Handwerk Special Nr. 102 vom 11. Dezember 2004 - page 18

Lehrlinge und ihre Gedanken in der Vorweihnachtszeit
11. Dezember 2004
Nr. 102
Handwerkslehrlinge sprechen über Zukunftspläne und Weihnachtswünsche
Der Weih-
nachtsbaum gehört dazu
Materielle Wünsche zu
Weihnachten äußern sie kaum,
aber konkrete Ziele haben sie.
Sie möchten die Gesellenprü-
fung bestehen als Vorausset-
zung, ihr Leben selbst zu
gestalten. Sie haben konkrete
Vorstellungen von ihrer
Zukunft. Sie haben aber auch
viele Träume und Sehnsüchte:
Handwerkslehrlinge, die in den
Berufsbildungszentren der
Handwerkskammer Koblenz
überbetrieblicheLehrgänge
besuchen, stehen Rede und
Antwort. Sie sind aufgeschlos-
sen und erstaunlich offen. Es
macht Spaß, mit ihnen zu
sprechen.
Henriette
Stützel, 18
Jahre,Friseur-
lehrling, Ausbil-
dungsbetrieb: Beauty-
Domicil Römer, Idar-Oberstein
Ich möchte erst einmal die Gesel-
lenprüfung bestehen, mich später
zurVisagistinweiterbilden.Weih-
nachten ist ein großes Familien-
fest. Ich habe keine materiellen
Wünsche, freue mich über Klei-
nigkeiten. Wichtig ist, dass der
starke Zusammenhalt in unserer
Familie so bleibt. Das gibt mir
unheimlich Kraft. Ich weiß, dass
das nicht überall so ist.
Lisa
Börs,
17 Jah-
re, Fri-
seurlehrling,
Ausbildungsbe-
trieb:HaarstudioAstrid,
Idar-Oberstein
Nach der Lehre mache ich das
Fachabitur. Lernen macht mir
Spaß. Später besuche ich die
Meisterschule und möchte einen
eigenen Salon führen. Weihnach-
ten bedeutet für mich: viele Ker-
zen, flackernder Kamin, Spiele,
gutes Essen und ein Weihnachts-
baum. Geschenke sind mir weni-
ger wichtig, eher intensive gute
Gespräche in der Familie, weil
dann Zeit dazu ist und die Weih-
nachtszeit einfach eine besinnli-
che Zeit ist.
MichaelKralevski, 18Jahre,Bä-
ckerlehrling, Ausbildungsbe-
trieb: Bäckerei Pannhausen,
Waldbreitbach
Ich bin rundum glücklich. Ich
lerne einen Beruf, der mir Spaß
macht. Er ist eine gute Basis für
meine berufliche Zukunft. Ich
habe eine eigene Wohnung und
ein Auto. Wie es Weihnachten
sein wird, weiß ich noch nicht.
Dass alleFamilienmitglieder ge-
sund bleiben, zufrieden sind und
Freude am Leben haben, ist mir
natürlichnicht nur zuWeihnach-
tenwichtig.Allerdings istman in
dieserZeitetwasnachdenklicher.
Stefanie Trapp, 18 Jahre,
Fleischereifachverkäuferlehrling
Ausbildungsbetrieb: Edeka-
Markt, Betzdorf
Materielle Wünsche habe ich kei-
ne. Ich hoffe, dass mit meinem
Beruf alles gut klappt. Das ist ein
Wunsch, den ich mir nur selbst
erfüllen kann. Weihnachten ver-
bringe ich zusammen mit meiner
Familie. Der Weihnachtsbaum ge-
hört dazu, viele Kerzen und Weih-
nachtslieder. Ich spiele im Musik-
verein am Heiligen Abend in der
Kirche. Meine Familie wird dabei
sein.
Janine Böhme, 18 Jahre,
Fleischereifachverkäufer-
lehrling, Ausbildungsbe-
trieb: Petz, Morsbach
Ich möchte die Gesellenprüfung
bestehen. Mein Handwerk ist eine
gute Grundlage für mein weiteres
Leben: Gegessen wird immer. Ich
habekeinenspeziellenWeihnachts-
wunsch, wichtig ist, dass das Ver-
hältnis zu meiner Mutter sich wie-
der erwärmt. Es ist das erste Weih-
nachtsfest, an dem ich meine Mut-
ter nur besuche, denn ich habe mit
meinem Freund zusammen eine
eigene Wohnung. Mein Vater ist
vor sechs Jahren gestorben und
meine Mutter findet es nicht gut,
dass ich sie und meine beiden jün-
geren Geschwister so früh verlas-
sen habe. Daran hat sie noch zu
knabbern.
Andreas Hauser, 19 Jahre, Kfz-Technikerlehrling,
Ausbildungsbetrieb: Zakspeed Racing, Bad Neuenahr
Julia Nett, 17 Jahre, Zimmerer-
lehrling, Ausbildungsbetrieb: Zim-
merei Lau, Kempenich
Die Liebe zum Holz habe ich von
meinemVater. Er ist Zimmerermeister
und selbstständig. Nach der Lehre
möchte ich mit ihm zusammenarbei-
ten. Das schönste an Weihnachten ist
fürmicheigentlichdieVorweihnachts-
zeit. Überall duftet es nachTannen und
Zimtplätzchen. Am Heiligen Abend
werde ich für meinen Vater, seine
Freundin und meine Geschwister ein
Festessen kochen. Seit meine Mutter
nicht mehr bei uns lebt, habe ich diese
Aufgabe übernommen. Mein Bruder
und ich sind nach der Trennung beim
Vater geblieben. Das ist unser Haus
und unser Zuhause. Unserer ältere
Schwester lebt erst seit kurzem bei der
Mutter. An einemWeihnachtstag wer-
den wir sie besuchen.
David Ruppert, 22 Jahre, Maurerlehrling,
Ausbildungsbetrieb. Josef Schneider, Simmern
Es ist meine erste Lehre. Vorher habe ich nur gejobbt. Ich bin froh, dass
jetzt alles in geordneten Bahnen läuft. Später möchte ich die Meister-
schule besuchen und mich je nach Arbeitsmarktlage selbstständig
machen. Ich habe schon lange eine eigene Wohnung, trotzdemwerden
meine Freundin und ich den Heiligen Abend bei meiner Mutter sein. Wir
schmücken alle zusammen denWeihnachtsbaum. MeineMutter hat mich
allein groß gezogen, anWeihnachten soll sie nicht allein sein.
Marco Langwald, 21 Jahre, Feinwerkmechanikerlehrling,
Ausbildungsbetrieb: Heinz Grois, Kempenich
Ich habe den ersten Teil meiner Gesellenprüfung, den CNC-Teil, bereits
bestanden. Das macht mich stolz und spornt mich für die noch folgenden
Prüfungen an. Auch wenn es komisch klingt: Ich wünsche mir vor allem
Gesundheit, nicht nur zu Weihnachten. Ich war sehr krank und habe Monate
in der Klinik zugebracht. Da lernt man Gesundheit schätzen.
Tobias Becker, 17 Jahre, Fliesen-,
Platten-, Mosaiklegerlehrling, Aus-
bildungsbetrieb: FliesenHeukäufer,
Betzdorf
Ich habe noch viele Pläne. Zuerst
möchte ich die Lehre erfolgreich be-
enden.AuchwennderMeisterbriefin
unserem Handwerk für die Selbst-
ständigkeitnichtmehrVoraussetzung
ist, möchte ich Meister werden. Ein
eigener Betrieb muss ein Meister-
betrieb sein. Für mich gehören Ge-
schenke zu Weihnachten. „Ich habe
keine Wünsche“ hört sich zwar edel
an, trifft aber auf mich nicht zu. Ich
schenke undmöchte auch beschenkt
werden.
Steven Kochhäuser, 18 Jahre, Bä-
ckerlehrling, Ausbildungsbetrieb:
Bäckerei Günter, Neuwied
Später möchte ich als Meister einen
eigenen Betrieb haben. Mit einer
Musikanlage wurde bereits ein gro-
ßer Wunsch von mir erfüllt. Weih-
nachten ist ein großes Familienfest.
Gutes Essen gehört dazu. Natürlich
ein Weihnachtsbaum. Trotzdem
fand ich Weihnachten als Kind im-
mer schöner, da war immer viel
Vorfreude dabei. Ich habe immer
einengroßenWunschzettelgeschrie-
ben. In diesem Jahr ist das Fest für
mich fast wie ein normalesWochen-
ende.
Nach der Lehre möchte ich das Fachabitur machen und später eventuell
Fahrzeugtechnik studieren. An Weihnachten freue ich mich über einen
Büchergutschein für Fachliteratur. Auch für mein Hobby, das Kart-Fahren,
kann ich eine Finanzspritze immer gebrauchen. Sonst verbinde ich mit
Weihnachten in erster Linie Familie, Gemütlichkeit, Geborgenheit, Kirch-
gang, Kerzen und Festtagsbraten. Für mich ist es schön, zu Hause zu leben.
Für eine eigene Wohnung fühle ich mich einfach noch nicht reif genug.
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