Handwerk Special Nr. 148 vom 9. April 2011 - page 21

Ein Beruf im Wandel: Das Schornsteinfegerhandwerk
21
Nr. 148
9. April 2011
SchöneTradition
Wer freut sich nicht über
eine Begegnung mit dem
Schornsteinfeger und
möchte ihn berühren?
InvielenTeilenNorddeutsch-
lands war es früher üblich,
dass der Kaminkehrer in
voller Berufskleidung und
rußgeschwärzt amNeujahrs-
tag von Haus zu Haus ging,
um das Kehrgeld zu erheben.
Dabei wünschte er allen
Bewohnern ein glückliches
neues Jahr.Basierendauf die-
sem Brauch gilt der Schorn-
steinfeger bis zum heutigen
Tag als Glücksbringer.
Mit Kehrbesen und Messgeräten
Bezirksschornsteinfegermeisterin Angelika Spitz arbeitet in ihrem Traumberuf
Regellehrzeit kann er gleich die
Meisterschulebesuchen. Zurzeit
lernen in Rheinland-Pfalz 25
Lehrlinge im ersten Lehrjahr.
Ausdauer
belohnt
„Ich habe damals noch fünf Ge-
sellenjahre absolviert und mich
alsMeisterinindieWartelistefür
einenKehrbezirkeintragenmüs-
sen. Erst alsBezirksschornstein-
fegermeisterin darf man einen
eigenenSchornsteinfegerbetrieb
betreiben“, erzählt Angelika
Spitz. 1979 war sie übrigens die
ersteweiblicheSchornsteinfege-
rin in Rheinland-Pfalz. „Ich bin
stolz, seit 1999 Bezirksschorn-
steinfegermeisterin zu sein.“
Planung von neuenHeizungsan-
lagenberatenwirdieKunden,um
die Feuerung so energiesparend
und umweltfreundlichwiemög-
lichzuhalten“,umreißtAngelika
Spitz ihr Aufgabengebiet. Heute
zählen neben den traditionellen
Reinigungswerkzeugen moder-
ne Prüf- und Messgeräte zum
Handwerkszeug. „Technische
Veränderungen der Feuerstätten
sowie der Einsatz moderner
Brennstoffe haben die Ent-
wicklung unseres Handwerks
maßgeblich bestimmt“, so die
Bezirksschornsteinfegermeiste-
rin. Für sie heißt das, nicht nur
die lange Leine, den Kehrbesen
sowie die schwere Kugel zu
„Noch bin ich eher un-
typisch“, sagt Bezirks-
schornsteinfegermeiste-
rin Angelika Spitz aus
Puderbach/Ww. und blickt
auf ihre schwarze Arbeits-
kluft.
Steckbrief: Angelika Spitz, Puderbach/Ww.
Gegr. 1999 | 1 Mitarbeiter | Betreuung von rund 2.500 Haushalten
| Tel.: 02684/ 9580-288 |
handhaben, sondern auch bei-
spielsweise mit dem Endoskop
umzugehen.
Lehrling
gesucht
„Ich möchte sehr gern ausbil-
den und würde mich über ein
Mädchen oder einen Jungen
mit Interesse sehr freuen. Meine
Liebe und mein Faible für un-
seren abwechslungsreichen und
spannenden Beruf möchte ich
gern weitergeben“, sagt die 46-
Jährige. „TechnischesVerständ-
nis muss man in unserem Beruf
schon haben“, erklärt Angelika
Spitz. „Darüber hinaus erwarte
ich vom zukünftigen Lehrling
gute Noten inMathematik, Phy-
sik und Chemie. Natürlich muss
man schwindelfrei sein, wenn es
hoch hinaus geht. Körperliche
Fitness ist ein Muss!“
DieArbeitdesSchornsteinfegers
beschränkt sich längst nicht nur
auf das Kehren. Er kommt viel
herum, lernt Menschen kennen
und setzt sich aktiv für die Luft-
reinhaltung ein. Er ist Prüfer und
Berater zugleich. Schon bei der
Planung von neuen Heizungs-
anlagen ist sein Fachwissen
gefragt. Nach der dreijährigen
Schornsteinfeger-
meisterin Angelika
Spitz ist auf den
Dächern des Wester-
walds unterwegs.
SiearbeitetinihremTraumberuf
und das mit „Leib und Seele“.
„Die Leute schauen mir immer
nach, weil viele eben immer
noch keine Frau unserer Zunft
gesehen haben.“ Die Meisterin
ist zuständig für denKehrbezirk
Neuwied IX (VG Dierdorf) mit
ca. 2.500 Haushalten.
„DasKaminkehrenmacht heute
nur etwa ein Drittel der Arbeit
aus.Abgasmessungen,zumBei-
spiel von Gasheizungsanlagen,
gehören ebenso dazu. Bei mo-
dernen Feuerstellen, die kaum
noch Ruß produzieren, wird
der freieSchornsteinquerschnitt
kontrolliert, da bereits geringe
AbweichungenvomSollzustand
im Schornstein zu gefährlichen
Funktionsstörungen der Feuer-
stätte führen können. Bei der
Mit Wärmebildern versteckten Energieverlusten auf der Spur
Die Regenbogenfarben
verraten alles: Auf der
Infrarotaufnahme eines
Hauses zeigen rote und
violette Stellen, wo Wär-
me entweicht und Energie
vergeudet wird.
Wer seinen Energieverbrauch
senken will, kommt mit einer
Thermografie schnell voran:
Sie entlarvt Schwachstellen
wie mangelhafte Isolierung,
schlecht dämmendes Fens­
terglas, defekte Fensterdich-
tungen, verzogene Rahmen
oder Risse im Bauwerk. Ein
Verfahren, das gerade in den
Wintermonaten besonders
effektiv angewendet werden
kann, denn bei Temperaturen
um den Gefrierpunkt sind die
Bedingungen ideal, zuwarmes
Wetter beeinträchtigt das Er-
gebnis einer Thermografie.
Sind die Wärmeschlupflö-
cher bekannt, können sich
Hausbesitzer von Architekten
und Fachhandwerkern bera-
ten lassen. Diese wissen, mit
welchen Maßnahmen man am
meisten Energie sparen kann.
„Wärmeverluste zu minimieren
kostet oft weniger, als viele
Eigenheimbesitzer befürch-
ten“, weiß Christian Schrö-
der, Unternehmenssprecher der
Ener­gieversorgung Mittelrhein
GmbH (EVM). „Thermografie
ist einwirksames Instrument um
festzustellen,woSchwachstellen
sind“, sagt Christian Schröder.
EVM-Kunden konnten im zu-
rückliegenden Winter Ther-
mografieaufnahmen zu Sonder­
konditionen ordern. Der An-
sturm auf die informativen
Wärmebilder war groß, weshalb
die EVM ihre Aktion auch im
nächsten Winter fortsetzen
wird, damit alle Interessenten
möglichst bald Maßnahmen
zur Beseitigung von Energie-
verlusten umsetzen können.
„Durch unsere Aktion haben
wir Hausbesitzern etwas an
die Hand gegeben, womit sie
konkrete Angebote zur Ab-
hilfe einholen können. Durch
Infrarotaufnahmen wird das
Energiesparpotenzial konkret.
Unser Angebot liefert einen
detaillierten Ansatz zu Mög-
lichkeiten der energetischen
Gebäudesanierung, von dem
dann in der Umsetzung auch
das Handwerk profitiert.“
Eine Thermografie und an-
schließend die Durchführung
zielgerichteter Maßnahmen
zur Energieeinsparung lohnen
sich auch im Hinblick auf den
Energieausweis, der Mietern
und Käufern von Immobilien
Daten zum Energieverbrauch
liefert. Die EVM bietet ihren
Kunden an zehn Stellen in
ihremNetzgebieteinefundierte
Energieberatung.
Das Bild der Wärmekamera deckt mit rot-violetten
Farben die Schwachstellen der Isolierung auf.
Grafik: EVM
5 stolze Frauen
Fünf Unternehmerfrauen
haben ihre Fortbildung zur
„Fachwirtin für kaufmän-
nische Betriebsführung“ in
der Hunsrück-Akademie der
HwK in Simmern erfolg-
reich beendet. Neben Beruf,
Familie und Haushalt haben
sie sich den Schulbüchern
gewidmet, ihre Kenntnisse
erweitert und durch eine
anerkannte Abschlussprü-
fung bestätigen lassen. Die
Fortbildung wird modular
angeboten und umfasst die
Themen Personal, Recht,
Betriebswirtschaftslehre,
Marketing und Ausbildung
der Ausbilder. Jedes Modul
schließtmiteinerTeilprüfung
ab. Diese ist eine praxisbezo-
gene, handlungsorientierte
Projektarbeit. Der modulare
Aufbau ermöglicht einen
flexiblen Einstieg in die
Fortbildung.
Infos und Anmeldung,
Tel.: 0261/ 398-415, Inter-
net:
1...,10,11,12-13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24
Powered by FlippingBook