Handwerk Special Nr. 145 vom 11. Dezember 2010 - page 11

Leuchtende Handwerkskunst – HwK-Winterausstellung in Koblenz
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Nr. 145
11. Dezember 2010
Ästhetik für den
Alltag
Sie töpfert mit Leib
und Seele. Aus einer
unförmigen Tonmasse
entstehen ästhetische
Gebrauchs- und Deko-
rationsgegenstände.
Schalen, Tassen, Kannen,
alltagsgebräuchliches,
individuell gestaltetes
Gebrauchsgeschirr und
Unikate für Haus und Hof.
Hilde Schaal ist bei der HwK-Winterausstellung dabei
Faszination Glas
„Mit Farbglas verwandelt sich Licht in Atmosphäre. Leuchten-
de Farben verleihen jedem Raum einen einzigartigen Charak-
ter und faszinierende Intensität“, ist Glas- und Porzellanmaler-
meister Jürgen Maur aus Bad Neuenahr-Ahrweiler überzeugt.
Seit über 50 Jahren wird im Familienbetrieb auf Glas gestaltet.
Glasmalermeister Jürgen Maur lässt Räume strahlen
Steckbrief:GlasmalereiMaur,BadNeuenahr-Aw.
Gegr. 1959 | 2Mitarb. (1Meister) | Glasreparaturen, -restaurierungen,
Ganzglastüren | Tel.: 02641/ 34346 |
übertragen und mithilfe einer
Spezialschere ausgeschnitten.
Die Schablone kommt nun
auf eine Glasfarbtafel, die der
Glasmalermeister mit dem
Glasschneider indiegewünschte
Form schneidet. Die 60 x 90 cm
großen Glastafeln bezieht er in
mehr als 5.000 Glasfarben.
Der Glasmalermeister trägt zu-
nächst auf der Vorderseite des
Glases mit dem Pinsel die Kon-
turen auf. Die farbigenSchmelz-
farbenwerden auf der Rückseite
aufgeschwemmt oder glatt
vertrieben. Grauabstufungen
erzielt er, indem er die Scheibe
zuerstmitÜberzugsfarbebemalt,
gleichmäßig vertreibt und nach
demTrocknenmitverschiedenen
Radier- und Wischtechniken
bearbeitet. Mit dem Pinselstiel,
einem zugespitzten Hölzchen
oder einem Gänsekiel erzielt
man Lichtkanten, Damaste und
Ziselierungen. Die Farbe kann
auch aufgespritzt,mit Petroleum
oder Terpentin aufgetragen oder
bei Serienanfertigung im Sieb-
druckverfahren mit Siebdrucköl
aufgebracht werden. Durch
mehrmaliges Auftragen von
Schmelzfarben und Einbrennen
der Farben bei 630 Grad Celcius
Kunst der
Reproduktion
GroßenRaumnehmenbeiMaur,
der sich im Zentrum für Res­
taurierung und Denkmalpflege
der HwK Koblenz in Herrstein
zum Restaurator qualifiziert
hat, Restaurierungsarbeiten ein.
„Gleich, ob die Restaurierung in
Kirchen, SchlössernundBurgen
altersbedingt oder durch Zerstö-
rung erforderlich ist, die exakte
Reproduktion der zu restau-
rierenden Gläser ist immer eine
besondere Herausforderung“,
betont Maur.
Inzwischen hat sich das Auf-
gabenspektrum um den Be-
reich der klassischen Glaserei
erweitert. Alte Isoliergläser
werden beispielsweise gegen
Wärmeschutzverglasungen aus-
getauscht, um Heizkosten zu
senkenunddieUmweltbelastung
zu reduzieren. Spiegel, Ganz-
glastüren, Duschtrennwände
und Balkonverglasungen mit
Sicherheitsglas verlassen die
Werkstatt des Handwerksmeis-
tersundwerdenvorOrtmontiert.
Glaszuschnitte nach Maß, von
der einfachen Floatglasscheibe
bis zur feuerbeständigen Glas-
keramik, gehören zumTagwerk.
„IchwollteaufzweiStandbeinen
stehen. Mein Herz schlägt al-
lerdings für Glasmalerei. Hier
verbindet sich Zweckmäßigkeit
mit zeitloser Schönheit, funkti-
onell und dekorativ zugleich“,
so Maur.
„Der Beruf vereint handwerk-
liche und künstlerische Fertig-
keiten“, betont JürgenMaur.Der
47-Jährige hat den Betrieb 1999
von seinemVater übernommen.
Im Bereich der Glasgestaltung,
sowohl im sakralen als auch
im privaten und öffentlichen
Bereich, hat er sich über die
Landesgrenzen hinaus einen
Namen gemacht. Abstrakte
und gegenständliche Motive
auf Fensterbildern, Spiegeln,
Lampen, Türverglasungen und
vielem mehr spiegeln die Fan-
tasie und den Einfallsreichtum
des Meisters wider.
Auf Glas
gestaltet
„Die ganz individuellen Glas-
bemalungen entstehen nach
intensivem Beratungsgespräch
mit demKunden“, erklärt Maur.
Zunächst fertigt er eine oder
mehrereZeichnungenanunddis-
kutiertsiemitdemAuftraggeber.
Bei„grünemLicht“wirdderEnt-
wurf dann auf Schablonenpapier
im Brennofen erscheinen die
Motive plastisch und naturge-
treu. Am Ende erfolgt die Ver-
bleiung mit Bleistegen und das
Verlöten der Eckpunkte.
Glas- und Porzellanmalermeister Jürgen Maur
schneidet Glaselemente für ein Fensterbild.
Keramikerin Hilde Schaal aus
Schlierschied/Hunsrück be-
herrscht die Kunstgriffe und
-kniffe. Sensibel und geschickt
bringt sie den Ausgangsstoff in
die gewünschte Form. Erst in
diesem Jahr hat die Sozialar-
beiterin ihre Keramikwerkstatt,
die sie bisher in Teilselbststän-
digkeit betrieb, zum Voller-
werb gemacht. Sie nutzt die
HwK-Winterausstellung, um
„mich bekannt zu machen und
mit den Produkten ein breites,
an handwerklich hochwertiger
KeramikinteressiertesPublikum
anzusprechen.DieGalerieHand-
werk ist dazueinehervorragende
Adresse“.
forderung zugleich“, betont
die 46-Jährige. Keramische
Formenspiele mit natürlicher
Steckbrief: Hilde Schaal, Schlierschied
Gegr. 2010 | Gebrauchskeramik, Gartenbeleuchtung, Stelen | Tel.:
06765/ 648 |
„Ich möchte
das regionale
Kunsthand-
werk stär-
ken“, sagt
sie. „Darüber
hinaus kann
meineSelbst-
ständigkeit
anderen Mut
machen in
der eigenen
Un t e r n e h -
men s g r ün -
dung.Die ge-
stalterischen
M ö g l i c h -
keiten sowie
die Faszina-
tion im Zu-
sammenspiel
von Erde und
Feuersindfür
mich Anreiz
und Heraus-
Oberflächengestaltung durch
selbst hergestellte Asche-Ton-
mehl- und Feldspatglasuren
zeichnen die Keramiken von
Hilde Schaal aus.
In einemkleinenWerkstattladen
sind ihre Arbeiten zu erwerben.
Sie selbst beschreibt diese als
„Alternative zu billigen Import-
arbeiten und handelsüblicher
Ware, aber durchaus bezahl-
bar“. Im Garten ihres idyllisch
gelegenen Grundstücks ziehen
Gartenlichtobjekte und Stelen
denBesucherinihrenBann.„Mit
Freude und Herzblut professio-
nell zu arbeiten und Vertrauen
zum Kunden zu schaffen, sind
die Eckpunkte meiner Unter-
nehmensphilosophie“, so die
Keramikerin.
Am 19. Dezember ab 11 Uhr
öffnet sie ihre Werkstatt. Im
weihnachtlichen Ambiente prä-
sentieren auch andere Kunst-
handwerker ihre Arbeiten.
Hilde Schaal
schafft bezahl-
bare Gebrauchs-
keramiken.
Bis 23. De-
zember ist
die HwK-
Winteraus-
stellung in
der Galerie
Handwerk
Koblenz
geöffnet.
Infos im
Internet:
Foto: P!ELmedia
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