Handwerk Special Nr. 156 vom 28. Januar 2012 - page 17

Hausbanken stellen Kreditversorgung des Handwerks sicher
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Nr. 156
28. Januar 2012
Zeit der Krisen – Zeit des Karnevals
Seine berufliche Heimat sind die Genossenschaftsbanken: Als frisch gebacke-
ner Diplom-Volkswirt trat Theodor Winkelmann 1977 in die Deutsche Genos-
senschaftsbank (DZ Bank) ein, war Direktor in der Westdeutschen Genossen-
schafts-Zentralbank (WGZ Bank), bevor er 1991 als Vorstand zur Koblenzer
Volksbank kam. Seit der Fusion mit der Volksbank Mittelrhein zur heutigen
Volksbank Koblenz Mittelrhein eG (VBKM) 2002 ist er Vorstandsvorsitzender
einer der großen Genossenschaftsbanken im Bezirk der HwK Koblenz.
Im Gespräch mit Theodor Winkelmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Koblenz Mittelrhein eG
dass die aufgehäuften Schuldenberge in
Europa und bei uns konsequent abgebaut
werden. Ich sage nur: Die nächste Wahl
kommt bestimmt.
Wie wirkt sich die finanzpolitische
Großwetterlage für die Genossen-
sehe ich für unsere Kunden in Handwerk
und Mittelstand keinerlei Kreditklemme.
Unser Haus sowie die Genossenschafts-
banken und Sparkassen insgesamt sind
solvent genug, um die mittelständische
Kundschaft wie bisher ausreichend mit
Kreditmitteln zu versorgen. Und das
werden wir auch gerne tun!
Der Karneval gilt mitunter als beson-
ders ernsthafte Angelegenheit. Was
kann man aus dem bunten Treiben
für seriöse Geldgeschäfte lernen?
Auch im Karneval sind die Tugenden der
genossenschaftlich organisierten Banken
wie Verantwortungsbewusstsein für die
Gemeinschaft, Disziplin, Selbsthilfe
und Selbstverantwortung notwendig und
gefragt. Die ehrenamtlich tätigen Kar-
nevalisten praktizieren und leben diese
Leitideen praktisch über das ganze Jahr
–imInteressedesrheinischenBrauchtums.
Insofern kann der Karneval durchaus als
Vorbild für ein seriöses Bankgeschäft
dienen,wie es dieGenossenschaftsbanken
betreiben. Und dabei fehlt auch uns nicht
die Freude an der Sache.
Was fasziniert den Vorstandvor-
sitzenden der VBKM insbesonde-
re am Kowelenzer Karneval?
Als gebürtiger Münsterländer musste ich
mich zunächst einmal an die Kowelenzer
Karnevalsszeneherantasten.Darüber habe
ich begriffen, welchen gesellschaftlichen
Gut 20 Jahre lebt
und arbeitet der
aus dem südlichen
Münsterlandstam-
mende 60-Jährige
in der Region
Mittelrhein und
hat „im Zusam-
menspiel mit den
Mitarbeitern leicht
einen Zugang zur
rheinischen Le-
bensartgefunden“:
„Im Arbeitsalltag
muss man Sach-
fragenundpersön-
lichesMiteinander
saubertrennen,um
beides miteinan-
der vereinbaren
zu können.“ Sein
Fachwissen bringt
Theodor Winkel-
mann unter anderem ehrenamtlich als
Mitglied der Vollversammlung der IHK
Koblenz ein. Und als Ehrensenator des
Alt-Herren-Corps Koblenz steht er auch
karnevalistisch seinen Mann. Handwerk
Special fragt den profilierten Banker in-
mitten der Karnevalszeit nach seiner Sicht
auf die Krisenzeit.
Herr Winkelmann, Weltwirtschafts-,
Finanz-, Euro-, Staatsschuldenkrise
– zeigt 2012 einen Weg aus diesem
Krisenpaket? Mit welchen Erwar-
tungen und Stimmungen ist die
VBKM in das neue Jahr gegangen?
Mit der Auflistung der Krisen haben Sie
die Baustellen für das Jahr 2012 kurz
und prägnant beschrieben – Ende offen.
EntscheidenddürftedieLösungder Staats-
schuldenkrise sein, die unsere politische
neue Jahr, weil wir als Genossenschafts-
bank ein nachhaltiges Geschäftsmodell
haben,dasgeradeinschwierigenZeitenfür
Stabilität, Verlässlichkeit und Sicherheit
steht. Diese Tugenden und Werte bieten
eine gute Zukunftsperspektive. Unsere
und wirtschaftliche Stabilität in Europa
und darüber hinaus gefährdet. Dabei sehe
ich nicht Griechenland und die Frage nach
seinemVerbleib imEuroverbund als größ-
tes Problem an, sondern die Entwicklung
Italiens. Hier gibt es positive Ansätze und
Signale, die in der Umsetzung wirksam
sein können. Fakt ist, dass viele Anleger
das Vertrauen in die Rückzahlbarkeit von
Staatskrediten vieler Länder Europas ver-
loren haben, seitdem ein Schuldenschnitt
mit Griechenland in Rede steht. Ob dieser
dazu beitragen könnte, das Vertrauen
der Kapitalmärkte wieder herzustellen,
bezweifle ich stark. Auch die Häufung
der Rettungsgipfel signalisiert nicht, dass
die europäische Politik einen schnellen
Ausweg aus der Staatsschuldenkrise auf-
zeigen kann. Das bislang beschriebene
Ausstiegsszenarioaus der Schuldenpolitik
ist noch kein klares Signal für die Märkte,
Meisterfeier 2010 – Wirtschaft im Dialog (v.l.): HwK-Präsident Werner
Wittlich, VBKM-Vorstand Theodor Winkelmann, SWR-Moderatorin
Patricia Küll und der damalige Bundesminister Rainer Brüderle.
Foto: P!ELmedia
Als Hausherr begrüßt Theodor Winkelmann
die Koblenzer Narren zum Prinzenempfang.
Foto: VBKM
Mit der HwK Koblenz zur Unternehmerkompetenz
Wer sich selbstständig machen
oder in leitender Funktion im
Handwerkerbüro mitarbeiten
möchte, benötigt mehr denn je fun-
diertes Unternehmerwissen.
In unterschiedlichen Lehrgängen an
verschiedenen Standorten im Kammer-
bezirk Koblenz bietet die HwKKoblenz
entsprechende Weiterbildungen an. Im
BerufsbildungszentrumHerrsteinbegin-
nen demnächst folgende Kurse:
Existenzgründung: 10. Februar,
Vollzeit, 3 Tage
Fachwirtin für kaufmännische
Betriebsführung, Modul Betriebs-
wirtschaft: 16. April, Teilzeit, 5
Monate
Buchführung mit Praxisanteil EDV:
16. April, Teilzeit, 5 Wochen
Informationen & Anmeldung bei der
HwK-Weiterbildung:
Telefon: 0261/ 398-415
Telefax: 0261/ 398-990
E-Mail:
Internet:
Volksbank ist im Übrigen
indiesenZeitengefragtwie
noch nie und es freut uns,
dass die Vereinten Natio-
nen 2012 zum Internatio-
nalenGenossenschaftsjahr
ausgerufenhaben.DerSlo-
gan: „EinGewinn für alle“,
sollte bald allenMenschen
bekannt sein.
Die finanzpolitischeGroß-
wetterlage tangiert uns
natürlich bei unseren Auf-
gaben als Hausbank für
HandwerkundMittelstand
– positiv wie negativ. Als
Folge der Finanzmarkt-
krise ist europaweit und
in Deutschland eine Regulierungswut im
Gange, die undifferenziert alle Banken-
gruppen trifft, gleichgültig, ob siedieKrise
verursacht haben oder eben nicht, wie die
VolksbankenundSparkassen.Durchüber-
zogeneEigenkapitalanforderungen laufen
wir auf eine Verteuerung von Krediten
zu. Auch einige Großbanken werden ihr
Kreditangebot einschränken müssen, um
die strengeren Vorschriften zu erfüllen.
Im Gegenzug bieten besonders staatsfi-
nanzierte Häuser Kampfkonditionen auf
der Einlagenseite, um ihre Liquidität zu
stärken.Das belastet denErtragunserer re-
gionalausgerichtetenVolksbank.Dennoch
Stellenwert der Karneval für viele Men-
schen in unserer Region nachhaltig hat. Er
hilft denGemeinsinnunddasGemeinwohl
zu fördern und bei denen, die vom Kar-
nevalvirus befallen sind, gesellschaftliche
Unterschiede abzubauen. Wer einmal mit
unseren Kunden an Schwerdonnerstag
einen Prinzenempfang in der Volksbank
miterlebt oder sich an Rosenmontag im
Zug durch die Altstadt geschlängelt hat,
gibt mir sicherlich Recht, wenn ich sage:
Der Karneval – richtig praktiziert – ist
pure Lebensfreude! Und tröstet uns zur
Zeit sogar ein wenig über unsere TUS
hinweg ...
schaftsbanken
und Ihr Institut
mit Blick auf die
Aufgaben als
Hausbanken für
Handwerk und
Mittelstand aus?
Natürlichhoffenwir,
dass es der europä-
ischen Politik und
der Europäischen
Zentralbank gelingt,
eine überzeugende
Lösung für die Eu-
rokrise zu finden.
So haben wir uns
auch bei unseren
Planungen für 2012
nicht von dem nega-
tiven Umfeld beein-
flussen lassen. Im
Gegenteil, wir gehen
optimistisch in das
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