Handwerk Special Nr. 148 vom 9. April 2011 - page 12-13

Lebenslinien
Aussteller­
gemeinschaft
Steinmetze
und Friedhofs­
gärtner
Basaltkruste mit naturrauer
Oberfläche und gesägter Innen-
seite,diedurchbewusstgewählte
Durchbrüche einenBlick auf das
Darunterliegende gewährt. Dort
ist auf einem fein geschliffenen
vulkanischen Tuffstein eine
durchlaufende Inschrift mon-
tiert, die aus wasserstrahlge-
schnittenemMetallgussgefertigt
wurde.
„Die Öffnungen zeigen, wie
verwundbar Stein sein kann
und erlauben einen Blick auf
den Sinnspruch, der durch seine
Verborgenheit Rätsel aufgibt
und nur den Hinterbliebenen im
Ganzen bekannt ist“, schildert
Regina Schöppel die Symbolik
des Einzelgrabmals, das auf
dem Festungsplateau zu sehen
sein wird.
Im Zeichen
des Steins
Seit 1993 führen Gerd Ahl-
born und Regina Schöppel
ihren Steinmetzbetrieb in Ko-
blenz-Pfaffendorf. Beide sind
Handwerk baut BUGA – Steinmetze zeigen moderne Grabmale
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Nr. 148
9. April 2011
Handwerk baut BUGA – Steinmetze zeigen moderne Grabmale
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Nr. 148
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Verborgene Inschriften in Stein
Auf schweren Fachwerk­
balken aus Eichenholz
ruhen vier Sandsteine.
An ihren Innenseiten
rankt sich ein Schriftzug,
der nur für den aufmerk­
samen Betrachter sicht­
bar wird. Es sind Zeilen
des Dichters Friedrich
Hölderlin, die dort zu le­
sen sind.
„Die Schrift haben wir an dieser
versteckten Stelle platziert, um
den Betrachter neugierig zu
machen, ihn in das Denkmal
hineinzuziehen. Dort ist Platz
für etwas sehr Persönliches
zwischendemVerstorbenenund
den Hinterbliebenen, das nicht
für jeden direkt ersichtlich sein
soll“, erklärt Steinmetzmeister
GerdAhlborndie Idee, die hinter
der Gestaltung dieses Grabmals
für die BUGA in Koblenz steht.
„Außerdem soll der Blick von
den Steinplatten auf das histo-
rische Fachwerkholz dahinter
gelenkt werden. Die Anordnung
der Steine lässt den Betrachter
die Kreuzform erahnen“, fügt
Steinmetzmeisterin Regina
Schöppel hinzu. Zusammen mit
Gerd Ahlborn leitet sie den Be-
trieb in Koblenz-Pfaffendorf.
Auf dem Ausstellungsbereich
„GrabgestaltungundDenkmal“,
der während der Bundesgar-
tenschau in Koblenz auf dem
FestungsgeländeEhrenbreitstein
seinen Platz findet, sind die
beiden mit zwei Grabstein-Ent-
würfenvertreten. Aus insgesamt
260 eingereichtenBewerbungen
wurden schließlich rund 120
Entwürfeausgewählt,dieabdem
15. April der Öffentlichkeit prä-
sentiertwerden.„DenBesuchern
soll zum einen der Beruf des
SteinmetzesundSteinbildhauers
nähergebracht werden. Zum an-
deren gibt die Ausstellung neue
Anregungen für die Gestaltung
von Grabmalen“, führt Gerd
Ahlborn aus.
Auch das zweite Grabmal von
Regina Schöppel und Gerd
Ahlborn vereint zwei Materi-
alien zu einem harmonischen
Ganzen. Hierbei entschieden
sichdiebeidenSteinmetzmeister
entsprechend dem Themenfeld
„Spannungsräume: Formen,
Strukturen, Texturen“ für eine
Steinmetzhandwerk auf der BUGA: Koblenzer Meister mit zwei Grabmalen vertreten
Steckbrief:SteinmetzAhlborn/Schöppel,Koblenz
Gegr.1993 | 4Mitarb.(2Meister) | SteinarbeitenfüralleLebens-,Wohn-
räume | Tel.: 0261/ 76861 | E-Mail:
Regionales Handwerk auf der BUGA
Auf dem BUGA-Ausstellungsbereich „Grabgestaltung und
Denkmal“ sind noch drei weitere Handwerker aus dem Bezirk
der HwK Koblenz vertreten. Aus Odernheim (Landkreis Bad
Kreuznach) ist Steinmetzmeister Karl-Heinz May, aus Sim-
mertal (Landkreis Bad Kreuznach) die Steinbildhauerei Barth/
Grabmale Jokel und aus Leubsdorf (Landkreis Neuwied) die
Kunstschmiede Sebastian Hoppen vertreten (s. Fotos).
Steinmetzhandwerk zu machen.
Ich wollte künstlerisch arbeiten,
amliebstenSkulpturen aus Stein
entstehen lassen“, erinnert sich
Regina Schöppel, die zunächst
Architektur studierte, doch ihre
Berufung in den vielfältigen
Bereichen dieses Handwerks
gefunden hat. Das gestaltende
und auf höchster Präzision
Spannungs­
räume: For­
men, Struk­
turen, Tex­
turen
Die Themenfelder der Grabgestaltung
Die Ausstellung „Grabgestaltung und Denkmal“ im Rahmen der
Bundesgartenschau (BUGA) inKoblenzwird erstmalig in verschie-
dene Ausstellungsteile untergliedert. Für die in Form von Ellipsen
gestalteten acht Felder auf dem Festungsplateau Ehrenbreitstein
wurdenbestimmteThemenvorgegeben, die sich indeneingereichten
Entwürfen der Steinmetze widerspiegeln sollten (s. Kreise).
Die beiden Steinmetzmeister Regina Schöppel und Gerd Ahlborn montieren die
vier Sandsteinplatten mithilfe von Edelstahldübeln auf den Fachwerkbalken,
bevor das Grabmal auf das BUGA-Festungsgelände transportiert wird.
Es grünt so grün ...: Dachgarten am HwK-Pavillon
Einzelgrab „Fachwerk“ (l.),
Steinmetzbetrieb Barth/Jo­
kel, Simmertal: Das Grabmal
zeichnet in seiner Form die
Geradlinigkeit des Verstor­
benen nach. Das eingearbei­
tete Holzelement erinnert an
den Beruf des Verblichenen,
der Zimmerer war. Das
Schriftband umschließt das
Grabmal und verläuft ohne
Unterbrechung.
Urnengrab „Spuren“ (r.),
Steinmetzbetrieb Barth/Jokel,
Simmertal: Das Grabmal
greift den Gedanken auf,
dass jeder Mensch Spuren
in seinem Leben hinterlässt.
Bei Regen läuft das Wasser
an den ros­tigen Eisenplatten
entlang, verbindet sich mit
dem Rost und hinterlässt auf
dem Grabstein so individuelle
Spuren wie der Verstorbene
zuvor in seinem Leben.
Foto: privat
Foto: privat
Grabmal
aus Corten­
stahl, Kunst­
schmiede
Hoppen,
Leubsdorf:
Das vor­
stehende
Kreuz wurde
aus vollen
Stahlplatten
ausgearbei­
tet, nicht
geschweißt.
Die untere
Platte be­
steht aus
Cortenstahl.
Das Kreuz
wurde zwei­
mal mit 24
Karat Blatt­
gold überzo­
gen.
Foto: privat
Blick auf den Ausstellungsbereich
der Steinmetze auf der Festung
Ehrenbreitstein: Mit dem Beginn
der BUGA werden alle Grabsteine
gesetzt und die Befestigungen von
den Gärtnern bepflanzt sein.
Außerge­
wöhnliche
Pflanzen­
kombina­
tionen
Symbol
– Sprache
Spiel mit Far­
ben, Akzenten
und Kon­
trasten
Memoriam-
Garten
Grabmal „Regenbogen“, Steinmetzbe­
trieb May, Odernheim: Ein Regenbogen,
bestehend aus spektralfarbigen Ple­
xiglasstreifen, berührt eine Basaltla­
vastele. Sie trägt die Namenszüge der
beiden Verstorbenen. In die Seiten des
Steins ist der Spruch „Wir sehen uns
wieder am Ende des Regenbogens“ ein­
gemeiselt. Die leuchtenden Farben des
Regenbogens stehen im Kontrast zum
dunklen Basalt, wie das Leben zum Tod.
begeisterte Liebhaber des Ma-
terials Stein und fertigen für
ihre Kunden neben Grabmalen
kunstvolle Steinarbeiten für
alleLebens- undWohnbereiche.
NachberuflichenZwischenstati-
onen haben sie sich bewusst für
dieses Handwerk entschieden.
„Nach der Schule war ich fest
entschlossen, eine Lehre im
beruhende Arbeiten war es, das
GerdAhlborn für das Steinmetz-
handwerk faszinierte und so
nachhaltig überzeugte, dass er
seinen ursprünglich eingeschla-
genen Weg eines Studiums der
Kunstgeschichte in die Praxis
verlagerte und eine Lehre als
Steinmetz begann.
Den Meisterbrief zu erwerben,
war für beide selbstverständlich.
„Dass wir Meister in unserem
Handwerk sind, kommt zualler-
erst unseren Kunden in vielerlei Hin-
sicht zugute. Durch unsere jahrelange
Erfahrung können wir sehr behutsam
auf die individuellen Anforderungen,
die beispielsweise ein Trauerfall mit
sich bringt, eingehen. Gemeinsam
finden wir eine Lösung, die den An-
sprüchen des Verstorbenen und auch
der Hinterbliebenen gerecht wird“,
betont der Handwerksmeister Gerd
Ahlborn, der sich auch als stellvertre-
tender Obermeister der Steinmetz- und
Steinbildhauerinnung Mittelrhein für
sein Handwerk einsetzt.
Die beiden BUGA-Grabsteine der Steinmetzmeister
Ahlborn und Schöppel auf dem Festungsgelände.
Neue
Lebenswelten
Direkt neben dem Pavillon „Faszination
Handwerk“ in der Nähe des Deutschen
Ecks/Basilika St. Kastor entsteht eine
exemplarische Gründachanlage. Zwar ist
unter der neu geschaffenen Landschaft in
diesem Fall kein Gebäude versteckt, doch
die hergerichtete Fläche entspricht eins zu
eins der eines Dachbiotops. Rund 1.500
Flachballenstauden werden auf der Fläche
vor dem Pavillon in die aufgeschüttete Er-
de gepflanzt. Umrandet von einem Kies-
streifen, der als vegetationsfreie Zone für
die Be- und Entwässerung des Dachs nö-
tig ist, werden die Stauden die Dachbegrü-
nung zusammen mit einigen Tothölzern
komplettieren. Derzeit legt das regionale
Dachdeckerhandwerk in Kooperation mit
der Paul Bauder GmbH letzte Hand an das
Gründach. Oswald Höfer (r.), Geschäfts-
führer des Landesinnungsverbandes des
Dachdeckerhandwerks RLP, und Reinhard
Dillmann (3.v.r.) von der Paul Bauder
GmbH koordinieren die letzten Arbeiten,
bevor die Pflanzen angeliefert werden.
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