Handwerk im Frühjahr vom 20. März 2004 - page 7

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Meisterkurs für
Tischler
Für Tischler starten imAugust Voll-
und Teilzeitkurse in Koblenz und
Rheinbrohl.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-400, Fax: -990, E-
Mail:
Sieben Monate lang haben sie sich
im HwK-Bauzentrum in den fach-
praktischen und fachtheoretischen
Teilen der Meistervorbereitung im
Tischlerhandwerk auf die Meister-
prüfung vorbereitet. Am Ziel ange-
kommen, präsentierten nun 15
Jungmeister ihre Meisterstücke
nicht nur dem Meisterprüfungs-
ausschuss, sondern auch der Öf-
fentlichkeit.
Stellvertretend für die immer wie-
der geäußerte Meinung der Aus-
stellungsbesucher brachte es ein
Gast auf den Punkt: „Die Leute kön-
nen etwas; sie zeigen nichts Abge-
gucktes, sondern Kreativität und
Vielfalt, kombiniert mit raffinierten
technischen Kniffen.“ Über den
hochwertigen Gesamteindruck hin-
aus müssen die Meisterwerke aus
dem Tischlerhandwerk vor dem
HwK-Meisterprüfungsausschuss
aber auch anderen Kriterien genü-
gen: ob Formgebung, Konstruktion,
Maßgenauigkeit in Aufriss und
Montage oder die verarbeiteten
Werkstoffe und Beschläge - alles,
von der Idee über die Fertigung bis
zur Präsentation muss ein gestalte-
risches Ganzes von hohem hand-
werklichen Anspruch darstellen.
Bei der Herstellung ihrer Meister-
stücke verwendeten die Kurs-
teilnehmer Ahorn, Kirschbaum und
den Klassiker Buche. Aber auch Bir-
ke, Birnbaum, Nussbaum und
Palisander waren vertreten. Sie kom-
binierten sie in der Gestaltung von
Kommoden, Barschränken, Vitrinen
oder Schreibsekretären mit Granit
Meister
werke
aus dem
Tischler
handwerk
15 Teilnehmer aus dem HwK-Meisterkurs präsentierten Kreativität und die Vielfalt handwerklichen Könnens
und Schiefer, Edelstahl und Glas.
Effektlackierungen krönten das per-
fekte Erscheinungsbild.
Lutz Wagner aus Rheinbach,
Punktesieger in der Bewertung durch
den HwK-Meisterprüfungsaus-
schuss, erdachte für seinen Bar-
schrank mit verdeckten Beschlägen
eine Kindersicherung, die in der
Aufhängung der „frei schwebenden“
Innenvitrine versteckt ist. „Die Meis-
terprüfung habe ich in erster Linie
für mich selber abgelegt, um in mei-
nemKönnen weiter zu kommen“, er-
läutert er. Seit sechs Jahren in der
Tischlerei Roland Säger in Graf-
schaft-Holzweiler beschäftigt, hat er
sich dort in die vielfältigen Aufga-
ben der Werkstattleitung und Pla-
nung eingearbeitet. „Der Meister-
brief steht für mich aber auch für die
Qualitätssicherung den Kunden ge-
genüber.“
„Ich bin nicht hergekommen, um
den jungen Handwerkern mein
Design überzustülpen. Ich will et-
was in Gang setzen, möchte, dass
sich die Tischler mit der Gestaltung
ihrer Objekte stärker auseinander-
setzen!“ Die Gedanken von Prof.
Axel Kufus über seine Arbeit im
HwK-Meistervorbereitungskurs der
Tischler klingen bescheiden.
Es ist Neuland für ihn und die
Meisterschüler, das die HwK Ko-
blenz mit der Einladung in die Kur-
se betritt. Doch mit seinen Ideen, mit
seiner Art, an Gestaltung heranzu-
treten, sie zum Inhalt seiner hand-
werklichen Arbeit zu machen und
nicht zuletzt, wie er all das „trans-
portiert“, hat er die Tischlermeister
in spe schnell für die Sache gewon-
nen. Über den Entwürfen wird ge-
brütet, die kleinen selbst gebauten
Pappmodelle durch manche Blicke
fast aufgefressen, ihr Innenleben
genau erfragt. „Was passiert mit ei-
ner Idee in der Praxis? Wie kommt
sie ‘rüber?Vertragen sich Handwerk
und Design, wenn das Objekt den
Alltag bestehen muss?“
Axel Kufus, selbst Tischlermeister,
bringt sein Wissen, seine Erfahrung
ein. Er lehrt an der Bauhaus-Univer-
sität in Weimar im Fachbereich Ge-
staltung und zählt bundesweit zur
Elite der Gestalter im Möbelbau.
1958 in Recklinghausen gebo-
ren, absolvierte er
Die an-
gehenden
Tischler-
meister
sammeln
im HwK-
Kurs ers-
te Erfah-
rungen in
der Ge-
staltung
amMo-
dell aus
Pappe.
Design
lässt sich nicht
überstülpen, es
entwickelt sich
Prof. Axel Kufus gibt Erfahrung als Gestalter und Handwerksmeister an Meisterschüler weiter
nach demAbitur seine Tischlerlehre
und legt 1983 die Meisterprüfung ab.
Kufus beginnt, die Gestaltbarkeit zu
hinterfragen. „Was handwerklich
machbar ist, wusste ich. Das Wie
rückte in den Fokus.“ Er sucht die
Zusammenarbeit mit namhaften
Bildhauern, beginnt 1985 sein
Designstudium in Berlin. Hier wird
er Teilhaber einer „Werkstatt“ und
entwickelt, produziert und vertreibt
eigene serielle Möbel. „Ich habe
damals meine Arbeit in zwei Berei-
che unterteilt. In dem einen verdiente
ich Geld, das die Forschung um die
Gestaltung auf der anderen Seite fi-
nanzierte.“ 1990 macht er sich mit
Ehefrau Jana selbstständig. Beide
sind Eltern von drei Kindern. 1993
holt ihn schließlich die Bauhaus-
Universität nach Weimar.
Mit der HwK Koblenz ist er seit ei-
nigen Jahren „in Verbindung“.
„Schnell wurde klar, dass der Gestal-
tung bei der HwK eine wichtige
Rolle zukommt.“ Der Beginn einer
Zusammenarbeit, die jetzt in den
Meisterkursen für Tischler münde-
te. „Die Herangehensweise der jun-
gen Handwerker ist natürlich auch
für meineArbeit eine Bereicherung“,
sagt Kufus, auch wenn die über 20
Tischler da schmunzeln müssen. Sie
sind es, die für ihre Zukunft profi-
tieren: „Gestaltung spielt in unserem
Handwerk eine immer wichtigere
Rolle. Möbel müssen nicht nur funk-
tionell sein, sondern auch gut aus-
sehen“, so Ralf Schömer. Das Auge
isst mit. Kufus stellt aber klar: „Nach
ein paar Tagen Unterricht geht hier
niemand als Designer raus. Das ist
auch gar nicht unser Anspruch. Wir
wollen eine Entwicklung in Bewe-
gung setzen, die ohnehin lebenslang
anhält.“
Neben der Theorie setzt die HwK
mit dem Neubau ihres „Kom-
petenzzentrums für Gestaltung, Fer-
tigung und Kommunikation“, das
mit Fördermitteln von Bund und
Land errichtet wird, diese Entwick-
lung auch in die Praxis um und trägt
der wachsenden Bedeutung der ge-
stalterischen Dimension und deren
Auswirkungen auf die Fertigungs-
techniken Rechnung.
Herausforderung für die angehenden Tischlermeister: Von der Aufriss-
zeichnung über das Modell bis zum Bau des Meisterstückes ist es eine
komplexeAufgabe.
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