Handwerk Special Nr. 179 vom 10. Mai 2014 - page 3

Aktuelles: Gesundheitstag bei der HwK – Interview zur EU-Politik
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Nr. 179
10. Mai 2014
Gesünder leben & arbeiten
Im Zentrum für Ernährung
und Gesundheit (ZEG) der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz drehte sich am 7.
Mai alles um das Thema
Gesundheit. Prominente
Unterstützung bekam der
Unternehmer-Gesund­
heitstag durch Sterne-
koch Johann Lafer. Er
griff selbst zu Topf, Pfan-
ne und Zutaten und lie-
ferte sich zusammen mit
Lehrlingen ein Kochduell
gegen Ausbilder der HwK.
Eine Verköstigung überzeugte
am Ende alle Teilnehmer der
VeranstaltungvomNährwertder
Sterneküche, zumal esTipps und
Kniffe gratis dazu gab.
Ziel des Tages, den die HwK
Koblenz in Zusammenarbeit
mit dem IHK/HwK-Fachbeirat
„Gesunde Betriebe“ initiiert
hatte, war es, die Gesundheit
und Leistungsfähigkeit aller
Beschäftigten zu erhaltenund zu
steigern und ihnen körperliche,
aber auch seelische Stabilität zu
geben.GesundheitundErhaltder
Leistungsfähigkeit müssen zu
einem Wert der Unternehmens-
kultur werden.
Alexander Schweitzer, Minister
für Soziales, Arbeit, Gesund-
heit und Demografie Rhein-
land-Pfalz, Professorin Dr. Jutta
Rump (Fachhochschule Lud-
wigshafen) undDr.med.Werner
Mölders, ehemaliger leitender
Betriebsarzt bei ThyssenKrupp,
sprachen mit weiteren Akteuren
derGesundheitsbranche imRah-
men einer Podiumsdiskussion
darüber, wie Unternehmen ihre
Mitarbeiter bei derGesundheits-
förderung aktiv und tatkräftig
unterstützen können.
Arbeitsminister Alexander
Schweitzer hob hervor, dass es
im Eigeninteresse der Betriebe
liege, ihre Beschäftigten so
lange wie möglich gesund im
Beruf zu halten: „Durch den
Erhalt der Gesundheit und da-
mit auch der Zufriedenheit der
MitarbeiterinnenundMitarbeiter
können Betriebe langfristig die
Leistungsfähigkeit ihrer Be-
schäftigten sichern, Fehlzeiten
reduzieren und die Arbeitsmoti-
vation erhöhen. Das kommt so-
wohl den Beschäftigten als auch
denBetrieben zugute und erhöht
nachhaltig die Wettbewerbs-
fähigkeit des Unternehmens.“
Durch ihreüberschaubareGröße
Unternehmer-Gesundheitstag mit Johann Lafer beim Handwerk
Nachgefragt
Konjunktur und Meisterbrief
Eine starke Konjunktur und Sorgen um
die Entwicklung des Meisterbriefes,
ausgelöst durch die Evaluierung der
Berufszulassungsregelungen seitens der
EU, kennzeichnen die Lage des Hand-
werks im Frühjahr 2014. Im Interview
geht HwK-Präsident Werner Wittlich
auf die jüngste Wirtschaftsumfrage unter
2.800 Betrieben und auf die Sichtweise
des deutschen Handwerks bezüglich der
EU-Pläne ein. Denn auch wenn deutsche
Politiker Entwarnung geben und verspre-
chen, „Der Meisterbrief bleibt!“, könnten
dieBrüsselerÜberlegungenweitreichende
Folgen nach sich ziehen – sowohl für den
Meisterbrief,alsauchdiedualeAusbildung
und die deutsche Gesamtwirtschaft.
Herr Wittlich, die EU hat den deutschen Meisterbrief im
Visier. Was sind die Hintergründe?
InBrüssel gibt esPläne, Zugangsbeschränkungen inderAusübung
vonBerufenzuüberprüfenundsienachMöglichkeitabzuschaffen,
wenn sie sich als nicht notwendig oder als unverhältnismäßig
erweisen. Es ist zu befürchten, dass Qualifikationen wie der deut-
sche Meisterbrief als Hemmnis für eine freie Tätigkeitsausübung
definiert werden. Im Zuge dieses Prozesses prüft die EU, welche
Regulierungsmechanismen es gibt und ob dabei die Verletzung
einer Verhältnismäßigkeit vorliegt. Das hört sich kompliziert und
bürokratisch an, in der Folge aber könnte die EU Deutschland
vorschreiben, erkannteMarktzugangsregulierungen imHandwerk
zu liberalisieren – sprich: den Meisterbrief abzuschaffen oder auf
nur wenige Handwerksberufe zu reduzieren. Verbraucherschutz,
Qualität in den Leistungen des Betriebes wie auch in der Aus-
bildung würden, wie die Erfahrungen des Handwerks mit der
Novelierung der Handwerksordnung 2004 bestätigen, darunter
leiden und all das, was hinter dem Meisterbrief steht, in Frage
stellen. Das ergäbe einen Dominoeffekt, der sehr zu Lasten des
Handwerks und der deutschen Wirtschaft ginge. Hiervor warnen
wir deutlich und weisen auf weitreichende Folgen für den Wirt-
schaftsstandort Deutschland hin.
Einige deutsche Politiker schließen sich dieser Sichtweise
nicht an – warum?
Der Bundesrat hat zu Jahresende 2013 eine Resolution verab-
schiedet, in der man sich deutlich für den Meisterbrief ausspricht
– auch, weil sich mit ihm ein hohes Ausbildungsniveau und
Verbraucherschutz verbinden. Natürlich freuen wir uns über
solche Signale, die das Handwerk als Anerkennung und Zuspruch
wahrnimmt. Doch der Hinweis auf nationale Hoheit bei einem
Qualitätsmerkmal wie demMeisterbrief reicht leider nicht. Denn
ein EU-Beschluss muss durch die Mitgliedsstaaten umgesetzt
werden und hier haben wir große Bedenken, wie man sich davor
schützen will. Zuspruch allein reicht also nicht. Das Handwerk
fordert ein klares und entschiedenes Handeln der deutschen
Politik auf EU-Ebene. Es kann und darf nicht sein, dass man bei
unterschiedlichenQualitätsstandards in den EU-Mitgliedsstaaten
ausgerechnet die schwächsten Werte zum Standard machen will.
Mitten in dieser Diskussion wurde der neue Konjunktur-
bericht für das Handwerk fertig. Wie ist er ausgefallen?
Die Wirtschaftslage im deutschen Handwerk ist – auch dank
Meisterbrief! – gut wie selten zuvor. Unsere Betriebe berichten
über eine gute Auftragslage und steigende Umsätze. Auch die
weiteren Aussichten stimmen optimistisch. Ich betone aber auch
hier: Das ist uns nicht zugefallen! Wenn wir die Wirtschaftslage
in anderen Staaten sehen, steht Deutschland überdurchschnittlich
gut da. Offensichtlich stimmen bei uns also die Rahmenbedin-
gungen und wir haben uns diese Wirtschaftskraft hart erarbeitet.
Damit verbinden sich Werte, die wir herausstellen und bewahren
müssen. Das müssen wir verstärkt ins Bewusstsein bringen und
gemeinsam dafür sorgen, dass Werte wie der Meisterbrief nicht
nur Zuspruch erfahren, sondern man auch für sie kämpft.
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
sindBetriebevonHandwerkund
Mittelstandflexibler,traditionell
familiennah und sehr anpas-
sungsfähig. Dabei bestehen in
diesem Wirtschaftszweig gute
Voraussetzungen, Arbeit ge-
sundheitsgerecht zu organisie-
ren. Ein Vorteil, den noch mehr
handwerkliche Betriebe nutzen.
So informierten Fachleute in
Vorträgen, Workshops, Diskus-
sionen und im Ausstellungsbe-
reich auf einem „Markt der Er-
fahrungen“ überMöglichkeiten,
gesundheitlichen Problemen
beispielsweise durch Bewe-
gung und gesunde Lebensweise
vorzubeugen. Angebote zur
Stressbewältigung,zurgesunden
Ernährung, aber auch zu Well­
ness für den Alltag standen auf
dem Programm.
Die Veranstaltung war eine gute
Vorbereitung zur Teilnahme am
Wettbewerb „Gesunde Betriebe
inderRegionMittelrhein“ 2015.
Der Wettbewerb wurde von
der Initiative Region Mittel­
rhein e.V. zusammen mit ihren
Partnern – darunter die HwK
Koblenz – ins Leben gerufen. Er
soll alle zwei Jahre stattfinden.
Der Unternehmer-Gesundheits-
tag wurde mit Unterstützung
des Projektes „Handwerk vital
&demografiefest“ durchgeführt
und durch den Europäischen
SozialfondsunddasMinisterium
für Soziales, Arbeit, Gesundheit
und Demografie gefördert.
Infos bei derHwK-Koblenz, Tel.
0261/ 398-327, E-Mail mareile.
Lehrlinge griffen im Rahmen eines Koch-Duells zu-
sammen mit Starkoch Johann Lafer zu Topf, Pfanne
und Zutaten.
Ausbildungsprojekt mit Spanien
Spanische Jugendliche
als Lehrlinge in regio-
nalen Handwerksbetrie-
ben – das ist seit 2013 All-
tag. Jetzt bereiten sich die
nächsten Jugendlichen
auf ihre Ausbildung vor.
Nun erfährt das Projekt ei-
ne Ausweitung auf weitere
Handwerksberufe: Im August
beginnen 13 Jugendliche aus
Spanien mit einer Ausbildung
zum Bäcker und Fleischer.
Mit dabei: Joan Josep Sena
Antoni. Bereits in der ersten
Woche als Praktikant haben
der 23-Jährige und Ausbilder
Frank Klein („Klein’s Back-
stüffje“, Koblenz) den Lehr-
vertrag unterschrieben. Mit
dabei: Verantwortliche der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz und der Agentur für
Arbeit als Initiatoren und Part-
ner bei diesem internationalen
Ausbildungsprojekt.
Joan Antoni (links) wird
ab Herbst durch Frank
Klein (rechts) ausgebildet.
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