Handwerk Special Nr. 149 vom 14. Mai 2011 - page 7

Leistungsstark und durchsetzungsfähig: Frauen im Handwerk
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Nr. 149
14. Mai 2011
EU-Förderprogramm für Öko-Innovationen gestartet
Die Europäische Kom-
mission will die Lücke
schließen zwischen For-
schung und Entwicklung
sowie dem Absatzmarkt
von umweltfreundlichen
Produkten, Technologien
und Dienstleistungen.
Dafür wurde das Förderpro-
gramm „Eco-Innovation“ ins
Leben gerufen, das Projekte
in den Bereichen Material-
recycling und nachhaltige
Methoden fördert. Ziel ist es,
kleinen und mittleren Unter-
nehmen Unterstützung bei der
Ökologisierung ihrer Betriebe,
Produkte und Dienstleistungen
zu gewähren.
Voraussetzung für eine Förde-
rung ist, dass das Projekt von
mindestens drei Partnerorga-
nisationen aus drei verschie-
denen Ländern bearbeitet wird.
Gefördert werden dann bis zu
50 Prozent der Kosten. Die Ein-
reichungsfrist für Vorschläge
endet zum 8. September.
Weitere Infos zur EU-Förde-
rung und weiteren Förderpro-
grammen für Handwerksbe-
triebebeiderHwK-Außenwirt-
schaftsberatung, Tel.: 0261/
398-241, Fax: -994, E-Mail:
l-
le Infos auch im Internet auf
nter
demStichwort„Beratung“oder
im HwK-Newsletter.
Jenna steigt hoch hinaus
„Ich wollte keinen typisch
weiblichen Beruf lernen
und fand es spannend,
abzuheben“, so Jenna
Kowalski aus Andernach.
Ihre Worte hat sie in die
Tat umgesetzt. Die 20-
Jährige ist Dachdeckerin
und hat es in ihrem
Handwerk bereits zur
Meisterschaft gebracht.
2010 war sie die jüngste
Dachdeckermeisterin in
Deutschland.
„Meine Eltern haben mich nicht
in den Beruf gedrängt, sondern
mir sogar zu mehreren Praktika
geraten, umsicher zu gehen, den
richtigen Weg einzuschlagen“,
bekennt die junge Meisterin.
Das Dachdeckerhandwerk liegt
in der Familie, denn Vater
Franz ist Dachdeckermeister
und führt einen eigenen Be-
trieb. Seine Gesellenprüfung
hatte er mit dem bundesweit
besten Ergebnis abgelegt. Er
ist geprüfter Energieberater im
Dachdeckerhandwerk, staatlich
anerkannterFachleiterfürDach-,
Wand- und Abdichtungstechnik
und seit 2002 auch Meister im
Klempnerhandwerk.
„Ich wollte einfach aufs Dach“,
sagt Jenna Kowalski, die ihre
duale Ausbildung an der Dach-
deckerfachschuleMayenund im
elterlichen Betrieb gemacht hat.
„Man spürt unglaubliche Weite
und hat ein Gefühl von Freiheit.
Ich habe die Gene wahrschein-
lich doch im Blut“, lacht sie.
Exotin setzt
sich durch
In der Dachdeckerklasse an der
Fachschule inMayengehörte sie
alsMädchennochzudenExoten.
„Ich bin hier genau richtig“, lau-
tete damals ihre selbstbewusste
Dachdeckermeisterin aus Andernach erobert Männerdomäne
Steckbrief: Kowalski GmbH, Andernach
Gegr. 1995 | 16 Mitarb. (2 Meister, 4 Lehrl.) | Altbausanierung,
Wärmedämmung | Tel.:02632/30393 |
AntwortaufdiespöttischeFrage,
ob sie sich nicht in der Tür geirrt
hätte. An die Pfiffe der „Jungs
vom Bau“ hat sich die hübsche
blonde Frau gewöhnt und deutet
sie durchaus positiv. „Wenn
die Leistung stimmt, bleibt die
Anerkennung nicht aus“, ermu-
tigt sie Mädchen zu gewerblich
technischen Berufen.
Diese Erfahrung hat sie auch in
der Meisterklasse gemacht. Sie
absolvierte diese gemeinsam
mit ihrem Freund, Andreas
Splettstößer aus Bendorf, den
sie ganz klassisch in der Disco
kennengelernt hat. „Das Hallo
warnatürlichgroß,alswirunsere
berufliche Übereinstimmung
feststellten“, erinnert sie sich.
„Er wollte erst gar nicht zur
Meisterschule. Ich habe ihn
überzeugt“, schmunzelt sie.
AuchAndreas kommt aus einem
Dachdecker-Klempner- und
Zimmerermeisterbetrieb und ist
einmal wie Jenna potenzieller
Nachfolger. „Dann führen wir
eben zwei Betriebe“, sagt die
Jungmeisterin. Jetzt stehenbeide
ihren Vätern und Betriebsin-
habern zur Seite und sammeln
praktische Erfahrungen.
Engagiert im
Ehrenamt
Seit 2010 ist sie Lehrlingswart
der Dachdeckerinnung Mayen-
Ahrweiler und so Bindeglied
zwischen den Ausbildungsbe-
trieben und Lehrlingen. Das
EhrenamterfülltJennaKowalski
mit viel Herzblut. „Ich kenne die
Arbeitgeberseite und kann mich
Jenna Kowalski hat ihre Bestimmung auf dem Dach gefunden.
Zusammen mit Vater Franz plant die junge Handwerksmeiste-
rin die nächsten Einsätze in luftiger Höhe.
Auch hier hat das Kowalski-Team erstklassige
Arbeit geleistet: Die Schiefer-Mansarde wertet
das Haus noch einmal optisch auf.
gut in die jungen Leute hinein-
versetzen. Eventuelle Probleme
lassen sich immer lösen“, ist
sie sicher. Die junge Meisterin
nutzt gern die Gelegenheit,
beispielsweise an Schulen oder
bei Veranstaltungen auch bei
Mädchen für ihren Berufsstand
zu werben.
„Körperlicher Kraftaufwand
wird zunehmend durch Hebe-
werkzeuge ersetzt“, entkräftet
siebeispielsweisedasArgument,
dass Frauen geringere körper-
liche Kräfte haben als Männer.
„Auch technisches Verständnis
ist nicht angeboren, sondern
wird erworben“, sagt sie. „Ab-
solut schwindelfrei muss man
als Dachdecker allerdings sein.
Daran führt kein Weg vorbei“,
betont sie. Ständiges Lernen
erscheint ihr wichtig. Somöchte
sie Weiterbildungsmaßnahmen
absolvieren, umberuflich immer
auf dem Laufenden und ein
Vorbild zu sein.
Ein mit Betondachsteinen eingedecktes Dach.
An Gauben und Kamin wurde mit Stehfalz-
technik gearbeitet.
Foto: privat
Foto: privat
Online Infos zur Ausbildung finden
Mit 151 Berufen bietet das
Handwerk eine riesige
Auswahl für Mädchen und
Jungen.
Ein Handwerk ist stark tech-
nisch geprägt, ein anderes
eher kreativ, mal geht’s mit
Muskelkraft zur Sache,malmit
Fingerspitzengefühl. Für alle,
die ihren Wunschberuf bereits
gefunden haben, hat die HwK
Koblenz jetzt eine Datenbank
in ihrem Internetangebot unter
die die wichtigsten Fragen
zumAusbildungsablauf in den
verschiedenen Berufsfeldern
beantwortet.
Weitere Informationen zur
Lehre im Handwerk bei der
HwK-Ausbildungsberatung,
Tel.: 0261/ 398-323, Fax:
de/aubira
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