Handwerk Special Nr. 148 vom 9. April 2011 - page 7

Durchstarter im Handwerk: Vom Lehrling bis zum Existenzgründer
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Nr. 148
9. April 2011
Investition in Jugend und Betrieb
Werkzeug & Maschinenbau Zimmermann bildet aus
Vom Bade- zum Kfz-Meister
„Ich habe keine Angst
etwas zu wagen, denn nur
wer Risiken eingeht, lernt
mutig zu sein“, beschreibt
Abdelkrim Aouragh aus
Remagen seine Philoso-
phie. Seit Juni 2010 ist
der 40-jährige Kraftfahr-
zeugtechnikermeister
selbstständig.
Abdelkrim Aouragh lebt seit
1993 in Deutschland. „Ich habe
in Agadir als Bademeister und
Animateur für Touristen gear-
beitet“, erzählt der Marokkaner.
So lernte er seine spätereEhefrau
kennen und folgte ihr in die
Heimat. „Da ich an Fahrzeugen
schon immer stark interessiert
war,lageineAusbildungimKfz-
Handwerk nahe. Ohne Deutsch-
kenntnisse war es allerdings
sehr schwer für mich. Ich bin
meinemersten ehemaligenChef
noch heute für seine Toleranz
und Unvoreingenommenheit
dankbar“, betont er.
NachGesellenjahreninverschie-
denen Unternehmen, in denen
er praktische Erfahrungen bei
Reparatur und Wartung unter-
schiedlicherKfz-Typensammel-
te, entschloss sich Aouragh zum
BesuchderMeisterschulebeider
HwK Koblenz. Auch die ersten
Meisterjahre absolvierte er als
Angestellter.
Existenzgründer: Abdelkrim Aouragh ist Partner rund ums Auto
Steckbrief: Karim Kfz-Tech, Remagen
Gegr. 2010 | 1 Meister | Reparatur und Wartung von Fahrzeugen
aller Marken | Tel.: 02642/ 9999355 |
Erfolg ist
gründliche Arbeit
„Man braucht den nötigen Biss,
ein gesundes Selbstvertrauen,
Durchsetzungsvermögen und
dieBereitschaft anzupacken, um
den Schritt in die Selbstständig-
keit zu wagen. Kaufmännisches
und rechtlichesWissen und eine
gute Portion Menschenkenntnis
sind neben dem Fachwissen
Voraussetzung für den Start“,
beschreibt er seinen Weg in die
Selbstständigkeit.
„Sicher macht man sich immer
wieder Gedanken, ob dieser
Schritt richtig war. Auch schlaf-
loseNächtegehörendazu. Trotz-
dem sehe ich meine Zukunft
sehr optimistisch. Wennman im
Vorfeld gründlich recherchiert
und solide plant, bleibt der
Erfolg nicht aus“, ist sein erstes
Fazit nach einem halben Jahr.
Er dankt den Betriebsberatern
der Handwerkskammer, die
ihm stets mit Rat und Tat zur
Seite gestanden und seinenWeg
begleitet haben.
In Deutschland
angekommen
„In unserem Handwerk muss
man technisch immer auf dem
neusten Stand sein. Endlose
Fehlersuche amFahrzeug ist out.
Man muss mit Köpfchen und
Know-how gezielt vorgehen“,
so Aouragh. Er betont, dass die
anspruchsvolle Technik hand-
werkliche Sorgfalt erfordert.
„Nursobekommtmanmodernes
Motor- und Antriebsmanage-
ment in den Griff“, weiß er. In
seinem Meisterbetrieb repariert
er Fahrzeuge aller Marken.
„Alles was Krach macht“, lacht
er. Auch Motorräder und Fahr-
räder mit Elektroantrieb werden
bei „Karim Kfz-Tech“ instand
gesetzt.
„Karimnennenmich alle.Meine
Mama in Marokko hat mich
immer so gerufen“, erklärt er
seinen Firmennamen. Und hat
Kfz-Technikermeister Abdelkrim Aouragh bei der Arbeit am Motorblock.
Checklisten für alle Fälle
Die Betriebsberater
der Handwerkskammer
Koblenz sind für die
Handwerksbetriebe kom-
petente Ansprechpartner
in unternehmerischen
Fragen.
triebsübernahme, Unterneh-
mensführung, Investition,
Standort- und Marktdaten,
Finanzierung, Bürgschaften,
Rating, Förderprogramme, Li-
quiditätssicherung, Marketing
und Kooperationen.
Infos und Terminvereinba-
rung, Tel.: 0261/ 398-251,
Sie haben Checklisten und
Merkblätter zu den unter-
schiedlichsten Themen ent-
wickelt. So beispielsweise
zu Existenzgründung, Be-
er Sehnsucht nach seinem Hei-
matland? „ImUrlaub fliegenwir
immer hin. Meine Familie lebt
ja dort. Das Meer fehlt. Doch
ich habe mich schon früh mit
anderenKulturen beschäftigt. In
Deutschland bin ich angekom-
men“, philosophiert er.
rige.JüngstesBeispiel:Ramazan
Coskun. Der 20-Jährige hat vor
wenigen Tagen seine Lehre
erfolgreich abgeschlossen und
arbeitet nun als Geselle mit.
Maren Lorscheid, Lehrling im
3. Lehrjahr, hat die Zwischen-
prüfung mit Bestnoten absol-
viert und ist auf gutem Weg
zur Zerspanungsmechanikerin.
„Maren hat mich während eines
Praktikums überzeugt.DenTest,
den alle zukünftigen Lehrlinge
bei uns machen müssen, hatte
sieweniger souverängemeistert,
aber die Einstellung insgesamt
warsuper.Jetztzeigtsiemitihren
Ergeb-
nissen,
dass ich
m i c h
nichtge-
täuscht
h a b e “ ,
so Frank
Z i mm e r -
mann.
Er führt den Be-
trieb zusammen
mit seinem Bruder
Dirk, ebenfalls Werk-
zeugmachermeister,seit
und Spritzgusswerkzeuge als
Einzelteile und in Kleinserien
her“, beschreiben beide das
Aufgabenspektrum.„Inunserem
BerufsindhochpräzisesArbeiten
und ein Händchen für Hightech
gefordert. Teamfähigkeit ist
ebenfalls wichtig“, betonen sie.
„Ich habe ein Faible für Technik
und bin in meinem Beruf genau
richtig“, ist Lehrling Maren
sicher. Und Geselle Ramazan
betont: „Wenn die Leistung
stimmt, spielt es keine Rolle, ob
Mädchenoder Junge. Eine junge
Frau sorgt sogar für einen noch
freundlicheren Umgangston.“
Informationen zur Lehre für
Jugendliche und Unterneh-
mer bei der HwK-Ausbil-
dungsberatung, Tel.: 0261/
398-323, Fax: -996, E-Mail:
-
ternet:
Werkzeugmachermeister Dirk Zimmer­
mann mit Geselle Ramazan Coskun
und Lehrling Maren Lorscheid (v.l.).
„Ausbildung heißt für
mich Investition in die
Zukunft,gleichzeitigInves­
tition in meinen Betrieb.
Ich bilde Fachkräfte aus.
Was ich gebe, bekomme
ich zurück“, ist Werk-
zeugmachermeister Frank
Zimmermann aus Horhau-
sen (AK) überzeugt.
„Die Lehrlinge sind von Anfang
an in die Betriebsabläufe inte-
griert. Man lernt sich während
derAusbildungauchmenschlich
kennen. Wenn es passt, steht
am Ende der Ausbildung der
Arbeitsplatz“,erklärtder39-Jäh-
Team arbeitet im Vorrichtungs-
und Werkzeugbau. „Wir stellen
beispielsweise Stanz-, Biege-
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12-13,14,15,16,17,18,...24
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