Handwerk international: Qualitätsarbeit kennt keine Grenzen
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Nr. 149
14. Mai 2011
Handwerk im EU-Raum: Interregionaler Rat tagte in Koblenz
Der Slogan der deutschen
Handwerkskampagne
„Das Handwerk. Die
Wirtschaftsmacht. Von
nebenan.“ bedeutet im
vereinten Europa auch:
An den Landesgrenzen
macht das „Nebenan“
nicht Halt.
Besonders deutlich wurde die
internationale Dimension des
Handwerks bei der Vollver-
sammlung des Interregionalen
Rates derHandwerkskammern
der Großregion (IRH). Dem
IRH gehören die Handwerks-
kammern aus Lothringen, des
Saarlandes und ausRheinland-
Pfalz, aus Luxemburg und
Wallonien sowie die regionale
Handwerkskammer aus Lo-
thringenalsBeobachter an. Zur
jährlich stattfindenden Voll-
versammlunghattediesmal die
HwK Koblenz geladen.
Europa macht Politik, setzt
wirtschaftlicheAkzente, formt
Gesellschaften – weit über den
Raumder EuropäischenUnion
(EU) hinaus. Vor diesem An-
satztauschtensichdieVertreter
der IRH zu handwerkspoli-
tischenThemenaus,diesowohl
„vor der Haustür“, als auch in
Berlin oder Brüssel von Be-
deutung sind. „Internationale
Zielsetzungen und Probleme
lassen sich nur gemeinsam
erreichen und lösen“, brachte es
HwK-PräsidentWernerWittlich
bei der Eröffnung auf den Punkt
und stellte auch klar, „dass der
BeitragdesInterregionalenRates
wesentlicher Bestandteil einer
stabilen Wirtschaftspolitik ist
– über die Grenzen hinaus und
europaweit“.
Eine Einschätzung, die Jür-
gen Creutzmann (Fraktion
der Allianz der Liberalen und
Demokraten für Europa im
Europäischen Parlament (EP),
Mitglied des Ausschusses für
Binnenmarkt und Verbraucher-
schutz des EP), Norbert Neuser
(Fraktion der Progressiven Alli-
anzderSozialdemokratenimEP,
Mitglied des Entwicklungsaus-
schussesdesEP)undDr.Michael
Fuchs, MdB (stellvertretender
Vorsitzender der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion, zuständig
für die Bereiche Wirtschaft,
Energie, Mittelstand, Touris-
mus undPetition sowieVorsit-
zender des Parlamentskreises
Mittelstand), teilten.
Die drei Parlamentarier waren
alsGesprächspartnerdesHand-
werks zur Vollversammlung
geladen und bereicherten den
Austausch mit leidenschaft-
lichenBeiträgenzur nationalen
undinternationalenPolitik.Bei
aller Unterschiedlichkeit in
ihrenAusführungen kamen sie
auf einen Nenner: Das Hand-
werk ist eineWirtschaftsmacht
und „nebenan“ überall. Denn
gerademitBlickaufdiejüngste
weltweite Finanz- und Wirt-
schaftskrise hat das Handwerk
als stabilisierende Säule des
internationalen Wirtschafts-
systems bewiesen, welch
tragende Rolle es spielt.
Wild West in Koblenz
Texas – damit verbindet
sich Ölförderung, Cow-
boys und Computertech-
nik. Und die BUGA? Was
hat die mit Texas zu tun?
Einiges, dennAustin, dieHaupt-
stadt des Staates im Süden der
USA, ist Partnerstadt von Ko-
blenz und die Handwerkskam-
mer Koblenz seit Jahrzehnten
über eine Partnerschaft eng mit
der texanischen Wirtschaft, Bil-
dungundPolitikverbunden.Und
so überlegte man gemeinsam,
wieman die Bundesgartenschau
um einen texanischen Beitrag
bereichern könnte ...
Das Flair des wilden Westens,
es lebt in der Koblenzer Innen-
stadt auf. Am Fuße der Basilika
St. Kastor schwingen Cowboys
das Lasso, die typischen Wes
ternhüte werfen ihren Schatten
auf die Bundesgartenschau. Aus
einem Spezialstahl geschnitten,
Beitrag aus Texas dank scharfen HwK-Laserschnitts auf der BUGA
sind texanische Motive längst
zwischen holländischen Tulpen
und französischemLavendel ein
Teil der Koblenzer BUGA ge-
worden.DochderWegdahinwar
abenteuerlich und begann mit
einer Motiverstellung in Texas.
Die ersten Konstruktionszeich-
nungen entstanden im Austin
CommunityCollege (ACC), das
auch die Materialkosten für den
BUGA-Auftritt übernahm.
DieZeichnungengingenalsZah-
lenkolonneviaDatenleitungüber
den großen Teich und sollten
unterderLaserschneidanlagedes
HwK-Kompetenzzentrums für
Gestaltung, FertigungundKom-
munikation aus der virtuellen
in die reale Welt „überführt“
werden. Normalerweise kein
Problem, denn die Datenpakete
werden vektorisiert und als
großes Schnittmuster an den
Computer der Laserschneid-
anlage übertragen ... wenn da
nicht das angloamerikanische
Maßsystem mit Fuß, Zoll und
Inch wäre ...
Also mussten die US-Vorgaben
komplett umgerechnet werden,
bevor die Experten der Hand-
werkskammer den BUGA-
Skulpturen aus Texas Leben
einhauchen konnten.
Mit dem Start der Bundesgar-
tenschau weht nun auch ein
Hauch texanischer Lebenskultur
und Tradition über das Gelände
nahe des Deutschen Ecks – und
das ganz im Sinne der transat-
lantischen Partnerschaft und
technologischen Zusammen-
arbeit. Denn eines wissen die
texanischen Partner ganz genau:
Es gibt nichts, was die deutschen
Handwerker nicht irgendwie
doch noch hinbekommen. Und
schon gar nicht lassen sie sich
von Zoll- oder Inch-Maßen
aufhalten ...
Aus den Da-
tenpaketen
aus Texas
entsteht
am PC ein
Schnitt-
muster für
die Laser-
schneidan-
lage.
Sind die Da-
ten an die
Schneidanla-
ge übertragen
worden, kann
der Laser los-
legen.
Funken-
sprühend
schneidet
der Laser die
Konturen der
texanischen
Figuren aus
dem Stahl.
Frisch zuge-
schnitten:
So sieht
der fertige
texanische
Cowboy aus
Spezialstahl
aus.
Nach der
Sitzung be-
suchten die
Vertreter aus
Handwerk
und Politik die
Eröffnung der
Ausstellung
„Augenweide
– Schöne Din-
ge für den All-
tag“ auf der
BUGA.
Foto: P!ELmedia
Wer den Cowboy und seine metallenen Kollegen in
voller Größe an der Basilika St. Kastor erleben will,
sollte noch bis zum 16. Oktober zur Bundesgarten-
schau in Koblenz kommen.