Handwerk im Frühjahr vom 5. April 2006 - page 2

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Die Kolumne:
Hallo Freunde,
eigentlich wollte ich über das Handwerk (worüber auch sonst?) re-
den und, nach dem schlechten Wetter der vergangenenWochen, na-
türlich auch zum endlich eingetretenen Frühling etwas sagen. Es
gelingt mir jedoch nicht, die Landtagswahl 2006 aus dem Kopf zu
bekommen. Noch immer werden, auch vor meinem Büro, die gro-
ßen und kleinen Plakate weggeräumt. Vielleicht ist es Ihnen auch so
ergangen: Die wohl gestylten Porträtfotos bekamen spätestens am
Morgen nach der Wahl eine neue Realität für die Leute im Parla-
ment, in der Regierung, in der Opposition und wo auch immer, ob
sie nun drinnen oder draußen sind. Alle Erklärungen und Verspre-
chungen habe ich für mich neu gelesen, jede Zusage bekommt eine
neue Dimension. Selten ist es mir so stark aufgefallen wie in die-
sem Frühjahr, obwohl ich nun schon oft wählen durfte. Vielleicht
waren unsere Kassen auch noch nie so leer und wir sind deswegen
so sensibel. Eins scheint aber sicher zu sein: Jedenfalls auf diesen
oft befragten, analysierten, groß und klein geredetenWähler ist kein
Verlass mehr. Er macht, was er will. Gut so, Freunde.
Und indem sich Sieger und zweite Sieger die Augen reiben, weil sie
das amtliche Endergebnis immer noch nicht fassen können, kehrt
dann doch die Wirklichkeit im Frühjahr 2006 und im Handwerk in
Rheinland-Pfalz wieder ein. Da ist die jetzt von der Bundesregie-
rung auf die Endspur gebrachte Absetzbarkeit von Handwerkerleis-
tungen. Gut so! Ein erster Schritt zur Bekämpfung handwerklicher
Schwarzarbeit. Und da sind einige Betriebserleichterungen, die im
Übrigen mit beschlossen worden sind. Auch das ist gut.
Und da ist das, was wir für Sie in dieser kleinen Beilage im Zei-
tungsformat bereithalten und Sie heute in Händen halten: vom
Frühjahrsputz und der Reinigung bis zur Fitnesskur fürAutos und
Motorräder, von der Bausanierung bis zu den neuen Trends für
Köpfe und Frisuren. Sie sehen es, verehrte Leserinnen und Leser,
auch an den Fotos: Wolfgang Amadeus Mozart ist imMozartjahr
bei uns weiterhin dabei. Es bleibt verführerisch, ihn nach 250 Jah-
ren mit ins Boot zu holen.
Weil die Meisterfeier Anfang März mit fast 1.200 Jungmeistern
eine große Sache war (Wann werden wir noch einmal einen Hand-
werksmeister aus unserem Bezirk alsWirtschaftsminister haben?),
bringen wir noch eine kleine Nachlese. Wer dabei war, wird es be-
stätigen: Handwerk hat was! Und von hier aus sind wir dann nicht
weit von Existenzgründern, langjährigen Mitarbeitern, innovativem
und modernem technischen Handwerk entfernt. Wir wollen nicht
verschweigen, dass die Zahl der Meisterprüflinge wieder steigt. Das
ist auch gut so. Genauso wenig wollen wir aber verschweigen, dass
die Zahl derjenigen, die sich selbstständig machen wollen, weiter
sinkt. Und das ist nicht gut.
Es ist also höchste Zeit, dass der selbstständige junge Handwerks-
meister verstärkt die Aufmerksamkeit der Politik gewinnt. Vom
Mittelstand und seiner großen Bedeutung für Jugend, Gesellschaft
und Europa war in allen Parteiprogrammen zu lesen, zuerst bei der
Bundestagswahl und jetzt bei uns vor Ort bei der Landtagswahl.
Selbstständigkeit jenseits der Ich-AG sollte sich lohnen. Wenn das
nicht viel versprechend ist! Schauen wir also mal.
Liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen beim Lesen Ihrer klei-
nen Handwerkszeitung in der Rhein-Zeitung. Am Titelfoto erken-
nen Sie, dass bald Ostern ist. Machen Sie was daraus!
Eine schöne Zeit!
Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Wenn Sie mit mir in Verbindung treten möchten:
Rückwirkend zum 1. Januar 2006 wird der Anwen-
dungsbereich des heutigen § 35a EstG, nach dem von
Handwerkerleistungen in Privathaushalten bis zu 3.000
Euro im Jahr 20 Prozent, d.h. maximal 600 Euro, von
der Steuerschuld abgezogen werden können, deutlich
erweitert.
Waren bisher nur ausgesuchte Tätigkeiten, die keine
eigenen Fachkenntnisse voraussetzten, in dem Katalog
für begünstigte Tätigkeiten aufgenommen, so werden
ab dem 1. Januar alle Erhaltungs-, Modernisierungs-
und Renovierungsaufwendungen in privaten Haushal-
ten steuerlich absetzbar. Der Steuerbonus wird nur für
dieArbeitskosten und die darauf entfallende Mehrwert-
steuer gewährt.
Für Handwerksbetriebe heißt das, rasch mit dem Hin-
weis der steuerlichen Absetzbarkeit zu werben!
Die Arbeitskosten müssen in der Handwerker-
rechnung als Betrag einzeln ausgewiesen sein!
Die auf dieArbeitskosten entfallende Mehrwert-
steuer muss in der Handwerkerrechnung als
Betrag einzeln ausgewiesen sein!
Der Rechnungsbetrag muss auf das Konto des
Handwerksbetriebes überwiesen worden sein.
Infos bei der HwK-Betriebsberatung, Tel.: 0261/ 398-
251, Fax: -994, E-Mail:
Frühling
in
der
Wirtschaft
HwK-Präsident: Belebung für das Handwerk
Steuerbonus in Privathaushalten
für Handwerkerleistungen
Gestaltung der Rechnung:
3 Punkte sind zu beachten
Engagement
zur Stärkung der
Betriebe
Handwerkskammer Koblenz und Finanzämter arbeiten in der Unterstützung von Existenzgründern enger zusammen
Am Finanzamt kommt kein Unternehmer vorbei, aber
nur die wenigsten empfinden die Zusammenarbeit als
Chance und Hilfestellung für den eigenen Betrieb.
Um Hemmschwellen weiter abzubauen, haben Staats-
minister Gernot Mittler auf der Seite des rheinland-pfäl-
zischen Finanzministeriums sowie Präsident Karl-Heinz
Scherhag und Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. mult. Karl-
Jürgen Wilbert aufseiten der HwK Koblenz eine intensi-
vere Zusammenarbeit zwischen den Finanzämtern und
der Kammer vereinbart.
Bereits seit 1999 bietet das Finanzministerium des Lan-
des einen besonderen Existenzgründerservice in den Fi-
nanzämtern an. Insbesondere jungen Menschen, die den
möglichen. In der Vernetzung der Informations- und Be-
ratungsangebote der Finanzämter im Land mit denen der
HwK Koblenz sehen Mittler, Scherhag und Wilbert ei-
nen weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung der
Transparenz in den erforderlichen Verwaltungsabläufen
und damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des ein-
zelnen Betriebes. Denn mehr Sicherheit im Umgang mit
den Finanzämtern bedeutet mehr Zeit für die betriebli-
chen Belange und weniger Ärger.
Informationen und Beratung
in betriebswirtschaftlichen Fragen bei der
HwK-Betriebsberatung, Tel.: 0261/ 398-251,
Fax: -994, E-Mail:
Internet:
Schritt in die Selbstständigkeit wagen, bieten sie damit
Informationen und Unterstützung in allen unternehmeri-
schen Fragen rund um die Einkünfte, Aus- und Abgaben
an. Parallel dazu steht Existenzgründern im Handwerk das
umfassende Beratungs- und Dienstleistungsangebot ihrer
HwK offen.
Informationen und Beratung vor Ort
Um dieses Angebot auf eine breitere Basis zu stellen, bie-
ten künftig die HwK-Berater gemeinsam mit den Exper-
ten der Finanzämter gemeinsame Sprechtage in den Ein-
richtungen der HwK Koblenz an ihren verschiedenen
Standorten an. Bewusst geht man dabei in die Fläche, um
kurze Wege und eine schnelle Terminvereinbarung zu er-
„Man spürt es, es geht wieder aufwärts. Anstelle der ver-
haltenen bis pessimistischen Stimmung der letzten Jahre
im Handwerk ist eine optimistische Erwartung getreten.
Teilweise ist die Stimmung besser als die Fakten. Es ist
wie mit der gefühlten Temperatur und der gemessenen“,
so HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag.
Ausnahme bei der optimistischen Erwartungshaltung sei-
en die Bau- und Ausbauhandwerke. Hier hätte sich die
Auftragslage nicht spürbar belebt. „Der Wegfall der
Eigenheimzulage wird beim Neubau die Nachfrage nega-
tiv beeinflussen. Im Bereich der Erhaltung und Moderni-
sierung von Wohnraum wird der Steuerbonus für
Handwerksleistungen einen Beitrag zur Besserung leisten
können“, betont Scherhag. „Insgesamt ist aber das Mini-
konjunkturprogramm der Bundesregierung nur ein klei-
nes Trostpflaster für das, was am Jahresende auf uns zu
kommen wird: die Erhöhung der Mehrwertsteuer.“
„Wir brauchen einen sich selbst tragenden Aufschwung
in der Binnenwirtschaft. Die vorzeigbaren Exporterfolge
der deutschen Wirtschaft helfen der inländischen und re-
gionalen Wirtschaft nur indirekt und geben zurzeit nur
wenige Impulse für die Stärkung der privaten Nachfrage.
Insbesondere am Bau brauchen wir eine Belebung, denn
rund 30 Prozent der Gesamtleistung des Handwerks ent-
fallen auf diesen Sektor“, führt Scherhag seine Überle-
gungen weiter aus. „Wir sehen eine große Wirkung im
Preiseffekt. Wenn die Realeinkommen nicht wie
gewünscht steigen können, muss die Nachfrage
durch Preissenkungen gestärkt werden. In vielen ar-
beitsintensiven, also lohnintensiven Handwerken sind die
Preise nach unten aber ausgereizt. Die Mehrwertsteuer als
Preisbestandteil bietet eine gute Möglichkeit.“
Innerhalb der EU
bestehe das Ange-
bot der Kommissi-
on, für arbeitsin-
tensive Hand-
werksleistungen
reduzierte Mehr-
wertsteuer einzu-
führen. Unsere
Nachbarländer,
i n s b e s o n d e r e
Frankreich, hätten
diese Möglichkeit
zur Belebung der
Bauleistungen mit
Erfolg genutzt. „Die Reduzierung des Mehrwertsteuer-
satzes auf 5,5 Prozent führte zu einemAnstieg der Bauleis-
tungen um 7 Prozent und zu zusätzlichen 50.000 Arbeits-
plätzen“, so Scherhag weiter, „die hieraus entstandenen
Steuereinnahmen und Einsparungen bei den Sozialleistun-
gen überstiegen bei weitem die Ausfälle durch die redu-
zierte Mehrwertsteuer. Die Bundesregierung - die heutige
wie die Vorgängerin - zeigt sich unbeweglich. 20 von 25
EU-Ländern haben es vorgemacht, dass ein ermäßigter
Mehrwertsteuersatz zu mehr Wachstum und vor allen Din-
gen zu mehr Beschäftigung führt.“ Der HwK-Präsident
verweist auf eine Resolution derVollversammlung des Zen-
tralverbandes des Deutschen Handwerks Mitte März, mit
der das Handwerk die Bundesregierung eindringlich auf-
fordert, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.
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