Handwerk sorgt für Sicherheit auf allen Straßen
Nr. 127
31. Januar 2009
Nett beplankt
Legendärer Nordschleife Geheimnis entlockt: Historische Leitplanken aus der Bauzeit?
Steckbrief: Nett Metallbau, Meuspath
Gegr. 1884 | 20 Mitarb. (4 Lehrl.) | Treppen, Brückengeländer, Win-
tergärten, Leitplanken | Tel.: 02691/ 7977 |
Die Nett(en)
Leitplankenprofis
Klaus Lauermann weiß, was er
von solchen Geschichten halten
muss. Er ist der Mann für die
Leitplanken des Nürburgringes
und der Nordschleife. Und da es
in den Gründerjahren zur Stre-
ckensicherung und Abgrenzung
bestenfalls – und auch nur hier
und da – Strohballen
oder rustikale Zäu-
ne mit Spanndraht
gab, entlockt ihmdie
Geschichte von der
geheimnisvollen, 80
Jahre alten Leitplan-
ke nur ein kurzes Lä-
cheln. „Erst ab 1970
wurden Leitplanken
am Ring installiert.“
Sechs Jahre vor dem
schweren Feuerun-
fall von Niki Lau-
da – auch so eine
Ring-Geschichte
von Ewigkeitswert.
heute 20 Mitarbeitern (darunter
4 Lehrlinge) im 125 Jahre alten
Unternehmen Nett Metallbau
dafür, dass „Abflüge“ durch
den Leitplankenkanal „neutrali-
siert“ werden – wie man das im
Rennfahrerlatein sagt.Wie viele
Menschenleben dank Schutz-
planke gerettet wurden, bleibt
Geheimnis der Nordschleife.
Doch dass dieArbeit desMetall-
bauunternehmensausMeuspath,
direkt nebenderDöttingerHöhe,
einestarkeNachfrageerfährt,be-
kommendieMitarbeiterdeutlich
mit, wenn sie gerufen werden.
„Wir haben uns gegenüber der
Nürburgring GmbH verpflich-
tet, innerhalb von 20 Minuten
an der Baustelle zu sein“, so
Lauermann. Das setzt von März
bisNovember eine ständigeEin-
satzbereitschaft voraus. Kracht
es, rollt der Nett(e)-Service an:
schwerer Lkwmit Kran, Druck-
lufterzeuger, neue Leitplanken.
Dann geht alles ganz schnell.
Der beschädigte Leitplanken-
abschnitt wird demontiert, bei
Bedarf die alten Träger aus dem
Boden gezogen, die neuen mit
einer Druckluftramme versenkt,
die neue Planke verschraubt. „In
der Regel sind wird nach 20, 30
Minuten wieder weg. Es gab
schon Tage, da haben wir die-
selbe Leitplanke gleich zweimal
gewechselt“, schmunzelt Lauer-
mann und erzählt auch, dass er
bisherrund300Dienstrundenauf
der Nordschleife zurückgelegt
hat. Das sind 6.300 Kilometer!
Klarer Fall also, dassLauermann
jede einzelne Planke des 200-
km-Kanals kennt. „Wir haben
bereitsanjedergeschraubt“,fasst
Lauermann zusammen. „Eine
von 1925 war leider nie dabei.“
Grüne Höl-
le in Weiß
– Zeit für
Wartungs-
und Erneu-
erungsar-
beiten an
den Leit-
planken.
Schutzplanken-Eildienst
J.J. Brühl Stahlbau aus Koblenz steht für Sicherheit und Innovation
„Wir sind täglich unterwegs, um beschä-
digte Schutzplanken auszutauschen und
die Sicherheit auf den Straßen wiederher-
zustellen“, so Diplom-Ingenieur Markus
Brühl. Der 41-jährige Schweißfachingeni-
eur führt das Stahlbauunternehmen J.J.
Brühl aus Koblenz in der 5. Generation.
„Die Montage ist sehr aufwen-
dig. Sie erfolgt bei fließendem
Verkehr, deshalbmuss zunächst
eine Verkehrssicherung gemäß
Straßenverkehrsordnung ein-
gerichtet werden. Die beschä-
digten Schutzplanken werden
demontiert, die Pfosten mit
speziellenMaschinenperDruck-
luft gezogen. Nun werden die
neuen Pfosten gerammt und die
auszutauschenden Schutzplan-
kenelemente montiert. Dabei ist
vor allem darauf zu achten, die
Versorgungsleitungen imBoden
nicht zu beschädigen. Nach der
Abnahme erfolgt der Rückbau
der Verkehrssicherung“, be-
schreibt Brühl den Austausch.
Schutzplankenmontagensindje-
dochnureinAufgabengebietvon
J.J. Brühl. NebenBrückensanie-
rung und -bau, Brückenverstär-
kung und Instandsetzung zählen
Sonderkonstruktionen imStahl-
bau zu denAufträgen. Sowohl in
Planung als auch Konstruktion
und Montage ist das Team um
den stellvertretenden Ober-
meister der Metallhandwerker-
Innung Koblenz und Fachgrup-
penleiter Stahlbau/Schweißen
kompetenter Ansprechpartner.
Die Moseltalbrücke in Win-
ningen trägt die Handschrift des
Horchheimer Unternehmens,
aber auch die Raiffeisenbrücke
in Neuwied und das Radiote-
leskop in Bad Münstereifel.
Die Wurzeln liegen im tradi-
tionellen Handwerk. Vor 132
Jahren hat Johann Josef Brühl
inHorchheimeine Schmiede er-
öffnet. Erzeugnissen aus Draht-
geflecht folgten Industrieöfen
aus Stahl und Elektroschweiß-
arbeiten. Der Rohrnetzbau für
Ver- und Entsorgungsleitungen
der Gas- und Wasserwirtschaft
wurde zum Standbein, wie auch
die Fertigung und Montage von
Brückengeländern.Heutegehört
J.J.BrühlzudenführendenStahl-
bauunternehmeninDeutschland.
J.J. Brühl besitzt sämtlicheZerti-
fizierungen, Schweißprüfungen
und Zulassungen nach DIN und
EURO-Normen.
Eigentlich ist längst alles
gesagt, alles bekannt
über den Nürburgring und
die legendäre Nordschlei-
fe, die „Grüne Hölle“: 73
Kurven gibt es „draußen“
zwischen Hatzenbach
und Tiergarten. Bis auf
den Meter genau ist der
heilige Eifelasphalt mit
20.832 vermessen.
Hier wurdenLegenden geboren,
darunterdieSilberpfeile,wurden
aus NamenRennsporthelden für
die Ewigkeit, so Rudolf Carac-
ciola oder Juan Manuel Fangio.
All das wissen sie, die vielen
Tausend Nordschleifen-Fans.
Bleibt bei ihnen eine Frage un-
beantwortet, können Tatsachen
überraschen? Was wäre zum
Beispiel, wenn ...
... auf der „Steilstrecke“, einem
längst stillgelegten Streckenab-
schnitt, der unter Waldboden
konserviert noch gänzlich vor-
handen ist, Original-Belag aus
demBaujahr 1926 liegenwürde?
Und einige Meter daneben im
Wald und gut geschützt durch
meterhohe Ginstersträucher ein
Stück Leitplanke existiert, auf
demder Stempel derHerstellung
im Jahr 1925 noch deutlich zu
erkennen ist? Eine Sensation!
Oder eine
Ente?
Steckbrief: J.J. Brühl Stahlbau, Koblenz
Gegr. 1876 | 25Mitarb. (3 Lehrl.) | Brückengeländer, Industrieschutz,
Entwässerung | Tel.: 0261/ 97265-0 |
In seiner Freizeit und als jun-
ger Mann drehte Lauermann
selbst gerne schnelle Runden
auf der Nordschleife. Er be-
hält für sich, wie viele Wagen
dabei irreparabel beschädigt
wurden. Seit 21 Jahren sorgt er
zusammenmitGeschäftspartner
Wolfgang Zeitvogel und seinen
Wenn’s
wie hier
auf der
Europa-
brücke
in Ko-
blenz
kracht,
sind J.J.
Brühls
Leute
zur
Stelle.
