Handwerk Special Nr. 145 vom 11. Dezember 2010 - page 7

Mit Einzelanfertigungen die Kunden seit Generationen überzeugt
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Nr. 145
11. Dezember 2010
Meisterstück
Goldschmiedemeister Tobias Meyer aus Andernach kann sich
über eine besondere Auszeichnung freuen. Sein Meisterstück
wurde als die qualitativ beste Arbeit des Meisterjahrgangs
2010 der Goldschmiedeschule in Pforzheim ausgewählt. Der
von dem 25-Jährigen angefertigte Halsschmuck aus Weißgold
mit einem Aquamarin überzeugte durch handwerkliche Präzi-
sion und ausgefallenes Design.
„Ich habe 112 Arbeitsstunden in mein Meisterstück investiert.
Natürlich bin ich stolz, dass ich den 1. Preis gewonnen habe“, freut
sich der Preisträger über einen hochwertigen Lötomat.
Nach der Schule absolvierte Tobias in seinemWohnort eine Gold-
schmiedelehre und arbeitete als Geselle in seinem Ausbildungs-
betrieb. Es schloss sich der einjährige Besuch der Meis­terschule
in Vollzeit an. „Der Meisterbrief ist das Gütezeichen für Qualität
und Kompetenz“, ist Tobias Meyer überzeugt. Im Zentrum für
RestaurierungundDenkmalpflegederHandwerkskammerKoblenz
in Herrstein hat er sich zum Restaurator im Goldschmiedehand-
werk qualifiziert. Jetzt arbeitet der junge Meister in der Koblenzer
Goldschmiedewerkstatt Hofacker. „Möglichst viele praktische
Erfahrungen sammeln“, formuliert er sein berufliches Nahziel.
„MeineMutterwirdihnzubesonderenAnlässentragen“,beantwortet
TobiasdieFragenachdemAufbewahrungsortseinespreisgekrönten
Meisterstücks. „Erst einmal nur sie“, lächelt der
junge Mann.
Ein preisgekrönter Halsschmuck
90 Jahre Glas nach Maß
„Von Lichtkräften durchflutet,
scheint Glas alle mineralische
und irdische Schwere über-
wunden zu haben und von ihr
erlöst zu sein.“ So schwärmte
der deutsche Architekt Bruno
Taut bereits 1914 von Glas als
Gestaltungselement. Auch Her-
bert Zitto, Glasermeister und Inhaber der
Firma Glas-Zitto aus Koblenz, ist vom
Zusammenspiel mit Licht fasziniert.
„Farbiges Glas und Licht schaffen
eine unvergleichliche Atmos­
phäre“, so der 63-Jährige.
Koblenzer Familienbetrieb Zitto verarbeitet Glas in vielen Facetten
Steckbrief: Glas-Zitto GmbH, Koblenz
Gegr. 1920 | 12Mitarb. (3Meister, 1Lehrl.) | Ganzglasverkleidungen,
-möbel,Duschkabinen,Spiegel | Tel.:0261/14044 |
„NachdemKriegwar derBedarf
an Glas- und Glaserarbeiten in
Koblenz groß. 80 Prozent der
Bebauung der Altstadt waren
zerstört“,weißZitto. Er berichtet
auch vom Wirtschaftsboom der
60er und 70er Jahre, der den
Glasern weiterhin gute Zeiten
bescherte. Heute stehenEntwurf
und handwerkliche Ausführung
von Küchen- und Badezimmer-
rückwandscheiben, farbig, klar
oder mattiert, Arbeitsplatten
und Waschtischen, Badmöbeln,
Spiegeln und Glastischen bei
den Kundenwünschen obenan.
„Für die Sauberkeit und Hygi-
ene ist Glas beispielsweise in
der Küche ideal. Es gibt keine
Fugen, in denen sich Schmutz
festsetzen kann“, begründet er
die wachsende Beliebtheit von
Glasrückwänden.
Punkten durch
Individualität
Zitto erspart seinen Kunden
vorgefertigteStandardlösungen.
„Wir punktenmit Individualität.
Einzelanfertigungen finden die
InteressentennichtimBaumarkt.
Es gibt keine Dubletten“, sagt
der Firmenchef. „Glas ist ein
Zauberer, optisch und psycho-
logisch. Es passt hervorragend
zu Holz, Stein, Fliesen,
Metall und Kunststoff.
Viel Glas rundherum
bringt viel Licht und viel
Wärme. Glasmöbel und
Glasbauelementewirken
leicht und lassen den
Raumgrößer erscheinen.
In ihrer transparenten
Eleganz sind sie beliebte
Einrichtungselemente.“
Ganze Bäder sind heute
schon verspiegelt. All
dies gibt es nach Maß
und in extragehärteter
Qualität. „Beratung ist
das A und O“, so Zitto.
DasZuschneidender ver-
schiedenen Glasplatten,
das Bearbeiten der Kan-
ten und Flächen durch
Ätzen, Sandstrahlenoder
Flächenschliff ist auch
heute manchmal noch reine
Handarbeit. Das macht die Ein-
maligkeit der Objekte aus. „Ein
Gespür für Formen und Farben
muss ein Glaser schon haben“,
erklärt der Meister. Der Kreis
Seit der Firmengründung vor
90 Jahren besteht eine feste
Verbindung zwischen Familie,
Handwerksleben und der Stadt
Koblenz. Entgegen dem Trend
der letzten Jahrzehnte ist der
FirmensitzGlas-Zittoauchheute
nochzentral inderEltzerhofstra-
ße 7. Zitto verweist auf mehrere
Neu- und Umbauten im Herzen
der Altstadt im Laufe der Zeit.
So wurden ehemalige Bauten
desEltzerhofklostersLager- und
Werkstattflächen. „Damals wie
heute sind uns die vielen Kun-
denbeziehungen, die über lange
Jahre gewachsen sind, und die
Verwurzelung in der Altstadt
wichtig“, betont Zitto. Mit Be-
musterungsflächen für Glas im
Innen- und Außenbereich sowie
Schauwänden für alle liefer-
baren Glassorten entspricht die
Präsentation der Leistungen im
Verkaufsraum des Familienbe-
triebes dem Trend der Zeit.
Glaser-
meister
Herbert
Zitto und
Sohn
Daniel
stel-
len zum
runden
Geburtstag
den „Glas­tisch
Z“ vor, den es als
eigene Handwerks-
arbeit
in limi-
tierter
Auflage
zum
Sonder-
preis
gibt.
der Glaskunstliebhaber ist breit
gefächert, aber eines einigt sie
– die Liebe zum Medium Glas.
Seit diesem Jahr ist mit Daniel
Zitto die 4. Generation imFami-
lienbetrieb. „Nach beruflichen
Erfahrungen in zwei Großkon-
zernen während des Studiums
freue ich mich über die direkte
Rückmeldung der Kunden zu
positiven (oder auch mal nega-
tiven) Leistungen. Tradition ist
für mich Verpflichtung, keine
Last“, betont der 33-Jährige.
„Wir müssen das Interesse für
denWerkstoff Glas wecken und
dürfennichtwarten,bisdafürBe-
darf ist.“Der Junior verweist auf
neue Aspekte der Vermarktung
„Imagekampagne“ 1930: Bei der Parade zum 1. Mai
zeigt Glaser Zitto Flagge für sein Handwerk.
Foto: privat
von Produkten und Leistungen,
beispielsweise über das Internet.
Auch die Akquisition findet
heute zu einemwachsendenTeil
onlinestatt.Danebennennterdie
anderenGewerke imHandwerk,
die Schreiner, Metallbauer,
Installateure und Fensterbauer,
die Glas verarbeiten und im
mittelständischen Betrieb einen
zuverlässigen Ansprechpartner
finden. „Ich bin froh, dass die
Einbindung von Daniel neue
Ideen zur Weiterentwicklung
gebracht hat und das traditions-
reiche Unternehmen auch in
ZukunftinFamilienhandbleibt“,
soProkuristundBetriebswirtdes
Handwerks Mario Gras, seit 16
Jahren im Betrieb.
In konzentrierter und filigraner Arbeit entstehen
am Werktisch von Goldschmiedemeister Tobi-
as Meyer glanzvolle Schmuckobjekte wie sein
preisgekröntes Meisterstück (o. l.).
Foto: privat
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