261/ 398-415
E-Mail:
Weiterbildung
Monteur in der
Haustechnik
30 Jahren mit seiner Familie in
ein 250 Jahre altes Bauernhaus
nach Leisel zog. „Wir wollten
auf dem Land leben“, sagt der
gelernte technische Übersetzer.
Er restaurierte das Haus und
stellte imerstenWinter fest, dass
die Zentralheizung das Gebäude
nur unzureichend erwärmte.
Ein Zufall führte Dehn und sei-
nen Freund in ein Luzerner Ab-
bruchhaus, wo sie fünf Schwei-
zer Kachelöfen entdeckten,
nach Leisel transportierten und
dort einbauten. Die angenehme
Wärme überraschte alle. „Wir
haben die Öfen vor dem Verfall
gerettet. Gleichzeitig wurde
meinFaiblefürdienostalgischen
Klassiker geweckt“, erzählt der
53-Jährige.
Historische Technik
ganz modern
„Der Schweizer Kachelofen ist
der erste transportable Speicher-
ofen überhaupt. Er wurde 1890
voneinemSchweizerOfenbauer
entwickelt. Die Qualität liegt in
seiner hohen Speichermasse,
bedingt durch das Gewicht von
350 bis 400 Kilo“, erklärt Dehn.
„SchweizerKachelöfensindsehr
sparsam sowohl im Verbrauch
von Brennmaterial, als auch
im Ausstoß von Feinstaub. Die
Brennkammer ist im Vergleich
zur Masse eher klein, so dass
einekleineHolzmengemithoher
Temperatur verheizt werden
kann. Die Kachelhohlräume
der Öfen sind mit Flusskieseln
gefüllt. Die Energie wird vom
Stein stundenlang an die Um-
gebung ausgestrahlt und im
Fußboden und an den Wänden
des Raumes gespeichert. Es ist
nie fußkalt“, plädiert er für den
Ofenklassiker. „Die Öfen sind
wahre Wärmewunder.“
Schweizer Kachelöfen hat Dehn
inallenFormenundFarbennicht
nur in seiner Werkstatt, sondern
auch in den Nebenräumen des
alten Bauernhauses und auf dem
Hausboden. Sie sind mal bunt
bemalt, mal schlicht.
Funktionierender Ofen
statt Ausstellungsstück
Bis zu 100 Stunden liebevoller
Handarbeit benötigen er und sei-
neMitarbeiter für die Instandset-
zungeinesaltenHolzbrandofens.
„Wir kleiden Brennkammern
mit neuen Schamottsteinen aus,
fügen Kacheln ein, entrosten
und schmirgeln. Unser Ziel ist
es, dass der Ofen funktioniert“,
betont Dehn. Er erzählt, dass er
alte Technik auch in moderne
Öfen einbaut, fest installierte
Grundöfen nachrüstet oder
offene Kamine mit durch-
sichtiger Klappe und einem
kleinen Brennraum effizient
umbaut.
„Jeder Ofen kann auf spar-
samenHolzbrandumgerüstet
werden“, bringtDehn seinenAr-
beitsphilosophie auf den Punkt.
Er selbst sieht sich nicht alsNos-
talgiker, sondern ist vielmehrt
überzeugt, dass uralte Öfen mo-
dernen ökologischen Standards
gerecht werden können.
Umdie antikenStücke zu finden,
hat Dehn inzwischen ein Netz-
werk aufgebaut. Er bekommt
Hinweise und Anfragen aus
ganz Deutschland. Er schreibt
Gutachten und gibt Umbauemp-
fehlungen. „Ich wollte etwas
Werterhaltendesmachenundbin
dabei in eine Nische gestoßen“,
sagt er. Dem Zitat aus Schillers
Ballade „Die Glocke“ in seiner
Werkstatt „Wohltätig ist des
Feuers Macht, wenn sie der
Mensch gezähmt bewacht“, ist
nichts hinzuzufügen.
Alte Öfen sind bei Stefan Dehn in den richtigen
Händen. Er restauriert die in die Jahre gekom-
menen Schmuckstücke in liebevoller Handarbeit.
Nachdem Stefan
Dehn die nostal-
gischen Klassiker
von Grund auf
restauriert hat, er-
strahlen sie in neuem
Glanz – und verbreiten
wohltuende und lang
anhaltende Wärme.
Damit das Feuer schmeckt . . .
Das Auge isst mit – der
bekannte Spruch be-
schreibt die geschmack-
liche Wahrnehmung eines
Sättigungsgefühls. Ganz
ähnlich sieht Handwerks-
meister Oliver Quetlich
aus Montabaur die Gestal-
tung von Wohnräumen:
Es geht um mehr, als nur
um das Dach über dem
Kopf ...
Das Auge isst mit – der be-
kannte Spruch beschreibt die
geschmackliche Wahrneh-
mung eines Sättigungsgefühls.
Ganz ähnlich sieht Hand-
werksmeister Oliver Quetlich
aus Montabaur die Gestaltung
von Wohnräumen: Es geht um
mehr, als nur um das Dach
über dem Kopf. Das Haus ist
für ihn Gestaltungsplatz, jedes
Zimmer für sich ein kleines
Kunstwerk. Dabei kommt dem
Thema Heizen ein besonderes,
jedoch nicht das dominierende
Augenmerk zu: Quetlich ist
Ofenbauermeister, der seine
Feuerstellen in Gesamtkon-
zepte integriert.
Diese Konzepte haben ihren
Ursprung in Analyse und
Beratung durch eine Innenar-
chitektin, die an der Spitze der
gestalterisch-handwerklichen
Evolutionskette steht. „Egal
was der Raum bietet – wir
finden Lösungskonzepte im
Bestand“, erläutert Quetlich
und weist darauf hin, „das
große Umbaumaßnahmen in
der Regel gar nicht nötig sind.
Oft lässt sich die Kulisse ohne
schwere Eingriffe zumVorteil
verändern.“ Diesen Ansatz
setzt der Handwerksmeister
auch im eigenen Betrieb um,
dener2011ineinerbesonderen
Immobilie neu einrichtete: Im
ehemaligenBahnhofvonMon-
tabaur mietete er die Flächen,
indenen früher Fahrkartenaus-
gabe oder Wartesäle zu Hause
waren. Für die neu zu schaffen-
den Ausstellungsräume zog er
Handwerker und Architekten
zusammen– einNetzwerk, das
funktionierteundheuteganzim
Sinne der Kunden Kopf- und
Handarbeit leistet. „Nach der
Bestandsaufnahme werden
mit dem Auftraggeber Wohn-
raumkonzepte besprochen, die
er sich in Detaillösungen bei
uns im Bahnhof anschauen
kann.“
Mehrere Meisterbetriebe – so
Tischler, Maler bis hin zum
Ofenbauer – setzen dann diese
Ideen um. „Der Erfolg gibt uns
recht, denn selbst aus Köln,
Frankfurt oder Düsseldorf
machen sichMenschen auf den
Weg zu uns und denAufträgen
folgen weitere“, freut sich
Bahnhofsbetreiber Quetlich
– der auch ganz ohne Gleisan-
schluss behaupten kann: Für
seineGeschäftsidee ist der Zug
alles andere als abgefahren!
Steckbrief: Quetlich Feuerkultur, Montabaur
Gegr. 1989 | 15 Mitarbeiter (2 Meister, 1 Lehrling) | Beratung, Pla-
nung, Umsetzung von Wohnraumkonzepten |
Oliver Quetlich in den Ausstel-
lungsräumen des Bahnhofs.
Die Montage des maßgeschneiderten Ofens vor
Ort erfolgt in reiner Handarbeit.
Hier
geht’s
mit dem
Smart-
phone zum Film-
beirag aus HwK-TV
vom 25. Januar un-
ter
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com/user/hwktv
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