Handwerk Special Nr. 154 vom 2. November 2011 - page 17

Gelebte Automobilgeschichte im Handwerksbetrieb
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Nr. 154
2. November 2011
NdT am 5.11.: Faszination Grüne Hölle
125 Jahre Automobilge-
schichte bedeuten auch
125 Jahre Streben nach Ge-
schwindigkeitsrekorden.
Seit Gründung des Nür-
burgrings im Jahr 1927
übt dieser seine Faszi-
nation auf rennsportbe-
geisterte Menschen aus.
Rallye- und Rundstre-
ckenfahrzeugenamhafter
Traditionshersteller, die
dort regelmäßig unter-
wegs waren und sind,
zeigt die Kfz-Werkstatt
2 im HwK-Metall- und
Technologiezentrum
(Raum1.29)währendder
Nacht der Technik (NdT)
am 5. November als ein
beredtes Zeugnis deut-
scher Renngeschichte.
Informationen unter
Spezialisten fürKfz-Elektrik
Wenn Horst Vogtmann ins Erzählen kommt, wird ein Stück
Automobilgeschichte lebendig und besonders die der Kfz-
Elektrik. Diese nämlich ist eine noch recht junge Episode in
der Chronologie der Mobilität, wenngleich sie in heutigen Fahr-
zeugen bis ins kleinste Detail hineinwirkt. Der bald 71-jährige
Kfz-Elektrikermeister hat die Gründung von Vogtmann+Herold
(V+H) in Neuwied als kleiner Junge miterlebt.
Vogtmann+Herold bietet Rundum-Service in der Automobiltechnik
Steckbrief: Vogtmann+Herold, Neuwied/Koblenz
Gegr.1947 | 47Mitarb.(14Meister,9L.) | Bosch-Service,Kfz-Elektrik/-Elek-
tronik|PKW,LKW,Oldtimer|Tel.:02631/9643-0|
Sein Vater Karl Vogtmann hatte
als gelernter Schmied bei Opel
Wirtz an Achsen und Federn
von Kutschwagen gearbeitet.
Später kam der Anbau von
Lichtmaschinen an Kardan-
wellen hinzu, während der
Anschluss der Leuchten selbst
noch den Kraftwerksbetreibern
vorbehalten war. Aber aus der
Beschäftigung mit den ersten
elektrischen Komponenten am
Fahrzeug heraus – und seinem
ursprünglichen Berufswunsch
Elektriker folgend – eignete sich
Karl Vogtmann schließlich das
zweiJahrespäterbestätigteihnen
die Stadt, dass der Beginn des
Gewerbebetriebes auf den 15.
Januar 1949 festgesetzt worden
sei. Einen Monat später erhielt
KarlVogtmanndenMeisterbrief
für das Kfz-Elektrikerhandwerk
durch den Präsidenten der HwK
Koblenz JakobOllig–und stellte
den ersten Lehrling ein.
Doppelte
Kontinuität
Damit beginnt eine kontinu-
ierliche Erfolgsgeschichte, die
seit 1956 mit der Marke Bosch-
Dienst verbunden ist. V+H
entwickelt sich zu einem der
seltenen Spezialisten für die
Kfz-Elektrik, der – neben dem
„Standardprogramm“ einer
Kfz-Werkstatt–Dieseleinspritz-
systeme, Fahrtenschreiber und
Taxameter, Standheizungs- und
Klimasysteme repariert und
wartet, Flüssiggasumrüstungen
vornimmtundFahrzeugkommu-
nikationssysteme verbaut. Seit
1976 setztV+HimGeschäftsbe-
reichSondertechnikBaugruppen
für die Bundeswehr und deren
Fahrzeuge instand.
Durch die Ausweitung der
Geschäftsfelder wird 1965 der
Umzug des Unternehmens auf
die Grüne Wiese im Neuwieder
Gewerbegebiet Distelfeld er-
forderlich, der seither mehrere
Erweiterungen erfahren hat.
1999übernehmendieNeuwieder
den Koblenzer Bosch-Dienst
Scherer, 2008 den dort benach-
barten Fahrzeuglackierer und
Karosserieinstandsetzer Josef
Schneider. So ist V+H heute ein
Vollservice-Anbieter, der sich
als einer von bundesweit zwölf
Bosch-Partnern im „Classic-
Netzwerk“ auch der Oldtimer
annimmt.
Ein zweites Feld der erfolg-
reichen Kontinuität ist das Aus-
bildungsengagement, in diesem
Ausbildungsengagement:
Berufsschullehrer und Kfz-
Meister Jörg Kreuser erteilt
den Lehrlingen in einem ei-
genen „Klassenzimmer“ bei
Vogtmann+Herold zusätz-
lichen Fachunterricht.
Kfz-Elektriker Thomas Engler repariert einen Gene-
ratoren-Regler im Bereich der Sondertechnik.
Kfz-Elektriker Reiner Kopper
setzt eine Standheizung für
Schwerfahrzeuge instand. 1990
hat Vogtmann+Herold auch die
Lizenzfertigung dieser Geräte
für Webasto übernommen.
Höchste Zeit, das
Auto winterfit zu ma-
chen: Einstellung und
Funktion der Beleuch-
tung (oben), Frost-
schutz und Schmier-
stoffe (l.), Reifen
... das Team von
Vogtmann+Herold
packt’s an.
Foto: privat
nötige Fachwissen an, um die
bis dahin externe Leistung in
den Betrieb zu holen.
EinweitererSchrittvorderGrün-
dung eines eigenen Betriebes
war der Kontakt zum ebenfalls
bei Wirtz beschäftigten Kunst-
schlosser Johannes Herold. Den
Bedarf als Marktchance erken-
nend, beschlossen die beiden die
Gründung einer Werkstatt für
Autoelektrik mit Batterielade-
station und -reparatur, die sie am
27.Januar1947beiderGewerbe-
polizei Neuwied anzeigten. Erst
Jahr gekrönt mit dem 2. Platz in
der Kategorie Mittlere Betriebe
beim Bundesbildungspreis des
DeutschenKfz-Gewerbes. „Seit
derBetriebsgründungbildenwir
ununterbrochen aus“, versichert
Horst Vogtmann, zwei neue
Lehrlinge pro Jahr kommen
hinzu. „Wir können nicht alle
übernehmen, aber mit un-
seremAusbildungsschwer-
punkt in der Kfz-Elektrik
und -Elektronik kommen
alle leicht woanders unter“,
ergänzt Tochter Rita, die
seit 1981 als Bürokauffrau und
Bilanzbuchhalterin im Betrieb
mitarbeitet, gemeinsam mit
Kfz-Elektrikermeister Stephan
Lange die Geschäfte in der
dritten Generation führt und an
neuen Kapiteln der Geschichte
des Kfz-Elektrikerhandwerks
schreibt.
Neben Quattro & Co.
dabei: der BMW M1.
BRfoto/Dirk Reiter
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