Handwerk Special Nr. 156 vom 28. Januar 2012 - page 3

Die Wirtschaftsmacht von nebenan startet durch – Aussichten 2012
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Nr. 156
28. Januar 2012
Handwerk ist Kopfsache!
Die Bühnen neben der Strecke sind bis auf den letzten
Platz gefüllt, auf denen es schon lange niemanden mehr
hält. Fahnen kreisen, die lautstarke Anfeuerung hat aku-
stisch Orkan-Stärke und das Publikum gibt alles – genau
wie diejenigen, denen der Jubel gilt. Wenn die Weltspitze
beim Ski nordisch unterwegs ist, hat das Volksfestcharak-
ter. Mittendrin und in der Loipe sportlich erfolgreich unter-
wegs: Denise Herrmann und Katrin Zeller. Für beide läuft
es richtig gut beim Weltcup – genau wie für das Hand-
werk, das mit den beiden Sportlerinnen an den Start geht.
Denise Herrmann läuft Ski für „Wirtschaftsmacht von nebenan“
Nachgefragt
Was wird uns 2012 bringen?
Eine „unabgearbeitete“ Finanzkrise,
Staatsschulden im Euroraum, schwä-
chelnde internationale Wirtschafts­
märkte – die Nachrichtenlage zu
Beginn des Jahres 2012 bleibt ange-
spannt.
Doch es gibt auch gute Nachrichten, so
aus der regionalenWirtschaft: „Unsere
Betriebe berichtenüber eine auf hohem
Niveau stabileKonjunkturlage“, infor-
miert HwK-Präsident Werner Wittlich
und geht im Interview auf die Hinter-
gründe der positiven Stimmung ein.
Herr Wittlich, das Handwerk ist gut gestartet ins neue
Jahr – lässt sich das auch an Fakten festmachen?
Ja, denn es gibt einige Zahlen mit eindeutiger Aussage. So hat die
ZahlunsererMitgliedsbetriebedieMarkevon19.000überschritten
– ein Rekordwert, der aus einem kontinuierlichen Aufwärtstrend
resultiert. Die Auftragslage und die Auslastung der Unternehmen
ist gut. Auch die weiteren Prognosen stimmen optimistisch.
Das Interesse am Meisterbrief ist ungebrochen hoch und in den
Lehrgängen der Handwerkskammer bereiten sich aktuell mehr
Handwerker auf ihre Meisterprüfung vor als in den Vorjahren.
Selbst das Sorgenkind, die Nachwuchssicherung, stellt sich im
KammerbezirkwenigerproblematischdaralsinanderenRegionen.
Zum Jahreswechsel ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse fast
unverändert imVergleich zumVorjahr. Die Lage des Handwerks
in der Wirtschaftsregion Mittelrhein lässt sich also aus vielerlei
Gründen als gut beschreiben.
Und doch weist die Lehrstellenbörse der HwK so viele
freie Plätze aus wie nie zuvor. Was kommt da auf das
regionale Handwerk zu?
In unserer Lehrstellenbörse werden für 2012 aktuell 600 Ausbil-
dungsplätze von 400 Betrieben angeboten. Ein Rekordwert mit
Signalwirkung, denn er steht für den demografischenWandel und
die sich daraus ergebende Herausforderung der Fachkräftesiche-
rung für die Wirtschaft. Hier müssen die Verantwortlichen aus
Politik,Wirtschaft undSchulegemeinsamausbildungsfreundliche
Rahmenbedingungenschaffen.JedereinzelneBetriebistgefordert,
denn jetzt gilt es, den Mitarbeiter von morgen zu gewinnen. Die
Handwerkskammer gibt hierbei konkrete Hilfestellungen und
ist traditionell sehr stark an der Schnittstelle Schule-Ausbildung
vertreten. Das gilt für den täglichen Beratungsservice wie auch
Sonderveranstaltungen wie das Große Schulfest beimHandwerk,
zu dem wir am 29. August rund 6.000 Schüler erwarten.
Aktiv gestaltet die Kammer auch die Zukunftsmärkte
Ernährung und Gesundheit, bezieht beim Thema Ener­
giewende oder Gebietsreform klare Position. Welche?
ImFrühjahrwerdenwirdasZentrumfürErnährungundGesundheit
eröffnen.Das neueHauswirdeuropaweit einmaligEntwicklungen
und Möglichkeiten der Gesundheits- und Nahrungsmittelhand-
werke aufgreifen und voranbringen. Das ist ein Zukunftsmarkt
mit riesigem Potenzial, der gerade für das Handwerk und seine
kundennahen, individuellen Leistungen von großem Interesse
ist. Als wichtige Maßnahme sehen wir auch die Energiewende
– ein Thema, das gerade dem Wirtschaftsministerium im Land
sehr wichtig ist. Eine Änderung bei der Energieerzeugung muss
sicher her – beim Tempo aber nicht um jeden Preis. Das Konzept
ist aus unserer Sicht nicht zu Ende gedacht. Ähnliches gilt für
die angestrebte Kreis- und Verbandsgemeindereform. Dort, wo
Gemeinden im Zuge der Reform fusionieren wollen, geht es
teilweise auch um Verschiebungen von Kreisgrenzen – und das
zum Nachteil des regionalen Handwerks vor Ort, nämlich der
Kreishandwerkerschaft Bad Kreuznach. Daher gibt es ein klares
Nein zumaktuellenAnsatz dieserÜberlegungen.Auchhier gilt: Ja
zu Veränderungen, aber nicht um jeden Preis und nur des Tempos
wegen. Nicht alles, was nach Bewegung aussieht, kommt auch
wirklich vorwärts – da sollte man schon genauer hinschauen.
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
„Das Handwerk. Die Wirt-
schaftsmacht. Von nebenan.“
ist Sponsor der Kopfbedeckung
– ob modisches Stirnband oder
Mütze, ob Loipe, Siegereh-
rung oder Pressekonferenz.
Mit Erfolg: Denn nicht nur die
Läuferinnen sorgen mit ihren
Spitzenleistungen für starke
„handwerkliche Beachtung“;
auch die Kampagnenmittel sel-
ber heben sich ab und setzen im
Sponsoren-Reigen der weltweit
agierenden Autobauer oder
Bierbrauer eigene Akzente. Ein
gelungenes Doppel aus Sport
und Handwerk, das 4.782.353
Menschen als Mitarbeiter in
deutschen Handwerksbetrieben
und mit ihnen einen gesamten
Wirtschaftsbereich gekonnt ins
Rampenlicht stellt.
Sportler und ihre Sponsoren
– ein Verhältnis, das die Öffent-
lichkeit auch (und manchmal
ausschließlich) aus rein mo-
nitären Aspekten wahrnimmt.
Doch Denise Herrmann macht
im Exklusiv-Gespräch mit
„Handwerk Special“ sehr
schnell klar: „Handwerkund
Bevor sie das Handwerk zur
Kopfsache machte, informierte
sichDenise über dieHintergrün-
de derKampagne –wobei ihr die
junge Zielgruppe besonders am
Herzen liegt. „Ich bin überzeugt
davon, dass junge Menschen im
Handwerk gut aufgehoben sind
und hier eine echte Perspektive
haben, sichzuverwirklichenund
Erfolg zu haben.“
Für Denise selbst stand zwar
schon in frühen Kindertagen
der Langlauf ganz oben in den
Zukunftsplänen, doch auch mit
Handwerksberufenkenntsiesich
gutaus,„undwennichhiermeine
Heimat gefunden hätte, dann si-
cherineinemholzverarbeitenden
Beruf“. Die Arbeit mit einem
natürlichen Werkstoff, der im
Regelfall die Skistrecken säumt,
KreativitätundGestaltungsspiel-
räume, das handfeste Arbeiten
sind überzeugende Argumente
für diesen Handwerksbereich.
Wie es nach der Laufbahn im
Spitzensport weitergeht, weiß
die Sportlerin vomWSC Erzge-
birgeOberwiesenthalnochnicht,
die aktuell als Soldatin durch die
Sportfördergruppe der Bundes-
wehr in Frankenberg unterstützt
wird.DochauchbeimBlicknach
vorn siehtDeniseParallelenzum
Handwerk, denn für die Sportle-
rin gilt bereits jetzt: „Berufliche
Weiterbildunggehörtzumeinem
Leben dazu – genau wie der
Skisport.“ Ständiges Training,
sich nicht mit Erreichtem zu-
frieden geben – auch hier sind
sich Sport und Handwerk sehr
ähnlich. Und wer weiß, ob der
handwerkliche Funke vom
Stirnband nicht überspringt und
aus der heute erfolgreich für das
HandwerkwerbendenSportlerin
eine erfolgreiche Handwerkerin
mit Sportsgeist wird ...
Bis es soweit ist, drücken ihr
4.782.353Handwerker dieDau-
men und wünschen viel Erfolg
– für und mit der Wirtschafts-
macht von nebenan!
Sport passen prima zusammen!
Es geht um Leistungen, um
Teamgeist – und nicht zuletzt
um Meisterschaften!“ Ganz
persönlich verbindet sie mit
dem Handwerk, dass auch ihr
Vater – selbst ehemaliger Spit-
zensportler im Handball – heute
in einem metallverarbeitenden
Handwerksbetrieb arbeitet. Das
schweißt zusammen – und hier
kann man es wörtlich nehmen.
Zum Handwerk als Sponsor
kam die 23-Jährige über ihre
Teamkollegin Katrin Zeller,
die ebenfalls für die „Wirt-
schaftsmacht von nebenan“ Ski
nordisch unterwegs ist. Denise
Herrmann macht auch klar: Das
ist nicht nur deshalb Kopfarbeit,
weil man auf der Stirn Werbung
trägt. „Man muss sich natürlich
auch damit identifizieren, sich
wohlfühlenbeimRepräsentieren
eines Unternehmens – oder wie
nun in meinem Fall für einen
ganzen Wirtschaftsbereich.“
Ski-Langläuferin
Denise Herrmann
ist in der Loipe
erfolgreich mit
– dem Handwerk.
Foto: Ralf Lienert
Foto: Ralf Lienert
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