Handwerk im Frühjahr vom 5. April 2006 - page 3

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Pop
star
aus dem
Rokoko
Friseurlehrlinge beschäftigen sich mit Mode und Frisuren der Mozart-Zeit
Je mehr Mozart, desto cooler. Auf
originelle Art beschäftigen sich
Friseurlehrlinge, die sich bei der
HwK Koblenz auf ihren Beruf vor-
bereiten, im Mozartjahr mit dem
Jubilar.
Was wäre, wenn der Mozart-Style
Mode würde? Die angehenden Fri-
seurinnen können sich dies „kaum
vorstellen“, probieren aber gern am
Modell oder Übungsköpfen Make-
up und Frisuren dieser Zeit aus. Sie
haben dabei sichtbar Spaß am
Schminken und Frisieren nach ent-
sprechenden Vorlagen, dem
Umsetzen von nicht all-
täglicher Theorie
in die Praxis.
Haare aufdrehen und nach dem Trocknen jede einzelne Locke um den Finger wickeln: Die Frisurenmode aus Mozarts
Zeit wird bei den Friseurlehrlingen als Projekt in der Stilkunde lebendig.
Kleine Frisurengeschichte
„Die Tatsache, dass Mozart eine der
größten Moderevolutionen der Neu-
zeit miterlebt hat, findet im Gedenk-
jahr eher wenig Beachtung“, meint
Friseurmeisterin Doris Stein, die bei
der HwK als Ausbilderin in der
Lehrlingsausbildung arbeitet. „Das
Aufeinanderprallen der französi-
schen, zur formalen Perfektion nei-
genden Rokokomode mit der nahe-
zu ‘gefühlsbetonten’ englischen
Mode schlägt sich auch in den Fri-
suren nieder.“ Frisuren der Mozart-
zeit sind deshalb
T h e m a
einer Unterrichtseinheit. In der theo-
retischen Gesellenprüfung für Fri-
seure ist Stilkunde fester Bestand-
teil. „Kein Beruf und keine Mode
entsteht aus dem Nichts. Der Friseur
muss etwas über die Entwicklung
seines Berufes wissen und die wich-
tigsten Stilepochen und deren Fri-
suren kennen“, ist Doris Stein über-
zeugt. Nach dem Motto „Das Leben
in vollen Zügen genießen“, gestal-
tet sie mit ihren Lehrlingen die reiz-
vollen zierlichen Früh- und fantasti-
schen und übertriebenen Spät-
rokokofrisuren der Frauen.
„Sehr anmutig und weiblich“, so das
Urteil der 18-jährigen Julia über die
Frisuren der Mozartzeit. „Das Ge-
sicht von kleinen Locken umrahmt,
macht einen grazilen Eindruck“,
stimmt ihr die gleichaltrige Sarah
zu. Arzu findet es spannend, die
Frisuren aus der Geschichte
wieder „lebendig werden zu
lassen“. Die Friseurlehrlinge
sind begeistert von der
Gestaltungsvielfalt. Sie ar-
beiten geschickt farbige
Federn, Bänder oder Blu-
men in die Frisuren ein.
Sie drehen die Haare auf
und wickeln jede einzel-
ne Locke nach dem
Trocknen um den Finger,
um den charakteristischen
Look zu erhalten. Auf die
weiße Farbe, die durch Pu-
dern der Haare erreicht wur-
de und Kennzeichen der
Rokokofrisuren ist, verzichten
sie allerdings gern.
Perü-
cken und
Kostüme
bringen dieWir-
kung der Rokoko-Fri-
suren richtig zur Geltung.
Spannende Spurensuche
„Vor allem die Hochfrisuren, die in
der Spätrokokozeit immer höher
wurden und unglaubliche Ausmaße
erreichten, verlangen viel handwerk-
liches Geschick und sind sehr auf-
wendig“, sind sich die Mädchen ei-
nig. Es verwundert sie nicht zu hö-
ren, dass das Musikgenie Mozart
sich nicht nur der Musik mit Hinga-
be widmete, sondern auch seiner
charakteristischen Zopffrisur. Über-
liefert ist, dass er dafür keine Perü-
cke verwendete, sondern sich die
Haartracht jeden Morgen von seinem
treuen Freund und Leibfriseur
Sebastian Winter richten ließ.
Die zukünftigen Friseurinnen haben
sich gern auf Mozarts Spuren bege-
ben. „Er war ein Superstar und es
ist interessant, darüber nachzuden-
ken, wie man in der Disko wohl zur
kleinen Nachtmusik tanzen würde.
Auf welcheWeise würden sich wohl
die Manieren der Zeit im Tanz nie-
derschlagen?“, überlegen sie.
Frisurentrends
Frühjahr/Sommer 2006
„Gestuftes Haar mit jeder Menge Bewegung und Struktur ist absolut im
Trend“, betont Friseurmeister Franz-Josef Küveler aus Mendig, ArtDirector
des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks. „Im Ober- und Vor-
derkopfbereich bleibt das Haar voll. Durch die Technik ‘slicen’ werden auf-
fallende Längenunterschiede herausgearbeitet. Neue Colortechniken wie
Painting, bei der die Farbe ins Haar gemalt wird, und individuelle Strähnen-
variationen sorgen für eine ‘zufällige Planung’ bei der Haarfarbe.“
„Frische Farben, viel Glanz und Transparenz sind die Kennzeichen des neu-
en Make-ups“, so Gabi Berkler, Creative Direktor Kosmetik beim Landes-
verband Friseure Rheinland. Sie nennt pastellige Nuancen von Mintgrün über
Aqua bis zu zartem Rosé als Favoriten. Weiche Schattierungen und runde
Formen stehen bei den Augen im Vordergrund. Der Lidschatten ersetzt den
Kajal. Lippen werden durch zarten Lippenstift mit Schimmereffekt zum Glän-
zen gebracht.
Gestuftes Haar, Bewegung, Struktur und Glanz ...Frisurentrends 2006.
Mit viel Freude
Eventfrisuren
gestaltet
Friseurlehrlinge im zweiten Lehrjahr übten bei der HwK Koblenz die dekorative Gestaltung von Haar, Haut und Nägeln ein
Sie sind im zweiten Lehr-
jahr und haben den ersten
Teil der Gesellenprüfung,
die Zwischenprüfung, fest
im Blick.
Mit viel Freude und Enga-
gement nahmen zwölf Fri-
seurlehrlinge an der Über-
betrieblichen Lehrlings-
unterweisung (ÜLU) bei
der HwK Koblenz zum
Thema „dekorative Gestal-
tung von Haar, Haut und
Nägeln“ teil und gestalteten
an Übungsköpfen Frisuren
für festliche Veranstaltun-
gen.
„Lediglich das Thema
Eventfrisuren ist vorgege-
ben“, erläutert HwK-Aus-
bilderin und Friseurmeiste-
rin Birgit Speier die Aufga-
benstellung für den Lehr-
gang. „Unter dieser Über-
schrift müssen die jungen
Leute ihre eigenen Ideen
einbringen und die Details
für Frisur und Accessoires
ausarbeiten.“ Was sie sich
in Sachen Fantasie und Fin-
gerfertigkeit bereits ange-
eignet haben, stellten die
zwölf Nachwuchsfriseure
eindrucksvoll unter Beweis.
Anna Grenz aus Bell (links) -
sie erlernt ihr Handwerk bei
Lenz Hairdesign in Koblenz -
wählte als Thema für ihre Steck-
frisur „Lady-Nacht“ und kreierte
eine festliche Frisur zum
glamourösenAbendkleid. „Ich
möchte gerne viele Seminare
zum Hairstyling besuchen und
mich immer weiterbilden. Ich
wohne in einem kleinen Dorf, in
dem es keinen Friseursalon
mehr gibt. Mein Ziel ist es, spä-
ter die Meisterprüfung abzule-
gen und einen eigenen Salon zu
eröffnen.“
Ammar MakyAl Hakim aus Montabaur (oben) - einziger
junger Mann im Lehrgang und in der Haarwerkstatt
Rocco Di Blasi in Koblenz in der Lehre - gestaltete eine
Herbstfrisur mit starken Farbakzenten. Der in Bagdad ge-
borene Friseurlehrling steckt sich hohe Ziele: „Ich will in
meinem Beruf ein Star werden und für Meisterschaften
trainieren. Wenn alles gut läuft, mache ich vielleicht auch
meinen Meister.“
Mit einem Glamour Girl ging Désirée Hamalian aus
Koblenz (rechts) ins Rennen. Sie erlernt ihr Handwerk
bei Zimmermann Hair & Beauty in Koblenz. „Ich habe
mich schon immer für Frisuren und gutes Styling inter-
essiert. Friseurin ist mein Traumberuf. Glamour Girl als
Thema schließt gutes Styling mit ein. Später möchte
ich einmal imAusland mein Glück versuchen, sodass
ich kennen lerne, was international angesagt ist.“
Rund um die
Handwerkslehre
Alle Informationen rund um eine
Lehre im Handwerk, die aktuelle
Lehrstellenbörse und Tipps zur Be-
werbung gibt’s bei denAusbildungs-
experten der HwK Koblenz.
Informationen bei der HwK-
Ausbildungsberatung, Tel.:
0261/ 398-323, Fax: -989, E-
Mail:
Internet:
Meisterkurse
für Friseure
Workshop zu verschiedenen Make-
ups u. Comouflagetechnik: Samstag
und Sonntag, 1./2.7., jeweils 8-15
Uhr in Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Weiterbildung, Tel.: 0261/
398-400, Fax: -990, E-Mail:
Visagisten-
seminar
Vollzeitkurs hat am 3.4. in Koblenz
begonnen, Einstieg noch möglich,
mo-fr, 8-15 Uhr; Teilzeitkurs: 4.9.,
mo, 8-15 Uhr und di, 17-21 Uhr.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...16
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