Handwerksbetrieb wird durch Spezialisierung „Hidden Champion“
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Nr. 197
5. März 2016
www.handwerk-special.deVom Hunsrück in die Welt
„Es gibt in Deutschland
fast keine Uni-Klinik ohne
eine Strahlenschutztür
aus Bockenau“, so Hans
Dockendorff. Der 56-Jäh-
rige ist Geschäftsführer
des gleichnamigen Un-
ternehmens im Landkreis
Bad Kreuznach.
Der Elektromeister ist seit 1988
selbstständig und hat sich auf
die Konstruktion, Fertigung und
Montage von Strahlenschutztü-
renkonzentriert. Inzwischensind
die Türen aus dem Hunsrück in
der ganzenWelt gefragt. Die bis
zwei Meter dicken und mehrere
Tonnen schweren Giganten
sind vor allem im Bereich der
Strahlentherapie zu finden. Die
mächtigen Schutztüren sorgen
dafür, dass keine Strahlen nach
außen gelangen.
„Jede Situation erfordert eine
unterschiedliche Abschirmung.
So hat die Raumgeometrie, aber
auch der Linearbeschleuniger
einen Einfluss. Zu den am häu-
figstenverwendetenWerkstoffen
gehören Blei, Stahl, Schwerbe-
ton, Paraffin, Polyethylen und
Wasser. Das Gewicht unserer
Türen liegt bedingt durch die
hohe Dichte des Füllmaterials
in der Regel im zweistelligen
Tonnenbereich“, erklärt der
Spezialist.Die schwersteTür aus
seinemHaus wiegt mehr als 300
Tonnen und steht in der Mainzer
Johannes-Gutenberg-Univer-
sität. Sie ist circa sechs Meter
hoch, zwei Meter dick und acht
Meter breit.
Der Transport eines Kolosses
vondiesenDimensionen ist nicht
so einfach. Er wird in der Regel
von Schwerlasttransportern
übernommen. Per Kran wird
die Tür dann in das Gebäude
gehoben. Bewährt hat sich der
Keine Uni-Klinik ohne Strahlenschutztür aus Bockenau
Transport von leeren Stahlwan-
nen, die erst amBestimmungsort
ihr Innenleben erhalten. Aktuell
werden zwei Türen auf die Ka-
ribikinsel Curacao verschifft.
Auch für den Transport nach
Zypern oder Angola wurden
TürenaufdemSee-oderLuftweg
zum Ziel gebracht.
Jede Tür ist eine Maßanferti-
gung. Siewird imVorfeld jenach
Kundenbedarf mit modernsten
CAD-Programmen geplant und
dann realisiert. Unterschieden
wird zwischen bodenfahrenden
und hängenden Schiebe- oder
Drehtüren. „Sie müssen nicht
nur Strahlen abhalten, sondern
trotz ihres immensen Gewichts
auch schnell sein, höchstmög-
liche Sicherheit gewährleisten
und auch bei Stromausfall von
Hand zu öffnen sein“, erklärt der
Experte. Er verweist darauf, dass
zur Gewährleistung maximaler
Sicherheit und Lebensdauer die
Strahlenschutztürenmindestens
einmal imJahr gewartet werden.
Die jährliche Überprüfung ist
gesetzlich vorgeschrieben, wird
aber nicht von allen Strahlen-
schutztüren-Herstellernangebo-
ten. Auch hier nimmt Docken-
dorff eine Vorreiterstelle ein.
Das Unternehmen betreut mehr
als 4.300 Schutztüren.
„Unsere exzellente Qualität hat
sich wohl durchgesetzt.“ Der
Elektromeister freut sich über
seinen guten Ruf, der sich in
der Branche herumgesprochen
hat. Für das Exportgeschäft hat
er gern die Tipps der Außen-
wirtschaftsberatung der HwK
Koblenz genutzt, wie auch die
Informationen der Technologie-
beratungzumThemaPatente. So
durchläuft Dockendorff gerade
den Prozess der Patentanmel-
dung für eine Strahlenschutztür,
bei der es keinen Luftspalt
zwischen Boden und Tür gibt.
DieseForderunggibt es in Italien
und wurde erfolgreich an einer
Toranlage inMailandumgesetzt.
Nicht nur in der Medizin sind
die Dockendorffschen Produkte
gefragt. ImindustriellenBereich
sowie in der Raumfahrt finden
sie Anwendung bei der zerstö-
rungsfreien Werkstoffprüfung
und Qualitätssicherung. Auch
beispielsweise bei der Zollabfer-
tigung kommen sie zumEinsatz,
wenn geschlossene Container in
entsprechenden Räumen nach
Rauschgift oder Schmuggler-
ware durchleuchtet werden.
Bei der Installation der Türen
stehen Dockendorff und sein
Team immer wieder vor neu-
en Herausforderungen. „Die
tonnenschweren Türen müssen
oftmals mehrere Meter inner-
halb von Gebäuden zum Zielort
transportiertwerden.Manchmal
erschwert ein Gefälle den Weg.
Hans Dockendorff und seine Tochter Eva. Die studierte Betriebswirtin ist Spezia-
listin für die betriebswirtschaftlichen Abläufe und wird einmal die Firma leiten.
Acht Mitarbeiter sind im Bo-
ckenauerUnternehmenbeschäf-
tigt. NebendemBetriebsinhaber
sorgen weitere Elektromeister
sowie Metallbauer und ein
Spezialist für Kessel- und Be-
hälterbau für die hochwertige
Ausführung der Produkte. Basis
für die individuelle Ausführung
der Türen bilden die Konstrukti-
onszeichnungeneines Ingenieurs
für Maschinenbau.
Seit Herbst vergangenen Jahres
steht Eva Dockendorff ihrem
Vater zur Seite. Die studierte
Betriebswirtin ist Spezialistin
für die betriebswirtschaftlichen
Abläufe und wird einmal die
Firma leiten.
Jede Strahlenschutztür aus Bockenau ist ein Unikat.
Die per Schwertransport angelieferten Türen werden
mit dem Kran in die Gebäude gehoben.
Die Schutztüren sind sehr dick und schwer. Die He-
rausforderungen beim Transport sind daher groß.
Fotos: privat
Hans Dockendorff GmbH, Bockenau
Gegr. 1988 | 8 Mitarbeiter | Strahlenschutztüren
Tel. 06758/ 1344 |
www.strahlenschutztueren.de