Handwerk im Frühjahr vom 16. April 2005 - page 4

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Wie beurteilt das Handwerk die
Wirtschaftslage in diesem Früh-
jahr, wie greifenWirtschaftsför-
derprogramme in Unternehmen
unserer Region?Welchen Beitrag
für die Betriebe leistet die HwK?
Karl-Heinz Scherhag, Präsident
der Handwerkskammer Koblenz,
beantwortet diese aktuellen Fra-
gen im Interview:
Herr Scherhag, ist das berühm-
te Glas mit Blick auf die Wirt-
schaftslage im Handwerk im
Frühjahr 2005 halb voll oder
halb leer?
Auch wenn die positiven Signale
unübersehbar sind, kann der aktu-
elle Konjunkturbericht des rhein-
land-pfälzischen Handwerks nicht
zufrieden stellen. Der positiven
Grundstimmung aus dem Vorjahr
folgt Skepsis im Frühjahr 2005.
Viele Unternehmen gehen von ei-
ner Stagnation der wirtschaftlichen
Entwicklung aus. Bleiben neue
Aufträge aus und stimmen die wirt-
schaftspolitischen Rahmenbedin-
gungen nicht, hat das auch betriebs-
intern Folgen. Das macht sich bei
Im Interview: HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag zur aktuellen Wirtschaftslage im Handwerk
Aufwärtstrend
gerät ins Stocken
der Investitionsbereitschaft bis
hin zum Beschäftigungstrend
bemerkbar.
Wasser auf die Mühlen der
Arbeitslosigkeit?
Die Beschäftigungssituation im
Handwerk ist grundsätzlich
besser als die anderer Wirt-
schaftsbereiche. 84 Prozent der
Unternehmen haben kein Per-
sonal abgebaut – das ist die gro-
ße Mehrheit.
Gerade beim Thema Beschäfti-
gung hat die Regierung große
Hoffnungen mit den Ich-AGs ver-
knüpft.
Ein Trugschluss, wie wir heute wis-
sen. Jede 5. Ich-AG ist bereits wie-
der vom Markt verschwunden. Die
Beschäftigungs- und Ausbildungs-
situation konnte so nicht verbessert
werden. Gerade in einem angespann-
ten Wirtschaftsumfeld braucht ein
Existenzgründer den nötigen fachli-
chen Background, um bestehen zu
können. Für das Handwerk sage ich
ganz deutlich: Mit dem Meisterbrief
verbindet sich dieses Wissen.
Mit Blick auf die aktuelle
Konjunkturumfrage: Warum
spricht das Handwerk nicht vom
Aufschwung?
Was fehlt, ist ein kräftiger Impuls für
die Wirtschaft, besonders für den
Mittelstand, der mir bei den Reform-
plänen der Politik immer noch zu
kurz kommt. Mag sein, dass die „ge-
fühlte“ Temperatur des Wirtschafts-
klimas viel kühler ist, als dies real der
Fall ist. Doch für diese Stimmung
gibt es Ursachen.
Wie könnte ein solcher Impuls
aussehen?
Der Blick vieler Handwerker ist nach
Berlin gerichtet. Ohne die allgemei-
ne Regierungsschelte anzustimmen,
wird mir bei den vielen großen und
kleinen Reformansätzen für mehr
Beschäftigung, für mehrWirtschafts-
kraft die Rolle des Handwerks un-
terschätzt. Der Mittelstand ist die Lo-
komotive eines durchgreifenden
Konjunkturaufschwunges. Das muss
sich in den Programmen der Regie-
rung niederschlagen. Würden bei-
spielsweise die Lohnnebenkosten
gesenkt, drückt sich das sofort in kla-
ren Zahlen in jedem Unternehmen
aus. Daraus ergäbe sich aber auch
eine Signalwirkung: Es tut sich was,
nicht nur für weltweit agierende
Großkonzerne, sondern auch für die
kleine Bäckerei an der Ecke.
Was tut die Kammer in dieser Si-
tuation für die Betriebe?
DieHandwerkskammern und der Zen-
tralverband des deutschenHandwerks
stehen in engem Dialog mit der Re-
gierung. Wir setzen uns ein und wis-
sen genau, wie die Entlastung der Un-
ternehmen konkret aussehen muss.
Als Dienstleister für unsere Betriebe
haben wir das Angebot nochmals er-
geweitet. Das reicht von der Beratung
über die Weiterbildung und erfasst
alle Bereiche.
Wer heute am Markt erfolgreich be-
stehen will, braucht ein individuell
durchgeplantes Konzept und kein
Angebot von der Stange. Unsere Ex-
perten bieten diese Leistungen, ob für
den Berufseinsteiger oder den Hand-
werksmeister als Unternehmer.
Im rheinland-pfälzischen Hand-
werk ist noch kein Frühlingser-
wachen zu spüren – das ergibt der
aktuelle Konjunkturbericht des
Handwerks, herausgegeben durch
die HwK Koblenz.
Danach ist die Stimmung bei den
Handwerksbetrieben des Landes eher
verhalten. Die Umfrage der vier
rheinland-pfälzischen Handwerks-
kammern zeigt nach einer leichten
Erholung im letzten Jahr in vielen
Bereichen erneut einen unfreundli-
chen Trend.
40
50
60
70
80
90
I/2001 I/2002 I/2003 I/2004 I/2005 Erwartungen
52 Prozent der Handwerksbetriebe
im nördlichen Rheinland-Pfalz sind
mit ihrer wirtschaftlichen Situation
aktuell zufrieden. Das sind weniger
als imVorjahr (2004: 56%; für die
Zukunft 60%).
Konjunkturumfrage im Frühjahr 2005: Handwerk beurteilt Wirtschaftssituation eher zurückhaltend
Stimmungsbarometer
gefallen
Nur knapp die
Hälfte der Befrag-
ten ist mit der ak-
tuellen Geschäfts-
lage zufrieden –
damit ist die Stim-
mung im Hand-
werk des Landes
wieder auf dem
Tiefstwert des
Frühjahrs 2003 an-
gekommen. Die
Prognosen für die
nächsten drei Mo-
nate sind mit 59 %
etwas optimisti-
scher, allerdings
unter dem Vorjah-
resniveau (63 %).
Kein Aufschwung in Sicht
Neben dem Geschäftsklima weisen
weitere Konjunkturindikatoren im
Vergleich zumVorjahr eine unfreund-
liche Tendenz auf. Umsatzentwick-
lung,Auftragssituation und Betriebs-
auslastung stellen sich im Frühjahr
2005 ungünstiger dar als im gleichen
Vorjahreszeitraum.
Der Anteil der Handwerksbetriebe,
die mit der Auslastung ihrer Kapazi-
täten zufrieden sind, hat mit 38 %
einen absoluten Tiefstand erreicht; im
Vorjahr betrug dieser Wert 43 %. Die
durchschnittlicheAuftragsreichweite
ist mit 4,9Wochen ebenfalls auf dem
niedrigsten Niveau in dem seit 2001
andauernden konjunkturellen Ab-
schwung. Nur 47 % der befragten
Handwerksunternehmen melden ei-
nen imVergleich zumWinterquartal
konstanten oder gestiegenen Auf-
tragsbestand, imVorjahr waren es 51
%. Auch die Umsatzentwicklung im
Handwerk lässt zu wünschen übrig.
63 % der Betriebe verzeichnen Um-
satzrückgänge. Im Vorjahr waren es
60 %. Und auch die Erwartungen für
das nächste Quartal sind in der Be-
fragung zurückhaltender als im
Vorjahreszeitraum.
In Übereinstimmung mit den aktuel-
len Einschätzungen führender Wirt-
schaftsforschungsinstitute geht auch
das rheinland-pfälzische Handwerk
nicht mehr von einer rasch anziehen-
den Konjunktur aus.
Negativer Beschäftigungstrend
Der bundesweit negative Beschäfti-
gungstrend zum Jahresbeginn 2005
macht auch vor dem rheinland-pfäl-
zischen Handwerk nicht Halt. Die
Handwerksbetriebe melden im Früh-
jahr 2005 insgesamt einen negativen
Beschäftigungssaldo. 13 % der Be-
fragten haben Personal reduziert (Vor-
jahr: 10 %), 84 % konnten ihren Mit-
arbeiterstammhalten (Vorjahr: 85%),
3 % nahmen Neueinstellungen vor
(Vorjahr: 5 %). Auch für das zweite
Quartal wird von einer negativen Be-
schäftigungsent-
wicklung ausge-
gangen. 21 %
sprechen von
weiteren Entlas-
sungen (Vorjahr:
17 %), 7 % pla-
nen die Einstel-
lung von Mitar-
beitern (Vorjahr:
6
%).
Der vollständige
Konjunkturbe-
richt ist nachzu-
lesen im Inter-
Stichwort Pres-
se-Infos.
Wir helfen weiter:
Beratungsservice der Handwerkskammer Koblenz
Diesen umfangreichen, weitgehend
kostenlosen Beratungsservice bietet
die HwK Koblenz:
Ausbildungsberatung
, Tel.: 0261/
398-332
Betriebsberatung,
Tel.: 0261/398-
251
Denkmalpflege,
Tel.: 06785/9731-
760
Export,
Tel.: 0261/398-244
Finanzierung,
Tel.: 0261/398-248
Gestaltung
, Tel.: 0261/398-279
Recht
, Tel.: 0261/398-201
Handwerksrolle,
Tel.: 0261/398-261
Sachverständige
, Tel.: 0261/398-202
Starterzentrum
,
Technologie
, Tel.: 0261/398-571
Umwelt und Arbeitssicherheit
,
Tel.: 0261/398-651
Unternehmerin im Handwerk
,
Tel.: 0261/398-257
Qualifizierung
, Tel.: 02635/9546-702
Auch in diesem Jahr schreibt das Land Rheinland-Pfalz den Umweltpreis
aus. Entscheidende Kriterien für die Auszeichnung sind neben dem prakti-
schen Nutzen für die Umwelt auch Originalität, Kreativität und Vorbildlich-
keit der eingereichten Arbeit oder Maßnahme. Preiswürdig sind Innovatio-
nen, Produkte und Projekte im Bereich Nachhaltigkeit und Öko-Effizienz.
Dazu gehören freiwillige Maßnahmen in Betrieben, Unternehmen und öf-
fentlichen Einrichtungen mit dem Ziel eines nachhaltigen Umgangs mit
Ressourcen ebenso wie die Entwicklung innovativer Umwelttechnologien
oder eines umweltfreundlichen Arbeitsprozesses bis hin zur Kampagne und
Unterstützung von Umweltprojekten. Ausgezeichnet werden Produkte, Ver-
fahren oder Dienstleistungen, die aus ökologischer Sicht z. B. einen hohen
Innovationsgrad haben, die auf eine besondere unternehmerische Leistung
hinweisen und insgesamt als besonders umweltverträglich zu betrachten
sind. Der Umweltpreis Rheinland-Pfalz wird am 5. Juni 2005, dem „Tag der
Umwelt“ verliehen. Einsendeschluss für die Bewerbung beim Ministerium
für Umwelt und Forsten ist der 30. April 2005.
Die Ausschreibungsunterlagen und weitere Infos gibt das Zentrum für Um-
welt und Arbeitssicherheit der Handwerkskammer Koblenz, Tel.: 0261/398-
655, E-Mail:
ternet:
HwK-Umweltzentrum informiert:
Umweltpreis des Landes ausgeschrieben
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