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Internationale Partnerschaftsprojekte des Handwerks

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Nr. 193

10. Oktober 2015

www.handwerk-special.de

Konferenz in Kigali

Experten von Politik,

Berufsbildung und Wirt-

schaft aus Ruanda und

Deutschland haben im

Rahmen einer zweitä-

gigen Konferenz in Ru-

andas Hauptstadt Kigali

die aktuelle Situation der

Berufsbildung im Baube-

reich analysiert und sich

über Möglichkeiten einer

weiteren Verbesserung

ausgetauscht. Die Siche-

rung hoher Ausbildungs-

standards und verstärkte

Ausbildung von Jugend-

lichen standen im Fokus.

Ruanda imHerzenAfrikas –und

das Partnerland von Rhein-

land-Pfalz – plant gerade im

Bereich der beruflichenBildung

und Weiterbildung eine Reihe

von Maßnahmen zur Verbes-

serung. Vor allem sollen junge

Menschen, die derzeit auf dem

Land leben und im Rahmen

landwirtschaftlicher Selbstver-

sorgung beschäftigt sind, durch

eine hochwertigeBerufsbildung

bessereChancenbekommen.Die

aktuelle Konferenz, organisiert

über die Handwerkskammer

(HwK) Koblenz als Projekt-

Berufsbildung in Ruanda ist Thema für internationale Experten

Duale Ausbildung soll auch in Ruanda ausgebaut werden

Ruanda ist das Partner-

land von Rheinland-Pfalz.

Und das Handwerk ist

intensiv in die Zusam-

menarbeit beider Länder

eingebunden. Doch das

ist noch längst nicht alles.

Der Botschafter der Republik

Ruanda, Igor Cesar, zeigte sich

aufeinerExpertenkonferenzin

Berlin am Partnerschaftspro-

jekt der Handwerkskammer

(HwK) Koblenz in Kigali,

Ruanda, sehr interessiert. Er

bewertet die Inhalte dieser

Zusammenarbeit als wichtig.

HwK-Hauptgeschäftsführer

Alexander Baden konnte den

Diplomaten bei einer Veran-

staltung der Gesellschaft für

Internationale Zusammenar-

beit (GIZ) in Berlin von der

Notwendigkeit des Projektes

überzeugen.

Igor Cesar will sich persönlich

für dieses und nachfolgende

Projekte engagieren. Er brach-

te zum Ausdruck, dass das

deutsche Duale System, insbe-

sondere mit den Ausbildungs-

zentren der HwK Koblenz,

HwK-Hauptgeschäftsführer Alexander Baden und

Igor Cesar, Botschafter der Republik Ruanda, arbei-

ten in Sachen Handwerk eng zusammen.

einen wesentlichen Beitrag zur

wirtschaftlichen Kraft der Bun-

desrepublik Deutschland leiste.

Er will deshalb Staatspräsident

Paul Kagame empfehlen, dieses

System auch in Ruanda einzu-

führen, was auch eine Übernah-

me der deutschen Fachbegriffe

des dualen Systems einschließt,

auf deren englische Überset-

zung verzichtet werden soll.

IgorCesarsprichtselbstperfekt

Deutsch und ließ sich gerne die

feinen Nuancen des deutschen

dualen Systems erklären,

die sich über ihre wörtlichen

Beschreibungen sehr gut dar-

stellen lassen.

Asiaten zu Gast

„Das duale Ausbildungssystem ist einzigartig“, so das Fazit

einer Besuchergruppe aus Singapur. Auf ihrer Studienreise

durch Deutschland machten die Gäste aus Südostasien in

mehreren HwK-Zentren Station. Hier überzeugten sie sich

vom hohen Stand der Ausbildung der Lehrlinge in den über-

betrieblichen Lehrgängen.

Die Gruppe wurde von Ng Cher Pong, Geschäftsführer der

Workforce Development Agency (WDA), geleitet. WDA ist eine

dem Ministerium für Arbeit angegliederte Behörde, deren Auf-

gabenbereich neben der Arbeitsvermittlung auch die strategische

Ausrichtung der Berufsbildung umfasst. Die Vertreter der WDA

und des Instituts for Adult Learning (Erwachsenenbildung) in-

formierten sich auch über die Aktualisierung der Berufsbilder,

die dem steten Wandel der Technik angepasst werden, was auch

Veränderungen der Ausbildungsrahmenpläne einschließt.

Delegation aus Singapur bei der HwK

Eine Besuchergruppe aus Singapur informierte

sich bei der Handwerkskammer Koblenz unter an-

derem über das duale Ausbildungssystem.

partner Ruandas, nutzten über

70 Vertreter der Bauwirtschaft,

der größten Bauverbände des

Landes, aus der Politik und dem

Bildungssektor zum Austausch.

Albert Nsengiyumva, Staats-

minister für Berufsbildung,

lobte das starke Interesse an der

Konferenz unddie Inhalte. „Hier

werden drei wichtige Themen

für die weitere Entwicklung

unseres Landes verbunden: die

wirtschaftliche Entwicklung

im Bausektor, die hochwertige

Ausbildung Jugendlicher und

dieVersorgungderBevölkerung

mitBauleistungen.Das deutsche

Know-how ist dabei besonders

wertvoll, denn gerade die Qua-

litätsstandards der beruflichen

Ausbildung sind weltweit aner-

kannt.“ Der Minister hatte sich

im Juni 2015 im Rahmen eines

BesuchsprogrammsbeiderHwK

Koblenz über Berufsbildung

informiert, dabei auch die Aus-

bildungswerkstättenbesuchtund

dasGesprächmitLehrlingenund

Ausbildungsmeistern gesucht.

In diesem Jahr wurden bereits

30 Berufsschullehrer über das

ProjektderHwKgeschult,wobei

es um einen hohen praktischen

Anteil und moderne Tendenzen

in den Berufen geht. Ab 2016

sollen, in Anlehnung an die

deutsche Erfahrung, ruandische

Jugendliche mit einer betrieb-

lichen Ausbildung beginnen.

Erste Betriebe haben sich bereit

erklärt, Jugendliche aufzuneh-

men, wofür sie vom Staatsmini-

ster ausdrücklichgelobtwurden.

AuchderdeutscheBotschafterin

Ruanda,PeterFahrenholtz,nahm

anderKonferenz teil undmachte

den Stellenwert deutlich: „Ru-

anda ist auf einem guten Weg,

sehen wir die wirtschaftliche

und politische Entwicklung. Er

ist sicherlich ein gutes Signal,

wenn die Regierung und die

Wirtschaftsverbände auf deut-

sches Fachwissen zurückgreifen

und unsere Erfahrungen nutzen.

Auch die jüngste Konferenz

in Berlin zeigt: Ruanda und

Deutschland arbeiten hier gut

und sehr intensiv zusammen.“

Die Initiative der HwKKoblenz

lobten Fahrenholtz wie auch

Nsengiyumva, die mit der Kon-

ferenzeineerstklassigePlattform

für den Informationsaustausch

organisieren konnte. Neben

demMeinungsaustauschwurden

auch praktische Seminare im

Bereich der Arbeitspädagogik

angeboten, die durch 30 Multi-

plikatoren genutzt wurden, die

mitdemvermitteltenFachwissen

ihrerseits Jugendliche ausbilden

werden.

Infos zu den HwK-Partner-

schaftsprojekten: Tel. 0261/

398-128, evelina.parvanova@

hwk-koblenz.de

Vertreter der ausbildenden Bauwirtschaft Ruandas

zusammen mit Minister Albert Nsengiyumva (4. von

links), dem deutschen Botschafter Peter Fahrenholtz

(5. von links) und HwK-Geschäftsführer Manfred Rube

(rechts) auf der Bildungskonferenz in Kigali.

Teilnehmer des Konferenz-Seminars zur Arbeitspäda-

gogik, das 30 Multiplikatoren nutzten.