Handwerk Special Nr. 78 vom 15. November 2000 - page 15

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Höchstes HwK-Gremium tagte: Keine Beitragserhöhungen - Resolution zur „Entwicklung ländlicher Räume“ verabschiedet:
HwK-Vollversammlung stellt Weichen für die Zukunft
Resolution zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Bezirk der HwK Koblenz
Mehr noch als die Gesamtheit
desLandesRheinland-Pfalz ist
der Bezirk der Handwerks-
kammer Koblenz ländlich ge-
prägt. Über 80 Prozent der
Fläche ist ländlich; jeder Zwei-
te lebt in ländlich strukturier-
ten Gebieten. 70 Prozent der
17.500 Handwerksunterneh-
men im Kammerbezirk Ko-
blenz sind außerhalb des Bal-
lungsraumes des Koblenz-
Neuwieder-Beckens mit sei-
nen Einzugsgebieten und den
Kernbereichen der Kreisstäd-
te ansässig.
Die mittelständische Wirt-
schaft und insbesondere das
Handwerk bilden das wirt-
schaftliche Rückgrat der länd-
lichen Regionen. Sie bieten
sichere Arbeits- und Ausbil-
dungsplätze und gestalten das
kulturelle und gesellschafts-
politische Leben mit.
Trotz erfreulicher Ansätze und
Fortschritte ist dieWirtschafts-
kraft auf dem Lande unter-
durchschnittlich. Weite Wege
zu den Arbeitsplätzen, zu den
Kunden, zu Angeboten des
täglichen und mittelfristigen
Bedarfs, zu Kultureinrichtun-
gen und Aus- und Weiter-
bildungsmöglichkeiten sind
entwicklungshemmende Rah-
menbedingungen.
Die Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz
fordert die Verantwortlichen
in Politik, Verwaltungen und
Wirtschaft auf, Entwicklungs-
chancen in den ländlichen
Regionen besser zu nutzen.
Der ländliche Raum ist die
Zukunft unseres Landes.
Die Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz
hat dazu drei konkrete Forde-
rungen:
1. Gestaltung der
Verkehrswege
Entscheidend für die Fortent-
wicklung der ländlichen Räu-
me ist eine leistungsfähige
Verkehrsinfrastruktur. Die An-
bindungen an das europäische
Fernstraßennetz und dessen
Weiterentwicklung sind die
Grundvoraussetzung. Die Fern-
straßen bieten im Verbund mit
Bundes- und Landesstraßen
Chancen, fernab der Ballungs-
gebiete Entwicklungskerne ent-
stehen zu lassen.
Entlang der A3, im Raum
Montabaur, an der A48 zwi-
schen Polch, Mayen und Kai-
sersesch und an der A61 bei
EmmelshausenundRheinböllen
sowie im Brohltal wird die Ge-
staltungskraft der Verkehrswe-
ge augenscheinlich.
Dazu gehört auch der weitere
Ausbau der B50 sowie der Neu-
bau der A48 vom Dernbacher
Kreuz aus Richtung Wetzlar.
Für weitere Entwicklungs-
impulse in der Eifel ist der
Autobahnlückenschluss der A1
von Köln entlang des Nürburg-
rings bis zum Anschluss an die
A48 bei Mehren unbedingt er-
forderlich. Vergleichbares gilt
für den Lückenschluss der A60,
Lüttich-Wittlich,mit demHoch-
moselübergang bei Zeltingen.
Die vorzeigbaren Konversions-
ergebnisse um und auf dem
Flugplatz Hahn müssen mit In-
vestitionen in Großachsenan-
bindungen fortgesetzt werden.
Dies eröffnet den struktur-
schwachen Räumen des Land-
kreises Birkenfeld eine große
Chance.
Die Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz
fordert deshalb die Verant-
wortlichen der Landespolitik
auf, den Ausbau des Straßen-
netzes zügig fortzusetzen.
2. Engpass
Fachkräfte
Der auch in Zukunft weiter zu
erwartende chronische Fach-
kräftemangel imHandwerk und
in der mittelständischen Wirt-
schaft macht sich auf dem Lan-
de stärker bemerkbar als in den
Verdichtungsräumen. Dieser
Mangel hemmt die Entwick-
lungsprozesse in den ländlichen
Regionen.
Frühzeitig hat sich deshalb die
Handwerkskammer Koblenz in
den ländlichen Regionen mit
überbetrieblichen Aus- und
Weiterbildungsangeboten enga-
giert. Die Standorte Bad Kreuz-
nach, Herrstein und Rheinbrohl
sind nicht mehr wegzudenken.
Die Handwerkskammer Ko-
blenz wird weitere Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen
an der Ahr und im Westerwald
realisieren. Damit werden die
zentralen Aufgaben im Ober-
zentrum Koblenz in den ländli-
chen Regionen abgerundet.
Die Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz
fordert die Verantwortlichen
in der Politik auf, die berufli-
che Aus- und Weiterbildung
verstärkt zu fördern. Dies liegt
auch in ihrer sozialpolitischen
Verantwortung.
3. Wohnortnahes
Arbeiten
Regionale Wirtschaftspolitik
schont dieUmwelt durchwohn-
ortnahes Arbeiten.
Die Anstrengungen der Kom-
munen und kommunalen
Zweckverbände in den ländli-
chen Regionen bei der Aus-
weisung von Gewerbegebie-
ten sind bemerkenswert. Der
Anreiz günstiger Gewerbe-
flächen reicht aber nicht aus.
Die verkehrstechnische und
wirtschaftsnahe Infrastruktur
muss stimmen, und es müssen
einzelbetriebliche Förder-
maßnahmen angeboten wer-
den, die Standortnachteile aus-
gleichen.
Die regionalen Fördergebiete
imBezirkderHandwerkskam-
mer Koblenz sind in den letz-
ten Jahren schrittweise bis auf
ein Minimum reduziert wor-
den. Ersatzprogramme des
Landes und der EU erfüllen
die Erwartungen nicht.
Die Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz
fordert die Verantwortlichen
in der Politik auf, regionale
Gesichtspunkte verstärkt bei
der Wirtschaftsförderung zu
berücksichtigen und bietet
hierfür ihren Sachverstand
an.
Die Gebiete an und um Rhein,
Mosel, Ahr, Lahn und Nahe,
Eifel, Hunsrück und Wester-
wald sind unsere Lebensräu-
me. Diese einzigartige Kul-
turregion bietet Entwick-
lungschancen für attraktives
Wohnen, Leben und Arbei-
ten, die es zu nutzen gilt.
„Das Jahr 2000 war für das
Handwerk im Kammerbezirk
Koblenz ein bemerkenswertes
Jahr. Die Handwerkskammer
feierte ihren 100. Geburtstag.
Scherhag (MdB),
zur Eröffnung der
H w K - V o l l v e r -
sammlung am 6.
November.
Nicht nur in der Ver-
gangenheit habe
das Handwerk mit
Know-how und
wirtschaftlicher Fle-
xibilität erfolgreich
imMarkt bestanden,
auch künftig spiele
es wirtschafts- und
gesellschaftspoli-
tisch eine wichtige
Rolle. Für dasHand-
werk mit seinen
17.500 Unterneh-
men wurden auf der
Vollversammlung
die Weichen für die
Zukunft gestellt.
HwK-Präsident Scherhag erläuterte
die Grundzüge der Kammerpolitik.
Arbeitnehmer-Vizepräsi-
dent: Ulrich Ferber.
Bescheinigt der HwK
korrekte Kassenführung:
Rudolf Hils.
Wichtige Ergebnisse: Es gibt,
wie in denVorjahren, keineBei-
tragserhöhungen für die Betrie-
be. Der Kammerhaushalt wur-
de in Höhe von 42 Mio. Mark
verabschiedet. Und: Eine Reso-
lution soll die Unternehmen in
den ländlichen Regionen stär-
ken.
Zur Stärkung des handwerkli-
chenMittelstandes in ländlichen
Räumen wurde eine Resolution
verabschiedet. Die Inhalte
(Wortlaut s.u.) erklärte HwK-
Präsident Scherhag so: „Wir
wollen Akzente setzen, die für
das Handwerk in unserer Regi-
on von elementarer Bedeutung
sind. Bedenkt man, dass 70 Pro-
zent unserer Mitgliedsbetriebe
auf dem Land angesiedelt sind,
müssen deren Interessen stär-
ker berücksichtigt werden.“
Als Ansatz für eine neue Quali-
tät im gemeinsamen Miteinan-
der sieht die HwK Koblenz den
durch das rheinland-pfälzische
Wirtschaftsministerium ausge-
schriebenenWettbewerb „Wirt-
schaftsfreundliche Kommune
gesucht“ - eine Initiative, die
durch die HwK unterstützt wird
und im Dezember startet.
Auch auf die Arbeit der HwK
für und mit ihren 17.500
Mitgliedsbetrieben ging Scher-
hag ein. Mit konkreten Zahlen
unterlegte der Kammer-Präsi-
dent das erfolgreiche Miteinan-
der: Mehr als 6.600-mal half
dieHwK-Ausbildungsberatung
in diesem Jahr bei Fragen rund
umdie Lehre. Die Betriebs- und
Technologieberatung und das
Zentrum für Umwelt und Ar-
beitssicherheit führten in die-
sem Jahr bisher 1.700 Beratun-
gen durch.
Infos
zu den Beschlüssen der
HwK-Vollversammlung,
Tel.: 0261/398-141,
Fax: -398, Email:
Die Rückschau demonstrierte
in eindrucksvoller Weise die
Widerstands- undWandlungs-
fähigkeit des Handwerks“, so
HwK-Präsident Karl-Heinz
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24
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