Handwerk im Sommer vom 11. Juni 2005 - page 7

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Der Weg von der Sahara zum Nordpol ist kurz – rein klimatisch. Nach einem
Meter wechselt Ingo Gerth von über 30 Grad plus zu 35 Grad minus. Mit war-
mer Kleidung und Mütze ausgestattet, hat er sich, an staunenden Hochsom-
mer-Menschen vorbei, auf denWeg zur Arbeit gemacht. Gerth ist Kälteanlagen-
bauermeister und in seinem Handwerk einer der jüngsten Unternehmer im
nördlichen Rheinland-Pfalz.
Kälte- und Klimatechniker sorgen für Eisblumen im Sommer
Eiskalt
erwischt
Cool bleiben, wenn´s heiß wird
Cool sind auch die Orte, an denen die
13 Mitarbeiter – darunter ein Lehr-
ling - von Guido Höfer aus Bendorf
ihrer Arbeit nachgehen – und dabei
oft genug selbst cool sein müssen. So
beim luftigen Transport einer 200 kg
schweren Klimaanlage, die ein 160-
Tonnen-Kran an seinem 70 Meter
langen Ausleger über der Kölner In-
nenstadt schweben ließ. „Da muss je-
der Handgriff sitzen“, macht Kälte-
anlagenbauermeister Höfer, der 1986
den Meisterbrief ablegte und sich
1988 selbstständig machte, deutlich.
Über eine schlechte Auftragslage
kann der 46-Jährige nicht klagen,
„gerade jetzt an den ersten heißen
Tagen. Schlecht oder gar nicht gewar-
tete Klimaanlagen geben dann den
Geist auf, viele Neukunden wollen
den Luxus der Autoklimatisierung
auch in den eigenen vier Wänden“.
Ein Trend, der gerade in den letzten
Jahren immer stärker wird. Auch
Guido Höfer bietet einen Notdienst
– „das gehört heute zum Standard in
unserem Handwerk und wird gerade
durch unsere Hauptkunden aus Ge-
werbe und Industrie nachge-
fragt.“ Und selbst den Fahrzeug-
aus- und Umbau für eiskalte Fahr-
ten durch heiße Som-
mertage bie-
ten die Ben-
dorfer.
Im März 2005 hat sich der 30-jähri-
ge Koblenzer mit seinem Unterneh-
men „Arktis Kälte-Klima“ selbststän-
dig gemacht – mitten in einer Zeit,
die viele als Konjunkturdelle in Er-
innerung behalten werden.Warm an-
ziehen heißt es da nicht nur für den
Handwerker Gerth, sondern auch den
Unternehmer. „Und doch bin ich mit
dem Start sehr zufrieden“, macht der
Handwerksmeister deutlich, der sei-
ne Meisterprüfung 2004 bestand.
Doch von allein kommt der Erfolg
nicht. „Ich biete einen 24-Stunden-
Bereitschaftsdienst, will mit Quali-
tät und Freundlichkeit überzeugen“,
so Gerth, der sich auf Installation, Re-
paratur undWartung von Kleinkälte-
anlagen spezialisiert hat. Er erinnert
sich an einen Fleischhandel und an
eine Blutbank – letztere war mit mi-
nus 35 Grad der kältesteArbeitsplatz,
an dem er bisher tä-
tig war.
Während wir auf dem Kranken-
hausdach die Wärmetauscher
anschlossen, landete 10 Meter
weiter der Rettungshubschrauber.“
Obermeister Dirk Hüttenbrauck
über den Berufsalltag
Steckbrief: Fa. Höfer, Bendorf
Kälte- und Klimatechnik bis Fahrzeugbau
|
gegründet 1988
|
12 Mitar-
beiter
|
Tel. 02622/66 04, Internet:
Steckbrief: Arktis Kälte - Klima, Koblenz
Einbau, Wartung und Reparatur von Kälteanlagen
|
gegründet 2005
|
Tel. 0261/988 18 50, Internet:
Kälteanlagenbauer
Anspruchsvoller Beruf mit Zukunft
Es ist ein Handwerk, das Elektronik, Mechanik, Pneumatik und
Fähigkeiten vom Schweißen bis zum Montieren von Kälteanlagen
vereint. Ein anspruchsvoller Beruf mit Abwechslung, denn Klima-
anlagen werden heute in vielen Bereichen eingesetzt.Wer gute schu-
lische Noten gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern hat,
dem steht dieses Handwerk offen - auch bei Guido Höfer, der noch
einen Lehrling für 2005 sucht.
Jungun-
ternehmer
gibt Gas:
Kälteanlagen-
bauermeister
Ingo Gerth hat sich
vor wenigen Mona-
ten selbstständig ge-
macht.
Obermeister Dirk Hüttenbrauck ist stolz auf sein Handwerk
48 Mitglieder aus dem
ganzen Land zählt die
Kälte- und Klimatechnik-
Innung Rheinland-Pfalz,
deren Obermeister Dirk
Hüttenbrauck aus Koblenz
ist. „Eine eingeschworene
Gemeinschaft, ein kleines
Völkchen für sich“, be-
schreibt er nicht ohne Stolz
das Miteinander.
„Nicht nur, dass unser Be-
ruf sehr anspruchsvoll ist
und wir mit der Kühlung
für oft sehr teureWareVer-
antwortung übernehmen,
heute bietet fast jeder Käl-
teanlagenbauer einen 24-
Stunden-Notdienst. Von
unseren Mitarbeitern er-
warten wir deshalb, dass sie sich voll
in den Beruf und die Unternehmen
einbringen – aus Überzeugung und
Cooles
Völkchen
Steckbrief: Fa. Hüttenbrauck, Koblenz
Kälte- und Klimatechnik
|
gegründet 1933
|
19 Mitarbeiter, 1 Lehrling
|
Tel. 0261/96 30 30, Internet:
nicht, weil es der Chef so will“, be-
schreibt Hüttenbrauck die „Berufs-
ehre“. Gerade jetzt haben auch er und
seine 19 Mitarbeiter gut zu tun.
„Wechselt das Wetter nicht langsam
von kühl auf heiß sondern haben wir
plötzlich Temperaturen von über 30
Grad, wollen viele den oft lang ge-
hegten Wunsch von der Kli-
maanlage sofort umsetzen“,
weiß der Kälteanlagenbau-
ermeister. Hinzu kommen
Wartungs- und Reparaturar-
beiten oder Großaufträge
wie aktuell die Klima-
tisierung eines gan-
zen Krankenhauses.
Ein weiteres Aufga-
bengebiet, dass auf
dem Vormarsch ist,
liegt in der EDV-Küh-
lung. „Das sind voll kli-
matisierte Server-Räume. Fällt
hier die Kühlung aus, heizt sich der
Raum sehr schnell auf und Datensys-
teme brechen zusammen“. Die Schä-
den können dann schnell im sechs-
stelligen Eurobereich liegen. Damit
einemKunden dieses Schicksal nicht
widerfährt, stehen die
Hüttenbraucks rund
um die Uhr „Werk-
zeugkoffer bei Fuß”.
Ob mittags um 12
oder Mitternacht –
viel länger als 30 Mi-
nuten braucht die
coole Einsatztruppe
nicht, um anzurücken.
Kälte im
Funkenflug
geboren:
Die Klima-
Obermeister
Dirk
Hüttenbrauck
anlage im Neuwieder Kranken-
haus „St. Elisabeth“. Die Arbei-
ten reichen vom Keller bis zum
Dach, auf dem sich die Wärmetau-
scher befinden - und das alles bei
weiterlaufendemBetrieb.
„Einer meiner Mitarbeiter
hat mich als Kind an der
Hand über die Straße
geführt“, erinnert sich
Axel Melzer, Kältean-
lagenbauer und Dipl.-Ing.
Versorgungstechniker. Der
Mitarbeiter, damals Lehr-
ling und 15 Jahre alt,
arbeitet heute im 38. Jahr bei Melzers in Bornich. Es war der erste Lehrling
von Werner Melzer, der sich jetzt als 69-jähriger Unternehmer mehr und mehr
aus dem Unternehmen zurückzieht und seinen Söhnen Axel (42) und Martin
(36), Kälteanlagenbauermeister, den Staffelstab in der Führung übergibt.
Seit 1999 sind die beiden Brüder in der Geschäftsführung. „Es war gut, dass
wir kontinuierlich in die Leitung der Firma hineingewachsen sind“, so Mar-
tin Melzer. 25 Mitarbeiter zählt der Familienbetrieb, der auch Service-
stützpunkte in Koblenz und Mainz unterhält und alle Leistungen um die
Kälte- und Klimatechnik anbietet. Für Vater Werner Melzer, über viele Jahre
Obermeister der Landesinnung, bedeutet der Wechsel „auch mal ein paar
Tage mehr Urlaub im Jahr“. Zum guten Klima im Unternehmen wird der
Senior-Chef auch künftig beitragen. „Klar freuen wir uns, wenn er rein-
schaut“, so die Brüder, „und werden alles dafür tun, dass er mit Blick auf
sein unternehmerisches Lebenswerk zufrieden dabei aussehen wird.“
Staffelstab wechselt in jüngere Hände
Axel und Martin Melzer übernehmen Familienbetrieb
Melzer im Dreierpack: Martin, Werner Axel (v.l.)
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