Handwerk Special Nr. 179 vom 10. Mai 2014 - page 15

Handwerk gestaltet . . . mit Farbe, Tapete und Können
15
Nr. 179
10. Mai 2014
„Sierscher“ Malertradition
Fragt man den vierjäh-
rigen Samuel, was er
einmal werden möchte,
gibt es eine klare Ansage:
Malermeister! Eigentlich
kein Wunder, denn alle
in der Familie waren Ma-
lermeister ... vom Vater
bis zum Urururgroßva-
ter. Seit gut 150 Jahren
ist die Familie Hess im
Westerwälder Siershahn
mit diesem Handwerk
verbunden, das aus ganz
unterschiedlichen Grün-
den ein besonderes Stück
Familiengeschichte ist.
Bis ins Jahr 1870 reichen die
Ursprünge zurück, in denen
Fritz Hess für seine Nachfahren
die handwerklichen Weichen
stellte. Den damals gegründeten
Betrieb führten nach ihm Ernst,
Erich, Hans-Erich und Andreas
Hess weiter – bis in die Jetztzeit.
EinFamilienwerk, das hiermehr
ist als nur „vom Vater auf den
Sohn“.Denn zumeinen stehtmit
Gerd Blaum ein Mitarbeiter im
Betrieb, der bereits 1965 unter
dem Großvater des heutigen
Chefs Andreas Hess ausgebildet
wurde. Seit 48 Jahren ist Blaum
ein Hess ... und damit länger
Mitarbeiter als Andreas Hess
alt ist.
Familie Hess: Sechs Maler-Generationen l(i)eben ihr Handwerk
Malerbetrieb Hess, Siershahn (Ww.)
Gegr. ca. 1870 | 3 Mitarbeiter | Malerarbeiten im Innen- und Außenbe-
reich, Spezialtechniken | Tel. 02623/ 5699
Für Maler und Lackierer
beginnt am 1. Oktober ein
Vollzeit-Meisterkurs. Ein
Teilzeit-Meisterkurs wird
ab dem 21. November ange-
boten. Beide Kurse finden
in Koblenz statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail
Meisterkurs
Maler/Lackierer
Info-Tel. 0261/ 398-314
Zum anderen ist das Familien-
gefüge selbst alles andere als
gewöhnlich: Ehefrau Alexandra
Hess ist gebürtige Kroatin,
der vierjährige Sohn Samuel
eigentlich Haitianer, dessen
gesamte Familie beim schweren
Erdbeben 2010 ums Leben kam.
Ehepaar Hess adoptierte das
Waisenkind – und nun sorgt
Samuel in Siershahn für Leben
und gute Stimmung im Hause
Hess. Wie ein „Alter“ klappt
er die Farbfächer auf und weiß
ganz genau, welchen Farbton
Omas, Opas oder die Eltern in
Küche undWohnzimmer haben.
Wann immer es geht, ist der Ju-
nior in der Werkstatt und kennt
sich mit dem handwerklichen
Fachterminus bereits bestens
aus. Auch „Sierscher“ Platt wird
geschwätzt undMalermeister ist
nicht nur der Traumberuf, weil
die Welt der Farben fasziniert,
sondern auch, weil es in der
Familie vor- und ausgelebt wird.
Malerhandwerk
gestern, heute, morgen
Geht es um den Malerberuf,
blitzendieAugenundeswirdlei-
denschaftlich.AndreasHess und
Vater Hans-Erich sprechen über
aktuelleTrends,hochwertigeAr-
beiten in der Nachbarschaft oder
imfrüherenBonnerRegierungs-
viertel, über das Gestern, Heute
und Morgen. „Einiges hat sich
verändert, einiges nicht“, lautet
das Fazit. So steht die Bereit-
schaft, für hochwertigeArbeiten
den Meisterbetrieb zu beauftra-
gen und für neue Techniken in
reinerHandarbeitauchmaleinen
Euro mehr auszugeben leider
der Sucht des Sparens häufig im
Weg. „Oft sind die Ansprüche
hoch, dürfenaber nichts kosten“,
nennen die beidenMalermeister
ein Phänomen unserer Zeit. Auf
der anderen Seite wächst der
Kreis der Kunden, der sehr real
einschätzen kann, was indivi-
duelle Beratung, handwerkliche
Umsetzung mit hochwertigen
Materialien und Langlebigkeit
wertsind.„ÜberJahregerechnet,
lässt sich so Geld sparen, denn
unsere Qualität hält wesentlich
länger“, machen dieMalermeis­
ter klar.
Die ganze Breite der
Malertechniken
Dabei bieten sie die ganzeBreite
derhandwerklichenMalerpalette
unddeckenauchSpezialbereiche
ab, so in Spachteltechniken, die
Andreas Hess in Italien erlernte.
1995 den Meisterbrief abgelegt,
hat er ständig an sich und seinen
Fähigkeiten weitergearbeitet.
Erfahrung und Wissen, das er
seit 2013 auch in seine Arbeit
als Sachverständiger einbringt.
„Er lebt diesen Beruf wie kein
Zweiter“, erzählt Ehefrau Ale-
xandra (die Kunden betreut und
Die vierte und fünfte Generation: Hans-Erich Hess (rechts) und seine Frau Doris
zeigen den Meisterbrief, ebenso wie Sohn Andreas (links). Mit dabei: Ehefrau Ale-
xandra und Adoptivsohn Samuel, der als Berufswunsch äußert: „Malermeister!“
Die dritte Generation – Erich Hess und seine Frau
Ludwina – baute den Betrieb in Siershahn aus und er-
öffnete ein Ladenlokal für Malerfachartikel.
berät) und verrät auch: „Wenn
wir in ein Restaurant gehen,
schauen andere auf die Tischde-
korationoderindieSpeisenkarte.
Mein Mann fasst nach wenigen
Augenblicken zusammen, in
welcherTechnikWändeverputzt
wurden,welcheFarbeoderTape-
tezumEinsatzkamundobsauber
bis in die letzte Ecke gearbeitet
wurde.“Malerhandwerk–dasist
bei Familie Hess mehr als Pinsel
und Farbe. Das ist Leidenschaft,
Verstand und Können. UndMa-
lermeister Samuel, der mit vier
Jahren schon ganz genau weiß,
dass das sein Traumberuf ist ...
1...,3,4,5,6,7,8,9,10-11,12-13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook