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Sozial engagierte Handwerker / Kammersieg im Tischlerhandwerk

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Nr. 193

10. Oktober 2015

www.handwerk-special.de

Jury überzeugt

Tischlergeselle Christian Leonhardt aus Scheuerfeld

im Westerwald ist der erste Kammersieger im diesjäh-

rigen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks

(PLW – Profis leisten was). Sein Klapphocker über-

zeugte sowohl in Maßgenauigkeit und Funktion als

auch in der Gestaltung.

Der 19-Jährige hat sein Handwerk im elterlichen Betrieb, der

Schreinerei Leonhardt, gelernt. Er möchte den Meisterbrief

erwerben und später einmal den 1990 gegründeten Betrieb über-

nehmen. Das ist jedoch für ihn vorerst Zukunftsmusik.

Jetzt konzentriert sich Christian erst einmal auf den Landeswett-

bewerb in seinem Handwerk am

Samstag, 17. Oktober, in Kai-

serslautern. Der Wettbewerb auf

Kammerebene war für ihn ein

optimales Training. Gern nimmt

er die professionellen Tipps von

Tischlermeister Christoph Wolf

an. Er arbeitet bei der Hand-

werkskammer (HwK) Koblenz

als Ausbilder und hat es selbst

einmal im Wettbewerb bis zur

Bundesebene geschafft. Beide

haben vereinbart, sich vor dem

Wettstreit der besten Tischlerge-

sellen in Rheinland-Pfalz noch

einmal zu treffen.

Den PLW gibt es bereits seit 1951. Er wird auf Innungs-, Kam-

mer-, Landes- und Bundesebene durchgeführt. Seit 1988 gibt

es parallel zum PLW auch den Gestaltungswettbewerb „Die

gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“. Die Erst- bis

Drittplatzierten auf Bundesebene können in die Stiftung Be-

gabtenförderung aufgenommen werden. Die Bundeswettbewerbe

organisiert die Kammer Frankfurt-Rhein-Main. Sie beginnen im

November an verschiedenen Orten.

Infos zum Leistungswettbewerb bei der HwK-Gesellenprüfung,

Tel. 0261/ 398-419

gesellenpruefung@hwk-koblenz.de

.

Christian Leonhardt ist Kammersieger

Mehr als ein Treffpunkt

Der Tisch ist gedeckt.

Es gibt Kaffee, Tee,

Plätzchen. Die Begrü-

ßung ist warmherzig.

Umarmungen, Lachen,

Freude. Vor allem

Flüchtlinge aus Sy-

rien und Eritrea sind

gekommen. Sichtbar

bewegt genießen sie

die Herzlichkeit ihrer

Gastgeber. Empfangen

werden sie von Mitar-

beitern der Caritas und

Degenhard Moitz.

Der im Ortsteil Koblenz-Pfaf-

fendorf ansässige Tischlermei-

ster und Bestatter hat in seinen

Räumlichkeiten, in der Emser

Straße 62, das Café Degenhard

eröffnet.

„Ich möchte etwas für die Ge-

meinschaft tun“, begründet der

61-Jährige seinen Schritt, einen

Veranstaltungsraumzuschaffen,

dervielfältiggenutztwerdensoll.

Neben Informationsabenden zu

Koblenzer Schreinermeister kümmert sich um Flüchtlinge

Degenhard K. H. Moitz Koblenz

Übernahme 1991 | 1 Mitarbeiter | Bestattungen, Vorsorge, Eröffnung

Café Degenhard | Tel. 0261/ 765 27 |

www.bestatter-moitz.de

verschiedenen Themen, die die

Menschen bewegen und gesell-

schaftlichen Veranstaltungen,

beispielsweise Lesungen, kön-

nen auch die Pfaffendorfer

Vereine den Raum nutzen.

Emotionale

Ausnahmesituation

Für Degenhard Moitz, ist der

Umgang mit Menschen, die

sich emotional in einer Aus-

nahmesituation befinden, Her-

zensangelegenheit. Dank seiner

langjährigenArbeit alsBestatter

verfügt er über ein besonderes

Einfühlungsvermögen.

Seit 1991, der Übernahme der

Bau- und Möbelschreinerei mit

Sarglager von seinem Vater,

kümmert er sich ausschließlich

um Bestattungen. „Ich habe

Im Café von Degenhard Moitz (2. von links) sind alle willkommen.

mich an den Erfordernissen des

Marktes und den vorhandenen

Gegebenheiten orientiert. Ein

Umbau der bereits 1897 von

Joseph Müller gegründeten

Tischlerei stand dabei nicht zur

Disposition“, erklärt er seine

Spezialisierung und ergänzt

„Natürlich helfe ich auch als

Schreinermeister, wenn ich

gefragt werde. Bei einem nicht

schließenden Fenster oder einer

knarrenden Tür bleibt keiner im

Regen stehen“, lacht er.

DegenhardMoitz koordiniert al-

le imTrauerfall zu erledigenden

Formalitäten. Er gestaltet Trau-

erdrucksachen, sorgt für diemu-

sikalische Umrahmung, berät

und liefert Blumenschmuck für

AufbahrungundTrauerfeier und

vieles mehr. Über allem aber

steht für ihn das persönlicheGe-

Der Koblenzer Schreinermeister Degenhard Moitz

hat in Pfaffendorf ein Café gegründet, das keine

kommerziellen, sondern gemeinnützige Ziele verfolgt.

Es ist zu einem beliebten Treffpunkt für Menschen

geworden, die wegen Kriegen aus ihrer Heimat ge-

flüchtet sind, und Anschluss, vielleicht auch eine

Zukunft in Deutschland finden wollen.

sprächmit denHinterbliebenen.

„Nie erfahren wir unser Leben

stärker als in großer Liebe und

in tiefer Trauer“, zitiert er den

Dichter Rainer Maria Rilke.

Ein Spruch, der für ihn auch die

Richtung vorgibt – imLeben bis

zum Tod.

Foto: privat

Christian Leonhardt

aus Scheuerfeld.