Handwerk im Sommer vom 29. Juni 2002 - page 4

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...und das Handwerk fährt mit im Vulkan-Express durchs Brohltal
Erfolg auf ganzer
Schmalspur
Harte Holzbänke, Gepäckablagen
im Miniaturformat, ein Tempo zum
Blümchen pflücken: Was ICEs
nicht bieten können, der Vulkan-
Express hat es: Eisenbahn-
geschichte zum Mitfahren. 25 Jah-
re zuckelt er nun schon, und das
mit zunehmendem Erfolg, auf
schmaler Spur durchs idyllische
Brohltal von Brohl nach Engeln.
Richtig flott läuft’s für denVulkan-Ex-
press wieder seit 1987, als begeister-
te Eisenbahnfreunde in der Interes-
sengemeinschaft Brohltal Schmal-
spureisenbahn tatkräftig zu deren Ret-
tung antraten. Seitdem wächst auch
der liebevoll in der eigenenWerkstatt
restaurierte und gehegte Fuhrpark
kontinuierlich. „Stars“ sind heute
zwei 1989 angekaufte Dampfloko-
motiven der polnischen Staatsbahn.
Wenn’s beim Vulkan-Express und
seinen beliebten Sonderfahrten und
-veranstaltungen um Kulinarisches
geht, steigen die Bäckerei Paulsen
und die Fleischerei Schwenzfeier, bei-
de in Brohl-Lützing zuhause, ein.
Handwerker, die eine besondere Be-
ziehung zur Brohltalbahn haben...
Frisch Gebackenes nicht nur
für Zugfans
In der Bäckerei von Hand-
werksmeister Werner Paul-
sen arbeiten einGeselle, zwei
Aushilfskräfte und Ehefrau
Resi. Wenn die Turmuhr der
benachbarten Kirche vier
schlägt, klingelt derWecker,
eine halbe Stunde später
sind die Paulsens bereits im
Dorf und in den Nachbarge-
meinden mit frischen Früh-
Die Bäckerei von
Werner Paulsen
versorgt nicht nur
die Stammkund-
schaft mit seinen
Backwaren - auch
imVulkan-Express
kann man sie ge-
nießen.
stücksbrötchen unterwegs. Rund
1100 Einwohner hat Brohl-Lützing,
klein und überschaubar, da ergibt sich
der persönliche Kontakt zu den Kun-
den ganz selbstverständlich, erst
recht bei einer alteingesessenen Bä-
ckerei - Werner Paulsen legte 1967
die Meisterprüfung ab und übernahm
den elterlichen Betrieb in der Haupt-
straße.
Zufriedene Stammkundschaft sichert
vor allem die Qualität der Backwa-
ren, hergestellt mit frischemMehl aus
der Mosenmühle unten im Brohltal.
Da machen die Paulsens auch mit
beimMühlenfest, mit duftendemBrot
und kräftigenRöggelchen - Leckerbis-
sen, die auch beim Vulkan-Express
regelmäßig „nachgelegt“ werden.
Spanferkel vom Fleischer
Viel Zeit für eigene Eisenbahnbegeis-
terung hat auch Fleischermeister Udo
Schwenzfeier nicht, erst recht nicht,
nachdem er vor wenigenWochen im
Gewerbegebiet von Niederzissen mit
zwei Kollegen eine gemeinsame Pro-
duktionsstätte mit angegliedertem
Geschäft eröffnet hat. Die verar-
beiteten Tiere stammen von Bau-
ern aus der Region - wie die am
jeweils gewünschten Ort frisch
auf dem Holzkohlegrill knusprig
zubereiteten Spanferkel („Die haben
nur Getreide und keine Antibiotika
Deftiges aus der Fleischerei von Udo
Schwenzfeier: gegrilltes Spanferkel.
imBauch!“). Eine besondere Spezia-
lität, die auch bei den herbstlichen
Gambrinus-Fahrten des Vulkan-
Express gefragt sind. Und wenn auch
dem Vater die Zeit fehlt: Sohn Mar-
kus, 19 Jahre alt und Fleischergesel-
le (er arbeitet wie Mutter Gertrud im
Betrieb mit), ist dafür umso leiden-
schaftlicher und aktiver Eisenbahner.
„Manchmal ist er mehr dort unten in
der Werkstatt als in der Fleischerei“,
scherzt Vater Udo.
Frisches Mehl aus
alter Mühle
Zuerst sieht man die bei-
den Türme der Schwep-
penburg aus dem Grün
auftauchen, seit 1365 als
kurkölnischesLehennach-
gewiesen. Fast genauso
lange gibt es im Schatten
der Burg eine Mühle.
Fleischer-
meister
Udo
Schwenz-
feier und
Ehefrau
Gertrud
Auch wenn sie mehrfach er-
neuert wurde - gemahlen wird
nach wie vor in der jetzt von
Müllermeister Rainer Mosen
betriebenen Mühle vor allem
mitWasserkraft. SeineVorfah-
ren, erzählt Mosen, siedelten
sich bereits 1814 bei der
Schweppenburg an, zunächst
als Küfer. Ein Jahrhundert
später, nachdem die Reblaus
demWeinbau im Brohltal den
Garaus gemacht hatte, wurden
sieMüller. Rainer Mosen lern-
te bei seinemVater das alte, heute rare
Handwerk.
Mit berechtigtem Stolz führt er sei-
ne Besucher durch die Mühle, zeigt
das siebenMeter hoheWasserrad, das
die gewaltigen Mahlsteine antreibt.
In mindestens sechzehn Arbeitsgän-
Erlernte von
seinem
Vater das
heute eher
seltene
Müller-
handwerk:
Rainer
Mosen in
seiner
wasser-
betriebenen
Mühle.
Ganz im Gegensatz zu den superschnel-
len, supermodernen Zügen der Neuzeit
schnauft der Vulkan-Express mit stei-
gender Beliebtheit bei seinen Mitfahrern
gemütlich durchs Brohltal.
gen werden Weizen, Roggen oder
Dinkel zu Schrot und Mehl vermah-
len, um Mineralien und Eiweiße zu
schonen. Die Qualität und Frische
seiner Produkte wissen nicht nur die
Bäcker zu schätzen, die Mosen be-
liefert, sondern auch seine „norma-
le“ Kunden. Anreisen lässt sich stil-
voll mit dem Vulkan-Express. „Un-
ser Beitrag, umTouristen das Brohltal
schmackhaft zu machen.“
Stein-
bildhauer
Gerd Hardy
kann man im
Vorbeifahren
aus dem
Vulkan-
Express bei
der Arbeit
zuschauen.
Aus Eifeler Stein gehauen
Wasser trieb im Brohltal schon im-
mer viele Mühlen an - auch die Trass-
mühlen, die Bims aus den Eifelvul-
kanen vermahlten. Dass es auch bei
der Netzermühle amAnfang des Tals
immer noch um Stein geht, sieht der
Vulkan-Express-Reisende sogar im
Vorüberfahren. Steine lugen überall
hervor: Mühlsteine, aber vor allem
Brunnen aus Basaltsäulen und Grab-
steine -Arbeiten der Bildhauerei Net-
zer-Mühle, der Werkstatt von Gerd
Hardy und Teilhaber Johannes Netz.
Sein Handwerk erlernte Gerd
Hardy 1954 als Holzbildhauer,
arbeitete dann in der Kloster-
werkstatt Maria Laach und kam
hier zur Steinbildhauerei. Den
Erfolg der 1986 gegründeten
Werkstatt dokumentieren zahl-
reiche Brunnen und Objekte auf
öffentlichen Plätzen. „Letztes
Jahr“, erzählt Hardy, „haben wir
in Remagen ein Denkmal zum
100. Geburtstag von Rennfahrer
Caracciola gestaltet.“ Das passt ins
(Eifel-)Bild, das ohne Rennen und
Nürburgring ebenso wenig komplett
wäre wie ohne Vulkan-Express...
Vulkan-Express
Info-Tel.: 02636/80303
Informationen zum Vulkan-
Express auch im Internet unter
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12
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