Denkmalpflege im Handwerk: ein Beispiel aus Buch
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Nr. 191
11. Juli 2015
www.handwerk-special.deHandwerkskammer Koblenz bildet Fachkräfte für Lehmbau aus
Gerade im Bereich
des energiesparenden
Bauens zeichnet sich
Lehm auch in seiner
Vielseitigkeit als Bau-
stoff mit enormen Qua-
litäten für umweltver-
trägliches Bauen aus.
Die HwK Koblenz ist eine
von drei Schulungseinrich-
tungen, die die Fortbildung
Fachkraft Lehmbau (DVL)in
Zusammenarbeitmit demDach-
verband Lehm anbieten. Mit
der Qualifikation können sich
die Absolventen im Lehmbau
selbstständig machen und sich
neben der Restaurierung und
Sanierung auch imNeubau neue
Marktpotentiale eröffnen. So er-
lernendieTeilnehmernebendem
Einsatz von Lehmprodukten bei
der Restaurierung und Instand-
haltung auch das Errichten von
Stampflehmwänden und dieGe-
staltung von Oberflächen mit
Lehmputzen. Internationale
Dozenten vermitteln.
Ein wichtiger Baustein der
dreiwöchigen Fortbildung ist
dieAusführungdes theoretisch
Erlernten auf einer Praxisbau-
stelle.ImFreilichtmuseumBad
Sobernheim stellen die Lehm-
bauerihrKönnenunterBeweis.
Infos: Tel. 06785/ 9731-761,
zrd@hwk-koblenz.deFerienhäuser mit Seele
Mit viel Liebe zum
Detail wurde das
Dreiherrische Gericht
in Beltheim und das
Pilgerhaus in Buch vor
dem Untergang be-
wahrt. Eine besondere
Herausforderung war,
moderne Technik so
in die historische Bau-
substanz zu integrie-
ren, dass deren Cha-
rakter erhalten blieb.
Trotz moderner Technik blieb Geist der Gebäude erhalten
Komplett neu ist die moderne
Heizungsanlage und der Sani-
tärbereich. „Es gab ursprünglich
nur eine einzige Wasserstelle
im Haus“, erinnert sich Peter
Etzkorn. Um die Heizkörper
gut in das Erscheinungsbild
zu integrieren, ließ er die alten
Gussheizkörper von 1910 re-
staurieren und farblich anpas-
sen. Diese schmücken nun den
gemütlichen Wohnraum. Peter
Etzkorns Ferienhaus, das Platz
für 24 Personen bietet, hat nicht
nur historischen Charme, es ist
auchkomplettausgestattet–vom
Weinglas bis zum Kühlschrank
mit Eiscrusher.Das Feriendomi-
zil ist übrigens ab 10 Personen
und zwei Nächten buchbar. In
einem alten Gerichtsgebäude zu
schlafenund zu leben, verspricht
einen besonderen Reiz.
Pilgerhaus von
1826 umgebaut
Jüngstes Objekt, an das Peter
Etzkorn sein Herz verloren hat,
ist ein altes Pilgerhaus von 1826
inBuch.Erhates2013erworben,
nachdem er von der Generaldi-
rektionKulturellesErbe(GDKE)
auf eine mögliche Restaurie-
Peter Etzkorn rettete auch das alte Pilgerhaus in Buch
vor der Abrissbirne.
Bausubstanz erhalten und beschädigte vorsichtig re-
staurieren – das galt auch für das Treppenhaus.
rung angesprochen wurde. „Ich
brauchte ein paar Tage, ummich
zu entscheiden. Das Haus muss
zu mir kommen, mein Inneres
finden. Deshalb ziehe ich mich
zunächst zurück, um ein Gefühl
zu bekommen. Ich kratze hier,
schabe da, klettere umher.Wenn
meine Haare liegen bleiben und
sich nicht aufstellen, sage ich
ja“, lacht er.
Dabei stand von Anfang an
fest, dass in Buch viel geleistet
werden musste: Die Außen-
fassade des Gebäudes war mit
Asbestschiefer vernagelt, alle
Wetterdächer und Gauben ab-
gerissen. Sprossenlose Fenster
komplettierten den damaligen
Ist-Zustand. Auch imPilgerhaus
wurde alles entfernt, was nicht
dahin gehörte – von der Außen-
fassade bis zum Teppichboden.
Auch hier waren Dachdecker-
meister Frank Schneider aus
Beltheim und Tischlermeister
Dirk Pfläging mit im Boot.
Mit welcher Akribie Peter Etz-
korn am Werke war, zeigt, dass
er eigenhändig mit Schablone
undPinsel ein unter siebenFarb-
schichten frei gelegtes Zierband
an der Außenfassade erneuert
hat. „Es bestand aus 3.600 ein-
zelnenPunkten“, erzählt er nicht
ohne Stolz.
Die ersten Feriengäste haben
bereits Einzug gehalten. Sie
können sich auch von der Liebe
zum Detail überzeugen. Dank
des Engagements eines Hand-
werksmeisters in Zusammenar-
beit mit der Denkmalpflege und
Kollegen aus anderenGewerken
wurde ein kulturgeschichtliches
Kleinod erhalten.
Peter Etzkorn informiert im
Internet unter
www.historischesferienhaus.
de über die beiden Gebäude in
Beltheim und Buch.
Auch das ehemalige Pilgerhaus in Buch wurde in ein
gemütliches Gästehaus verwandelt.
Peter Etzkorn hat eigenhändig mit Schablone und
Pinsel ein unter sieben Farbschichten frei gelegtes
Zierband an der Außenfassade erneuert. Dieses Zier-
band bestand aus 3.600 einzelnen Punkten.
Der Außenbereich des restaurierten ehemaligen Pil-
gerhauses in Buch.l
Fotos: privat