Handwerk Special Nr. 78 vom 15. November 2000 - page 19

1994: Ein Bus, der Informationen transportiert.
Es ist 15 Meter lang, 2,40
Meter breit und drei Meter
hoch: das HwK-Infomobil,
voll ausgestattet mit mo-
dernster Handwerkstech-
nik, mit CNC- und CAD-
Anlagen, mit Informat-
ions- und Kommunika-
tionsmedien. Sie helfen,
Informationen über das
Handwerk zum Interes-
senten zu bringen. Seinen
Einsatz dirigiert die Päd-
agogische Anlaufstelle.
Vulkaniseure „stricken“ Autos die richtigen Wintersocken
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Auch wenn die ersten Schnee-
flocken in diesemWinter noch
auf sich warten lassen, „die
Saison für die Umrüstung
vonSommer- aufWinter-
reifen läuft bereits auf
Hochtouren“ weiß Al-
fredBingelausMiehlen
im Rhein-Lahn-Kreis.
DerselbständigeHand-
werksmeisteristSpezia-
list für die richtigen „Schuhe
des Autos“: Neben Reparatur
undMontage von Reifen gehört
das Unternehmen zu den insge-
samt neun Unternehmen des
Vulkanisierhandwerks imnörd-
lichen Rheinland-Pfalz.
Ein Verfahren, bei dem Roh-
kautschuk durch Druck und
Temperatur vom plastischen in
einen elastischen Zustand um-
gewandelt wird und bei dem
abgenutzte Reifen eine neue
Lauffläche erhalten.
Täglich bis 22 Uhr sind zur Zeit
die insgesamt 24Mitarbeiter des
1963 durch Vulkaniseurmeister
Alfred Bingel gegründeten Un-
ternehmens für die sichere Fahrt
ihrer Kunden bei Wind und
Wetter in den zwei Werkstätten
Ebernhahn (Westerwald) und
Miehlenbeschäftigt.100,manch-
mal 130 Autos werden täglich
mitWinterreifen fit für die Fahrt
durch die kalte Jahreszeit ge-
macht, „und auch wenn noch
kein Schnee liegt, unter 7 Grad
Temperatur haften die Winter-
reifen auch bei trockener Fahr-
bahn besser als Sommerberei-
fung“, erklärt Bingel den Sinn
der frühzeitigenUmstellungund
weiß aus über 40 Jahren Berufs-
erfahrung, dass mit der ersten
Schneeflocke die Warteschlan-
ge vor seiner Werkstatt den Au-
tobesitzern wie den Mechani-
kern mehr Nerven abverlangt,
als unbedingt sein müsste.
Neben dem Aufarbeiten, der
Montage und demReifenhandel
bietetderMiehlenerHandwerks-
meister auch die fachgerechte
Einlagerung der Sommer-Pneus
an. „Diese müssen trocken und
dunkel lagern“, erläutert Bingel,
dennLicht undOzon setzen dem
Gummi zu, machen Reifen brü-
chig.
Mit Biss durch den Winter
Gerade das Vulkanisieren, das
„Aufziehen“ neuer Laufflächen,
erlebt zur Zeit Hochkonjunktur.
Fast 2000 Busse und LKW´s
versorgen die Miehlener mit
überarbeiteten M+S-Reifen, die
zu Winterbeginn überarbeitet
werden und dann 12 Monate auf
So kommen Reifen oft
bei Reifen-Bingel „ange-
rollt“: Bis auf die „Kar-
kasse“ abgenutzt und mit
starken Rissen.
Und so sehen die überar-
beitenden Reifen aus,
bevor sie wieder über
Straßen oder Baustellen
rollen.
Die alte Lauffläche kommt runter, dann werden die Reifen
auf Risse oder Beschädigungen im Drahtgeflecht überprüft,
repariert und eine neue Lauffläche durch Druck und hohe
Temperatur (Vulkanisieren) mit dem Korpus verbunden.
Vulkaniseure
Vulkanisieren setzt nicht
nur moderne Anlagen,
sondern auch handwerkli-
che Spitzenleistung voraus,
geht es doch um die
Sicherheit der Kunden im
Straßenverkehr. Bei der
HwK Koblenz sind neun
Unternehmen im Vulkani-
seurhandwerk eingetragen:
Fa. Alterauge (Weißen-
thurm), Reifen-Czarnecki
(Idar-Oberstein), Kurt Nie-
bergall (Neuwied), Reifen
Krüger (Koblenz), Hans
Kotinsky (Lahnstein), Rei-
fen Bingel (Miehlen), Rei-
fen Wagenbach (Hundsan-
gen), Fa. Setzer (Hachen-
burg), Richelshagen Reifen
(Koblenz).
der Straße unterwegs sind, bis
sie zurück rollen in Bingels
Werkstatt.„MancherReifenläuft
in dieser Zeit fast fünf mal um
den Erdball“, erklärt Bingel die
Notwendigkeit einer hohenQua-
lität in der Ausführung der Vul-
kanisierarbeiten.
Eine hohe Laufleistung erlan-
genauchPKW-Winterreifen.„Je
nachFahrstil undWagenleistung
sind 50.000 Kilometer kein Pro-
blem.“ Das bedeutet auch, dass
bei „zivilem“ Fahrstil ein Win-
terreifenmehrmals die kalte Jah-
reszeit er- und überleben kann.
Das spart Kosten – ein Thema,
demHandwerksmeister Bingel
eine besondere Perspektive
widmet: „Manch einer
denkt, er könne auch
mit Sommerreifen
durch die kalte Jah-
reszeit kommenund
spart so die paar
Mark der Umrü-
stung. Doch ein
Kotflügel ist immer
teurer als ein Win-
terreifen. Und spä-
testensdann,wenn
Menschen zu
Schaden kommen, lässt sich die
riskanteRutschpartymitKosten-
einsparungennichtrechtfertigen.“
Das „Innenleben“ edler
Stähle kennen
HwK mit „Kompetenzzentrum Edelstahl“
Ob bei Wind undWetter, gegen-
über aggressivenSäurenoder in
mechanischhochbeanspruchten
Bauteilen – Edelstahl findet im
Apparate- und Anlagenbau so-
wie Maschinenbau ein breites
Einsatzgebiet.
Der große Vorteil der hochle-
gierten Stähle ist die Beständig-
keit gegenüber chemischen und
physikalischen Belastungen.
Doch bevor der edle Stahl seine
Einsatzbreite erlangt, muss er
bearbeitet werden. Fachlich sehr
anspruchsvoll und nur mit mo-
dernsten Maschinen umzuset-
zen, bietet die HwK Koblenz in
ihremMetall- und Technologie-
zentrum (METZ) seit Jahren
auch Aus- und Weiterbildungs-
möglichkeiten in der Edelstahl-
bearbeitung an. Dabei kommen
auch die Laser- sowie Wasser-
schneidtechnologiezumEinsatz.
Die Arbeit mit Edelstahl hat für
die Experten des HwK-Kompe-
tenzzentrums wie auch speziali-
sierte Handwerksunternehmen
derMetallverarbeitung imnörd-
lichen Rheinland-Pfalz Traditi-
on. Das erlangte Know-how ist
bundesweit anerkannt, auch bei
der„InformationsstelleEdelstahl
Rostfrei“ mit Sitz in Düsseldorf,
diedasMETZzum„Kompetenz-
zentrum Edelstahl – Rostfreie
Verarbeitung“ ernannt hat. Dr.
Hans-Peter Wilbert, Geschäfts-
führer der Informationsstelle,
überreichte jetzt Dr. Friedhelm
Fischer, Leiter des HwK-Zen-
trums, die Auszeichnung.
Infos zum Aus- und Weiterbil-
dungsprogramm im METZ
gibt die HwK Koblenz, Tel.:
0261/398-512, Fax: -988,
Email:
Internet:
Auch die Lasertechnologie kommt bei der Edelstahlbearbeitung zum
Einsatz. Im HwK-Laserzentrum wurden in diesen Tagen Studenten
der Techniker-Schule Weilburg an Laserschneid- und Gravuran-
lagen geschult.
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