Handwerk Special Nr. 78 vom 15. November 2000 - page 11

Anfang der 20er Jahre: Angst vor Kommunalisierungen und Sozialisierungen.
Sorgenvoll betrachtet die
Kammer politische Ent-
wicklungen, die auch das
Handwerk als überlebte
Wirtschaftsform zu diskre-
ditieren drohen. Abgelehnt
werden fürs erste der pro-
pagierte Acht-Stunden-
Tag, die Anwendung von
Tarifverträgen auf das
Lehrlingswesen oder die
Ablösung der Meisterlehre
durch die Ausbildung in
Lehrwerkstätten.
Musik spricht alle Sprachen
Orgelbauer Merten und seine Orgel
für die Kathedrale von Taschkent
Taschkent am 22. Oktober:
In der Hauptstadt von Usbe-
kistan in Mittelasien erklin-
gen zur Einweihung der neu-
en Kathedrale erstmals auch
die 25 Register der neuen
Orgel. 8000 km entfernt vom
heimischenGrafschaft-Gels-
dorf lauschen Orgelbauer-
meister SiegfriedMerten und
sein dreiköpfiges Team den
Klängen des neuen alten In-
strumentes, das für eine ge-
glückte internationale Zu-
sammenarbeit steht.
Ein Blick zurück: Vor fast 100
Jahren begann die kleine ka-
tholische Gemeinde von
Taschkent mit dem Bau ihrer
Kathedrale. Dem Vorhaben
machte die Oktoberrevoluti-
on 1917 ein Ende, auf die fertig
gestellten Außenmauern setz-
ten die Sowjets ein Flachdach
und nutzten das Gebäude als
Lagerhalle. Erst Mitte der 90er
Jahre erhielt die Gemeinde ihre
unvollendeteKirche zurück.Der
Pfarrer bemühte sich um Spen-
dengelder, trieb die Fertigstel-
lung der Kathedrale voran und
suchte auch nachWegen, für sie
eine Orgel zu erhalten.
ZusammenarbeitnachNoten
Der Gelsdorfer Orgelbauer-
meister hörte nicht nur von dem
Wunsch der fernen Usbeken, er
wusste auch, dass im nahen
Bonn-Beuel gerade eine alte
Orgel ausgemustert wurde. De-
ren technische Anlage war zwar
unbrauchbar, das Pfeifenwerk
von 22 Registern allerdings
durchaus noch wert, weiter zu
erklingen. Vor allem aber kam
die Idee mit der neuen alten
Orgel den finanziellenMöglich-
keiten derGemeinde vonTasch-
kent entgegen.
Zweimal flog Merten nach
Mittelasien: Um den Um- und
Neubau der Orgel planen zu
können, musste er den Kirchen-
raum kennen lernen, in dem das
Werk erklingen soll. Ein zwei-
ter Besuch galt den dortigen
Schreinern, die nach seinen Plä-
nen das neue Orgelgehäuse fer-
tigten - eine Aufgabe, die sie
trotz bescheidener technischer
Mittel hervorragendmeisterten.
MitteSeptember gingen schließ-
lich der restaurierte Spieltisch,
die wiederhergestellten alten
Pfeifen und drei ergänzende
neue Register und die Wind-
laden auf die 14-tägige Land-
reise.
Das Äußere des Spiel-
tischs stammt von der
ausrangierten Orgel aus
Bonn-Beuel. Das gesam-
te Innenleben und damit
etwa 80 Prozent des
Werkes kommen als
Neubau aus der
Orgelbauwerkstatt von
Siegfried Merten.
Auf dem Luftweg folgten die
vier Gelsdorfer Orgelbauer, die
den Aufbau und die Intonation
bis zum Kirchweihfest gegen
die Uhr bewerkstelligen muss-
ten. Weil an der Kirche selbst
auch noch gearbeitet wurde,
blieb für das Stimmen des In-
strumentes mit zwei Manualen
und Pedal oft nur die ruhigere
Nacht.
Fünf Jahre selbständig
Als HANDWERK
SPECIAL vor zwei
Jahren Orgelbauer-
meister Siegfried
Merten und seinen
jungenBetrieb vor-
stellte, hatte gerade
der erste Lehrling
bei ihm angefan-
gen. Früh hatte die
Existenzgründung
weitere Arbeits-
plätze geschaffen;
inzwischen ist der
zweite Lehrling im
Betrieb und unter-
stützt denMeister und seine bei-
den Gesellen. Die Bilanz nach
fünf Jahren fällt durchweg po-
sitiv aus, das Unternehmen Or-
gelbau hat sich seinen Platz am
Markt ausgebaut.
ImHerbst 1998 träumteMerten,
der sich vor allem mit Restau-
rierungen einen Namen mach-
te, noch den Traum von einem
kompletten Orgelneubau. Trägt
das Asienprojekt seine Num-
mer eins? „Bis Juni 2001 voll-
enden wir in meiner Werkstatt
die Orgel für die Johannes-Kir-
che in Mechernich. Sie wird die
erste größere Orgel sein, die ich
vollständig in meiner Werkstatt
herstelle. Mit 17 Registern auf
zwei Manualen und Pedal wird
sie das ‘Opus 1’ tragen.“ Da
auch in Deutschland die Finan-
zierung einer Orgel für die Ge-
meinden ein Kraftakt ist, greift
Merten bei diesem Projekt zu
einem besonderen Kniff: Mit
Registern auf „Wechselschlei-
fen“ erhöht er die Zahl der
Klangfarben um weitere sechs
Stimmen ohne das Pfeifenwerk
zu vergrößern.
Zusammenarbeit: Den
Orgelprospekt schufen
Tischler aus Taschkent.
Rund um den Globus...
Bereits zum 16. Mal veranstaltet die Bäcker-
Innung des Kreises Bad Kreuznach ihren Brot-
pfenniglauf, der in diesem Jahr von Kirn über
Bad Sobernheim nach Bad Kreuznach führt.
Start für die rund 50 Marathonläufer ist am 2.
Dezember um 12 Uhr vor der Geschäftsstelle der
Volksbank in Kirn, Marktplatz 11, die Etappe
Bad Sobernheim, Volksbank in der Großstr. 68,
wird etwa um 13.30 Uhr und das Ziel in der
Kreuznacher Fußgängerzone, Ecke Mannheimer
Str./Römerstr., gegen 16.15 Uhr erreicht.
Die Bäcker-Innung führt den Lauf im Rahmen
der Aktion „Brotpfennig 2000“ durch. Der Erlös
kommt der „Interplast Germany e.V.“ und der
Stiftung „Ausbildungshilfe Ruanda“ zu Gute.
Gleichfalls für den guten Zweck werden an Start,
Etappe und Ziel Glühwein, Kaffee, Berliner,
Weihnachtsmänner und Brezel zum Verkauf an-
geboten.
Brotpfenniglauf der Bäcker
Mit einer Krippenausstellung und dem Ver-
kaufserlös unterstützt die Kreishandwerker-
schaft Bad Kreuznach Kinder aus Ruanda.
Rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit werden die
Krippen aus Ruanda in Bad Kreuznach eintref-
fen. Gefertigt wurden sie von Schulen im rhein-
land-pfälzischen Partnerland. Auch Bad
Kreuznacher Schulen, Handwerks- und Indu-
striebetriebe beteiligen sich an der Krippenher-
stellung. „Es sollen Krippen aus den unterschied-
lichsten Materialien erstellt werden“, so die Vor-
sitzende der „Stiftung Ausbildungshilfe für Ru-
anda“, Elisabeth Eminger.
Im Anschluss an die Ausstellung - sie findet vom
1. Dezember bis 5. Januar in der SparkasseRhein-
Nahe statt - werden die Krippen verkauft. Der
Erlös fließt in das Stiftungskapital, mit dem be-
reits 100Kinder gefördert werden, die eine Schul-
ausbildung erhalten sollen.
Krippenverkauf für Ruanda
Warm oder dekorativ:
Hütchen aus Bast und Schal
für 320 & 280 Mark
Weihnachtsausstellung in der Galerie Handwerk
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