Handwerk Special Nr. 179 vom 10. Mai 2014 - page 21

Kfz-Handwerker feiern Jubiläum – Ein Sattler für alle Fälle
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Nr. 179
10. Mai 2014
Laubfrosch und Mosel-Opel
Familientradition bei Sürths: Seit 90 Jahren Opel-Partner
Seit 40 Jahren ist Manfred Seyffert im Sattlerhand-
werk aktiv. In seiner kleinen Werkstatt in Nauort er-
füllt er auch ausgefallenste Kundenwünsche.
1973 bestanden und wurde
zuvor bereits imFamilienbetrieb
ausgebildet. Sein erstes Auto:
Natürlich ein Opel. Wobei sein
Wagen Modell „Olympia“ eine
bemerkenswerte Vorgeschichte
hatte. Das Auto war unter dem
Erstbesitzer inderMosel „baden
gegangen. Meine Aufgabe war
es, das Fahrzeug trotz Was-
serschadens wieder fahrbar zu
machen“,erinnertsichKarlheinz
Sürth an die handwerkliche He-
rausforderung Ende der 1960er
Jahre. Zum Dank durfte er den
instandgesetzten „Olympia“
behalten. Und auch Stefanie
Sürth fuhr als erstes ... natürlich
einen Opel. „Wobei der Kadett
D, Sonderserie SR, amEnde fast
genau so viel Öl verbrauchte
wie Benzin“, schmunzelt die
studierte Betriebswirtin.
Beide Sürths blieben der Marke
treu,privatwieauchgeschäftlich
– auch inder Zeit, alsOpelKritik
einstecken mussten. „Das hat
sich geändert und dank neuer,
moderner Modelle in hoher
Qualität und einemordentlichen
MarketingkonzeptstehtdieMar-
ke heute wieder gut da“, erklärt
Stefanie Sürth – sicherlich auch
dank der Arbeit durch „Über-
zeugungstäter“ wie den Sürths.
Für die Zukunft sind Sürths
optimistisch: Einen fachlichen
Nachwuchsmangel kennt der
Betriebnicht,technischwieauch
personell istman gut aufgestellt.
So schaut man über die
90-Jahr-Feier im Herbst 2014
hinaus und peilt die „100“ an.
Denn die Erfahrung aus 90
Jahren hat auch gelehrt: Die
Zeiten kommen und gehen, ein
gesunder Familienbetriebbleibt.
24. April 2014: Im Auto-
haus Sürth erhält auf der
Hebebühne ein Wagen
seine neue Hinterach-
se, im Lager wird eine
Lieferung einsortiert, im
Verkauf werden Kunden
beraten. Alles ganz nor-
mal ... fast alles, denn
auf den Tag genau vor
90 Jahren gründete der
damalige Eigentümer ein
Autohaus. Am 24. April
1924 startet die Geschich-
te des Familienbetriebs
„Kiesselbach & Sürth“ in
Mayen, wo sie noch heute
geschrieben wird.
1924:EineVerordnungregeltdie
GründungderDeutschenReichs-
bahn als Staatsunternehmen.
Mobilität ist auch beim Auto-
bauerOpel einwichtigesThema,
understmalswirdinDeutschland
amFließband gefertigt. Mit dem
Modell „Laubfrosch“ avanciert
Opel zum größten deutschen
Autobauer!
SchlossermeisterHeinrichKies-
selbach erkennt in Mayen die
Möglichkeiten, die sichmit dem
Automobil alsMassenfortbewe-
gungsmittelverbindenundunter-
schreibt mit dem Rüsselsheimer
KonzerneinenVertrag.Absofort
istmanOpel-Partner ... auch 90
Jahre später noch.
1958 übergibt Heinrich Kiessel-
bach seinerseits denKfz-Betrieb
an Schwiegersohn Eduard Sürth
(womit sich der Name in „Kies-
selbach & Sürth“ ändert). Das
Familienunternehmen wächst
und erlebt turbulente Zeiten –
ob Weltwirtschaftskrise, Krieg
oder Wiederaufbau. Und auch
die Marke Opel sorgt nicht nur
für Highlights, sondern auch
mal für Nachrichten, die nicht
immer die Autofahrerherzen
höher schlagen lassen.
Vieles hat sich geändert – auch
das inzwischen mit Stefanie
Sürth eine Frau wichtige Un-
terscheidungen in der „Män-
nerhochburg Auto“ trifft. Was
immer blieb:DasOpel-Logo am
Betriebssitzundeinekontinuier-
liche Aufwärtsentwicklung des
Familienunternehmens.
Mit einem Opel tatsächlich
baden gegangen
36 Mitarbeiter, darunter sieben
Lehrlinge, zählt der Betrieb,
den Stefanie Sürth heute leitet.
Unterstützung erhält sie dabei
durch Ehemann Karlheinz. Der
Kfz-Mechaniker und Betriebs-
wirt hat seine Meisterprüfung
Sattler Seyffert
Die Sattlerei von Manfred Seyffert im Westerwälder Nauort ist
nicht groß, hat keinen repräsentativen Empfangsbereich und
ist auch nicht bis unter die Decke mit Hightech ausgestattet.
„Die Nähmaschine habe ich vor 15 Jahren gebraucht gekauft.
Sie ist das Herz meiner Werkstatt“, beschreibt Sattler Seyffert
sein Reich. Klein, aber fein – das trifft es hier wirklich gut.
Fachmann für Sofa bis Lenkrad
Und so fertigt er auch. „Ich
übernehme alle Aufträge
– vom Aufpolstern und
Neubeziehen alter Stühle bis
zur Komplettüberarbeitung
von Cabrios, innen und
außen, vom Teppich bis
zumDach“, erklärt Seyffert.
Neben der Nähmaschine,
die von einem deutschen
Markenherstellerspeziellfür
höhere Ansprüche gefertigt
wurde und wahrscheinlich
noch 100 Jahre ohne Pro-
bleme laufen wird, zählen
Spezialwerkzeuge für De-
montage und Wiedereinbau
von Autoeinrichtungen, Le-
derproben in 450 Varianten
und eine riesige Sammlung
Garn zum handwerklichen
Werkstattrepertoire.
Teppiche, Lenkräder, Stüh-
le, Türverkleidungen, der
Dachhimmel: Alles geht
durch seineHände. Auf dem
Tisch liegt ein altes Trak-
torlenkrad zum Aufarbeiten
neben dem Volant eines
Sportwagens, der gerade
frisch ab Werk ausgeliefert
wurde. „Der Besitzer hat im
Internet einen Lederbezug
gesehen, der ihm besser
gefällt. Also hat er das Bild
ausgedruckt und ich setze es
nun um“, erzählt Manfred
Seyffert eine der Geschich-
ten, die ein Handwerker wie
er laufend erlebt. Für sein
Handwerk stellt er fest, dass
Kunden durchaus den Wert von
Reparaturen gegenüber einer
Neuanschaffungschätzen.„Mei-
ne Auftragslage ist gut und die
Nachfrage steigt“, hält er fest.
Es sind Alltagsgegenstände wie
„Omas Sofa“ dabei, aber auch
exklusive Objekte wie die In-
neneinrichtung eines Mercedes,
Baujahr 1960, oder derUS-Fahr-
zeugmarke Excalibur.
Seit 40 Jahren ist Seyffert Sattler.
Mit 14 ging er in Koblenz in die
Lehre. Wechselnde Stationen
führten ihn als Betriebssattler
sogar zur Königsbacher Brau-
erei, wo er die Lkw-Planen
bearbeitete. Seit einigen Jahren
hat er nun seine eigeneWerkstatt
im Westerwald, zu der Kunden
sogar aus Bonn oder Frankfurt
kommen. „Ich bin mit dem, was
ich hier mache, glücklich“, sagt
er und strahlt eine grundsätzlich
positive Lebenseinstellung aus.
Wie schon sein Großvater, der
1925 in Bremen seinen Meis­
terbrief entgegennahm, pflegt
Manfred Seyffert die Familien-
tradition des Sattlerhandwerks.
Leidenschaft und Freude am
Beruf sind wichtige Voraus-
setzung, „und da jeder Auftrag
anders ist, wird es nie langwei-
lig“, freut sich Seyffert über die
ganzunterschiedlichenAufträge
seiner Kunden, die er bisher alle
perfekt umsetzen konnte.
36 Mitarbeiter zählt das Traditionsunternehmen heute,
darunter sieben Lehrlinge.
Autohaus Sürth, Mayen
Gegr. 1924 | 36 Mitarbeiter | Verkauf, Wartung, Reparatur von Kfz |
Opel-Partner (Kia, Renault) | Tel. 02651/ 9595-0 |
Unternehmenslenkrad in der Hand: Stefanie Sürth mit
Ehemann Karlheinz.
Autosattlerei Manfred Seyffert, Nauort
Gegr. 2006 | Einzelbetrieb | Sattlerarbeiten aller Art, Polsterung und
Lederarbeiten | Nachrüstung mit Sitzheizungen | Tel. 02601/ 950982
1...,9,10-11,12-13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24
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