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Handwerkssenioren geehrt / Generationwechsel im Betrieb

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Nr. 193

10. Oktober 2015

www.handwerk-special.de

Brücke könnte vieles leichter machen

Weil am Mittelrhein

zwischen Koblenz und

Bingen eine Brücke fehlt,

können die Inhaber vieler

Betriebe nicht so agieren

wie gewünscht.

Auch für die Palms ist die Brü-

cke einThema.VomUnterneh-

menssitz im Rhein-Lahn-Kreis

ist es nur über Umwege mög-

lich, auf die andere Rheinseite

zu gelangen. Die bestehenden

Fährverbindungen reichen für

den Betrieb in der Verbands-

gemeinde Nastätten nicht aus.

„Durch die Wartezeiten und

diedamitverbundenenhöheren

Personalkosten rentiert es sich

nicht, Aufträge auf der ande-

ren Rheinseite anzunehmen“,

bedauern sie.

Ein Übergang nach Maß

„Björn ist mit Leib

und Seele Elektriker.

Er wird Kopfschmalz

einbringen und mit viel

Elan die Erfolgsge-

schichte unserer Firma

weiterschreiben“, ist

Elektroinstallateurmei-

ster Manfred Palm aus

Gemmerich im Rhein-

Lahn-Kreis überzeugt.

Im Sommer hat er den

Staffelstab an seinen

Sohn übergeben und

ihm die Leitung des

Handwerksbetriebes

übertragen.

Die Betriebsberater der Hand-

werkskammer (HwK) Koblenz

habenManfred Palmzusammen

mit dem Steuerberater bei der

Nachfolgeregelung unterstützt

und erforderliche Vorberei-

tungsschritte erarbeitet. „Ich

denke, alles hat seine Zeit. Der

NachwuchsmussVerantwortung

Manfred Palm übergibt Staffelstab an seinen Sohn Björn

tragen.GeradeinderElektrotech-

nik rast der Fortschritt, und wer

vorn mitmischen will, darf sich

Neuemnicht verschließen. Björn

hat stärker als ich den Blick für

Innovationen“, istManfred Palm

überzeugt. Der heute 60-Jährige

hatte sich 1979 mit einem „Ein-

Mann-Betrieb“ selbstständig ge-

machthat.Deshalbisterglücklich

überdieEntscheidungdesJuniors

für den heimischen Betrieb, die

nicht immer feststand.

„Willst du oder willst du nicht?“,

hatteManfred Palm seinen Sohn

vor drei Jahren gefragt und eine

Antwort eingefordert. Und die

lautete: Ja.

„Mein Vater hat immer auf

verschiedeneStandbeine gesetzt

und war damit sehr erfolgreich.

Das führe ich fort“, betont Björn

Palm. Der 33-Jährige Elek-

trotechnikermeister verweist

darauf, dass heute vor allem

Manfred

und Björn

Palm mit

ihrem neuen

Lehrling Ju-

lien-Jovan

Kukic.

2010 hat das Gemme-

richer Unternehmen

damit begonnen, Foto-

voltaikanlagen zu in-

stallieren. Mittlerweile

wurden hunderte An-

lagen auf den Dächern

der Region installiert.

Industriebetriebe denRund-um-

die-Uhr-Service beim Einbau

und der Wartung elektronisch

gesteuerter Systeme schätzen.

Netzwerktechnik und die Mon-

tage vonAlarm- undRufanlagen

zählen ebenso zum Fachgebiet

der Elektro-Experten wie Satel-

liten-undHaustechnik,Leuchten

undLichtsystemesowieFotovol-

taikanlagen. 2010 hat das Gem-

mericher Unternehmen damit

begonnen, mittlerweile wurden

hunderte Anlagen auf den Dä-

chern der Region installiert. Die

ständigetechnischeEntwicklung

in der Branche fordert die re-

gelmäßige Weiterbildung des

22-köpfigen Teams. „Man darf

nicht stehenbleiben“, so Björn

Palm. Er bezieht das auch auf

die Investition in einen neuen

Firmensitz am Ortsausgang.

Die Auftragslage sieht gut aus

und doch gibt es ein Problem.

„Uns fehlen Fachkräfte. Das

fängt bei den Lehrlingen an.

Früher hatten wir zehn Bewer-

bungenundmehrimJahr,aktuell

warenes gerade einmal zwei“, so

der Senior. Julien-Jovan Lukic

aus Naststätten freut sich, dass

er seit August zum Team ge-

hört. „Ich habe mich im Internet

informiert und ein Praktikum

bei Elektro-Palm gemacht. Das

passt!“, so der 16-Jährige. Er

wird als Elektrotechniker mit

der Fachrichtung Energie- und

Gebäudetechnik ausgebildet.

Elektro Palm, Gemmerich

Gegr. 1979 | 22 Mitarbeiter | Elektroinstallationen, Datentechnik,

Fotovoltaik | Tel. 06776/ 1095 |

www.elektropalm.de

Foto: privat

Handwerk feiert seine Altmeister

Sie hat bereits Tradition und ist eine besondere Form, die

Lebensleistung von Handwerksmeisterinnen und Handwerks-

meistern zu würdigen: 239 Handwerkssenioren wurden auf

der diesjährigen Altmeisterfeier bei der Handwerkskammer

(HwK) Koblenz geehrt. Aus den Händen von HwK-Präsident

Kurt Krautscheid bekamen 175 Altmeisterinnen und Altmei-

ster ihren Goldenen, 48 den Diamantenen und neun den Ei-

sernen Meisterbrief. Sie haben ihre Meisterprüfung vor 50, 60

und 65 Jahren abgelegt und damit den Grundstein für ihren

beruflichen Lebensweg gelegt.

Handwerkskammer verleiht 239 Goldene, Diamantene und Eiserne Meisterbriefe

In seiner LaudatiowürdigteKurt

Krautscheid die Lebensleistung

der Jubilare. „Altmeister sind

nicht einfach nur alte Meister

im Wortsinne, nein, der Begriff

steht für Lebenserfahrung, für

handwerkliches Können, für

die Weitergabe von Wissen und

Erfahrung.“ Dabei stellte der

Kammerpräsident den persön-

lichenberuflichenMeisterwegin

den politisch-gesellschaftlichen

Kontext dieser Jahre. Er schaute

kurz auf die Ereignisse zurück,

die in dieser Zeit die Welt be-

wegten.

„Unsere eisernen Altmeister

haben kurz nach dem Zweiten

Weltkrieg1950 ihreMeisterprü-

fung abgelegt. Die junge Bun-

desrepublikwar noch imAufbau

und weltpolitisch verschärfte

sich der Konflikt zwischen Ost

und West immer mehr. 1955,

im diamantenen Meisterjahr,

existierten bereits zwei eigen-

ständige Staaten auf deutschem

Boden. ImgoldenenMeisterjahr

1965 wurde Ludwig Erhard als

Bundeskanzler wiedergewählt.

Der Wohlstand der Deutschen

stieg weiter. Der Präsident

der HwK Koblenz zollte den

Altmeisterinnen und Altmei-

stern höchste Anerkennung.

„Sie haben maßgeblich zum

wirtschaftlichen Aufschwung

Deutschlands beigetragen, über

viele Jahre Lehrlinge zu tüch-

tigen Gesellen ausgebildet und

zahlreiche Gesellen an die

Meisterprüfung herangeführt.“

Krautscheid ging in diesem Zu-

sammenhang auch auf die heu-

tigedemografischeEntwicklung

und den daraus resultierenden

Nachwuchsmangel ein. „Viele

junge Leute wollen außerdem

studieren und wenden sich den

Hochschulen und Fachhoch-

schulen, statt einer Ausbildung

zu. In einigen Bereichen des

Handwerks ist oder wird es

schwer,freieAusbildungsstellen

zubesetzten.DieseHerausforde-

rungmuss dasHandwerk, umdie

Zukunft des Wirtschaftsstand-

ortes Deutschland weiter zu si-

chern, annehmen undmeistern.“

Die Ehrung der Jubilare fand

aufgrund der Anmeldezahlen

erneut an zwei Folgetagen statt.

WegendesRedaktionsschlusses

von„HandwerkSpecial“werden

in dieser Ausgabe Impressionen

ausschließlichder erstenEhrung

gezeigt (Folgeseite 6).