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Meister des Jahrgangs 2014 im Portrait

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Nr. 187

7. März 2015

www.handwerk-special.de

Meister mit 61

„Es ist nie zu spät für einen neuen Weg, wenn die Lebensum-

stände es erfordern. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit

hatte, in meinem Alter noch die Meisterschule zu besuchen“,

so Ullrich Nelle aus Dickendorf im Landkreis Altenkirchen.

Der 61-Jährige Elektrotechnikermeister ist der Älteste unter

621 Jungmeistern, die ihren Großen Befähigungsnachweis

von der HwK Koblenz erhalten.

„Der Meisterbrief bestätigt meine Theorie, dass man alles er-

reichen kann, was man wirklich möchte. Meine viel jüngeren

Mitstreiter im Meisterkurs haben zuerst fragend geschaut, mich

aber schnell als Meisterschüler mit Erfahrungen in ihrem Kreis

aufgenommen“, betont Ullrich Nelle. Nach mehr als 20 Jahren

Tätigkeit als Computer-Administrator und Elektroniker in der

Entwicklungsabteilung der Firma Bosch in Reutlingen, zogen

ihn private Gründe nach Dickendorf. Hier hat er sich in der

Computerbranche selbstständig gemacht. Zusätzlich arbeitete er

für eine Elektrofirma in Kirchen als Subunternehmer.

Ullrich Nelle ist ältester Jungmeister

Allrounder Herbert Gatz: Meister über und unter Wasser

Er ist Rettungssanitäter, Tauchlehrer, Berufstaucher und

Kraftfahrzeugmechaniker. Im letzten Jahr hat er die Krone im

Handwerk, den Meisterbrief als Kraftfahrzeugtechnikermeister

erworben. Herbert Gatz aus Neuwied ist im Februar dieses

Jahres in die Selbstständigkeit gestartet.

Am Anfang stand für Herbert

Gatz die Handwerkslehre.

Seine Vorliebe fürs Tauchen

entdeckte er später, und da-

mit erweiterte er nach der

Ausbildung seine beruflichen

Einsatzmöglichkeiten. „Für

die Arbeit als Berufstaucher

sind fundierte handwerkliche

FähigkeitenVoraussetzung.So

griff eines zum anderen“, sagt

er. Nach 25 Jahren Tätigkeit

als Subunternehmer für Mei-

sterbetriebe, wollte es Herbert

Gatz noch einmal wissen und

esselbstzurMeisterschaftbrin-

gen. Er hat denMeisterkurs bei

derHandwerkskammer(HwK)

Koblenz in Teilzeit absolviert.

„Eine harte Zeit mit einemsich

lohnendem Ergebnis“, ist er

überzeugt.

Der 53-Jährige ist topfit. Das

muss er sein, wenn er als

Berufstaucher fünf bis sechs

Stunden am Tag Reparaturen

in Kläranlagen unter Wasser

durchführt. Zu seinen Aufgaben

unter Wasser gehört es auch,

Schiffsantriebe instandzu setzen

undverlorengegangeneLadung,

beispielsweise Stahlträger, zu

bergen. Arbeiten unter Wasser

sind für den Handwerksmeister

seltener geworden. „Etwa zehn-

bis zwölfmal im Jahr werde ich

gerufen. Das liegt aber daran,

dass ich nur regional tätig bin.

Weltweite Einsätze erfordern

lange Montagezeiten, fern der

Familie. Das ist nicht meine

Sache“, sagt er. Mit dem Mei-

sterbrief in der Tasche ist er aber

auch für denEinsatzüberWasser

bestens gerüstet.

Herbert Gatz setzt bei seiner

Arbeit auf seine mechanischen

Kenntnisse. „Dabei ist es egal,

ob ich an einem Radlader an

Land das Getriebe tausche

oder an einem Rührwerk unter

Wasser“, erklärt er. Zu seinen

Auftraggebern zählen haupt-

sächlich Industriebetriebe und

Betreiber von Kläranlagen.

Er repariert und wartet aus-

schließlich Industriemotoren

undAggregate, Baumaschinen

und Bagger. 24 Stunden ist er

für seine Kunden erreichbar.

Wenndann einmal einHilferuf

von einer Reederei kommt

und er ein Schiff wieder flott

bekommen soll, nimmt er

Meisterbrief mit 20!

Daniel Dewes aus Tawern

bei Trier ist der Jüngste

unter den 621 Jungmei-

stern, die am 8. März den

Großen Meisterbrief von

der Handwerkskammer

(HwK) Koblenz erhalten.

Der Augenoptikermeister

ist 20 Jahre jung.

„Das Interesse für meinen Beruf

wurde früh geweckt. Ich trage

seit meinemzweiten Lebensjahr

eine Brille und war deshalb

oft beim Augenoptiker. Der

Meister hat mich auch in seine

Werkstatt mitgenommen und

mir viele Geräte und Apparate

gezeigt.MehrerePraktika haben

mich in meinem Berufswunsch

weiter gestärkt“, erzählt der

Jungmeister. Nach derMittleren

Reife und dreijähriger Lehre hat

sich Daniel Dewes direkt zum

zehnmonatigen Meisterkurs an

der Fachschule für Augenoptik

und Optometrie „Optonia“

angemeldet. Die „Optonia“ ar-

beitet engmit der HwKKoblenz

zusammen, die auch den Prü-

fungsausschuss stellt.

Augenoptikermeister Daniel Dewes ist der Jüngste

„Ich wollte den noch frischen

Lernstoff weiter vertiefen und

einenoptimalenBerufsabschluss

inmeinemHandwerkerreichen“,

nennt der Jungmeister sein Mo-

tiv, direkt nach der Lehre weiter

zu lernen.

Für ihn hat sich der Meister-

kurs bereits bezahlt gemacht.

Daniel Dewes ist stellver-

tretender Geschäftsführer in

einem Optikerbetrieb in Konz.

Die Augenglasvermessung und

Kontaktlinsenanpassung gehört

unter anderem zu seinem Ver-

antwortungsbereich.„MeinChef

wollte vertretbar sein und hat

einen potentiellen Nachfolger

gesucht.OhneMeisterbrief hätte

ich die Stelle nicht bekommen.“

Jetzt gilt es für ihn, praktische

Erfahrungen zu sammeln. Das

Rüstzeug dafür hat er.

Augenoptiker Daniel Dewes ist der jüngste unter 621

Meistern des Jahrgangs 2014.

Um auch selbstständig Baustellen versorgen zu können, hat Ull

rich Nelle die Meisterausbildung in Angriff genommen. „Wir

haben innerhalb unserer Fahrgemeinschaft einen sehr effizienten

Lernkreis ins Leben gerufen, in dem wir uns gegenseitig un-

terstützten, den Lernstoff zu bewältigen. Mein mathematisches

Verständnis und mein starkes Interesse an Computern haben

schließlich dazu beigetragen, die Prüfungen zu bestehen“, sagt

er. Der Elektrotechnikermeister räumt ein, dass Ehefrau Ange-

lika ihn sehr ermutigt und unterstützt hat. „Sie hat sich in drei-

jähriger schulischer Ausbildung mit 50 Jahren zur Schneiderin

qualifiziert und sich damit ihren Traum erfüllt. Angelika hat mir

immer Mut gemacht, wenn ich einmal einen Hänger hatte.“ Ak-

tuell arbeitet Nelle weiter an drei Tagen für die Kirchener Firma

und steht als selbstständiger Unternehmer für Aufträge aus der

Elektro- und Computerbranche zur Verfügung.

Ullrich Nelle hat sich erfolgreich der Herausforde-

rung Meisterbrief gestellt.

den Auftrag gern

an. Sein Name ist

in Fachkreisen

bekannt, und sein

Spezialwissenwird

geschätzt. Herbert

Gatz weiß, dass

er dies der Kopp-

lung aus seinem

Handwerkunddem

Tauchen verdankt.

K.I.I.S Klär-und Ind.-anlageninstands., Neuwied

Jan 2015 | 1 Mitarbeiter | Instandsetzung über und unter Wasser

Tel. 02631/ 959 35 30 |

info@kiis-neuwied.de

Herbert Gatz,

Tauchlehrer,

Berufstaucher

und nun auch

Handwerks-

meister.