Handwerk im Winter vom 13. Dezember 2008 - page 5

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HwK-Vollversammlung
Aufgaben und Zusammensetzung
Die Vollversammlung ist oberstes Organ und wichtigster Entscheidungsträ-
ger der Handwerkskammer. Ihre 48 gewählten, ehrenamtlichen Mitglieder
setzen sich zu zwei Dritteln aus selbstständigen Handwerkern und zu einem
Drittel aus Arbeitnehmern zusammen, die die verschiedenen Handwerksbe-
rufe repräsentieren. Die Handwerksvertreter werden für die Dauer von fünf
Jahren gewählt.
Die Vollversammlung wählt den Präsidenten und die übrigen Vorstands-
mitglieder, den Berufsbildungsausschuss und weitere Ausschüsse sowie die
Geschäftsführer. Sie beschließt den Kammerhaushalt und die Höhe der Bei-
träge, berät über grundsätzliche Fragen
der Kammerpolitik, der Berufsbildung
sowie der Handwerksförderung und
erläßt Prüfungsordnungen.
Beschlüsse der Vollversammlung
bedürfen der Genehmigung durch das
Aufsicht führende Ministerium für
Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft
und Weinbau Rheinland-Pfalz. Sie
treten nach Veröffentlichung im amt-
lichen Mitgliedsorgan, dem Deutschen
Handwerksblatt, in Kraft.
Ehren- und Hauptamt
gemeinsam
zum Erfolg
Staffelübergabe: Vollversammlung stellt Weichen für die Zukunft
„Im Herbst 1970 wurde ich in der
Vollversammlung vorgestellt und habe
seitdem an jeder Sitzung des höchsten
Kammergremiums teilgenommen,
später als Hauptgeschäftsführer und
in dieser Funktion 32 Jahre. Dies ist
heute meine letzte Vollversammlung.“
Nachdenkliche,aberkeinemelancho-
lischen Worte des Hauptgeschäfts-
führers Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen
Wilbert vor den Delegierten der
VollversammlungderHwKKoblenz.
Wichtig, so Wilbert, sei immer die
enge Verzahnung von Ehren- und
Hauptamt gewesen. „Dies hat uns
gemeinsam dahin gebracht, wo die
Handwerkskammer Koblenz heute
steht – hier in der Region, in der
bundesweiten Wahrnehmung und
selbst im internationalen Maßstab.
Ich hinterlasse eine wohlbestellte
Kammer.“
Dem Wechsel an der Spitze der
Geschäftsführung stimmten die
Delegierten – 32 Handwerker auf
der Arbeitgeber- und 16 auf der
Arbeitnehmerseite – einstimmig zu.
Ab 1. Januar 2009 heißt der Hauptge-
schäftsführer Alexander Baden.
Die HwK-Vollversammlung ver-
abschiedete den Haushalt für das
kommende Jahr über knapp 27
Millionen Euro – ohne Erhöhung
des Kammerbeitrags, so Präsident
Karl-Heinz Scherhag, der auch einen
Überblick zur aktuellen Lage des
Handwerks im nördlichen Rhein-
land-Pfalz gab. „Die Blessuren, die
wir nach den Entwicklungen der
internationalen Finanz- und Wirt-
schaftslage davongetragen haben,
sind noch überschaubar.“ Und doch
seiauchimregionalenHandwerkeine
große Portion Unbehagen spürbar
und das Vertrauen auf absehbare Zeit
beschädigt. „Die Finanzkrise hat uns
eines ganz klar vor Augen geführt:
Global ist regional!“
Wirtschaftskrise als Chance
Doch Scherhag gewann dem Kol-
laps an den Finanzmärkten auch
etwas Positives ab: „Die Weltpolitik
hat den Mittelstand als wichtigen
Wirtschaftsfaktor wiederentdeckt.“
So gäbe es auch in Deutschland
dank der Aufstockung des Gebäu-
desanierungsprogramms sowie der
Sonderabschreibung für kleine und
mittlere Unternehmen klare Signale
aus der Politik, dem Mittelstand,
dem Handwerk unter die Arme zu
greifen. Auch die Verbesserung
der Abzugsfähigkeit von Handwer-
kerleistungen sei zielführend, nicht
allerdings die Kfz-Steuernachlässe,
deren Wirkung er bezweifelt. „We-
gen ein paar Hundert Euro kauft sich
niemand ein neues Auto“, brachte es
der Kfz-Mechanikermeister auf den
Punkt. Für das regionale Handwerk
fand Kammerpräsident Scherhag
viele lobende Worte. „Die Ausbil-
dungs- und Beschäftigungszahlen
sind positiv, die Lage in unseren
Betrieben grundsätzlich gut.“ Trotz
allerTurbulenzen indenvergangenen
Wochen seien die Zahlen der HwK-
Mitgliedsbetriebekonstant.Sieliegen
bei 18.600 Unternehmen.
Die Vollversammlung zeigt Geschlossenheit, wenn es um die Belange des Handwerks geht.
Karl-Heinz Scherhag leitet die
Vollversammlung der Handwerks-
kammer Koblenz seit 20 Jahren als
Präsident. Vor dem Rednerpult die
beiden Vizepräsidenten (v.l.) Ul-
rich Ferber und Werner Wittlich.
Fokussiert auf Betriebswohl
„Die Kammer leistet ihren Beitrag
für eine positive Entwicklung der
Betriebe“, warb Präsident Scherhag
für die umfangreichen Beratungs-
leistungen der HwK. „Wir sind für
unsere Unternehmen da und machen
dies auch deutlich über einenAusbau
der HwK-Standorte in der Fläche.“
Stellvertretend nannte Scherhag die
Ahr-Akademie in Ahrweiler, die
im März 2009 eröffnet werden soll
oder die jüngsten Einrichtungen in
Cochem (Mosel-Akademie) oder
Wissen (Westerwald-Akademie),
die durch die Region sehr gut an-
genommen würden. Ebenso sei die
Hunsrück-Akademie in Simmern
mit dem Vertragsabschluss mit der
Kreissparkasse Rhein-Hunsrück als
Investor auf einem guten Weg.
Gewandt an seinen hauptamtlichen
Part an der Kammerspitze lobte
Scherhag die jahrzehntelange Ar-
beit von Karl-Jürgen Wilbert. „Ge-
meinsam und immer fokussiert auf
das Wohl unserer Betriebe wurde
Einzigartiges erreicht. Das ist beim
Handwerk genau so auch angekom-
men und aus den Gesprächen mit
Betriebsinhabern, Mitarbeitern oder
Lehrlingen ist die Botschaft sehr
deutlich herauszuhören, dass man
mit dieser Kammer an der Seite einen
guten, verlässlichen Partner hat, auf
den man auch stolz ist.“ Scherhag
bedankte sich bei Wilbert mit einer
speziellen Sammlung verschiedener
Weine aus dem nördlichen Rhein-
land-Pfalz. Wilbert revanchierte sich
beimKammerpräsidenten mit einem
Blumenstrauß und gratulierte Karl-
Heinz Scherhag zum 20-jährigen
Dienstjubiläum als Präsident der
Handwerkskammer.
Für den Flügel der Arbeitnehmer
sprach HwK-Vizepräsident Ulrich
Ferber zur Vollversammlung. Auch
er lobte das enge, positive Zusam-
menspiel aus Ehren- und Hauptamt
in der Kammer, das letzt­endlich
einenwichtigenBeitrag zur positiven
Entwicklung des Handwerks im
nördlichenLandesteilüberJahrzehnte
geleistet habe.
Rahmenbedingungen schaffen
Unverständnis zeigte Ferber für
Rettungsprogramme des Staates
für einzelne Teile des Finanz- und
Wirtschaftssektors. „Im Handwerk
gilt, das jeder für seine Leistung
gerade stehen muss – ob Meister,
Geselle oder Lehrling.“ Eine Werte-
vorstellung, die auch als moralische
Anschauung an die junge Generation
vermittelt werde, nun im großen Stil
und in aller Öffentlichkeit aber rela-
tiviert würde. „Die gleichen Leute,
die eine freie Entfaltung des Marktes
forderten und das Gesetz von einer
natürlichen Entwicklung der Markt-
wirtschaft propagierten, fragen nun
nachMilliardenhilfen, umdenScher-
benhaufenzubeseitigen.Hiermüssen
neueKontrollmechanismeninstalliert
werden und dem Kapitalismus auch
Grenzen aufgezeigt werden.“
Für die Zusammenarbeit mit Karl-
Jürgen Wilbert bedankte sich auch
der Vizepräsident im Rahmen der
Vollversammlung – im Vorgriff auf
eine feierliche Verabschiedung des
Hauptgeschäftsführers im Januar.
„Was Sie für das Handwerk geleistet
haben, findet allerhöchste Anerken-
nung und ich bin mir sicher, es wird
weit in die Zukunft strahlen.“
Im Rahmen der Vollversammlung
wurden außerdem die Prüfung und
Abnahme der Jahresrechnung 2007
ohne Beanstandungen vollzogen,
die Beschlüsse im Bereich der Be-
rufsbildung, zum Beispiel zur Über-
betrieblichenLehrlingsunterweisung
einstimmig verabschiedet sowie der
Haushaltsplan für das Haushaltsjahr
2009 festgelegt. Außerdem wurde
eine neue, bundesweite Imagekam-
pagne des Handwerks vorgestellt,
über die das Handwerk und seine
Leistungen noch plakativer auf der
öffentlichen Bühne präsentiert wer-
den sollen.
Informationen zur HwK-Vollversamm-
lung unter Tel.: 0261/ 398-141, Fax:
-937, E-Mail:
Kunst
am Bau“ für den
Licht
hof
Ein weiterer Schritte zur Ahr-Akademie der HwK – Eröffnung im Frühjahr 2009
Geschäftiges Treiben herrscht
auf dem Gelände der ehema-
ligen Post in der Wilhelmstraße
in Ahrweiler. Dort ist derzeit alles
fest im Griff der Handwerker.
Fleißig werden die Arbeiten an der
neuen Ahr-Akademie der HwK
Koblenz vorangetrieben. „Hier
entsteht ein Stück konkreter Re-
gionalpolitik, die zum Ziel hat,
die Wettbewerbsfähigkeit unserer
Betriebe entscheidend zu verbes-
sern“, so HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag.
Für die Gestaltung des Lichthofes,
der Alt- und Neubau verbindet,
hatte die Kammer den Wettbewerb
„KunstamBau“ausgeschrieben.Eine
siebenköpfige Jury aus Architektur,
Gestaltung, Zuwendungsgebern und
BauherrentschiedüberdenGewinner.
Fünf aus insgesamt 19Wettbewerbs-
teilnehmern erreichten die zweite
Runde und stellten ihreEntwürfe vor.
Vielfalt und Qualität der Arbeiten
begeisterten, nach heißer Diskussion
setzte sich schließlich der Entwurf
der Metallgestalter Gradinger &
G r a d i n g e r
aus Mainz
durch.
Eine große
LED-Leucht-
wand wird
zukünftig die
Verbindung
zwischenAlt-
und Neubau
ineinenvirtu-
ellen Garten
verwandeln:
Während im
Hintergrund
eine gefilmte
Blumenland-
schaft zu sehen
sein wird, verschönert
im Vordergrund eine Kombina-
tion aus traditionell geschmiedeten
Rankgittern und einer natürlichen
Bepflanzung den Lichthof der Ahr-
Akademie.
„Uns hat vor allem die Synthese
aus handwerklicher Tradition mit
neuer Technologie und Bewegung
überzeugt“, so Präsident Karl-
Heinz Scherhag und
Hauptgeschäftsführer
Dr. h. c. mult. Karl-Jür-
gen Wilbert. Bereits im
Frühjahr2009sollensich
die Seminarräume mit
Leben füllen. „Die HwK
Koblenz wird in Koo-
peration mit weiteren
Partnern ein modernes
Servicecenter aufbauen.
Dank der Unterstützung
des Landes können wir
dieses Projekt in Bad
Neuenahr-Ahrweiler verwirklichen
und dort ein umfassendes Bera-
tungs- und Dienstleistungsangebot
unter einemDachanbieten“,machten
Scherhag und Wilbert deutlich.
Informationen zur Ahr-Akademie,
Tel.: 0261/ 398-601, Fax: -991,
E-Mail:
Siegerentwurf der Metallgestalter
Gradinger & Gradinger für den
Lichthof zwischen Alt- und
Neubau der HwK-Ahr-
Akademie.
Strampeln
fürs Handwerk
Vorgestellt: Alexander Baden übernimmt am 1. Januar Hauptgeschäftsführung der HwK
Gallibier, Mont Ventoux. Die Namen
lassen nach wie vor, allen Doping­
skandalen zum Trotz, die Herzen von
Radsportfans höher schlagen, auch
wenn sie die meisten nur aus der Pers­
pektive des Zuschauers kennen. Aus
der Perspektive des Aktiven heraus
erkämpft aber hat sie sich Alexander
Baden, ab 1. Januar 2009 Hauptge-
schäftsführer der HwK Koblenz.
Hinter seinemSchreibtisch hängt ein
Foto als Beweis. Erkämpfen. Das ist
eine Devise, die nicht nur für den
leidenschaftlichenRadsportlerBaden
gilt, sondern die der 1953 in Ander-
nach als Sohn eines Lehrers und einer
medizinisch-technischenAssistentin
Geborene im Gespräch auch immer
wieder alsMotto für seine alltägliche
Arbeit vorgibt.
Nach dem Abitur in Simmern – „als
Lehrerkind hatte man halt diverse
Umzüge mitzumachen“ – nach der
Bundeswehrzeit als Sanitäter in Ka-
stellaun – „als einer, der eher wieder
repariert als zerstört“ – studierte er
inSaarbrücken Jura, Volkswirtschaft
und Psychologie. Keine ganz alltäg-
liche Kombination. „Es ist halt wie
so oft im Leben: Was man machen
musst, macht meistens nicht so viel
Spaß wie das, was man machen will.
Und deshalb habe ich mich zunächst
auch viel mehr in die Psychologie
reingekniet, aber irgendwann doch
erkannt, dass Jura vielleicht die
Brot versprechendere Richtung ist“,
kommentiert er. Nach dem Studium
arbeitete er zunächst als Anwalt im
pfälzischen Landstuhl am dortigen
Amtsgericht, „noch mit original
königlich-bayerischem
Wappen über dem Ein-
gangsportal“.
Die Verbindung zum
Handwerk ergab sich
1991, als erGeschäftsfüh-
rer der Kreishandwerker-
schaft in Kaiserslautern
wurde. „Das hat mir so
gut gefallen, dass ich
dann beim Handwerk
geblieben bin“, meint
er lachend. Trotz an-
strengender nächtelanger
Innungssitzungen und
manchmalschierendloser
Debatten um Ziele und Inhalte. „Das
Ganze hatte einen großen Vorteil:
Man lernt das Handwerk kennen, ich
weiß, wie es an der Basis zugeht.“
2006 wechselte Alexander Baden als
Hauptgeschäftsführer in nicht eben
einfachenZeitenzurHandwerkskam-
merKaiserslautern,realisiertedortein
ambitioniertes Bauprojekt, ordnete
Personalstrukturen neu. Lange über-
legen musste er dennoch nicht, als er
das Angebot erhielt, die Führung der
HwK Koblenz zu übernehmen. „Die
hat schlicht,mankann es nicht anders
sagen, unter den Kammern imLande
soetwaswieeineLeuchtturmfunktion
und deshalb hat mich natürlich die
Position gleich gereizt.“
Trotzdem macht er keinen Hehl dar-
aus,einigesändern,den„Leuchtturm“
auf seine Art und Weise ausrichten
zu wollen. „Natürlich gibt es vieles,
was ich fortführen werde, weil es
einfach dumm wäre, daran etwas
zu ändern, die Zusammenarbeit
beispielsweise mit Südosteuropa,
wo sich die Kammer seit langem ja
sehr erfolgreich engagiert. Insgesamt
aber werden wir uns stärker auf das
eigentliche Kerngeschäft besinnen,
denn die Mitgliedsbetriebe haben
einenAnspruchund einRecht darauf,
dass ihre Bedürfnisse gepflegt und
vertreten werden.“
RealistischgenugkonstatiertAlexan-
derBaden, dieswerde sicher nicht im-
mer ganz einfach sein. „Deshalb fahre
ich ja so gerne Rad, das hat auch was
mitQuälen zu tunundwas ichmache,
erwarte ich auch von denen, die mit
mir zusammenarbeiten.“ Er selbst ist
zumindest erprobt was Team- und
Kampfgeist anbetrifft, „und dass ich
jetzt erst mal ein halbes Jahr hier bei
der Kammer sozusagen im Teammit
Herrn Dr. Wilbert gefahren bin, um
mich einzuarbeiten und die Verhält-
nisse kennen zu lernen, ist auch eine
Fähigkeit, die ich mir beim Radsport
erworben habe“.
Der 55-jäh-
rige Jurist
Alexander
Baden
übernimmt
am 1. Janu-
ar das Amt
des Haupt-
geschäfts-
führers
der HwK
Koblenz.
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